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IV. Wasserstrafsen und Häfen.
schiffig, 50 m lang und 7,50 m in den Thoren weit, die Köpenicker Schleuse (an der Schillings
brücke) nur einschiffig angelegt wurden. Die neben jenen beiden Schleusen befindlichen
Freiarchen dienen dazu, im Canale eine angemessene Strömung unter Beachtung des
Normalwasserstandes zu erhalten und bei Hochwasser die Oberspree durch den Hauptcanal
zu entlasten.
Der Luisenstädtische und der Landwehrcanal erhielten bei ihrer Erbauung verschie
dene Ouerprofile. Der crstere, dessen baldige Einbeziehung in das bebaute Stadtgebiet
unzweifelhaft erschien, wurde bei einer Breite im Wasserspiegel von 22,60 m durchweg mit
senkrechten Ufermauem eingefafst, in welche in regelmäfsigen Abständen zur Vermittelung
des Ladeverkehrs Treppen eingelegt sind. Zu beiden Seiten des Canals wurde die Anlage
breiter und stattlicher Uferstrafsen vorgesehen, die auch in verhältnifsmäfsig kurzer Zeit zur
Bebauung gelangten. In dieser Beschaffenheit verleiht der Luisenstädtische Canal dem von
ihm durchschnittenen Stadttheile einen eigenartigen Reiz, eine besondere Bedeutung für den
Schiffsverkehr ist ihm aber niemals beizumessen gewesen. Der Landwehrcanal dagegen
erhielt bei 22,60 m Breite im Wasserspiegel das nachstehend dargestellte, unter und über
Wasser durch Böschungen begrenzte Ouerprofil, dessen Sohlenbreite gerade ausreichte, um
den durchgehenden Verkehr zweier sich begegnenden Schiffe zu gestatten (Abb. 62). Die An
legung von Uferstrafsen erfolgte nur auf einem Theil der Canallänge; wo sie aber vorgesehen
wurden, geschah dies in Breiten, welche sich nach der Bebauung beinahe überall als unzu
reichend ergeben haben, während anderseits die zwischen den Strafsen und den Ufern durch
geführten, mit doppelten, schön entwickelten Baumreihen eingefafsten Fufswege Annehm
lichkeiten darbieten, wie sie an anderen Orten nicht leicht wieder gefunden werden. Die
Canalbrücken erhielten massive Ufer- und Mittelpfeiler und durchweg hölzernen Ueberbau,
welcher, der ebenen Beschaffenheit des Geländes entsprechend, so tief gelegt wurde, dafs
für den Durchgang der Schiffe Aufzugsklappen eingerichtet werden mufsten, wobei die
erforderlichen je zwei Mittelpfeiler so nahe an einander gerückt wurden, dafs die mittlere
Oeffnung nur wenig mehr als eine Schiffsbreite umfafste, und auch die Breite der Klappen
so gering wie angängig, nämlich nur für je einen Wagen bemessen wurde. Die beiden beim
Bau des Canals vorhandenen Eisenbahnen, die Anhalter und Potsdamer Bahn, wurden mittels
gleichfalls tiefliegender, eiserner Drehbrücken übergeführt. Für den Ladeverkehr innerhalb
der Stadt erachtete man einen einzigen, ziemlich kleinen Hafen, denjenigen an der Schöne
berger Strafse, für ausreichend, welcher allerdings durch Vermittelung des Hafenplatzes
einen Gleisanschlufs an den Anhalter Bahnhof erhielt und mit geböschten Ufermauern ein
gefafst wurde. Ein Lageplan dieses Hafens nebst Querschnitten wird hier mitgetheilt (Abb. 63,
64 u. 65). In diesem ursprünglichen, nach jetzigen Anschauungen recht dürftigen Zustande hat
der Landwehrcanal eine lange Reihe von Jahren hindurch nicht allein den lebhaften Durch
gangsverkehr, sondern auch einen umfangreichen Ortsverkehr zu bewältigen gehabt, welcher
namentlich dadurch einen ungeahnten Aufschwung nahm, dafs für den Aufbau der grofsen, den
Canal unmittelbar und in weiterer Entfernung umgebenden Stadttheile fast sämtliche Baustoffe
durch seine Vermittelung herbeigeschafft wurden, aufserdem Holz, Torf und Kohlen, nicht
minder Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, in Massen auf ihm in die Stadt gelangten.
Bei dem Mangel an ausreichenden Häfen und dem Fehlen besonderer Ladestrafsen ent
wickelte sich der Verkehr in der Weise, dafs die beladenen Schiffe zwar an beliebiger