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X. Kirchen.
der Frankfurter Chaussee mittels eines besonderen, rd. 500 m langen Weges zugänglich,
sodafs eine Verbindung zwischen der Stadt und dem Friedhofe durch Eisenbahn, Pferde
bahn und Fuhrwerk gesichert ist.
Dem Eingang des Friedhofes, welcher von einem 2 m hohen Bretterzaun um
schlossen ist, liegt zunächst ein Wohngebäude für den Verwalter und zwei Todtengräber,
in der Mitte der ganzen Anlage die hoch gelegene Leichenkapelle, welche in den Jahren
1890—1893 nach den Plänen des Stadt-Bauraths Blankenstein mit einem Kostenaufwand
von rd. 130000 Ji. erbaut wurde. Der Bau ist eine Centralanlage mit einem quadratischen,
durch ein Kuppelgewölbe von 9 m Durchmesser geschlossenen
Mittelraum, welcher auf drei Seiten durch tiefe Blendbögen
und auf der vierten Seite durch den Altarraum erweitert
ist. Rechts und links schliefsen sich an den Kuppelraum
zwei kleinere Kapellen an. Vor dem Haupteingang liegt eine
Wandelhalle, die gleichzeitig den directen Zugang zu den
Seitenkapellen vermittelt; neben dem Altarraum befinden sich
die Räume für die Leidtragenden und für den Geistlichen.
An der Hinterfront, wo das Gebäude steil abfällt, liegt der
Leichenkellcr zu ebener Erde, sodafs die Leichenwagen direct
vor den Eingang fahren und die Leichen bequem absetzen
können. Durch eine Wendeltreppe und einen Leichenaufzug
sind der Keller und das Erdgeschofs mit einander verbunden.
Die Erwärmung geschieht durch eine Niederdruck-Dampf
heizung und ist für eine kräftige Ventilation des Kellers
gesorgt; eine künstliche Beleuchtung ist nicht vorgesehen.
Der Bau ist in Ziegelrohbau mit Tcrracottagesimsen
und sparsamer Verwendung von Sandstein ausgeführt.
Durch den Berliner Verein für Feuerbestattung ist
ferner auf dem Friedhofe ein einfacher runder, mit Oberlicht
erleuchteter Kuppelbau zur Aufnahme von Aschenurnen für
die in Gotha feuerbestatteten Personen errichtet.
Die Entfernung des Friedhofes von der Stadt machte
es nothwendig, auf dem alten Begräbnifsplatze in der Frie-
denstrafse ein Depot zu errichten, welches die auf Kosten
der Stadt zu beerdigenden Leichen aufnimmt bis zur Ueber-
führung in der der Einlieferung folgenden Nacht nach dem
Friedrichsfeldcr Friedhof.
Leichensammelstelle in der Diestelmeyer-
strafse. Infolge des Eingehens des Friedhofes in der
Friedenstrafse wurde im Jahre 1892 mit dem Bau einer
neuen Leichensammelstelle in der Diestelmeyerstrafse, un
mittelbar neben dem Parochial-Kirchhof, begonnen.
Die Leichenhalle (Abb. 218) liegt auf dem hinteren Theil des Grundstücks soweit
von der Nachbargrenzc entfernt, dafs ein geräumiger Hofraum übrig bleibt, auf welchem
die Leichenwagen umwenden können. Die Eingänge zu den Leichenräumen sind dement
sprechend an der Hinterfront der Leichenhalle angeordnet. Da der Kellerfufsboden unter
Benutzung des abschüssigen Terrains nur 1,20 m tiefer als die Thürschwelle liegt, können
die Leichen bequem in den Keller geschafft werden. Das Untergeschofs dient nur als
Leichenkeller, während in dem darüber liegenden Geschofs ein Kapellenraum mit Neben
zimmer für den Geistlichen und ein Lcichcnraum untergebracht sind.
Vom an der Strafse liegt das Wächterwohnhaus, ein eingeschossiger Bau mit gewölbtem
Keller. — Die Gebäude sind in Ziegelrohbau ausgeführt und mit Schiefer eingedeckt. Die
Leichenräume sind überwölbt, der Kapellenraum hat eine sichtbare Holzdecke erhalten.
Oiestelmeyer-Str.
Abb. 218.
Lageplan der Leichenhalle
Diestelmeyerstrafse.