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Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,2/3 Der Hochbau (Public Domain)

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X. Kirchen. 
tekten Nohl. Diesen Gedanken hat Knoblauch mit sicherem Blick aufgenommen und unter 
Schwedlers Beihülfe in mustergültiger Weise verwirklicht. 
Die schiefe Lage des Grundstücks zur Strafse hat zu einer eigenartigen Grundrifs 
anlage geführt. An der Strafse erhebt sich der stattliche Kuppelbau, der unten das Vesti 
bül (i) (oben einen Saal für den Gemeinderath) umschliefst und von zwei kleinen Ncben- 
kuppelthürmen (2) flankirt wird. Zur Rechten führt ein besonderes Portal zu der Treppe (3) 
für die Frauenempore; links befindet sich die Durchfahrt zu dem am hinteren Ende des 
Tempels angeordneten Trausaale (9) und zu anderen Nebenräumen (10 u. 11). Dem Vesti 
bül schliefst sich zunächst der dreischiffige Vorsaal (5) mit Garderobe (13) und eine quer 
gelegte dreischiffige, für den täglichen Gottesdienst bestimmte Vorsynagoge (6) an. Dann 
folgt die grofse dreischiffige — unten durch seitliche Erweiterung vierschiffige — Synagoge (7) 
mit ihrer geräumigen Emporenanlage und der Apsis, deren Gewölbcschcitel fast in gleicher 
Höhe mit dem Mittelschiffe liegt. Der Raum ist der Länge nach auf jeder Seite durch 
Eisensäulen unten in zehn, oben in fünf Arkaden getheilt. Die vier Binder, aus Gitter 
trägern bestehend, tragen das vorerwähnte Deckensystem im Mittelschiff, während tiefer 
geordnete Quertonnen auf Quergurten die Seitenschiffe bedecken. 
Die Raum 
wirkung des Innern, 
dessen Gestaltung 
und Gliederung mit 
farbenprächtigem 
Schmuck an die 
besten Schöpfungen 
orientalischer und 
besonders mauri 
scher Kunst sich an 
lehnt, ist charakte 
ristisch und stim 
mungsvoll. Auch die 
äufsere Fagadc ent 
spricht in der Stil 
richtung dem Innern. 
Die Front 
ist in Backsteinen, 
deren feine Färbung aber nicht wetterbeständig gewesen ist, unter Verwendung von Granit 
und Sandstein zu Plinthcn, Säulen und Pfostenwerk hergestellt worden. Die Kuppeln sind 
von Schmiedeeisen und mit getriebenen, theilweise vergoldeten Zinkblechen bedeckt. 
Für die Männer sind 1800 Sitzplätze, für die Frauen 1200 vorhanden. Der abend 
liche und nächtliche Gottesdienst des jüdischen Cultus erforderte eine sehr ausgedehnte 
Beleuchtung, die durch sinnreiche Vertheilung der Gasflammen sehr wirkungsvoll ausgeführt 
ist. — Hauptmafse der grofsen Synagoge; 40,16 m Länge ohne Apsis, 24,48 m Breite und 
24,32 m Höhe bis zum Flachkuppelscheitel. Die Gesamthöhe der äufseren Mittelkuppel 
beträgt 48,01 m. Baukosten 1 759 100 Jt. 
23. Die Zwölfapostelkirche an der Kurfürstenstrafse wurde 1871 nach dem 
eigenen Entwürfe von Blankenstein begonnen, 1874 von Emmerich vollendet. Sie ist 
ein dreischiffiger Hallenbau von fünf Jochen mit polygonalem Chor und gegenüber liegendem 
quadratischen Thurm. Das Innere ist an drei Seiten mit Emporen ausgestattet und durch 
weg mit Kreuzgewölben überdeckt. Mit Ausschlufs der Schiffspfeiler aus Sandstein wurde 
der Bau ganz aus Backsteinen hergestellt. Der Thurm ist in den beiden oberen Geschossen 
durchbrochen und mit einer massiven Achteckspitze bekrönt. Seine Höhe beträgt 55,10m; 
Hauptmafse des Langhauses 17,60:27,40 m, Höhe 16,50 m. Altar, Kanzel und Taufstein 
sind aus französischem Kalkstein gearbeitet. Sitzplätze 1250. Baukosten 258000 JL 
Abb. 151. Synagoge in der Oranienburger Strafse, Grundrifs.
	        
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