Path:
Zweiter Theil Fünfter Abschnitt A. Die Baumaterialien

Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain)

A. Die Baumaterialien. 
247 
Flächen — als selbstverständlich, und auch bei Privatbauten hat er sich mehr 
und mehr eingebürgert und fast sämmtliche Brüche Norddeutschlands tributpflichtig 
gemacht, so dass fast kaum ein Sandstein existirt, der hier nicht wenigstens zu 
haben wäre. Doch ist es selbstverständlich, dass gewisse besonders gut oder 
leicht und in grossen Mengen beziehbare Steiusorten vorzugweise Eingang ge 
funden haben. Als solche sind zu nennen; 
Der Sandstein aus den Seehergen bei Gotha. Derselbe ist von ange 
nehmer gelblichgrauer Farbe mit okergelben Adern, von feinem dichten Korn, 
ausserordentlich fest und wetterbeständig. Leider ist die Gewinnung der Steine, 
namentlich solcher von grösserem Umfange, schwierig und zeitraubend und der 
Transport kostspielig, weshalb dieses so vorzügliche Material immer nur eine be 
schränkte Anwendung gefunden hat. Als Beispiele sind zu nennen die grosse 
Portike und die Säulen der Veranda am kronprinzlichen Palais, der Erker am 
Herzog’schen Wohnhause in der Sommerstrasse, die Meininger- und die Königliche, 
jetzige deutsche Reich-Bank, sowie das Auswärtige Amt am Wilhelraplatz. 
Von grösserer Bedeutung für das Bauwesen, auch wegen der niedrigeren 
Preise, sind die schlesischen Sandsteine aus der Gegend von Bunzlau und 
Löwenberg, namentlich aus den Brüchen bei Rackwitz, Warthau, Deutmannsdorf etc., 
unter denen sich besonders der erstere durch seine grosse Tragfähigkeit und 
Wetterheständigkeit auszeichnet. Er wird wegen seines gleichmässigen feinen 
Korns und Farbentons (hellgrau, gelblichgrau oder gelb) auch zu figürlichen 
Arbeiten gern verwendet (Gruppen auf der Treppe der National-Gallerie, Kngl. 
Bank etc.). Von grösseren Bauten aus Rackwitzer Stein sind zu nennen; die 
Verbreiterung der Friedrichbrücke, das Haus Vossstr. No. 10, die noch im Bau 
begriffene Erweiterung des Handelministeriums, die Neubauten der Bergakademie 
und des Laudwirthschaftlichen Museums in der Invalidenstrasse. Von Warthauer 
Sandstein ist das Palais des Fürsten Pless am Wilhelmplatz hergestellt. 
Der festeste und dichteste hierorts verwendete Sandstein, dem Seeberger 
ähnlich, nur gleichmässiger und mehr grau als gelb gefärbt, ist der von Ober- 
kirchen bei Bückeburg, auch wohl Bremer Sandstein genannt, weil er von 
dort zur See ausgeführt wird. Er stellt sich wegen des weiten Transports ca. 50% 
theurer als der schlesische Stein und wird daher nur zu den besten Bauten ver 
wendet. Hauptwerke aus diesem Stein sind: das Siegesdenkmal auf dem König 
platz und die Fagade des Thiele-Winkler’schen Hauses in der Regentenstrasse. 
Der hannoversche Sandstein aus dem Deistergebirge, von weissgrauer, 
gelblicher oder graubrauner Farbe, ist jetzt ebenfalls bei öffentlichen und Privat 
bauten in Aufnahme gekommen. Er .stellt sich im Preise etwa den schlesischen 
Steinen gleich. Ihm ähnlich ist der (braunschweigische) Helmstädter Sand 
stein, welcher neben dem vorgenannten an der Fagade des Empfangsgebäudes 
der Berlin-Potsdamer Eisenbahn verwendet ist. 
Ausserdem sind zahlreiche andere Steinsorten hier und da verwendet und 
noch mehr angeboten worden, jedoch ohne dass sie bis jetzt eine allgemeinere 
Aufnahme gefunden hätten. Als solche sind zu nennen; der Bernburger Sandstein, 
der rothe Hallenser und der Sollinger Sandstein'(zu Flurbelägen), der Ruhr- 
kohlensandstein (von grosser Härte), und der vom Osterwalde (zwischen Hildes 
heim und Hameln). Auch der Tuffstein aus dem Brohlthale wird jetzt beim Bau 
der Bergakademie verwendet.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.