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Einleitendes - Ingenieurwesen Abschnitt C. Die Ingenierbauten II.Die öffentlichen Park- und Gartenanlagen

Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain) Issue1896,1 Einleitendes - Ingenieurwesen (Public Domain)

II. Die öffentlichen Park- und Gartenanlagen. 
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Schmuckplätze, sowie die Gewächshäuser zur Anzucht und Pflege der Zierpflanzen her 
gestellt, welche bei Festlichkeiten im Rathhause usw. verwendet werden. Auch ein sogen. 
Vivarium mit Amphibien und Reptilien und eine geologische Wand, letztere aus den ver 
schiedensten Gesteinsarten in ihren naturgemäfsen Verbindungen bezw. Lagerungen durch 
den Geologen Dr. Zache aufgeführt, sind hier, um Unterrichtszwecken zu dienen, unter 
gebracht. Auf der Anhöhe im amerikanischen Theile in der Nähe der östlichen Parkgrenze 
ist aus erratischen Blöcken, meistens unweit der Stadt oder innerhalb des Berliner Weich 
bildes gefunden, eine Gesteinsgruppe errichtet mit einer Alexander von Humboldt betreffen 
den Widmungsinschrift. Aus einer grottenartigen Stelle der Gruppe sprudelt ein künstlich 
hergestellter Quell hervor, sein Wasser nach einem kleinen Weiher am Fufse der Anhöhe 
entsendend; von der Herstellung einer gröfseren Wasserfläche im Humboldthain ist bei 
der hohen Lage desselben über den wasserführenden Schichten abgesehen. Die unweit von 
hier am Parksaume neu erbaute Himmelfahrtskirche tritt, von verschiedenen Stellen des 
Hains aus gesehen, in schöne Wechselwirkung mit dem saftigen Grün der Anpflanzungen. 
Ein tiefer und breiter Einschnitt für die Berlin-Stettiner Eisenbahn an der nördlichen 
Grenze des Haines trennt eine botanische Abtheilung von dem eigentlichen Park; eine leichte 
eiserne Fufsgängerbrücke stellt von diesem aus nach der jenseits liegenden Strafse die Ver 
bindung her und gewährt einen interessanten Blick auf eine grofsartige Gleisanlage an der 
Stelle, wo im Einschnitt die Ringbahn über die Stettiner Bahn hinweggeführt ist. Auch im 
Humboldthain ist ein grofser Rasenspielplatz, von Eichenreihen eingefafst und, wie der ganze 
Hain, mit einer Bewässerungseinrichtung versehen, der Jugend zur Verfügung gestellt. 
Nach der Fertigstellung des Humboldthaines wurde sofort mit der Ausführung der 
lange schon geplanten grofsen Parkanlage in Treptow vor den Thoren der Stadt im 
Osten begonnen. Diese ist im Charakter der umgebenden Landschaft als grofse Flufs- 
niederung, beherrscht von der hier fast seeartig erweiterten Spree, gehalten. Daher durch 
ziehen grofse, zusammenhängende Wiesenflächen, durch anmuthige Gehölzzüge gegliedert 
und von breiten und wohlbefestigten Wegen begleitet, das allmählich sich verbreiternde 
Gelände, welches in seiner ganzen Länge von der nach dem Orte Treptow und weiter 
führenden Chaussee, mit zwei breiten mit Platanen bepflanzten Promenaden, durchschnitten, 
im Norden von der Spree, im Süden von der alten, nach dem Städtchen Köpenick führen 
den Landstrafse begrenzt ist. Den Vorplatz des Parkes an der Weichbildgrenze bildet 
ein kleiner Eichenhain an dem hier von der Spree abzweigenden, Berlin im Süden durch 
ziehenden Landwehrcanal; dann führt die Treptower Chaussee, Promenaden mit Schmuck 
streifen zur Seite, durch ein mit Villen besetztes Gebiet bis zur Station Treptow der Ver 
bindungsbahn, hinter welcher der eigentliche Park beginnt. Die Köpenicker Landstrafse 
und die Treptower Chaussee (hinter dem erwähnten Eichenhain liegt der Punkt, wo die 
letztere sich abzweigt, um weit hinter Treptow sich wieder mit der ersteren zu vereinigen) 
sind in voller Breite unter der Eisenbahn fortgeführt. Im Park sind an vielen Stellen nach 
Norden und Süden freie Ausblicke in die umgebende Landschaft, nördlich über die Spree 
hinweg nach dem Orte Stralau mit seiner malerisch auf einer Landspitze gelegenen Kirche, 
südlich auf Felder, Wiesen und entfernt liegende Ortschaften, ln dem naturgemäfs voll 
ständig ebenen Gelände ist durch Aufschüttung einer mit vier Reihen Platanen bepflanzten, 
1,25 m hohen und etwa 1 km langen Terrasse unter Verwendung des Bodens, welchen 
die Ausgrabung eines mehr als 3,50 ha grofsen Sees hergab, eine erhöhte, tief schattige 
Promenade geschaffen, welche den lang gestreckten, rennbahnförmigen Spielplatz, durch 
steile Rasenböschungen mit sechs Treppenabgängen von diesem getrennt, umgiebt. Ver 
mittelst fahrbarer Pulsometer wird der Spielplatz aus Tiefbrunnen bewässeit, wählend die 
Wiesenflächen des Parks, dem Grundwasserspiegel ziemlich nahe liegend, auf die natürlichen 
Niederschläge angewiesen sind. Auf einem der beiden halbkreisförmigen Ansätze der Ter 
rasse in ihrer Querachse ist die wohlgelungene Marmorbüste des geistigen Urhebers dieser 
grofsartigen Schöpfung und der beiden schon genannten, gleichfalls unter seiner Leitung 
ausgeführten städtischen Parkanlagen, des Gartendirectors Gustav Meyer, aufgestellt, der 
bis zu seinem im Jahre 1877 erfolgten Tode die grofsen Unternehmungen der städtischen 
Behörden auf gartenkünstlerischem Gebiete geplant und ins Leben gerufen hat. 
Berlin und seine Bauten. I. ^
	        
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