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Zweiter Abschnitt.
.Saales clurcli besondere Ventilationröbren ableiteu. Wärterzimmer, Bad und Klosets
sind in Vorschlägen, seitlich vom Haupteingang angebracht.
Krankenzelte wurden während des französischen Krieges zu mehren auf
dem Grundstück der Charite errichtet, und es haben dieselben, wenn aueli erst
nach mannigfachen Versuchen und Abänderungen, ihrem Zwecke wohl entsprochen.
Die Zelte hatten ursprünglich schräge Seitenwände und waren direkt auf den Erd
boden gestellt. Der besseren Lüftung wegen und um ein Infiziren des Erdbodens
durch unreine Flüssigkeiten zu vermeiden, entschloss man sich bald, den Zelten
senkrechte Wände und einen Holzfusshoden zu geben. Das grösste, später durch
Glaswände zu einer Art Baracke umgebaute Zelt ist mit dem Sommerlazareth
verbunden, besteht aus zwei Abtheiluugen für je 21 Betten, hat senkrechte mit
Drillichgardinen verschliessbare Wände und ein Dach von gummirter Leinwand.
Eine vom Dach überdeckte Gallerie umgiebt den ganzen 36 m langen' und 7,25■“
breiten Bau. Ausserdem sind mehre kleine Zelte von 3 111 Breite und Länge für
1—2 Betten mit gutem Erfolge für die Aufnahme verwundeter Soldaten in der
Charite benutzt worden.
Das für Dampfwäscherei eingerichtete, sehr praktische Waschhaus enthält
im Erdgeschoss die Waschküche, die Roll- und Plättstube, die Wäscheräume und
einen englischen Trocken-Apparat, im ersten Stock einen heizbaren Trockenboden
und die Wohuräume des Waschpersonals, im zweiten Stock einen Sommer-
Trockenboden,
2. Die Diakonissen-Anstalt Bethanien*) (Korridorsystem), am Marian
nenplatz in der Louisenstadt belegen, ist als Institut zur Ausbildung von Kranken
pflegerinnen nebst Krankenanstalt für 350 Betten von König Friedrich Wilhelm IV.
gestiftet und in ihrer baulichen Anlage 1845 — 47 nach den Entwürfen des
Regierungs- und Baurathes Stein durch den Baumeister Römer mit einem Kosten-
aufwande von 1,320000 Mk. (etwa 244 Mk. pr. □ m Grundfläche) ausgeführt worden.
Das Areal der Anstalt, deren Beamte in 2 besonderen Nebengebäuden .wohnen,
einschliesslich des grossen Gartens, umfasst 6,90 HA . An der Spitze steht eine
evangelische Oberin, ihr zur Seite stehen 6 Aerzte und 2 Geistliche.
Das Hauptgebäude, dessen Grundriss in Fig. 122—125 in einer übersichtlichen
Zusammenstellung mit denjenigen von 3 anderen Krankenhäusern Berlins —
sämmtlich im Hauptgeschoss — mitgetheilt ist, hat ausser einem vollständigen
Kellergeschoss, in welchem die mit Dampfbetrieb eingerichteten Koch- und Wasch
küchen liegen (erstere zum Theil in einem Anbau), drei ausgebaute Stockwerke
von 4,70 m lichter Höhe. Das Aeussere des mächtigen Bauwerks ist als einfacher
Rohbau (von gelben Birkenwerder’schen Steinen) behandelt und in der Hauptfront
durch einen Mittelbau kirchlichen Charakters mit 2, in massive Spitzen auslaufenden
Thürmen ausgezeichnet.
Die Heizung der Krankensäle erfolgt durch Kachelöfen, die in der Mitte der
Säle aufgestellt sind. Die eisernen Säulen, welche die Decke tragen, dienen zu
gleich als Rauch- und als Ventilationröhreu. Die Querschnitte der Luftabzüge
sind jedoch so gering, dass nur etwa ein Vierzehntel der jetzt von den Aerzten
verlangten Ventilation erzielt werden kann.
*) Th. Stein: Das Krankenhaus der Diakonissen-Anstalt Bethanien. Berlin, b. C. Bei-
marus, 1850.