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Vierter Abschnitt.
erforderlichen Baulichkeiten noch nicht vollständig fertig gestellt waren. Als im
Februar 1872 Dr. Strousberg die gesummte Anlage an eine neu gebildete Gesell
schaft, die „Berliner Viehmarkt-Aktien-Gesellsehaft“, verkaufte, waren die Bauten
und Einrichtungen im Wesentlichen vollendet. Seitens der Aktien-Gesellschaft
wurde die Fertigstellung der im Rohbau begriffenen beiden neuen Schlachthäuser
(29 und 30 des Sit.-Pl. Fig. 178), der inneren Einrichtung der Kälberhalle (10),
des Bahnhofes sowie verschiedener Pflasterungsarbeiten etc. bewirkt. 1873 wurden
die stationären Anlagen für den Wollmarktverkehr und 1874 eine Erweiterung
des Bahnhofes (westliche Gleise) ausgeführt.
Sämmtliche Gebäude der Viehmarkt- und Schlachthaus-Anlage sind mit Dach
pappe auf Schalung eingedeckt und, mit Ausnahme der Verkaufhallen (deren
Dächer auf eisernen Säulen ruhen) in einfachem Ziegelrohbau ohne Anwendung
von Formsteinen ausgeführt. Der auf dem ganzen Grundstücke vorhandene gute
Baugrund (trockener thoniger Lehmboden) war für die Fundamentarbeiten sehr
günstig. —
Im Folgenden sollen zunächst die Baulichkeiten des Viehmarktes, dann die
des Bahnhofes und schliesslich die der Schlachthaus-Anlagen betrachtet werden.
Schnitt durch das Rorscngebäude, die Verbindungsgunge und eine Ycrkaufhalle für Rinder.
Die Gebäude des Viehmarktes (1 —10 des Sit.-PI. Fig. 178) gruppiren
sich in der Weise um das Hauptverwaltungsgebäude (Börsengebäude, 3 der
Situation), dass südlich von demselben die Ställe und Verkaufhallen für Grossvieh
(Rinder) und nördlich von denselben dieselben Anlagen für Kleinvieh (Kälber,
Schweine, Schafe) angeordnet sind. Das Börsengebäude (3 des Sit.-Pl.) enthält
als Hauptraum den 56,28 m hangen, 12,55 m tiefen Börsensaal, welcher mit einem
Bohlensparrendach de l’Orme’scher Konstruktion überdeckt ist und an dessen beide
Langseiteu sich die Komptoire für die Kommissionäre, welche sämmtliche Ge
schäfte zwischen den Viehhändlern und den Schlächtern vermitteln, ansehliessen.
Im östlichen Giebelbau, der ebenso wie der westliche unterkellert und zum Theil
2 Geschosse hoch ist, befinden sich die Restauration und die Wohnung des
Restaurateurs sowie die Büreaus für die Thierärzte, während im westlichen die
Büreaus des Direktors, die Kasse, das Telegrapheuamt und die Büreaus für die
Marktpolizei angeordnet sind. Im Ucbrigen ist die Konstruktion des Gebäudes aus
dem Durchschnitte Fig. 174 und die äussere Architektur desselben aus der perspek
tivischen Ansicht der südlichen Hälfte der Viehmarkt-Anlage Fig. 175 ersichtlich.