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o neue Kirchouanlagen entstanden die Jakobikivclie in der Orauienstrasse und die
Matthäuskircho in der nach ihr benannten (neu angelegten") Strasse; die Jobannes-
kirche in Moabit erhielt einen Gloekenthurm, das Mausoleum im Charlottenburger
Schlosspark einen kapellenartigen Anbau. Dem alten Königschlosse wurde äusser-
lich die Terrasse auf der Lustgartenseite und der Kuppelbau über dem grossen
Westportalo binzugefligt, der im Innern die neue Kapelle enthält; der seit dem
ersten Regierungsjahre Friedrich Wilhelm’s I. unvollendet gebliebene „weisse Saal“
wurde ausgebaut, ein grosser Tlicil der übrigen Praehträmnc des Schlosses restau-
rirt. Das 1843 ausgebrannte Opernhaus, das Kriegministerium und die DammUhlen
wurden erneuert, die Kolonnaden des Mühlendamras, das Stadtgericht, die Bibli-
othek u, a. öffentliche Gebäude erweitert bezw. ausgebaut. Im Südosteu der
Louisenstadt wurde eine grosse Krankenanstalt kirchlichen Charakters, das
Diakonissenhaus „Bethanien“, auf Moabiter Territorium wurden die bedeutenden
Anlagen des Zellengcfilngnisses und der Ulanenkaserne, in der Chausseestrasse
die Artillerie-Wagenmagazine erbaut.
In Ausführung eines schon unter Friedrich Wilhelm III. aufgestellten Plaues
O wurde ferner von 1845 ab der Landwehrgraben in einen Schiffahrtkanal verwandelt
und ein zweiter mit diesem in Verbindung stehender Schiffahrtkanal durch die
Louisenstadt geführt, in welcher nach glücklicher Ausführung einer Separation
das Strassennetz ausgelegt und gepflastert wurde. Im Zusammenhänge hiermit
wurde der südliche Theil der Stadtmauer durch zwei neue Thore, das Köpeuicker
und das Wasserthor durchbrochen, von denen jedoch das erstere niemals zur wirk
lichen Benutzung gelangt ist. Die Anlage eines dritten neuen Thores im Süd
westen der Stadt, in Verbindung mit einer das kolossale Bauviertel zwischen
Stadtmauer und Wilhelmstrasse theilenden Strasse — des Anhalter Thors und der
Anhalter Strasse — war eine uothwendige Folge der Eröffnung der Berlin-Anhalter
Eisenbahn. — Die bereits unter Friedrich Wilhelm ID. begonnenen Arbeiten zur
Verschönerung des Thiergartens wurden fortgesetzt und weiter nach Westen aus
gedehnt. wo der sogen. „Seepark“ angelegt wurde. Ein neuer Park im Nordwesten
der Stadt wurde neben dem Invalidenhause geschaffen; der Opernplatz, der Wil
helm- und der Belle - Alliance - Platz, sowie der bisherige Exerzierplatz vor dem
Brandenburger Thore erhielten den Schmuck von Garteuaulagen.
Neben dieser aus Staatmitteln bestrittenen Bauthätigkeit erhob sich — zum
Theil aut unmittelbare Anregung des Königs und mit seiner Unterstützung — eine
Bauthätigkeit derStadtgemcinde, einzelner Unternehmer und grösserer Gesellschaften,
wie sic so umfangreich und grossartig Berlin noch niemals gesehen hatte.
Seitens der städtischen Behörden wurden (1842—44) die Klosterkirche und die
als Gymnasium benutzten Gebäude des alten Franziskaner-Klosters einer gründ
lichen Restauration unterworfen. Die Louisenstädtisehe Kirche erhielt (1845) einen
neuen Thurm und auf der seit 1809 wüstliegenden Stätte der Petrikirche erhob
sich (1846—53) wiederum ein stattlicher Neubau. Neben dem Nikolaus-Hospital
wurde in der Nähe des Frankfurter Thores (1845—49) das grosse Friedrich-
Wilhelm-Hospital, an verschiedenen Stellen der Stadt eine Anzahl neuer Volk
schulen errichtet. 1S47 wurde die einte städtische Gas-Anstalt dem Betriebe über
geben. Auch eine Parkanlage auf den Höhen vor dem Landsberger- und König-
Thore, der „Friedrichhain“, wurde auf Kosten der Stadtgemeinde seit 1845 ins
Leben gerufen.