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XVI. Gebäude der Justizverwaltung.
Stadtbahn, sowie Pferdebahn- und Omnibuslinien gewähren, als sehr zweckmäfsig gewählt
bezeichnet werden.
Der Entwurf für die gesamte Anlage ist von dem späteren Ober-Baudirector
Herrmann unter Mitwirkung des Geheimen Ober-Regierungsraths A. Busse aufgestellt.
Die Bauleitung hat in den Händen des damaligen Bauinspectors Lorenz und des damaligen
Baumeisters Reimann gelegen. 1 )
Die Anordnung der Geschäfts- und Gefängnifsgebäude auf dem etwa 379 a grofsen
Terrain ist, soweit angängig, symmetrisch zu der Halbirungslinie des spitzen Winkels erfolgt,
welchen die Fluchten der oben genannten beiden Strafsen mit einander bilden (Abb. 354).
Im Mittelbau des Gebäudes, an der stark abgestumpften Ecke, befindet sich zu
ebener Erde der Eintrittsflur, darüber im ersten Stock der grofse, in einem Mittelflügel,
hinter der Haupttreppe und der geräumigen Wartehalle, der kleine Schwurgerichtssaal, beide
zur gemeinschaftlichen Benutzung durch beide Landgerichte. Die ursprüngliche Eintheilung
(Abb. 355) verwies die beiden Amtsgerichte auf das Erdgeschofs, die Kammern der Land
gerichte auf das erste, die Staatsanwaltschaften und die Untersuchungsrichter auf das zweite
Stockwerk, wobei Land
gericht II und Amtsge
richt II im nordwestlichen
Theile des Flügels an der
Rathenower Strafse unter
gebracht worden waren.
Infolge der Vermehrung
des Geschäftsumfanges hat
sich diese Eintheilung zwar
hinsichtlich einiger Räume
verschoben, ist jedoch im
grofsen und ganzen noch
heute zutreffend; indessen
hat für die Amtsanwalt
schaft sowie für das Bureau
einer Strafkammer nur
durch Anmiethung von
Räumen in einem Wohn-
hause Werftstrafse 7 Platz
beschafft werden können.
Im Kellergeschofs sind sie- uu : ■ 7 t, t t . t i • r i‘
ben Dienstwohnungen und
ein Depot für gestohlene Sachen, im Dachgeschofs reponirte Acten untergebracht.
Die Strafsenfronten des Gebäudes zeigen über einem mit Granit und blaugrauem
Kalkstein verblendeten Sockel Architekturtheile aus gelblichem schlesischen und hanno
verschen Sandstein sowie mit rothen Laubaner Steinen verblendete Flächen. Das Aeufsere
ist im Rundbogenstil gehalten und verräth jene Mischung mittelalterlicher Bau- und Con-
structionsformen mit antikisirenden Einzelbildungen, wie sie die Kirchenbauten der sechziger
und siebziger Jahre, zum Theil auch den Rathhausbau kennzeichnet. Die Vorderfront an
der stumpfen Ecke mit dem Haupteingang im Erdgeschofs und dem grofsen Schwurgerichts
saal im ersten Stock ist durch zwei Thürme flankirt. Ein triforienförmiger Arkadenfries
trennt beide Hauptgeschossc. Die vier Rundpfeiler zwischen den Bogenöffnungen tragen
vier Porträtstatuen preufsischer Könige. Die drei Figurengruppen über den drei Haupt
eingängen, Borussia, Justitia und das römische Recht darstellend, rühren von Schulz,
Geyer und Afinger her. — Das Innere ist einfach behandelt. Reicher ausgestattet durch
ornamentale und figürliche Malerei sind nur die Haupträume, die Eintrittshalle im Erd
geschofs, der grofse Schwurgerichtssaal, dessen Dcckenvoute bezeichnende Sinnsprüche in
A. Gerichtsgebäude.
B. Weibergefängnifs.
C. Männergeiängnifs.
D. Verwaltung.
E. Küchengebäude.
F. Krankenhaus.
G. Beamte.
Abb. 354.
Criminalgericht und
Untersuchungs-
gefangnifs, Lageplan.
1) Zeitschrift für das Bauwesen, Jahrgang 1885.