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III. Die Friedhöfe.
von den beiden älteren städtischen Friedhöfen in der Gerichts- und Friedenstrafse der erstere
schon im Jahre 187g geschlossen war, begann 1881 die Anlegung des Berliner Gemeinde
friedhofes zu Friedrichsfelde, 1 ) bisher fast ausschliefslich benutzt für diejenigen, deren Be
erdigung die städtischen Behörden zu veranlassen haben, das heifst für die Mittellosen jeder
Confession. Gleichwohl ist man bestrebt, hinsichtlich der Einrichtung und Pflege diesen Ort
der Ruhe würdig und so zu gestalten und zu halten, dafs diejenigen, welche ihre Ent
schlafenen besuchen, weniger als auf den übrigen Friedhöfen den das Gemüth bedrücken
den Eindruck empfangen, welchen die Stätte des Todes hervorzurufen pflegt.
Abb. 58. Friedhof zu Friedrichsfelde.
Der 25 ha grofse Gemeindefriedhof, etwa 7 km vom Herzen der Stadt entfernt, ist
durch eine Pferdebahn mit derselben verbunden und liegt hart an der Königlichen Ostbahn
mit der Station Friedrichsfelde-Lichtenberg, wohin auch Vorortzüge führen. Er erstreckt
sich in seiner Hauptrichtung bei einer Breite von 240 bis 250 m etwa 1 km weit von Süd
nach Nord. Das Gelände ist in seiner westlichen Hälfte nur mäfsig bewegt, in der öst
lichen, höher gelegenen, dagegen sehr wellig. Deshalb ist die Einrichtung der letzteren so
gedacht, dafs die mannigfachen Kuppen zu drei Ebenen mit in sich abgeschlossenen Anlagen,
wovon die südlichste bereits hergestellt ist, zusammengezogen werden. Diese ganze höhere
Friedhofshälfte ist zunächst für die zu bezahlenden Beerdigungen bestimmt.
Für die westliche Hälfte dagegen, die zur Beerdigung der Aermeren dient, ist eine
einfachere Eintheilung geplant und zu einem grofsen Theile bereits getroffen. Hier bilden
die Gräber grofse, wohlgepflegte Rasenflächen von geringer Höhe mit schmalen Theilungs-
wegen und mit der Bezeichnung der Gräber an den Kanten, nicht über die letzteren hinaus
stehend, wie die sonst gebräuchlichen, unangenehm wirkenden Nummerhölzer. Schmälere
und breitere Streifen von Ziersträuchern schliefsen diese grünen Leichenfelder gegen die mit
Alleebäumen bepflanzten Fahrwege und breiteren Fufswege ab, welche in gewissen Zwischen
räumen durch mit Gehölz besetzte Rundtheile unterbrochen sind, und diese Anpflanzungen
geben, sich gegenseitig ergänzend, dem Ganzen einen gartenähnlichen Charakter. An
passenden Stellen sind Ruhebänke aufgestellt.
Eine gröfsere Mannigfaltigkeit sowohl in Bezug auf die gärtnerische Ausbildung,
als auch in Betreff der Anordnung der Grabstätten zeigt der höher gelegene östliche Theil,
ohne dafs dabei auf möglichste Ausnutzung des Raumes verzichtet wäre. Scheinbar gröfsere
Pflanzungen schliefsen Nischen für Grabstätten ein oder umgeben Flächen, die zu gröfseren
Familicnbegräbnifsplätzen bestimmt sind, Laubengänge bieten schattige Promenaden und
machen eigenartig abgeschlossene Gruppen von Gräbern zugängig, Erbbegräbnifsstellen in
Reihen, vor denen Säulenhallen mit Grüften einzurichten sind, wechseln mit gewöhnlichen
Grabstätten auf gröfseren Flächen oder nur reihenweise den Wegen folgend. Auch für die
Erbauung gröfserer Mausoleen, verbunden durch an Mauern sich anlehnende Erbbegräbnifs-
bauten, oder auch freistehend, ist Fürsorge getroffen derartig, dafs kein buntes Durch-
1) Bearbeitet vom städtischen Gartendirector Mächtig.