I. Die Baustoffe.
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Kupfer wird, wie bereits auf S. 423 bemerkt, wenig für Bauzwecke verwendet, am
meisten noch für Heizungsanlagen, Badewannen und dergleichen.
Zink wurde lange Zeit hindurch als Gufszink und in geringerem Mafse als getrie
bene Arbeit mit Vorliebe zur Herstellung von Architekturformen und Bildwerken gebraucht
und ist für die Berliner Schule einer gewissen Periode geradezu charakteristisch. Selbst
Schinkel mufste in Ermangelung von etwas Besserem das Zink als ein hochwichtiges Material
bezeichnen. Es wurde zunächst für durchbrochene Arbeiten, Simen, Akroterien, Attiken,
sowie als Ersatz des Gufseisens, wo dieses zu schwer wurde, oder des Steins zu Balcon-
bekleidungen, Geländern, Säulenkapitellen, auch zu ganzen Säulen, sowie zu allen Arten
von Bildwerken verwendet, immer aber mit Oelfärbe wie Stein angestrichen, bronzirt oder
vergoldet. In neuerer Zeit ist mit den Ersatzstoffen überhaupt auch das Zink etwas in
Verruf gekommen und wird für eigentliche architektonische Zwecke weniger benutzt, da
gegen ist für dasselbe noch immer ein ergiebiges Feld in der Kunstindustrie an Stelle der
kostspieligen Bronze.
Bronze, Gelb- und Rothgufs finden im Bauwesen aufser zu Beschlägen nur ver
einzelte Anwendung, desto mehr aber in der Kunstindustrie.
F. Verbindungs- und Neben-Materialien.
Kalk. Denselben lieferten bis vor etwa 25 Jahren fast ausschliefslich die Rüders-
dorfer Kalkberge, über welche oben bei den Bausteinen ausführlich berichtet ist. Der Stein
giebt einen mittelfetten, nicht hydraulischen Kalk, zum Mauern und zum Putzen gleich gut
geeignet, welcher mit Sand im Verhältnifs von 1:2 bis i:2 l / 2 gemischt wird. Aus 1 hl
gebranntem Kalk im Gewicht von 80 kg werden ca. 0,19 cbm derben Kalkbreies gewonnen.
Seit etwa 25 Jahren werden jedoch auch von fernher, namentlich aus Gogolin bei
Oppeln, aus Glöthe im Regierungsbezirk Magdeburg, aus Setzdorf in Mähren usw. gebrannte
Kalke eingeführt, welche, obgleich der Preis ein höherer als der des Rüdersdorfer ist, doch
infolge ihrer gröfseren Ergiebigkeit sehr wohl mit ihm in Wettbewerb treten können.
Bei kleineren Bauten hat man überhaupt darauf verzichtet, den Mörtel selbst
zu bereiten, da die vereinigten Berliner Mörtelwerke ein billiges und brauchbares Material
liefern, welches in fertigem Zustande den Bauten zugefahren wird. Bei der gewöhnlichen
Beschränktheit der Bauplätze hat dies viel Verlockendes, auch bei öffentlichen Bauten wird
nicht selten davon Gebrauch gemacht.
Die Mörtelfabriken liegen an den Spreeufern, sodafs Kalk und Sand zu Wasser
herangeschafft werden kann. Auch der fertige Mörtel wird vielfach zunächst auf Kähnen
nach entfernteren Stadtgegenden, nach dem Hafenplatz, dem Humboldthafen usw. verladen
und von dort aus erst weiter in besonders für diesen Zweck construirten eisernen Wagen
von 2 cbm Inhalt nach den verschiedenen Bauplätzen abgefahren.
Gement wird sowohl zu Wasserbauten wie für Zwecke des Hochbaus von Jahr
zu Jahr in gröfseren Mengen verwendet und von ganz Norddeutschland her bezogen.
Besonders ist es jedoch die seit dem Jahre 1885 in Rüdersdorf bestehende Portland-
Gement-Fabrik, welche hauptsächlich auf den Absatz nach Berlin und dessen Umgegend an
gewiesen ist. Dieselbe gebraucht zu der Cementfabrikation den Wellenkalk, die unterste
Lage des Rüdersdorfer Kalkes, gemischt mit Thon, der theils dem Diluvium entstammt,
theils Septarienthon ist. Im Jahre 1895 hatte diese Fabrik eine Leistung von 325000 Fafs zu
180 kg. Eine andere, in der Nähe von Berlin gelegene Cementfabrik, die Adler-Gement -
Fabrik in Zossen, kann sich nicht eines ähnlichen Umsatzes erfreuen und ist schon deshalb
in schwieriger Lage, weil sie das zur Fabrikation nöthige Material von weit her heran
schaffen mufs. Die Cementfabrik von Wildau am Werbellinsee, welche früher eine gute
Waare herstellte und dann von der Zossener Fabrik angekauft wurde, ist seit einigen Jahren
eingegangen. Das Gleiche ist mit der Hermsdorfer Fabrik der Fall.
Hydraulischer Kalk ist in früherer Zeit vielfach verwendet, jedoch mehr und
mehr durch den Gement verdrängt worden. Nur zum Versetzen von Sandsteinen wird er
Berlin und seine Bauten. I. 54