Io8 VI. Gebäude für die Verwaltungsbehörden des preufsischen Staates.
10. Das Finanzministerium nimmt mit seinen Gebäuden einen unregelmäfsigen
Bauplatz zwischen dem Kastanienwäldchen bezw. der Strafse Am Festungsgraben und der
Dorotheenstrafse ein. Das Hauptgebäude, Am Festungsgraben i, ein früheres Hotel, hat seine
gegenwärtige Gestalt und Einrichtung durch einen Umbau erhalten, der im Jahre 1861 durch
den Baurath Bürde und den Baumeister von der Hude bewirkt wurde. Es ist ein im
Putzbau hergestelltes zweigeschossiges Gebäude in den Formen der hellenischen Renaissance,
mit einer dorischen Säulenportikus. Das Innere
enthält in der Ministerwohnung einen stattlichen,
wenn auch in etwas schweren Verhältnissen
durchgebildeten Festsaal.
Die Nebengebäude, in welchen die Ge
schäftsräume des Ministeriums und der General -
Staatskasse liegen, sind in den Jahren 1869 bis
1870 nach dem Entwürfe und unter der Leitung
des Bauinspectors W. Neumann sowie der Bau
meister Rupprecht und Lindemann erbaut
worden. In dem Innern, dessen Räume durch
eine Warmwasserheizung erwärmt werden, sind
die Gewölbeconstructionen der Kassenlocale,
namentlich des Hauptlocals der General-Staats
kasse bemerkenswert!!. Architektonische Be
deutung hat die im Backsteinrohbau (von dunkel-
rothen Laubaner Steinen mit Terracotten von
March) hergestellte Fa^ade des Gebäudes an
der Dorotheenstrafse, nicht allein wegen der
wohl abgewogenen Verhältnisse in den Formen
oberitalienischer Renaissance, sondern auch
wegen der gesunden Technik des Ziegelbaues
(Durchgehen der horizontalen Fugen, Vermeiden
gröfserer Terracotten usw.), die in diesem
Werke angestrebt ist. Die Kosten des letzten
Erweiterungsbaues haben 360 000 J6. betragen.
11. Das Dienstgebäude für die
Verwaltung der directen Steuern
wurde im Jahre 1879— 1 Ö83 nach Entwürfen
des Geheimen Ober-Bauraths Giersberg und
der damaligen Bauinspectoren Weber und Hell-
wig vom Regierungs-Baumeister Thür aus-
gefuhrt. Der beschränkte, unregelmäfsige Bau- 5 i 1 : i
platz im Dreieck zwischen der Strafse Am Abb. 85. Finanzministerium.
Giefshause und Kupfergraben sowie dem Grund
stücke des Finanzministeriums machte einen Hochbau von vier Stockwerken und eine
Anlage von zwei Zimmerreihen an einem Mittelcorridor erforderlich. Der Haupteingang
liegt an der Strafse Am Giefshause, ein zweiter mit einer Durchfahrt verbundener Zugang
an der Dorotheenstrafse. Beide führen zu massiven Treppenanlagen. — Das Erdgeschofs
enthält die Steuerkasse und Buchhalterei, daneben Räume für Kassenbeamte und die
Direction, das erste Stock die Gewerbesteuer-Verwaltung nebst Decernentenzimmer und
zwei Sitzungszimmern für die Einschätzungs - Commission; der zweite Stock die Räume für
die Verwaltung der Einkommensteuer, während im dritten Stock die Verwaltung der Klassen
steuer, der Grund- und Gebäudesteuer, das Catasteramt sowie ein gröfserer Ausschufs-
Sitzungssaal liegen (Abb. 86).
Die Strafsenseiten zeigen Sandsteinbekleidung, die Höfe Ziegelverblendung. Sämt
liche Räume mit Ausnahme der Corridore und Keller wurden in Gipsgufs auf Lehrschalungen