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Zweiter Abschnitt.
für Berlin erst im Entstellen begriffenen Industriezweiges. Für 2 andere Eska-
drons der Gardes du Corps, die zu Cliaiiottenburg in Garnison liegen, bat König
Friedrich Wilhelm IV. gegenüber dem dortigen Schloss 2 Kasernengebäude er
richten lassen, die in ihrer äusseren, palastartigen Erscheinung, mit dem Schmucke
zweier offener Rundtempolchen auf dem Dache, wesentlich dazu bestimmt sind,
als dekorative Staffage eines Architekturbildes zu dienen.
Das Kasernement des 2. Garde-Ulanen-Regiments in Moabit*) wurde
in den Jahren 1846—48 unter Oberleitung des Geh. Ober-Baurafhs Fleischinger
von Drewitz entworfen und erbaut. In der Flucht der Invalidenstrasse, von dieser
durch einen Vorplatz getrennt, liegt die Kaserne, daneben, in den Gartenanlagen
versteckt, eine Schmiede und ein Krankenstall. Die Ställe sind derart angeordnet,
dass ein Hauptgebäude, mit der Reitbahn in der Mitte, parallel zur Kaserne liegt,
während sich normal an dasselbe 4 Flügel ausehliessen, welche 3 nach der Kaserne
zu offene Höfe bilden; die beiden äusseren dieser Höfe sind für die Reit T und der
mittlere für die Fussexerzir-Uebungen bestimmt.
Die Anordnung des 164 m langen, in den Querbauten 29,32“, in den Haupt
flügeln 14,31'" tiefen Kasernengebäudes erhellt aus den Darstellungen Fig. 142 —145.
Die mit gelben Backsteinen (von Birkenwerder) verblendeten, zinnengekrönten
Facndcu erreichen in Folge der Anordnung eines Pultdaches die ansehnliche Höhe
von 19,77'": die als Thtinne behandelten Vorsprünge an den Ecken und in der
Mitte, welche mit auf Sandsteinkonsolen vorgekragten Zinnenthürmchen besäumt
sind, haben eine Höhe von 26,83'". Ebenso opulent wie diese Facadenausbildung
sind auch die Einrichtungen des Inneren, die in den später erbauten Kasernen
nur zum Theil Nachahmung gefunden haben; hervorzuheben ist namentlich die
Anlage eines für 2 Eskadrons berechneten Speisesaals der Mannschaften, dem bei
23,85'" Länge und 12,74'" Tiefe eine lichte Höhe von 4,39“ gegeben worden ist.
Die lichte Höhe der Geschosse beträgt im Uebrigen 3,45 "*, die des Kellergeschosses
3,14"'. Die Zimmer der Mannschaften wurden früher durch Luftheizung erwärmt,
sind jedoch später mit Kachelöfen versehen worden. Das Gebäude ist mit 11 Offi
zieren und 533 Mann belegt.
Die Pferdeställe dehnen sich in einer Gesammtlänge von 628 m aus; für jede
Eskadron sind 169 Pferde gerechnet, es finden also im Ganzen 676 Pferde Platz.
Um die Fahnden mit der des Hauptgebäudes in Uebereinstimmung zu setzen, sind
an den Enden der Ställe besondere kastellartige Bauten höher hinaufgeführt, in
welchen sich die Treppen befinden. Die lichte Tiefe der Ställe beträgt 10,36“;
davon kommen 4,08'“ auf den Mittelgaug und 3,14'“ auf jeden Pferdestand. Die
lichte Höhe bis unter den Balken ist 4,71“; die Fenster liegen 2,51 m über dem
inuern Fussboden. Die Decken sind als Holzdecken mit halbem Windelboden,
unterhalb mit gehobelter Stülpdecke koustruirt. Die Stünde, welche 1,57“' breit
sind, haben Klinkerpflaster erhalten; die inneren Wandflächen sind mit Granit
platten verkleidet, darüber ist Klinker-Mauerwerk ohne Putz ausgeführt. Die
Ventilation wird durch Klappen und durch die oberen rundbogigen Flügel der
Fenster bewirkt. Durchfahrten in der Mitte eines jeden Stallflügels vermitteln die
Kommunikation nach allen Seiten, auch wird von hier aus das Futter nach den
*) Beschreibung und Abbildung in der Zeitschrift für Bauwesen, Jhrg. 1851, S. 203,
247 u. 333. Bl. 31, 32, 34-40, 52, 53.