XI. Die Museen, Bibliothek und Archiv. 217
umschliefsendes Trapez von 105 m gröfster Länge und 40,80 m Tiefe, in den dreigeschossigen
Seitentheilen 24 m, in dem durchgehenden Mittelbau 31,07 m hoch, kehrt es seine süd
liche Schmalseite dem Alten Museum, seine östliche Hauptfront der National - Galerie zu.
Im Gegensatz zu dem älteren Werke Schinkels ist bei dem Stüler’schen Bau das
Gewicht künsterischer Gestaltung nicht dem Aeufsern, sondern dem Innern des Hauses
zugewendet worden. Die einfachen, mit horizontalen Fensterüberdeckungen ausgeführten
Fagaden, welche die feinen Formen der hellenischen Renaissance zeigen, kommen zu
keiner besonderen Geltung.
Die Eckbauten der Ostseite
tragen zwei Flachkuppeln,
von denen die nördliche
später mit Glas eingedeckt
wurde. Der erhöhte Mittel
bau, dessen Fenster zu einer
grofsen, durch korinthische
Säulen und Gebälk getheilten
Gruppe zusammen gezogen
sind, ist mit Giebeln gekrönt
(vergl. den Lichtdruck).
Für das desto prächtiger
durchgeführte Innere haben
der Königliche Bauherr und
sein Architekt das Programm
aufgestellt, dafs die Decora-
tion der einzelnen Räume
mit den darin enthaltenen
Kunstgegenständen im Zu
sammenhänge stehen, und
dafs hierbei der lebenden
Kunst reiche Gelegenheit zur
Entfaltung gegeben werden
müsse. Abgesehen von den
Bedenken, welche man im
Interesse der alten Werke
und ihres Studiums gegen
diesesPrincip erheben könnte,
hat sich als ein verhäng-
nifsvoller Nachtheil dieses
Programms herausgestellt,
dafs dabei der Entwicklung
und Vermehrung der Samm
lungen, welche von Zeit zu
Zeit eine veränderte Anord
nung bedingen, nicht Rech
nung getragen ist. Es wurde
jener Zusammenhang übri
gens nur zum geringeren Theile — bei dem ägyptischen Museum — durch die architek
tonische Ausbildung und Detaillirung der Räume, hauptsächlich dagegen durch decorative
Malerei und gröfsere Wandgemälde angestrebt.
Der Haupteingang unter der Säulenhalle gegenüber der National-Galerie zeigt eine
bemerkenswerthe Thür, welche nach Modellen von Berges, Schiffeimann usw. in Kupfer
niedergeschlagen und bronzirt worden ist. Eine erst nachträglich angeordnete Windfang
anlage schützt Vestibül und Treppenhaus gegen Zugluft. Die Decke des Vestibüls wird
von vier monolithen Marmorsäulen getragen.
Berlin und seine Bauten. EC.
Abb. 221. Neues Museum und National-Galerie, Lageplan.
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