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Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,1 Einleitendes - Ingenieurwesen (Public Domain)

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VII. Die Locomotiveisenbahncn. 
Die Ueberführung der Treptower Chaussee wurde zur Aufnahme der neuen Gleise 
entsprechend verbreitert und mit zwei seitig gewölbten Durchgängen von je 6 m Lichtweite 
zur Aufnahme des Fufsgängerverkehrs versehen. 
Der in Rede stehende viergleisige Ausbau der Ringbahn bedingte zugleich eine 
Umgestaltung der hier belogenen Anschlüsse an die Görlitzer Bahn; das östlich belegene 
Gleispaar der Ringbahn bildet die gerade Fortsetzung der Gütergleise des Nordrings und 
war dem entsprechend späterhin ausschliefslich für den Güterverkehr bestimmt, während 
das stadtscitig belegene Gleispaar den Personenverkehr aufnehmen soll. Lhn eine Kreuzung 
der Gütergleise durch die zahlreichen zur Görlitzer Bahn fahrenden Stadtbahnzüge zu ver 
meiden, war es somit erforderlich, für die Personcngleise einen besondern Anschlufs nach 
der Görlitzer Bahn zu schaffen, der durch Abzweigung eines besonderen Glcispaares von 
den Ringbahnpersonengleisen bei Treptow in südwestlicher Richtung und Unterführung des 
selben unter die vier Ringbahnglcise erzielt ist. Die hierbei nothwendig gewordene zweite 
Ueberbrückung der Köpenicker Landstrafse ist in derselben Weise wie diejenige der Ring 
bahnüberbrückung bewirkt. 
Der vorhandene eingleisige nordöstliche Anschlufs der Ringbahn an die Görlitzer 
Bahn ist unverändert geblieben und wird späterhin ausschliefslich dem Güterverkehr dienen. 
Eine weitere Folge der Trennung des Personen- und Güterverkehrs auf der Ring 
bahnstrecke Stralau-Rummelsburg—Rixdorf war die Herstellung einer besonderen, zunächst 
nur für den Güterverkehr bestimmten Bahn von Niederschöneweide-Johannisthal nach Rix 
dorf. Auf dem Bahnhof Niederschöneweide-Johannisthal findet eine Trennung des Güter 
verkehrs der Berlin - Görlitzer Bahn in der Weise statt, dafs das für den Berliner Nordring 
bestimmte Gut über den erwähnten nordöstlichen Görlitzer Anschlufs direct nach Station 
Rummelsburg (Rangirbahnhof) und Lichtenberg geführt wird, während das für den Gör 
litzer Bahnhof und den Südring bestimmte Gut nach dem Görlitzer Bahnhof geleitet wird. 
Von da erfolgt nach Ausscheidung des hier bleibenden die Weiterbeförderung über den 
innern Görlitzer Anschlufs nach Rixdorf, Tempelhof, Anhalter und Potsdamer Bahnhof. 
Mit dem in umgekehrter Richtung zu befördernden Gute wird in gleicher Weise verfahren. 
Hieraus ergab sich eine gefahrvolle Kreuzung des innern, dem Personenverkehr dienenden 
Gleispaares der Ringbahn mit den Görlitzer Güterzügen, welche die durch die Trennung 
des Personen- und Güterverkehrs erstrebten Vortheile theilweise aufhob. Anderseits 
erschien eine Entlastung des Görlitzer Bahnhofes, welcher zur ordnungsmäfsigen Abfertigung 
des Verkehrs nicht mehr genügte, dringend geboten. Man entschlofs sich daher, das für 
den Südring bestimmte Gut schon in Niederschöneweide-Johannisthal auszuscheiden und auf 
einer neu herzustellenden Verbindungsbahn nach Rixdorf direct dem Südring zuzuführen. 
Der Bau dieser Bahn bot keine technischen Schwierigkeiten, die Bahnkrone wurde etwa 
6 m über Terrainhöhe gelegt, die Unterführungen der Kanner Chaussee bei Rixdorf, der 
Strafse, des Dammwegs und des Kiefholzweges sind sämtlich nach Art der Unterführung 
der Köpenicker Landstrafse zur Ausführung gekommen. 
Endlich bedingte der viergleisige Ausbau der in Rede stehenden Theilstrecke des 
Südrings einen vollständigen Umbau des Bahnhofes Rixdorf; die Gleisanlagen desselben 
genügten weder hinsichtlich des Personenverkehrs, noch des Güterverkehrs dem vorhan 
denen Bcdürfnifs. Aus dem kleinen unbedeutenden Vorort Rixdorf zur Zeit der ersten 
Anlage des Bahnhofes war innerhalb zweier Jahrzehnte eine stattliche Ortschaft mit 60000 Ein 
wohnern und vielen industriellen Anlagen geworden. Dazu kam, dafs die beiden Haupt- 
verkehrsstrafsen der Ortschaft, die Bergstrafse und die Kanner Chaussee, von den Gleisen 
der Ringbahn in Schienenhöhe geschnitten wurden, sodafs der Fährverkehr auf der erst 
genannten Strafse ganz gesperrt werden mufste und auf der letzteren erheblich behindert 
wurde. Der neue, auf dem Uebersichtsplan dargestellte Bahnhof sieht getrennte Anlagen 
für den Personen- und Güterverkehr vor; beide Anlagen sind in üblicher Weise zur 
Ausführung gekommen und bieten nichts besonders Bemerkenswerthes. Der Gesamt 
bahnhof wurde um etwa 3 m gehoben, die erwähnten Hauptverkehrsstrafsen um 2,50 m 
gesenkt, sodafs nunmehr ein ungehinderter schienenfreier Verkehr auf demselben sich ent 
wickeln kann.
	        
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