Path:
Der Hochbau III. Privatbauten VII. Gebäude für Vereine

Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,2/3 Der Hochbau (Public Domain)

VII. Gebäude für Vereine. 
281 
gemäfs, nur künstliche Beleuchtung (und zwar durch Gas) und kann durch einen Vorhang 
in zwei Räume von 19 m zu 14 m und 13,50 m zu 10 m getheilt werden. In der nörd 
lichen Wand ist eine um mehrere Stufen erhöhte Nische, der „Orient“ angebracht, die 
ebenfalls durch einen Vorhang abzuschliefsen ist. An der Rückwand dieser Nische ist 
zwischen zwei Sphinxen in flachem, vergoldeten Relief eine Palmenlandschaft mit Pyramiden 
dargestellt. Die Beleuchtung mit verschiedenfarbigem Licht, dessen Quelle dem Beschauer 
verborgen bleibt, ist von überraschender Wirkung. 
In dem Zwischengeschofs und den entsprechenden Räumen des ersten Stockwerks 
sind Verwaltungsräume untergebracht. Die hinteren Räume enthalten die Arbeitssäle für 
die Mitglieder der oberen Ordensgrade. Der gröfsere dieser Räume ist aufs reichste ver 
ziert und in Roth und Gold gehalten. Die Umrahmung des „Orients“ stellt sich hier als 
eine von Sphinxen bewachte Tempelfront mit dem Sonnenbilde im Giebelfeld dar. 
Im Untergeschofs liegen unter den Vorderzimmern die Pförtnerwohnung, unter 
der Diele der Heizraum, unter den Logensälen und der Halle die Küche mit ihren Neben 
räumen, unter dem Speisesaal eine Waschanstalt und die Wohnung des Oekonomen. 
Das Aeufsere ist ein schlichter Putzbau in Barockformen von ernster Haltung. Die 
Baukosten haben rd. 500 000 Ji betragen. 
Der alte Schlüter'sehe Bau dient dem täglichen geselligen Verkehr der Logen 
mitglieder. Der ursprüngliche Eintrittsflur an der Strafse ist in ein Damenzimmer ver 
wandelt. Die Figurennische bezeichnet den ursprünglichen Eingang; jetzt findet der Zugang 
nur von der Halle aus durch eine Thür in der Giebelmauer statt. Im ganzen wohl erhalten 
ist noch der nach dem Garten vorspringende, ins Obergeschofs hineinragende Gartensalon, 
dessen viel zu wenig bekannten Hauptschmuck die vier von Schlüter herrührenden 
Gruppen der Welttheile in bemaltem Stuck bilden. 
21. Die Grofse National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln in der 
Splittgerbergasse, die älteste der Berliner Grofslogen (im Jahre 1740 durch Friedrich den 
Grofsen gestiftet), hat in der Zeit vom Juli 1886 bis März 1888 durch den Architekten 
C. Heidecke einen Erweiterungsbau 1 ) aufführen lassen, der sich dem eben besprochenen 
als ein würdiges Seitenstü k anreiht. Auch diese Loge besitzt ein grofses Parkgrundstück, 
inmitten der Stadt, auf einem Theile der ehemaligen Befestigungswerke an der Wallstrafse. 
Auf der 1857 an die Stadt verkauften gröfseren Hälfte des Grundstücks ist die Inselstrafse 
durchgelegt, das Kölnische Gymnasium, eine Volks-Badeanstalt erbaut und ein Park an 
gelegt worden. Die ältesten der jetzt noch vorhandenen Baulichkeiten stammen aus den 
Jahren 1833—1835. Damals entstand nach Plänen des Hof-Bauinspectors Hesse der jetzige 
Mitteltheil der Anlage. Dieser enthielt im Erdgeschofs den Speise- und Festsaal, der jetzt 
in drei Zimmer getheilt ist, und darüber den Arbeitssaal. 1842 —1845 ward durch den 
Stadt-Baurath Langerhans ein T-förmiger, an den Hesse’schen Saalbau sich anschliefsender, 
dreigeschossiger Kopfbau mit einem Treppenthürmchen angefügt. Er enthält Wirthschafts- 
und Gesellschaftsräume, Verwaltungsräume, Castellanwohnung, Bibliothek und Säle für die 
Arbeiten in den höheren Graden. 
Durch den letzten Erweiterungsbau sollte vor allem ein gröfserer „Tempel“ und 
ein gröfserer Festsaal geschaffen werden. Durch Verkauf eines 35 m tiefen Streifens 
Gartenland an der Inselstrafse wurden die Mittel für den Bau gewonnen. Der alte Saalbau 
wurde verbreitert, um für den neuen Tempel, der wieder im ersten Stock anzuordnen war, 
gröfsere Breite zu gewinnen. Im Erdgeschofs gewann man dadurch Raum für ein Spiel 
zimmer und eine Garderobe. Der Arbeitssaal erhielt eine Breite von 14,40 m, eine 
Länge von 28^0 m und eine Höhe von 10,10 m. Die Decke ist als korbbogenförmiges 
Tonnengewölbe ausgebildet mit drei Paaren grofser, ebenso geformter Stichkappen. In 
den sechs nur zum Lüften bestimmten Fenstern sind farbige Glasbilder mit allegorischen 
Darstellungen (Wahrheit, Stärke, Schönheit, Glaube, Liebe, Hoffnung) cingefügt, die durch 
1) Deutsche Bauzeitung. 1888. Nr. 96. Gedenkschrift von H. Schlichting, Das Mutterhaus der 
Grofsen National-Mutterloge usw. Berlin 1888. 
Berlin und seine Bauten. III. 
36
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.