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Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,1 Einleitendes - Ingenieurwesen (Public Domain)

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IV. Wasserstrafsen und Häfen. 
Wasserstrafse und der Schiffbarkeit der unteren Havel von der Elbe aufwärts bis Spandau 
ihrer Vollendung, und die Verhältnisse drängten dazu, wenigstens auch die Unterspree von 
Spandau bis in das Berliner Weichbild hinein den gröfseren und tief gehenden Fahrzeugen 
bequem zugänglich zu machen. Die Staatsregierung entschlofs sich daher, zunächst eine 
theilweise Canalisirung der Unterspree in dem für die Schiffahrt gebotenen Umfange, also 
einstweilen ohne Rücksicht auf die Verbesserung der Vorfluth ins Werk zu setzen, die Bau 
ausführung jedoch so einzurichten, dafs eine Erweiterung des Unternehmens im vollen ge 
planten Umfange für eine spätere Zeit möglich bliebe. 
Die vorläufige, theilweise Canalisirung der Unterspree ist in den Jahren 
1883—1885 mit einem Kostenaufwande von 2200000 JL zur Ausführung gekommen. Sie 
bestand aufser der Errichtung der grofsen Stauanlage bei Charlottenburg in der durch 
greifenden Regulirung des Flufslaufs von da bis Spandau, dessen beiderseitige Ufer im 
gegenseitigen Abstande von 50 m mit wasserfreien Leinpfaden eingefafst wurden, während 
vermöge des grofsen Durchstichs bei Ruhleben, welcher die scharfe und für die Schiffahrt 
sowie für die Vorfluth überaus hinderliche Stromkrümmung bei Paulsstem abschnitt, der 
Flufs eine möglichst gerade_Richtung erhielt. Gleichzeitig wurde die Sohle bis auf 1,50 m 
unter den nie 
drigsten Havcl- 
wasserstand 
von Spandau 
vertieftund ho 
rizontal gelegt, 
vorläufig aller 
dings nur in der 
für die Schiff 
fahrt genügen 
den Sohlen 
breite von 25 
Meter, wobei 
die spätere, für 
die vollstän 
dige Verbesse 
rung der Vor 
fluth erforder- 
Abb. 76. 
Lageplan der Stauanlage in der Spree bei Charlottenburg. 
liehe Verbrei 
terung Vorbe 
halten blieb. 
Die Lage des 
Stauwerks war 
ursprünglich 
für diejenige 
Stelle geplant, 
an welcher sich 
der Landwehr 
canal und ge 
genüber der 
Charlottenbur 
ger Verbin 
dungscanal mit 
der Spree ver 
einigen, die 
Vorzüge dieser 
Lage mufsten indessen aufgegeben werden, weil aus der damit verbundenen Senkung des 
Mittelwassers neben dem Schlofspark von Charlottenburg und in der Nähe des Thiergartens 
nachtheilige Folgen für den Baumwuchs befürchtet wurden. Das Stauwerk ist deshalb weiter 
flufsabwärts in einen Durchstich gleich unterhalb der Brücke der Berlin-Hamburger Eisen 
bahn verlegt worden, welcher zur Verbesserung der Durchfahrt durch diese Bracke ohnehin 
ausgeführt werden mufste. Die Gesamtanordnung der umfangreichen Bauanlage wird durch 
den vorstehenden Lageplan dargestellt (Abb. 76). Sie zeigt zwei durch eine Insel getrennte 
Haupttheile, das Wehr im Hauptlauf der Spree und die Schiffsschleusen im Seitencanal, 
und war von vornherein so bemessen, dafs bei der späteren Vervollständigung der Canali 
sirung eine Erweiterung nicht erforderlich wurde. Das Wehr hat im ganzen 50 m Licht 
weite, von denen 10 m auf das am rechten Ufer liegende Trommelwehr entfallen. Dieses 
ist so eingerichtet, dafs es unter Anwendung des vorhandenen Wasserdrucks niedergelegt 
und wieder aufgerichtet werden kann, um den von oben herabkommenden leeren Schiffen 
den Durchgang ohne Aufenthalt zu ermöglichen, während die übrigen 40 m mit Schutz 
vorrichtungen versehen sind, die durch Schrauben mit Vorgelegen und Handkurbeln gehoben 
und gesenkt werden können. Der Normalwasserstand vor dem Wehre entspricht dem bis 
herigen mittleren Wasserstande der Spree, bei Hochwasser wird das Wehr ganz geöffnet 
und findet alsdann keine Behinderung des Abflusses statt. Von den beiden bis jetzt 
erbauten Schiffsschleusen — zur Anlage einer dritten ist für den Fall des Bedürfnisses der 
Raum vorgesehen — fafst die eine gleichzeitig vier gewöhnliche Oderkähne, die andere
	        
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