A. Die Baumaterialien.
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Flächen — als selbstverständlich, und auch bei Privatbauten hat er sich mehr
und mehr eingebürgert und fast sämmtliche Brüche Norddeutschlands tributpflichtig
gemacht, so dass fast kaum ein Sandstein existirt, der hier nicht wenigstens zu
haben wäre. Doch ist es selbstverständlich, dass gewisse besonders gut oder
leicht und in grossen Mengen beziehbare Steiusorten vorzugweise Eingang ge
funden haben. Als solche sind zu nennen;
Der Sandstein aus den Seehergen bei Gotha. Derselbe ist von ange
nehmer gelblichgrauer Farbe mit okergelben Adern, von feinem dichten Korn,
ausserordentlich fest und wetterbeständig. Leider ist die Gewinnung der Steine,
namentlich solcher von grösserem Umfange, schwierig und zeitraubend und der
Transport kostspielig, weshalb dieses so vorzügliche Material immer nur eine be
schränkte Anwendung gefunden hat. Als Beispiele sind zu nennen die grosse
Portike und die Säulen der Veranda am kronprinzlichen Palais, der Erker am
Herzog’schen Wohnhause in der Sommerstrasse, die Meininger- und die Königliche,
jetzige deutsche Reich-Bank, sowie das Auswärtige Amt am Wilhelraplatz.
Von grösserer Bedeutung für das Bauwesen, auch wegen der niedrigeren
Preise, sind die schlesischen Sandsteine aus der Gegend von Bunzlau und
Löwenberg, namentlich aus den Brüchen bei Rackwitz, Warthau, Deutmannsdorf etc.,
unter denen sich besonders der erstere durch seine grosse Tragfähigkeit und
Wetterheständigkeit auszeichnet. Er wird wegen seines gleichmässigen feinen
Korns und Farbentons (hellgrau, gelblichgrau oder gelb) auch zu figürlichen
Arbeiten gern verwendet (Gruppen auf der Treppe der National-Gallerie, Kngl.
Bank etc.). Von grösseren Bauten aus Rackwitzer Stein sind zu nennen; die
Verbreiterung der Friedrichbrücke, das Haus Vossstr. No. 10, die noch im Bau
begriffene Erweiterung des Handelministeriums, die Neubauten der Bergakademie
und des Laudwirthschaftlichen Museums in der Invalidenstrasse. Von Warthauer
Sandstein ist das Palais des Fürsten Pless am Wilhelmplatz hergestellt.
Der festeste und dichteste hierorts verwendete Sandstein, dem Seeberger
ähnlich, nur gleichmässiger und mehr grau als gelb gefärbt, ist der von Ober-
kirchen bei Bückeburg, auch wohl Bremer Sandstein genannt, weil er von
dort zur See ausgeführt wird. Er stellt sich wegen des weiten Transports ca. 50%
theurer als der schlesische Stein und wird daher nur zu den besten Bauten ver
wendet. Hauptwerke aus diesem Stein sind: das Siegesdenkmal auf dem König
platz und die Fagade des Thiele-Winkler’schen Hauses in der Regentenstrasse.
Der hannoversche Sandstein aus dem Deistergebirge, von weissgrauer,
gelblicher oder graubrauner Farbe, ist jetzt ebenfalls bei öffentlichen und Privat
bauten in Aufnahme gekommen. Er .stellt sich im Preise etwa den schlesischen
Steinen gleich. Ihm ähnlich ist der (braunschweigische) Helmstädter Sand
stein, welcher neben dem vorgenannten an der Fagade des Empfangsgebäudes
der Berlin-Potsdamer Eisenbahn verwendet ist.
Ausserdem sind zahlreiche andere Steinsorten hier und da verwendet und
noch mehr angeboten worden, jedoch ohne dass sie bis jetzt eine allgemeinere
Aufnahme gefunden hätten. Als solche sind zu nennen; der Bernburger Sandstein,
der rothe Hallenser und der Sollinger Sandstein'(zu Flurbelägen), der Ruhr-
kohlensandstein (von grosser Härte), und der vom Osterwalde (zwischen Hildes
heim und Hameln). Auch der Tuffstein aus dem Brohlthale wird jetzt beim Bau
der Bergakademie verwendet.