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IV. Wasserstrafsen und Häfen.
gestellte Gesaintanlage, an welche sich weiterhin die neuen Packhofs- und die Magazingebäude
der Garnisonverwaltung anschliefsen, ist, zumal sie von stattlichen Brücken und eben solchen
öffentlichen wie privaten Gebäuden eingefafst wird, schön, vornehm und zweckmäfsig, sie
genügt aber bei weitem nicht dem Bedürfnifs des überaus lebhaften Ladeverkehrs, welcher
hier durch zahlreiche Dampfschiffe und grofse Elbkähne vermittelt wird (Abb. 74). Der Nord
hafen ist, wie der Lageplan ergiebt, ebenfalls recht geräumig und wird von den Fahrzeugen
vielfach aufgesucht, er ist jedoch von minderer Bedeutung als der Humboldthafen (Abb. 75).
c) Die Canalisirung der Unterspree. -
Innerhalb der Stadt Berlin war die 1800 m lange Strecke der Spree von der Ab
zweigung des Schiffahrtscanals unterhalb der Waisenbrücke bis zur Einmündung des Kupfer
grabens ober
halb derEberts-
brücke bisher
für die durch-
gchendeSchiff-
fahrt nicht be
nutzbar, weil
die an ihrem
oberen Ende
befindlichen
Stauwerke im
Mühlendamm
mit einer
Schiffsschleuse
nicht versehen
waren. Sie
dientevielmehr
zur Aufstellung
von Fischka
sten und zur
Lagerung zahl
reicher grofser
und kleiner
Schiffsgefäfse,
von denen aus
Abb. 75. Nordhafen (Lageplan
ein schwung
hafter Klein
handel mit Fi
schen, Brenn
stoffen , Obst,
Gemüse und
ähnlichen Be
dürfnissen be
trieben wurde.
Dieser Handel
hat, wennschon
widerwillig,
den Forderun
gen der Grofs-
schiffahrt und
des Grofshan-
dels weichen
müssen, und
der natürliche
Hauptlauf des
Flusses bildet
jetzt, nachdem
das bedeu
tungsvolle Un
ternehmen der
Canalisirung der Unterspree vollendet worden, eine den grofsen Elb- und Oderschiffen
zugängliche dritte Schiffahrtsstrafse durch Berlin. Die Wichtigkeit des Canalisirungswerkes
beruht aber nicht allein hierin, sondern auch in den durch dasselbe erreichten Verbesse
rungen der Vorfluth, die wiederum Erleichterungen für die städtischen Brückenbauten und
den Strafsenverkehr zur Folge gehabt haben.
Die ehedem am Mühlendamm vorhandenen fiskalischen Mühlenwerke wurden bis zum
Jahre 1873 unter Bedingungen betrieben, welche, von alten Zeiten her übernommen, beträcht
liche und nachtheilige Anstauungen des Obeiwassers, namentlich zur Zeit des Hochwasser
abganges, zuliefsen. Im genannten Jahre wurden nach Veräufserung der Mühlengebäude
die Wasserkräfte verpachtet und eine schärfere Beaufsichtigung der Staüwerke eingerichtet,
eine erhebliche Ermäfsigung der Hochwasserstände konnte aber, selbst als weiterhin die Be
nutzung der Wasserkraft ganz eingestellt wurde und die Mühlenräder herausgenommen waren,
deswegen nicht erreicht werden, weil die lichte Weite der Abflufsöffnungen zu gering war
und die Fachbäume zu hoch lagen. Ebenso mifslich waren die Verhältnisse der Unterspree.
Diese hatte seit Jahrhunderten alle aus der Stadt abfliefsenden Unreinigkeiten aufnehmen
müssen, deren Sinkstoffe sich im Stromlauf vorzugsweise unterhalb der Stadt in solchen
Massen abgelagert hatten, dafs die Vorfluth dadurch in hohem Mafse beschränkt wurde
und auch hier aus den Anschwellungen bei Hochwasser empfindliche Uebelstände hervor