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Der Hochbau II. Öffentliche Bauten IX. Thore und Brückenhallen

Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,2/3 Der Hochbau (Public Domain)

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IX. Thore und Brückenhallen. 
Läden, die Obergeschosse Geschäftsräume. Gliederungen und Flächen bestehen aus Sand 
stein, die Säulen der Vorhalle sind Granitmonolithe. Die Gruppen der vier Jahreszeiten 
über den Eckpfeilern der Vorhallen sind Arbeiten von Drake und Pohlmann. 
4. Einfache Thorgebäude mit Bogenvorhallen nach Entwürfen des Hof-Bauinspectors 
v. Arnim bezeichnen die Grenze zwischen dem Berliner und Charlottenburger Weichbilde 
an der Charlottenburger Chaussee. 
5. Die einzige wirkliche Thoranlage Berlins ist heute das Brandenburger Thor 
am Pariser Platze. Obwohl nach dem Vorbilde der Propyläen in Athen entworfen, bildet 
dieser Bau dennoch eine selbständige, richtig für den gegebenen Platz berechnete Anlage 
| von bedeutender monumentaler Wirkung. Als erster in antiken Stilformen errichteter 
Denkmalbau bezeichnet das Brandenburger Thor ferner einen Markstein in der Baugeschichte 
l unserer Stadt. Es ist in den Jahren 1788—1791 nach Plänen von Carl Gotthard 
Langhans errichtet. — An den Hauptbau lehnten sich einst auf der Thiergartenseite 
geschlossene, durch Pilaster gegliederte Flügelbauten, während an der Stadtseite im rechten 
Winkel jederseits zwei dorische Peripteraltempel, links für die Militärwache, rechts für die 
Steuer vorspringen. — Nach dem Abbruche der Stadtmauer 1868 wurden durch Strack 
an Stelle der äufseren Flügel offene dreischiffige Säulenhallen angelegt, welche den Durch 
gang für die Fufsgänger enthalten. 
Der Hauptbau enthält fünf durch massive Querwände getheilte Durchfahrten. Vor 
die Stirnseiten der Querwände treten schlanke dorische Säulen, welche das Gebälk und 
I einen hohen attikenartigen Aufbau tragen. -— Die Mafse sind sehr ansehnlich. Die ganze 
Breite des Thores beträgt 62,50 m, die Mittelöffnung des 11 m tiefen Hauptbaues mifst im 
Lichten 5,65 m, die Seitenöffnungen messen 3,79 m. Die Säulen sind bei 1,73 m unterem 
Durchmesser 14 m hoch. Die Spitze der krönenden Gruppe erreicht die Höhe von 26 m. 
Der plastische Schmuck besteht aus Friesen und Rundfeldern mit Reliefs der 
Thaten des Herakles. Die Metopen des Gebälks stellen die Kämpfe der Centauren und 
Lapithen dar, ein figurenreiches Relief schmückt die Attika an der Stadtseite. Auf dieser 
erhebt sich in etwa doppelter Lebensgröfse Schadows Siegesgöttin auf dem von einem 
Viergespann gezogenen Triumphwagen, in Kupfer getrieben von dem Kupferschmied Jury 
in Potsdam. Als ein Denkmal für die preufsischen Siege über. die französischen Revolutions- 
heere bei Pirmasens und Kaiserslautern errichtet, stand sie ursprünglich nach aufsen ge 
richtet. 1807 führte sie Napoleon als Siegesbeute nach Paris, um sie auf dem Triumph 
bogen des Carrouselleplatzes im Tuilerienhofe aufzustellen. Als sie 1814 zurückgebracht 
wurde, fügte man dem Vexillum der Siegesgöttin das eiserne Kreuz hinzu und richtete die 
Figur nach innen. Seitdem ist sie mitsamt dem Bauwerke selbst im Volksbewufstsein geradezu 
zu einem Denkmal der Freiheitskriege geworden. — In den Durchgangshallen des Thores 
stehen zwei Sandstein - Statuen des Mars und der Minerva, jene ein geschätztes Original 
werk von G. Schadow. 
Als Baumaterial ist Pirnaer Sandstein verwendet. Die Kosten der ursprünglichen 
Anlage haben 1 500 000 Ji., die des letzten Ergänzungsbaues 105000 Jk betragen. 
Zu den dem alten Berlin eigenthümlichen Anlagen von monumentalem Gepräge 
gehören die Brückenhallen, gedeckte Hallenanlagen mit anschliefsenden Verkaufs 
räumen, welche die in der Flucht der Häuserreihen liegende Einfassung der Brücken bilden. 
Die ersten derartigen, bis in die Neuzeit hineinragenden Anlagen bildeten die viel 
berufenen, unter dem Grofsen Kurfürsten entstandenen Arkaden am Mühlendamm, 
welche 1887—1890 abgebrochen wurden, um den grofsartigen Neubauten an dieser ältesten 
Verkehrsstätte Berlins Platz zu machen. Dagegen sind drei in ganz andern Verhältnissen 
entworfene decorative Bauanlagen dieser Art aus dem 18. Jahrhundert noch erhalten 
geblieben: 1. Die Colonnaden in der Leipziger Strafse, in der Nähe des Spittelmarktes, 
2. in der Königstrafse beim Bahnhof Alexanderplatz, 3. in der Mohrenstrafse. 
Die Hallen in der Leipziger Strafse, auch Colonnaden der Spittelbrücke 
genannt, dienten zur Einfassung der an jener Stelle über den alten Festungsgraben führenden 
Brücke. Sie wurden 1776 nach Entwürfen von Gontards angelegt und bilden halbkreis-
	        
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