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Die Ingenieurbauten.
terfahrthalle und 2 Eckbauten zeigt. An der Perronhallenmaüer der Ankunft
seite zieht sich ein 3,77 " v weit ausladendes Dach hin zum Schutz für die Droschken
und die Wagen des aukommeudeu Publikums.
Die Perroiihalle enthält, zwischen 2 Seiten- und 2 Zwischeuperrous, 5 Gleise,
welche am Kopfe der Halle in einem offenen Drehseheibenhofe endigen, um welchen
die Seitenperrons unter einem besonderen, auf Säulen ruhenden Dache herumge
führt sind. — Die Perrons haben eine Gesammtläuge von 528'", die Seitenperrons
je 7,5 m Breite. Die Länge der Halle beträgt 148 m bei einer Breite von 37“
(Fig. 53); ihre Ueberdachung ist auf hölzernen Pfetten hergestellt, die mit Welleu
zink ohne Schalung eingedeckt sind; die Pfetten werden getragen durch 42 als
sichelförmige Eisenträger ausgebildete und in 3,44“ Abstand von einander verlegte
Binder. Die Beleuchtung der Halle erfolgt theils durch Seitenlicht von der frei
liegenden Seite, theils durch ein durchlaufendes Oberlicht im Dach von 7,5'"
Breite (Fig. 53 und 54). Ausserdem befindet sieh, — nicht zum Vortheil für deu
Eindruck der Halle — auf beiden Seiten in den Dachflächen nahe den Umfas
sungsmauern noch je ein Oberlichtstreifen von 1,56“ Breite. — Die eiserne Halleu-
konstruktion wurde von der Wöhlert’sehen Maschinenfabrik zu Berlin geliefert und
aufgestellt.
Die Einfahrt in deu Bahnhof wird von einem besonderen Statioubeamten,
welcher an der Eingangsweiche postirt ist, dirigirt. Die weiterhiuaus im Haupt
gleise befindliche Weiche ist mit dem Signalmast gekuppelt und wird von dem
dirigirenden Stationbeamten durch einen elektrischen Blockapparat geschlossen,
während die Bedienung der Weiche nebst Signal durch den Weichensteller erfolgt.
Bei Rixdorf wird für die nächste Zeit noch die Anlage eines besonderen Rangir-
und Trennungsbahnhofes mit Uebergabegleisen im Anschluss an die neue Ring
bahn beabsichtigt.
Auf dem andern, rechten Ufer der Spree, ebenfalls im Südosten der Stadt
münden die beiden Staatbahnen in Berlin ein;
Y. Die Königliche Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn.
Die am 23. Oktober 1842 eröffhete und von einer Aktiengesellschaft in
Berlin erbaute 80,95 Km 1. Bahn Berlin-Frankfurt a/O. wurde 1845 von der Nieder-
schlesiseh-Märkisehen Eisenbahngesellsehaft zu Breslau angekauft und von Frank
furt bis Breslau mit 276,75 Km , zugleich mit der Zweigbahn Kohlfurt-Görlitz, 28,l Km l.,
am 1. September 1846 dem Betriebe übergeben. Bei der Gesammtlänge von 386,43 K “
betrug das Anlagekapital 59.925000 Mk. oder 147504,6 Mk. pro Kilom. Bahn,
bei einem Bestände von 0,17 Lokomotiven, 0,25 Personen- und 1,24 Güterwagen
pro Kilom. Bahnlänge, womit 618738 Personen und 1.595307 Ztr. Güter befördert
wurden. Die Einnahmen betrugen dabei 10836,9 Mk., die Ausgaben dagegen
58,2°/ 0 der Einnahmen oder 6311,4 Mk. pro Kilom. Bahn. Von dem Ueberschuss
wurden 4% Dividende vertheilt.
Nach dem Statut der Niederschlesisch-Märkisehen Eisenbahngesellschaft vom
3. Mai 1843 hatte der Staat bei dem Bau der Bahn mit 1 / 7 des Aktienkapitals
sich betheiligt und das gesammte Aktienanlagekapital mit 3 1 / 2 °/ 0 Zinsen garantirt,
unter der Bedingung, dass wenn dieser Zuschuss 3 Jahre hintereinander geleistet
werden müsse oder in einem Jahre der zu leistende Zuschuss mehr als 1% des