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Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,2/3 Der Hochbau (Public Domain)

X. Kirchen. 
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Kaiser Wilhelms I. vorzugsweise gewidmet. Auch in dem Aeufsern des Baues tritt dieser 
Theil durch die beiden halbrunden Treppenausbauten deutlich in Erscheinung. 
Als äufseres Schaustück betrachtet steht das Bauwerk an bevorzugter Stelle in 
schiefwinkliger Lage zu allen sechs Strafsenfluchten, und seine mächtige Baumasse mit dem 
hoch herausgereckten Thurm beherrscht das westliche Stadtbild. Die Kirche ist mit dem 
Chor nach Osten gerichtet, sodafs die Front nach Charlottenburg hinzeigt. Der Bau hat 
einen Fassungsraum von 1760 Sitzplätzen. 
Die Spannung des Langhauses zwischen den Pfeilern sowie die der Kreuzarme ist 
12m, die Breite des ersteren mit Einschlufs der Seitenschiffgänge 19,25 m. In der Kreuzung 
von Lang- und Querhaus ergiebt sich durch Hinzuziehung der Seitenschiff breiten des Lang 
hauses eine quadratische Vierung mit abgestumpften Ecken von 19,25 m Spannung. Diese 
Vierung sowohl wie der verbleibende Rest des Langhauses und der Kreuzarme sind mit je 
einem Sterngewölbe überdeckt, dessen Scheitel sich in der Vierung 25 m über den Kirchen- 
fufsboden erhebt. Ein Uebergangsbogen leitet zu dem mit einem halben Zehneck ge- 
0 10 S 0 10 20 m 
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Abb. 190, Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnifskirche, Grundrifs des Erdgeschosses. 
schlossenen, um breiten Chor, der ebenfalls ein Sterngewölbe erhalten hat. In den 
Kreuzarmen, den Seitenschiffen und dem rückliegenden Theil des Langhauses sind Emporen 
eingebaut, die allein 653 Sitzplätze aufnehmen. Durch Hinzuziehung des ganzen Raumes 
über der Gedenkhalle ist es dabei möglich gewesen, genügend Platz zur Aufführung gröfserer 
Chorwerke zu schaffen, indem die bis zu der tief hinten liegenden Orgel aufsteigenden 
Sitzreihen 80 Musiker und 280 Sänger aufzunehmen vermögen. An der nordöstlichen Ecke 
der Vierung ist der Kaiserstuhl angeordnet. 
Im Innern sind Pfeiler, Thüren, Fenstergewände, Gurtbögen, Gewölberippen aus 
schlesischem Sandstein hergestellt, für die geputzten Wand- und Gewölbeflächen ist reiche 
farbige Behandlung in Aussicht genommen. Im Chor und im Kaiserstuhl sind diese Flächen 
bereits mit Stiftmosaik nach Entwürfen von Linnemann in Frankfurt a. M. bekleidet. Die 
selbe Ausführung ist für das^ Tonnengewölbe der Gedächtnifshalle geplant. Der Fufsboden 
hat im Chor und dem unmittelbar davorliegenden Theile der Vierung farbigen Marmorbelag, 
in den Gängen der Schiffe und in der Gedächtnifshalle Thonstiftmosaik erhalten. 
Von den fünf Thürmen erheben sich die Treppenthürme der Westfront zu 54 m, 
die den Chor begleitenden Thürme zu 62 m Höhe. Der Hauptthurm erreicht bis zu der 
den Steinhelm abschliefsenden Kaiserkrone 100 m, das darüber stehende Eisenkreuz bis
	        
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