X. Kirchen.
189
Kaiser Wilhelms I. vorzugsweise gewidmet. Auch in dem Aeufsern des Baues tritt dieser
Theil durch die beiden halbrunden Treppenausbauten deutlich in Erscheinung.
Als äufseres Schaustück betrachtet steht das Bauwerk an bevorzugter Stelle in
schiefwinkliger Lage zu allen sechs Strafsenfluchten, und seine mächtige Baumasse mit dem
hoch herausgereckten Thurm beherrscht das westliche Stadtbild. Die Kirche ist mit dem
Chor nach Osten gerichtet, sodafs die Front nach Charlottenburg hinzeigt. Der Bau hat
einen Fassungsraum von 1760 Sitzplätzen.
Die Spannung des Langhauses zwischen den Pfeilern sowie die der Kreuzarme ist
12m, die Breite des ersteren mit Einschlufs der Seitenschiffgänge 19,25 m. In der Kreuzung
von Lang- und Querhaus ergiebt sich durch Hinzuziehung der Seitenschiff breiten des Lang
hauses eine quadratische Vierung mit abgestumpften Ecken von 19,25 m Spannung. Diese
Vierung sowohl wie der verbleibende Rest des Langhauses und der Kreuzarme sind mit je
einem Sterngewölbe überdeckt, dessen Scheitel sich in der Vierung 25 m über den Kirchen-
fufsboden erhebt. Ein Uebergangsbogen leitet zu dem mit einem halben Zehneck ge-
0 10 S 0 10 20 m
<W I I ' ' " ! M-J-i 1 1
Abb. 190, Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnifskirche, Grundrifs des Erdgeschosses.
schlossenen, um breiten Chor, der ebenfalls ein Sterngewölbe erhalten hat. In den
Kreuzarmen, den Seitenschiffen und dem rückliegenden Theil des Langhauses sind Emporen
eingebaut, die allein 653 Sitzplätze aufnehmen. Durch Hinzuziehung des ganzen Raumes
über der Gedenkhalle ist es dabei möglich gewesen, genügend Platz zur Aufführung gröfserer
Chorwerke zu schaffen, indem die bis zu der tief hinten liegenden Orgel aufsteigenden
Sitzreihen 80 Musiker und 280 Sänger aufzunehmen vermögen. An der nordöstlichen Ecke
der Vierung ist der Kaiserstuhl angeordnet.
Im Innern sind Pfeiler, Thüren, Fenstergewände, Gurtbögen, Gewölberippen aus
schlesischem Sandstein hergestellt, für die geputzten Wand- und Gewölbeflächen ist reiche
farbige Behandlung in Aussicht genommen. Im Chor und im Kaiserstuhl sind diese Flächen
bereits mit Stiftmosaik nach Entwürfen von Linnemann in Frankfurt a. M. bekleidet. Die
selbe Ausführung ist für das^ Tonnengewölbe der Gedächtnifshalle geplant. Der Fufsboden
hat im Chor und dem unmittelbar davorliegenden Theile der Vierung farbigen Marmorbelag,
in den Gängen der Schiffe und in der Gedächtnifshalle Thonstiftmosaik erhalten.
Von den fünf Thürmen erheben sich die Treppenthürme der Westfront zu 54 m,
die den Chor begleitenden Thürme zu 62 m Höhe. Der Hauptthurm erreicht bis zu der
den Steinhelm abschliefsenden Kaiserkrone 100 m, das darüber stehende Eisenkreuz bis