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X. Kirchen.
1) Centralblatt der Bauverwaltung. 1895. Nr. 36.
handen, von denen 650 auf das Schiff, 380 auf die Emporen entfallen. — Der Bau ist
in Backsteingothik gehalten; in der Fensterbildung der Nebenschiffe tritt die zweistöckige
Anlage deutlich zu Tage. Dem Backsteinbau des Aeufsem entsprechend sind auch im Innern
alle tragenden Theile, die Rippen, Bögen usw. im Rohbau gelassen, die Wand- und Decken
flächen dagegen verputzt und im Schiff mit Leimfarbe, im Chor mit Caseinfarbe gemalt.
Die farbigen Fenster des letzteren und des Querschiffs enthalten Darstellungen aus der
biblischen Geschichte und Wappen von Stiftern.
Die an einem Triumph
bogenpfeiler liegende Kanzel
ist in Eichenholz geschnitzt.
Der in der Mitte des Chores
stehende Altartisch besteht
aus Sandstein mit einem Auf
satz, der einBild vonKörner,
die Rettung des Petrus aus
den Wellen, einrahmt.
Die Baukosten betrugen
229380 Ji., mithin auf das
Cubikmeter rd. 21,50, auf
den Sitzplatz 222,70 Ji.
Kosten der inneren Einrich
tung 20 000 Ji
Der Kirchenbau ist der
erste des unter dem Pro-
tectorat der Kaiserin stehen
den evangelischen kirchlichen
Hülfsvereins gewesen und
auch insofern von Bedeutung,
als anschliefsend an ihn aufser
dem Pfarrgebäude ein Ge
meindehaus errichtet ist, in
dem unter Leitung von Dia-
conissen eine Krippe, Warte
schule und Volksküche, sowie
eine ärztliche Poliklinik sich
befinden. — Die Entwürfe
für diese Baulichkeiten sind
von Spitta aufgestellt.
46. Die Gnaden
kirche 1 ) am Invalidenpark
ist zum Gedächtnifs der Kaiserin Augusta von Spitta entworfen und 1891 —1895 unter seiner
Leitung ausgeführt. — Der Grundrifs zeigt gedrungene Kreuzesform. An den Haupteingang
schliefst sich eine Vorhalle mit Orgelbühne und mit seitlichen Treppenanbauten. Schmale, zwei
geschossige Seitenschiffe, die hauptsächlich als Gänge dienen, begleiten das Langschiff, die
Südseite des Querschiffs, den Vorchor und den zu fünf Achteln geschlossenen Chor. Letzterer
weist noch einen zweiten, inneren Umgang auf, da der äufsere lediglich als Corridor und
als Zugang zu den Nebenanlagen dient. In den Ecken von Kreuzschiff und Vorchor liegen
gleichartig in zweigeschossiger Anlage Sakristei, Taufkapelle, zwei Säle und Zubehör.
Emporen befinden sich, aufser vor der Orgel, noch in den Kreuzarmen.
Das Bauwerk ist, mit Anlehnung an mustergültige Vorbilder, in romanischen Formen
erbaut unter Verwendung von Brohlthaltuff für die äufsere Verkleidung, und von rothem