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Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain)

Die Hochbauten. 
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Zwischen diesem Hause und dem eigentlichen Palais bis unter einen Theil des 
Saalhaues erstrecken sich die Stallungen und Wagenremisen. 
Wenn die glückliche Disposition des Grundrisses es ermöglicht hat, dass das 
unter verhallnissmässig so bescheidenen Ansprüchen erbaute Palais auch für die 
Bedürfnisse genügt hat, die es als das Haus eines Königs und Kaisers zu erfüllen 
hatte, so sind die einfachen Dekorationen des ursprünglichen Baues im Laufe der 
Zeit nach und nach allerdings durch andere ersetzt worden. Doch sind auch 
diese neuen, durch Strack zur Ausführung gebrachten Dekorationen, bei denen 
der weisse Stuckmarmor mit sparsamer Vergoldung vorherrscht, durchweg in ge 
messenen Grenzen gehalten. Es sind die edlen Verhältnisse und der schöne 
Wechsel der Räume, sowie die Anmuth der künstlerischen Formgestaltung, und 
nicht eine zur Schau gestellte Pracht, welche den ausserordentlich günstigen Ein 
druck hervorbringen, den das mit Kunstgegenständen reich ausgestattete Innere des 
kaiserlichen Palais gewährt. 
Das im Putzbau mit Sandstein-Details ausgeführte Aeussere, von dessen System 
Fig. 62 eine flüchtige Skizze giebt, zeichnet sich durch vornehme Verhältnisse 
und den Adel seiner hellenischen Details aus. In der Hauptfront ist ein von 
4 dorischen Säulen getragener Balkon, von 4,70 m Breite und 14,50” Länge, vor 
gelegt, in dem eine Rampe zu dem Hauptportal emporfflhrt. Die Ostfront wird 
durch eine von Hermenpfeilern getragene Veranda vom Opernplatze getrennt. — 
6. Das kronprinzliohe Palais, am Opernplatz gegenüber dem Zeughause 
zwischen der Ober wall- und der Niederlagstr. belegen, ist aus dem Umbau eines 
älteren, 1687 durch Nehring für den Feldmarschall von Schömberg errichteten 
Palais hervorgegangen, das bis 1734 als Gouverneurhaus gedient hatte, seitdem 
aber die Wohnstätte mehrer Prinzen und von 1780 bis 1840 der Sitz Friedrich 
Wilhelm’s III., sowohl als Prinz wie als König, gewesen war. Das alte Gebäude, 
seit 1811 mit dem auf der anderen Seite der Oberwallstrasse liegenden sogen. 
„Prinzessinen-Palais“ durch einen die Strasse überbrückeuden, sehwibbogenartigen 
Zwischenbau verbunden, war im Aeusseren mit toskanischen, durch beide Ge 
schosse reichenden Pilastern besetzt und von einem hohen Mansarde-Dach bekrönt; 
das Innere trug, trotzdem das Haus die langjährige Residenz eines Monarchen 
gewesen war, einen schlichten, fast wohnhausartigen Charakter. 
Bei dem in den Jahren 1866 und 57 durch Strack ausgeführten Umbau er 
hielt das Palais ein zweites, durch eine Ballustrade bekröntes Stockwerk, einen 
von 4 hohen korinthischen Säulen getragenen Balkon von Seeberger Sandstein 
über der Rampe vor der Hauptfront und eine dekorative Ausstattung der letzteren, 
die in ihren«Motiven durch das gegenüberliegende Zeughaus bestimmt wurde; 
die Ecke nach der Niederlagstr. wurde durch eine Veranda auf korinthischen 
Säulen ausgefüllt. Das Innere, das sich um eineu Hof von 18,75" Breite und 
67,50” Länge gruppirt, hat auch in seiner gegenwärtigen Gestalt — in Bemessung 
und Ausstattung der Räume — einen schlichten Charakter bewahrt. Der archi 
tektonisch am Reichsten durchgebildete Räum ist das auf Säulen von buntem 
westfalischen Marmor ruhende Haupt-Treppenhaus. 
7. Das Palais des Prinzen Karl, Wilhelmplatz No. 9 an der Ecke der 
Wilhelmstr., wurde in seiner älteren Gestalt 1737—39 für den Herreumeister des 
Johanniter-Ordens, Markgraf Karl, eineu Stiefbruder Friedrichs L, nach einem 
Entwürfe de Bo dt’s erbaut und erhielt seine gegenwärtige Form und Einrichtung
	        
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