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Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,1 Einleitendes - Ingenieurwesen (Public Domain)

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IV. Wasserstrafsen und Häfen. 
der in der Ausführung befindlichen grofsen künstlichen Schiffahrtsstrafse zur Verbindung des 
Rheins mit der Weser und dem Wassergebiet der Elbe, die letztere erreichen. 
Ebenso wie die Hohensaaten- Spandauer Wasserstrafse hat auch die Havel von 
Spandau bis zur Elbe einschliefslich des Plauer Canales in neuerer Zeit grofse Umgestal 
tungen und wichtige Verbesserungen erfahren. Hier aber begannen die Arbeiten wesentlich 
später als dort, weshalb für dieselben im Anschlufs an die erfreulichen Erfolge der Elbe- und 
Oder-Regulirung die Ziele viel weiter gesteckt werden konnten, als es noch vor 20 Jahren 
der Fall war. In den Jahren 1880—1889 sind die sämtlichen in Betracht kommenden 
Schleusen theils durch Neubauten, theils durch Umbauten auf 65 m nutzbare Länge, 8,60 m 
lichte Weite in den Thoren und 2 m Wassertiefe auf den Drempeln mithin so erweitert 
worden, dafs sie den gröfseren Elbkähnen bis zu 10000 Ctr. Tragfähigkeit den Durchgang 
gestatten. Die gleichzeitig stattgehabten Regulirungen und Erweiterungen der Havel, des 
Plauer Canals und des Canals Sacrow - Paretz entsprachen eben diesen Abmessungen, und so 
wurde nach erfolgter Canalisirung der Unterspree, von welcher weiterhin ausführlich die Rede 
sein wird, die Möglichkeit gewonnen, einen mächtigen Grofsschiffahrtsverkehr, der meist mit 
Schleppdampfern betrieben wird, von der Elbe nach Berlin zu leiten. Durch Vermittelung 
der neuen Schleuse am Mühlendamm mit dem Oder-Spree-Canal findet dieser Verkehr 
seinen weiteren Weg nach der Oder und aus dieser bis Breslau und Oberschlesien. Die 
soeben angegebenen Schleusenabmessungen sind inzwischen auch für die vorerwähnte grofse 
Canalverbindung vom Rhein nach der Elbe mafsgebend geworden, nur dafs man hier die 
Tieflage der Schleusendrempel noch vergröfsert hat. 
4. Die Spree in und unterhalb Berlins. 
Wie die dem ersten Abschnitte dieses Buches über die geschichtliche Entwicklung 
Berlins beigegebenen Kärtchen ersehen lassen, wurde die tief gelegene Niederung, in der 
sich die ersten Anfänge der Stadt entwickelten, von zwei, den Stadttheil Köln umschliefsen- 
den Armen durchströmt, von welchen der nördliche der Hauptarm war und noch ist. Beide 
Arme sind jedenfalls schon in sehr früher Zeit behufs des Betriebes von Mühlenanlagen, 
welche gegenwärtig als solche eingegangen sind, angestaut worden. Von diesen Anlagen 
waren diejenigen im nördlichen Arme, am Mühlendamm belogenen, die älteren, die Werder- 
schen Mühlen im südlichen Arm, zwischen dem Schlofsplatz und dem Werder’schen Markt, 
stammten aus späterer Zeit. Der noch jetzt bestehende Stau wird von der Schiffahrt mittels der 
„Stadtschleuse“ überwunden, oberhalb deren der südliche Spreearm den Namen „Schleusen 
canal“ führt, während er unterhalb derselben „Kupfergraben“ genannt wird. Die ursprüng 
lich von Holz erbaute Stadtschleuse wurde unter dem Kurfürsten Friedrich III., nachmaligem 
König Friedrich I., im Jahre 1694 durch einen Massivbau ersetzt, ein Ereignifs, welches 
durch eine Erinnerungsmedaille mit dem Bildnifs des Fürsten und der Aufschrift „Ligneam 
invenit, lapideam reliquit“ gefeiert wurde. An die Stelle dieses Bauwerks ist im Jahre 1861 
ein abermaliger Neubau von gröfseren Abmessungen getreten. Bei der Befestigung von 
Berlin im 17. Jahrhundert wurden noch zwei Verbindungen zwischen der Ober- und Unter 
spree als Festungsgräben angelegt, nämlich nördlich der „Königsgraben“, auch „Zwirn 
graben“ genannt, den Stadttheil Alt-Berlin, südlich der „Grüne Graben“, die Stadttheile 
Friedrichswerder und Neu-Köln umschliefsend, beide mit Stauanlagen für den Mühlenbetrieb 
versehen. Aus Veranlassung des Baues der Berliner Stadtbahn ist in den siebziger Jahren 
der Königsgraben zugeschüttet worden, da er aber zugleich als Vorfluthweg für die Hoch 
wasser der Spree diente, mufste für ihn anderweitig Ersatz geschaffen werden. Dies geschah 
dadurch, dafs das Gerinne der ehemaligen Werder’schen Mühlen entsprechend erweitert, ver 
tieft und als Fluthgraben eingerichtet wurde. Demnächst ist auch der Grüne Graben ver 
schüttet worden, nachdem er sowohl seines unschönen Aussehens halber, als auch wegen 
der Übeln Gerüche, die er verbreitete, lange genug eine Plage der Stadt gewesen. — Von 
der weiteren Umgestaltung des Kupfergrabens in der Umgebung des Königlichen Schlosses 
durch die Errichtung des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm I. wird am Schlüsse dieses 
Abschnittes die Rede sein.
	        
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