Die Hochbauten.
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In unmittelbarer Verbindung mit dem grossen Börsensaale stebt der, gleich
falls von Arkaden umgebene grosse Hof, der als Sommerbörse benutzt wird. Der
Rest des Erdgeschosses wird zum grösseren Theile von den nach der Neuen
Fiiedrichstr. liegenden Telegraphen-Zimmern eingenommen, die direkt vom Saal
aus zugänglich sind. Die Telegraphen-Station der Börse steht mit der Zentral
station in der Französischenstr. durch ein pneumatisches Rohr in Verbindung.
Das obere Geschoss enthält an der Burgstr. über der Vorhalle die Räume
der Registratur und der Kasse, den Sitzungssaal und die Zimmer des Schied-
geriehts, an der Heiligengeiststr. die Bibliothek und mehre Dienstwohnungen, an
der Neuen Friedlichst!-, vermiethete Gesehäfträume. — Im Kellergeschoss ist ausser
den Wirthschaft- und Heizräumeu ein Restauration-Lokal angelegt, dessen Tunnel
sich unter dem Saal erstreckt.
Die ganz in Hebräer Sandstein ausgeführten äusseren Facadeu zeigen eine
gemessene Renaissance-Architektur mit reichster Ausführung der Details und reichem
allegorischen Figurensehmueke von R. Begas undFischer. Die grossen Räume des Inne
ren sind in der Fagade nicht zum Ausdruck gelangt; das Hauptmotiv bilden frei vor
gelegte korinthische Säulen, welche durch beide oberen Geschosse reichen. Die
Kosten des Gebäudes, welches einen Flächenraum von 4227,35 bedeckt, be
trugen 2.250000 Mk., während der Grunderwerb 847000 Mk. erforderte.
Eine Erweiterung der Börsenräumlichkeiten, die während der sogen. „Gründer
zeit“ die Fluth der Besucher kaum zu fassen vermochten und auch gegenwärtig
noch doppelt so stark besucht werden als vor jener Periode, ist geplant.
2. Das Gebäude der kaiserlichen Reichbank (früher Kngl. preuss.
Hauptbank), Jägerstr. No. 34, in äusserst günstiger zentraler Lage, in dem Viertel
zwischen Jäger-, Oberwall- und Kurstrasse belegen und mit der Hauptfront nach
der Jägerstrasse gekehrt, bedeckt einen Flächenraum von 8500 von dem
die Baulichkeiten selbst 6078 □“ in Anspruch nehmen. Einen namhaften Theil
des Bauplatzes beanspruchte das alte, aus dem Umbau des früheren Jägerhofs
entstandene Haupthankgebäude, dessen Geschäftbetrieb während des Neubaus nicht
gestört werden durfte — ein Umstand, aus welchem sowohl der Lösung der Gruud-
rissdisposition als der Bauausführung besondere Schwierigkeiten erwuchsen.
Der nach dem Entwurf und unter der oberen Leitung des Gell. Reg.- und
ßauraths Hitzig im Jahre 1869 begonnene Bau wurde in den Flügelbauten und
in dem für die Kasse bestimmten Theile 1873 fertig gestellt, während das die
Stelle der alten Bank einnehmende Hauptgebäude erst im Jahre 1876 vollendet
werden soll. —
Um die Axe des Haupteinganges gruppiren sich im Erdgeschoss diejenigen
Räume, welche hauptsächlich dem Verkehr des Publikums dienen: Vestibül,
Treppenraum und Hauptbankkasse in der Axe, links vom Vestibül das Lombard-
Komptoir, rechts Komptoir und Tresor zur Annahme und Herausgabe für deponirte
Werthpapiere. Von den bedeckten Lichthöfen rechts und links vom Haupttreppen
raum dient einer als Zeichenstelle bei Begebung von Staatanleihen, der andere
dem Aufenthalt der Kassendxener. Im ersten Stock dieses Gebäudetheils liegen
an der Jägerstrasse der Sitzungssaal und die Räume für das Hauptbank-Direk
torium und das Diskonto-Komptoir. — In dem Flügel an der Kurstrasse befinden
sich im Erdgeschoss die Geldzählkassen und ein Vortresor, welcher bei einer
Grundfläche von ca. 230 D 1 " 15 Millionen Thaler in Silber aufnehmen kann, in