Path:
Zweiter Theil Fünfter Abschnitt A. Die Baumaterialien

Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain)

254 
Fünfter Abschnitt. - 
von der Elbe zur Verarbeitung dortbin verfrachtet wird. Dieser Tbou, meist 
Wiesentbon von gelblich erdiger Farbe, ist fett und plastisch, eisenhaltig und 
stark mit schwarzfarbenden Knoten von Eisenoxydbydrat versetzt, deren Vor 
kommen für diese Erde charakteristisch ist; sie enthält ca. 63% Thonsubstanz 
und keinerlei schädliche Beimischungen, wird nur durch Auswintern und im Thon- 
schneider bearbeitet, meist noch mit der Hand geformt, und in Oefen alter Kon 
struktion gebrannt; sie reisst leicht und verlangt daher vollständig versehliessbare 
Trockenöfen. Diese Erde giebt schon bei Sehwaehbrand einen festen, wenn auch 
nicht wetterbeständigen Stein von hellrother ins Gelbe fallender Farbe, färbt sich 
bei stärkerem Brande ziegelroth bis braun und bei Klinkerbrand schliesslich violett. 
Für das alte Berlin lieferte sie das wichtigste Material für Rohbauten (Kloster 
kirche, Marienkirche etc.), welches his in die neueste Zeit für stark belastete 
Konstruktionen fast ausschliesslich verwendet wurde, jetzt aber mehr und mehr 
durch Klinker aus anderen Erden ersetzt wird; sie liefert dagegen fast ausnahmlos 
noch die Dachsteine für Bexlin und Umgegend. — Stark eisenhaltige rothfärbende 
Erden (meistens sandige Lehme), welche in der Nähe des Plauenschen Kanals 
und an andern Orten gefunden werden, liefern einen ähnlichen Stein, den sogen, 
wilden Eathenower, wie denn überhaupt im gewöhnlichen Sprachgebrauch nicht 
selten jeder roth aussehende einigermaassen tragfiihige und wetterbeständige Ziegel 
„Rathenower“ genannt wird. 
2 Das weitaus grösste Quantum von Ziegeln — vielleicht 80% — liefern 
die Ziegeleien, welche meist graubläulich gefärbte, kalkhaltige und in sehr ver 
schiedenen Mischungsverhältnissen auftretende Erden verarbeiten. Letztere haben 
den Vorzug, dass sie wegen ihres bedeutenden Gehalts an fein vertheiltem kohlen 
saureu Kalk und feinem Saude meist wenig Neigung für Trockenrisse zeigen; 
sie sind fast durchweg in stärkeren Bänken abgelagert und frei von schädlichen 
Beimischungen, erfordern keine besonders hohen Temperaturen beim Brennen und 
vereinfachen dadurch die Fabrikation, so dass sie die billigsten Steine liefern, 
welche bei Sehwaehbrand erdig röthlich erscheinen, bei Mitterrand weisse, bei 
Hartbrand gelbe, dann orange und endlich als Klinker grüne Farbe annehmen. 
Wo diese Erde unrein auftritt und geschlämmt werden muss, wird sie meist zu 
feineren Steinen verarbeitet, wie zu den fälschlich sogen, gelben Klinkern (Birken 
werder, Hegermühle etc), welche keineswegs gesintert, sondern nur Hartbrand 
sind, aber einen hohen Grad von Druckfestigkeit haben, letzteres gilt in höchstem 
Maasse von dem grünen wirklichen Klinker. Die Hauptfund- und Fabrikation- 
stätteu dieser Arten von Ziegelerde sind; auf beiden Seiten der unteren Havel 
von Potsdam bis Brandenburg, Pätzow, Glindow, Werder, Ketzin, Lehuin; die 
Gegend an der oberen Spree, der Dahme uüd Notte, von Köpenick bis Storkow 
mit den Ziegeleien von Mittenwalde, Zossen am Kienitz- und Rüdersdorfer See 
mit Herzfelde; an der obern Havel mit dem Havelländischen Kanal, Hermsdorf, 
Birkenwerder, Oranienburg, Cremmen; am Finow-Kanal und Werbellin-See: Schöp- 
furth, Hegermühle, Joaebimsthal, Neustadt-Eberswalde, Hohenfinow, Freienwalde 
a. 0., Hohensaatheu. Innerhalb dieses grossen, Berlin von allen Seiten umgebenden 
Rayons, bilden die nach Hunderten zählenden Ziegeleien, je nach der Beschaffen 
heit ihrer Ziegelerde, kleinere' Gruppen, welche die verschiedenartigsten Ziegel 
liefern, vom ordinärsten Uiutermaueruiigstein bis zum festesten Klinker und zu 
guten Verblendsteinen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.