III. Die Entwicklung des Verkehrs.
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dem Bahnhof Friedrichstrafse abgefahren, der also in diesem Jahre von rd. 13 Mill, Menschen
besucht oder verlassen Ist, d. h. im Durchschnitt gegen 36 000 täglich, welche Zahl an einzelnen
Tagen auf über 80000 gestiegen ist, während sie am Bahnhof Alexanderplatz 84000 und
am Schlesischen Bahnhof 120000 an gewissen Tagen beinahe erreicht hat. Rechnet man
hierzu noch den umfangreichen Fahrpost verkehr, der sich gleichfalls vorzugsweise nach und
von den Bahnhöfen bewegt, so kann man sich ungefähr vorstellen, wie dicht gedrängt an
solchen Punkten der Verkehr mit allen seinen Begleiterscheinungen die Strafsen der Stadt
in Anspruch nimmt.
ln den späteren Abschnitten dieses Bandes wird sich zeigen, wie alle übrigen ört
lichen Verkehrseinrichtungen dem mafsgebenden Einflufs des Eisenbahnverkehrs, dem sie alle
mehr oder minder als Zubringer dienen, Rechnung getragen haben. Hier fügen wir zur
Ergänzung der auf Seite 204—206 folgenden Mittheilungen eine Zusammenstellung der an
einzelnen Festtagen der letzten drei Jahre auf den hiesigen Bahnlinien festgestelltcn Ver
kehrsziffern bei (s. Tabelle S. LXXXI).
Abb. XXIX. Der Potsdamer Platz. (Nach einem Aquarell von Jacob und Herwarth.)
Die Strafenbahnen.
Für die Beförderung des Personenverkehrs auf den Strafsen Berlins hat die Pfcrde-
eisenbahn die gröfste Bedeutung erlangt.
Erst im Jahre 1864, nachdem schon einige Jahre vorher Verhandlungen über An
lage einer amerikanischen Pferdeeisenbahn an den Bedenken der Behörden gescheitert waren,
erhielt der Ingenieur Müller aus Mamburg die Concession für die Pferdebahn Kupfergraben -
Charlottenburg, die auf die Berlin - Charlottenburger Pferdeeisenbahn, Commanditgescll-
schaft, überging. Diese wurde mit einem Grundkapital von ,500 poo Thalern gegründet,
eröffnete den Betrieb — als ersten in Deutschland — am 25. August 1865 und erweiterte
ihre Linie im Jahre 1871 von Charlottenburg nach Westend; im Jahre 1876 erbaute sie
noch die Strecke Grofser Stern-Zoologischer Garten, 1879 Westend—Spandauer Berg und
1880 Hardenbergstrafse-Zoologischer Garten, aus der sich die Linie Lützowplatz Char
lottenburg entwickelte. Dazu kam noch die Linie Moabit (Criminalgericht)—Charlottenburg.
Inzwischen hatte im Jahre 1872 die Grofse Berliner Pferdeeisenbahn-Actiengesell-
schaft die Concession zur Herstellung eines das ganze Weichbild und die nächste Umgebung
Berlins umfassenden Pferdebahnnetzes erhalten und eröffnete schon am 8. Juli 1873 die erste
Linie Rosenthaler Thor—Stettiner Bahn. Die einzelnen Strecken, aus welchen sich die
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