Die Hochbauten.
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Zentralbehörde für die gesummte Post-Verwaltung des deutschen Reiches excl.
Bayern und Württemberg — gewidmet, weshalb für dasselbe auch eine Baustelle
in der Nähe des Reichkanzler-Amts und der preussischeu Ministerien gewählt
worden ist. Es enthält, neben den umfangreichen Geschäfträumen dieser mannich-
fach gegliederten Behörde und neben kleineren Wohnungen, die Dienstwohnung
des General-Postmeisters, welche die linke Hälfte des Hauptgeschosses einnimmt
und durch eine offene Halle nebst besonderer Treppe mit dem Garten an der
Hinterfront des Gebäudes zusammenbängt.
Die Hauptfacade in der Leipzigerstrasse ist in echtem Steinmaterial ausge
führt: die vortretenden Architekturtheile aus gelblichgrauem Seeberger Sandstein,
die zurücktretenden Flächen aus röthlichem Hebräer Sandstein, die Säulen der
Vorhalle aus Syeuit. Die Hof- und Gartenfronten sind mit lachsgelben Bitter
felder Ziegeln verblendet und durch Gesimse und Lesineu aus weisslicbgelbem
Thon von March in Charlottenburg, gegliedert. — Der Ausbau des durch eine
Warmwasserheizung erwärmten, durch Aspiration ventilirten Inneren ist einfach
und solide. Eine reichere architektonische Ausbildung und Ausstattung ist unter
den Diensträumen nur dem im zweiten Stockwerk belegeneu Sitzungssaal der Be
hörde zu Theil geworden; derselbe ist in Holzarchitektur dekorirt und enthält
neben 2 Marmortafeln mit den Namen der in den letzten Feldzügen gestorbenen
Postbeamten, die Oelgemälde von 4 preussischen Monarchen, 8 Büsten verdienter
Chefs des deutschen Postwesens und einen vom Maler Schütze ausgeführten Bilder-
Fries, in welchem die Entwickelung der Post symbolisch dargestellt ist.
Die Kosten des Baues haben nicht ganz 2.300000 Mk. betragen; der Preis
des Grundstücks hat sich auf 681000 Mk. gestellt.
2. Das Gebäude der Ober-Postdirektion und des Hof-Postamts,
Königstr. No. 60 und Spaudauerstr. No. 14—22, oder vielmehr der von diesen
Behörden eingenommene Gebäudekomplex setzt sich aus einer grösseren Zahl
älterer Privathäuser bezw. Privatgrundstücke zusammen, die seit dem Jahre 1815
nach und nach von der Postverwaltung angekauft und mit möglichst geringen
Kosten für die Zwecke derselben eingerichtet •worden sind. Die hierfür aus
gegebenen Kauf- uud Baugelder haben bisher die Gesammtsumrae von etwa
1.075000 Mk. erreicht.
Das Grundstück liegt mit seinem Haupttheile an der Ecke der Spandauerstr.
und der Kleinen Poststr., während ein schmalerer Theil nach der Königstr. durch
reicht. Von der letzteren führt eine, von der Spandauerstr. führen 2 Durchfahrten
in die Höfe, welche naeli einem durch lange Jahre sauktionirten Gebrauche des
Publikums zugleich als öffentliche Passage für den allgemeinen Verkehr benutzt
werden. —
Wenn das Gebäude auch nicht mehr in dem Grade den Mittelpunkt des
regsten Lebens und Treibens im Berliner Postverkehr bildet, wie zur Zeit, als
liier die Mehrzahl der Postbehörden ihren Sitz hatte und die (noch heute von hier
ausgehende, aber auf einzelne wenige Routen eingeschränkte) Personen-Fahrpost
in höchster Blüthe stand, so ist es trotzdem noch das bedeutendste Etablissement
der Postverwaltung in Berlin. Gegenwärtig haben in demselben folgende Behörden
ihre Geschäfträume: die Ober - Postdirektion für Berlin, die General - Postkasse,
das Post-Zeitungsamt und das Kontroll-Bureau für Postanweisungen, welche Ab
theilungen direkt dem General - Postamt untergeordnet sind, sowie endlich die