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V. Die Strafsenbrücken.
1) Abgebildet in Berlin und seine Bauten, 1. Ausgabe, Thcil II, S. 41.
18. Die Alsenbrückc, 1 ) welche der Kronprinzenbrücke zunächst liegt, wurde in
den Jahren 1858—1864 im Zusammenhänge mit den Kais und Uferstrafsen an der Unter
spree vom Fiskus erbaut. Der Flufs ist hier auf beiden Seiten mit Ladestrafsen von
15,07 m Breite cingefafst worden, die rd. 3,90 m unter den oberen, durch Futtermauern
aus Kalksteinquadern begrenzten, hohen Uferstrafsen liegen, mit denen sie durch massive,
freitragende Treppen verbunden sind. Die rd. 80 m lange Brücke führt in gerader Ver
längerung der Alsenstrafse und in der Achse des Humboldthafens über die Spree, an
deren rechtem Ufer sic sich unmittelbar in zwei massive Seitenbrücken trennt, welche die
Einfahrtcanäle zu diesem Hafen überspannen. Das Bauwerk enthält zwischen massiven,
aus Backstein gemauerten Pfeilern vier Oeffnungen (drei über dem Flusse und eine über
der südlichen Uferstrafse), deren Ueberbau durch gufseiserne Bögen gebildet ist. Die
12 Bogenrippen einer Oeffnung sind bei 16,53 m lichter Spannweite mit 1 / l0 Pfeilhöhe,
0,628 m hoch, liegen in 1,255 m Abstand von einander und bestehen je aus zwei Hälften,
welche im Scheitel und auf den Mittelpfeilem mit einander verschraubt, auf den 3,139 m
starken Endpfeilern aber mit dem Mauerwerk verankert sind; die Brücke hat eine lichte
Breite von 14,126 m zwischen den Geländern mit einer 7,846 m breiten Fahrbahn und
erhöhten, je 3,14 m breiten Granittrottoirs. Die massiven Brückentheile haben Bailustraden
aus Nebra-Sandstein und gebranntem Thon, die Brückenöffnungen reich gezierte Geländer
aus galvanisch bronzirtem, von der gräflich Stolberg’schen Factorei gefertigten Eisengufs
erhalten, zu welchem Stüler die Entwürfe geliefert hat. Die Fundirung der 2,20 m starken
drei Mittelpfeiler der Brücke erfolgte auf Pfahlrost mit Betonschüttung zwischen den Pfählen
bei einer Tiefe von 1,57 m unter Niedrigwasser. Die Brücke zeigte bald Mängel in der
Construction wie in den verwendeten Materialien, sodafs dauernd erhebliche Ausbesserungen
vorgenommen werden mufsten. Neuerdings angestellte eingehende Untersuchungen ergaben,
dafs die Fahrbrücke über die Spree für den Fährverkehr gesperrt werden mufste. Zur Zeit
ist man damit beschäftigt, den Entwurf für den Neubau der eigentlichen Spreebrücke auf-
zustellen. Die'Strombehörden ihrerseits sind im Begriff, die schräge Einfahrt zum Humboldt-
hafen zu erweitern, um ihn für gröfsere Schiffe zugänglich zu machen.
Abb. J79. Moltkebrücke.
iq. Die Moltkebrücke, über deren Schicksal folgendes zu berichten ist:
In den Jahren 1864 — 65 wurde von der Königlichen Direction der Niederschlesisch-
Märkischen Eisenbahn an Stelle der alten baufälligen, hölzernen Brücke der ehemaligen
Berliner Verbindungsbahn eine neue eiserne Brücke gemeinschaftlich für Strafsen- und