IV. Gebäude für die Verwaltungsbehörden des Deutschen Reiches.
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Abb. 61.
Physikalisch - Technische Rcichsanstalt,
Grundrifs des Observatoriums.
1. Abort. 2. Therraomctric. 3. Diener. 4. Prädsions-
raechanik 5. Waageziramcr. 6. Hydrostatische Wägungen.
7. Fizeau’sche Apparate. 8. Thermoraetrie. 9. Chemische
Küche. 10. Messungen von Normalelementen. 11. Raum
mit constanter Temperatur.
I. Isolirgänge. S. Schlote. Z. Luftzuführungs-Schachte.
liehe Arbeiten geforderten Sicherung gegen Er
schütterung und Gleichmäfsigkeit der Temperatur
ist hier in erhöhtem Mafse überall Rechnung ge
tragen. Dabei ist von dem System der isolirten
Einzelpfeiler abgesehen und das ganze Gebäude
zunächst auf eine rd. 1000 qm grofse, 2 m starke
Betonplatte gestellt. Zur Standsicherheit und Gleich
mäfsigkeit der Temperatur tragen die aufsergewöhn-
lich starken, zum Theil doppelten Umfassungs - und
Innenmauern in Verbindung mit den 0,50 m im
Scheitel hohen Decken aus Tonnengewölben und
verstärkten Gurtbögen mit Sandschüttung und
Terrazzofufsboden bei.
Das Gebäude ist aufserdem im Untergeschofs
vor Abkühlung durch die Erdwärme vermittelst
eines Isolirkellers, im Obergeschofs durch ein nie
driges Dachgeschofs und einen Dachaufbau ge
schützt, welche beide die Abluft aller Räume auf
nehmen bezw. durch eine Laterne und Schlote
abführen.
Auch die Heizungsanlage — Dampfwarm
wasser- und Dampfwarmwasser-Luftheizung, durch
Dampf vom Kesselhause aus erwärmt, hat be
sondere Warmwasser-Regulatoren im Isolirkeller,
durch welche sich auch die Innentemperatur des Gebäudes bei wechselnder Aufsen-
wärme stets auf dem gleichen Grad (+2O 0 C.) erhalten läfst, da auch die Zuluft nur
auf +20 0 C. erwärmt zugefuhrt wird. Bei den beiden in der Mitte des Gebäudes und
allseitig umschlossen liegenden Räumen für constante Temperatur, durch Oberlicht erhellt,
erfolgt die Temperirung
durch vier Kupferöfen mit
thermostatischer Selbstre
gulirung. Diese regeln die
Wärme so genau, dafs sich
ihre Schwankungen inner
halb weniger Hundertstel
eines Grades halten.
Die magnetischen Zim
mer sind vollkommen eisen
frei, mit kupfernen Oefen,
Rohrleitungen und Be-
schlagtheilen ausgebaut;
die optischen Zimmer ha
ben lichtdichte Verdunke
lungen ; die Abflufsleitun-
gen mit Quecksilberfan
gen, leicht zugänglich an
gebracht, sind aus säure
festem Thon.
Die äufsere Gestalt
des Observatoriums ist im
Stile der Renaissance durch
gebildet unter Verwendung
von Ullersdorfer Verblend-
Abb. 62. Physikal.-Techn. Reichsanstalt, Querschnitt des Observatoriums, steinen in Verbindung