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Einleitendes - Ingenieurwesen Abschnitt D. Baustoffe und Bauconstuctionen III. Heizung, Lüftung, Beleuchtung, Wasserversorgung und Entwässerung der Häuser. Haustelegraphie, Aufzüge

Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,1 Einleitendes - Ingenieurwesen (Public Domain)

462 III. Heizung, Lüftung, Beleuchtung, Wasserversorgung und Entwässerung der Häuser. 
anderen Fabrikanten gelieferten Gasglühkörper scheinen sich gut zu bewähren; es wird 
dadurch unzweifelhaft der Gasbeleuchtung das scheinbar verlorene Gebiet gegenüber der 
elektrischen Beleuchtung, wenn auch nur theilweise, wieder zugeführt, zumal die Elektri- 
cität aufgehört hat, ihre Hauptanwendung in der Beleuchtung zu suchen und zu finden. 
Auf die Gestaltung der Beleuchtungsgegenstände (Kronen, Wandarme usw.) hat die Ein 
führung des Gasglühlichts bis jetzt keinen Einflufs gehabt. 
Gasdruckregler sind in Berlin wenig gebräuchlich — einmal weil sowohl die 
städtische, als die englische Gasanstalt durch Ausbau des Strafsenrohmetzes, als auch durch 
ihren Betrieb einen ganz aufserordentlich gleichmäfsigen Gasdruck durch die ganze Stadt 
geben, und dann, weil man in Berlin von jeher gewöhnt ist, recht weite Gasleitungen 
im Innern der Häuser anzuwenden, wodurch die schwankende Zahl der brennenden 
Lampen weniger Einflufs auf die Gasflammen bekommt. Dagegen ist es üblich, grofse 
Anlagen der Sicherheit der Beleuchtung wegen vielfach mit zwei Gaseinführungen und 
zwei Gasmessern zu versehen. In der Herstellung der Gasbeleuchtungsgegenstände — 
Kronen usw. — nimmt Berlin nicht nur in Deutschland, sondern weit über seine Grenzen 
hinaus eine hervorragende Stelle ein, — wenn auch in rein künstlerischer, eigenartiger 
Ausbildung der Körper einige Pariser und englische Werkstätten nicht erreicht sein mögen. 
Für letzteres ist wohl weniger das hiesige „Können“ als der in Deutschland übliche geringere 
Preis für Gebrauchsgegenstände dieser Art die Veranlassung. Fabriken wie Spinn & Sohn, 
Schäffer & Walker, Schäfer & Heuschner, C. Kramme und verschiedene andere senden 
ihre Erzeugnisse nach allen Städten Deutschlands und des Auslandes. Eine ganz hervor 
ragende Stellung nimmt Berlin in der Herstellung von Bestandtheilen der Gasleitungen 
(Hähnen, Verbindungsstücke, Bewegungstheile usw.) ein; sie dürfte hierin von keiner 
Stadt der Welt übertroffen werden. Fabriken auf diesem Gebiete, wie F. Gäbert, 
Schäffer & Walker, Schäfer & Oehlmann, Butzke, B. Joseph und verschiedene andere 
haben einen Weltruf. 
Zum Schlufs mag noch hervorgehoben werden, dafs auch für die Petroleumlampen - 
Fabrikation, insbesondere die der Petroleumbrenner, Berlin als Mittelpunkt für die ganze 
Welt gilt, obgleich in Berlin selbst Petroleum für Beleuchtungszwecke fast nur in kleinen 
Werkstätten und Wohnungen gebraucht wird. Der Sitz der Petroleumlampen- und Brenner- 
Industrie hat sich in Berlin fast ganz im Stadtbezirk S.O., um den Moritzplatz, zusammen 
gedrängt. Petroleumlampen oder Brenner aus den Fabriken von Schuster & Baar, Wild & 
Wefsel und anderen findet man in den Wohnungen Kleinasiens, wie in China und Japan, 
in Süd- und Nord-Amerika, in den Hütten Afrikas, wie an den Küsten des Eismeeres. 
Zum Schlufs folgen noch einige Angaben über die Kosten der Gaseinrichtungen in Berlin. 
Hierunter sind die Kosten der inneren Hausleitungen zu verstehen mit Ausschlufs der Zu 
leitungen vom Strafsenrohr — weil diese nach der zufälligen Entfernung sehr verschieden 
sind, und mit Ausschlufs der Kosten der Beleuchtungsgegenstände, weil diese je nach 
ihrer reicheren oder einfacheren Gestaltung, der Art des Materials (ob Zink, Kupfer, 
Messing, Eisen, Glas usw.) naturgemäfs sich nicht nach Einheitspreisen bewerthen lassen. 
Obgleich es vielfach in Berlin üblich ist, die Kosten der so begrenzten Hauseinrichtung 
nach der Zahl der Auslässe zu veranschlagen (nicht nach der Zahl der Flammen, weil diese 
ja mehr oder weniger von der künstlerischen Ausgestaltung der Kronen usw. abhängt), so 
mufs diese Art der Kostcncrmittelung doch als wenig zutreffend'"bezeichnet werden. Der 
seit einer Reihe von Jahren aufserordentlich niedrige Preis der Metalle und des Rohmaterials, 
aus welchen die Gasleitungen hergestellt werden, hat einen wesentlichen Einflufs auf die 
Kosten der Einrichtungen nicht gehabt, weil durch die — an und für sich sehr erfreuliche — 
Steigerung der Arbeitslöhne und durch die Kosten der Arbeiterwohlfahrtsgesetze die höheren 
Verlcgungskosten die billigeren Materialkosten mehr oder weniger ausgeglichen haben; aber 
es liegt doch auf der Hand, dafs die Kosten einer Gaseinrichtung — auf einen Auslafs 
berechnet — um so höher sind, je weniger Auslässe auf die Einheit der Leitungslänge 
kommen. Folgende Beispiele über in den letzten Jahren ausgeführte Einrichtungen bringen 
diesen Unterschied überzeugend zum Ausdruck. Es betrugen die Einrichtungskosten für 
einen Auslafs;
	        
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