IV. Wasserstrafsen und Häfen.
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Durchmesser in schlanker Curve um das Fundament des Reiterstandbildes herumgeleitet,
um an der Nordfront des Denkmalbaues auszumünden. Das hier anschliefsende rechts
seitige Ufer ist erheblich vorgeschoben und in flacher Kreislinie an die Schlofsbrücke heran
geführt, sodafs ein allmählicher Uebergang der Uferlinie in die Richtung der Brückenpfeiler
erreicht ist, wie er später beim Ausbau der übrigen Uferanschlüsse gleichfalls erstrebt
werden mufs. Das neue Ufer ist mit einer in Sandstein und Granit verblendeten Mauer
vom üblichen Querschnitt versehen worden (Abb. 97, 98, 99 u. 100).
Das Denkmal bildet im wesentlichen eine etwa 1 m über Strafsenoberfläche sich
erhebende Plattform von 40 m Breite und 80 m Länge, in ganzer Länge der Schlofsfront
gegenüber durch eine Freitreppe zugänglich, in deren Mitte sich das Reiterstandbild auf
einem erhöhten Stufenunterbau erheben wird. Die drei übrigen Seiten der Plattform sind
von einer Säulenhalle umgeben, auf deren Süd- und Nordflügeln Quadrigen Platz finden.
Die dem Wasserbau zufallende Aufgabe war die sichere Fundirung des ganzen Bauwerks
mit seinen stark wechselnden Einzelbelastungen in einem theils im Festlande, theils im
Wasser liegenden Bauplatz, dessen fester Grund über 12 m unter der Erdoberfläche und 6 m
unter Niedrigwasser lag, unter gleichzeitiger Durchführung des Fluthgerinnes, für welches
seitwärts nirgends sich Raum bot. Der Fufsboden der Plattform sollte gegen Senkungen
und dergleichen unbedingt gesichert hergestellt werden. Um trotzdem bei den knapp zu
gemessenen Mitteln nicht übermäfsig grofse Mauerkörper einbringen zu müssen, wurde der
ganze Fufsboden auf Wölbungen gelegt, deren Einzelpfeiler auf einer gemeinschaftlichen
durchschnittlich 2 m starken Betonplatte ruhen, die den Belag eines hölzernen Pfahlrostes
bildet. Die Pfähle sind meist senkrecht bis 5—7 m unter Betonunterkante in den Grund
gerammt. Den einwirkenden Belastungen entsprechend sind sie so vertheilt, dafs auf jeden
Pfahl eine gröfste Beanspruchung von 25000 kg kommt. Zur Aufnahme schräg gerichteter
Gewölbedrucke sind schräge Pfahlreihen mit senkrechten wechselnd angeordnet.
Die Umfassung der Baugrube besteht aus 16 cm starken Holzspundwänden, nur
die beiden Aufsenseiten entlang der Schlofsfreiheit und der Strafse An der Stechbahn sind,
um die Rammerschütterungen der gegenüberliegenden Gebäude nach Möglichkeit ein
zuschränken, gröfstentheils mit eisernen Spundwänden eingefafst, wie sie schon beim Bau
der Mühlendammschleuse Anwendung gefunden haben. Die ganze Baugrube war durch das
Fluthgerinne der Länge nach in zwei ungleiche Theile getheilt, denn unter dem Gerinne
wurde die Sohle nur mit 1 m starker Betonschicht und Klinkerpflaster befestigt.
Die halbkreisförmige Gestalt des überdeckenden Gewölbes ist unter den Querhallen
der dort auftretenden starken Einzellasten wegen spitzbogenartig überhöht. Eine elliptisch
überwölbte Oeffnung bildet die Mündung in der Nordfront. Die übrigen Gewölbe sind als
grofse segmentförmige Kappen senkrecht zu dem Gewölbe des Fluthgerinnes angeordnet
und auf durchbrochene Pfeilerwände gelegt. Unter der Säulenhalle entspricht die Gewölbe-
theilung den gegebenen Pfeilerstellungen. Auch der Unterbau des Standbildes ist in Pfeiler
aufgelöst, die durch Gewölbe mit einander in Verbindung stehen. Die Räume unter den
Wölbungen sind bis über Hochwasserhöhe mit Sand ausgeschüttet und werden durch einen
verschliefsbaren Schacht von der Strafse aus zugänglich sein. Die Uebermauerung der
Gewölbezwickel besteht aus magerem Sandbeton.
Die Schwierigkeit der Ausführung beruhte einerseits in der nothwendigen Beschleu
nigung, anderseits in der Beseitigung alter Baureste, welche in Gestalt von Pfählen, Rosten,
Mauerwerk von Ufer- und Grundbauten aller Art sich seit Jahrhunderten hier im Grunde
aufgehäuft hatten. Dabei fand auch die alte Radstube, ein am Ufer liegender gewölbter
Raum, der als zum Schlofs gehörige Wasseranlage durch zwei gewölbte unter der Strafse
liegende Gänge mit diesem in Verbindung stand und nur noch zur Abführung eines Regen
überfalles und des Abdampfrohres von einer im östlichen Untergeschofs des Schlosses stehen
den Dampfpumpe diente, seine Beseitigung. Der an derselben Stelle mündende Noth-
auslafs der Canalisation wurde gleichfalls beseitigt und mit vergröfsertem Querschnitt bis
unterhalb des Denkmals fortgeführt, wo er unter Niedrigwasser eine neue Mündung erhielt.
In den beiden Winkeln, wo der Denkmalsbau aus den Ufermauern heraustritt, münden
40 cm weite Rohrcanäle, die vom Oberwasser der Fluthrinne abzweigen und dazu bestimmt
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