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Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,1 Einleitendes - Ingenieurwesen (Public Domain)

IV. Wasserstrafsen und Häfen. 
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Durchmesser in schlanker Curve um das Fundament des Reiterstandbildes herumgeleitet, 
um an der Nordfront des Denkmalbaues auszumünden. Das hier anschliefsende rechts 
seitige Ufer ist erheblich vorgeschoben und in flacher Kreislinie an die Schlofsbrücke heran 
geführt, sodafs ein allmählicher Uebergang der Uferlinie in die Richtung der Brückenpfeiler 
erreicht ist, wie er später beim Ausbau der übrigen Uferanschlüsse gleichfalls erstrebt 
werden mufs. Das neue Ufer ist mit einer in Sandstein und Granit verblendeten Mauer 
vom üblichen Querschnitt versehen worden (Abb. 97, 98, 99 u. 100). 
Das Denkmal bildet im wesentlichen eine etwa 1 m über Strafsenoberfläche sich 
erhebende Plattform von 40 m Breite und 80 m Länge, in ganzer Länge der Schlofsfront 
gegenüber durch eine Freitreppe zugänglich, in deren Mitte sich das Reiterstandbild auf 
einem erhöhten Stufenunterbau erheben wird. Die drei übrigen Seiten der Plattform sind 
von einer Säulenhalle umgeben, auf deren Süd- und Nordflügeln Quadrigen Platz finden. 
Die dem Wasserbau zufallende Aufgabe war die sichere Fundirung des ganzen Bauwerks 
mit seinen stark wechselnden Einzelbelastungen in einem theils im Festlande, theils im 
Wasser liegenden Bauplatz, dessen fester Grund über 12 m unter der Erdoberfläche und 6 m 
unter Niedrigwasser lag, unter gleichzeitiger Durchführung des Fluthgerinnes, für welches 
seitwärts nirgends sich Raum bot. Der Fufsboden der Plattform sollte gegen Senkungen 
und dergleichen unbedingt gesichert hergestellt werden. Um trotzdem bei den knapp zu 
gemessenen Mitteln nicht übermäfsig grofse Mauerkörper einbringen zu müssen, wurde der 
ganze Fufsboden auf Wölbungen gelegt, deren Einzelpfeiler auf einer gemeinschaftlichen 
durchschnittlich 2 m starken Betonplatte ruhen, die den Belag eines hölzernen Pfahlrostes 
bildet. Die Pfähle sind meist senkrecht bis 5—7 m unter Betonunterkante in den Grund 
gerammt. Den einwirkenden Belastungen entsprechend sind sie so vertheilt, dafs auf jeden 
Pfahl eine gröfste Beanspruchung von 25000 kg kommt. Zur Aufnahme schräg gerichteter 
Gewölbedrucke sind schräge Pfahlreihen mit senkrechten wechselnd angeordnet. 
Die Umfassung der Baugrube besteht aus 16 cm starken Holzspundwänden, nur 
die beiden Aufsenseiten entlang der Schlofsfreiheit und der Strafse An der Stechbahn sind, 
um die Rammerschütterungen der gegenüberliegenden Gebäude nach Möglichkeit ein 
zuschränken, gröfstentheils mit eisernen Spundwänden eingefafst, wie sie schon beim Bau 
der Mühlendammschleuse Anwendung gefunden haben. Die ganze Baugrube war durch das 
Fluthgerinne der Länge nach in zwei ungleiche Theile getheilt, denn unter dem Gerinne 
wurde die Sohle nur mit 1 m starker Betonschicht und Klinkerpflaster befestigt. 
Die halbkreisförmige Gestalt des überdeckenden Gewölbes ist unter den Querhallen 
der dort auftretenden starken Einzellasten wegen spitzbogenartig überhöht. Eine elliptisch 
überwölbte Oeffnung bildet die Mündung in der Nordfront. Die übrigen Gewölbe sind als 
grofse segmentförmige Kappen senkrecht zu dem Gewölbe des Fluthgerinnes angeordnet 
und auf durchbrochene Pfeilerwände gelegt. Unter der Säulenhalle entspricht die Gewölbe- 
theilung den gegebenen Pfeilerstellungen. Auch der Unterbau des Standbildes ist in Pfeiler 
aufgelöst, die durch Gewölbe mit einander in Verbindung stehen. Die Räume unter den 
Wölbungen sind bis über Hochwasserhöhe mit Sand ausgeschüttet und werden durch einen 
verschliefsbaren Schacht von der Strafse aus zugänglich sein. Die Uebermauerung der 
Gewölbezwickel besteht aus magerem Sandbeton. 
Die Schwierigkeit der Ausführung beruhte einerseits in der nothwendigen Beschleu 
nigung, anderseits in der Beseitigung alter Baureste, welche in Gestalt von Pfählen, Rosten, 
Mauerwerk von Ufer- und Grundbauten aller Art sich seit Jahrhunderten hier im Grunde 
aufgehäuft hatten. Dabei fand auch die alte Radstube, ein am Ufer liegender gewölbter 
Raum, der als zum Schlofs gehörige Wasseranlage durch zwei gewölbte unter der Strafse 
liegende Gänge mit diesem in Verbindung stand und nur noch zur Abführung eines Regen 
überfalles und des Abdampfrohres von einer im östlichen Untergeschofs des Schlosses stehen 
den Dampfpumpe diente, seine Beseitigung. Der an derselben Stelle mündende Noth- 
auslafs der Canalisation wurde gleichfalls beseitigt und mit vergröfsertem Querschnitt bis 
unterhalb des Denkmals fortgeführt, wo er unter Niedrigwasser eine neue Mündung erhielt. 
In den beiden Winkeln, wo der Denkmalsbau aus den Ufermauern heraustritt, münden 
40 cm weite Rohrcanäle, die vom Oberwasser der Fluthrinne abzweigen und dazu bestimmt 
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