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Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain)

Die Hochbauten. 
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lierstrasse sich befindet. — Mit der Fertigstellung- des letzteren begann die segen- 
reiche Thätigkeit des Vereins, welcher in kluger und wirtschaftlicher Weise, 
unterstützt durch regelmässige Beiträge und ausserordentliche Kapitalzuwenduugen, 
seinen Yermögenbestand, welcher am 31. März 1871 schon eine Höhe von ca. 
135000 Mk. erreicht hatte, bis zum 31. März 1875 auf ca. 276000 Mk. zu ver 
mehren verstand. Die Benutzung des Frauenasyls durch darin nächtigende Frauen, 
Mädchen und Kinder beginnt mit dem Jahre 1870; dieselbe war bis zum Jahre 
1872 in steter Zunahme, von da ab bis zum Schluss des letzten Vereinjahres in 
erheblicher Abnahme begriffen. Während im Jahre 1870 das Asyl von 20500 Per 
sonen weiblichen Geschlechts incl. der Kinder benutzt wurde, .weist das Voijahr 
nur eine Summe von 13600 Personen nach. Im umgekehrten Verhältnisse steht 
die Benutzung des Männerasyls in der Büschingstr. Dasselbe, im Jahre 1871 er 
öffnet, wurde in diesem Jahre von 37000 Personen, im Jahre 1874 dagegen von 
58400 Personen benutzt. Diese verschiedenen Zahlen stehen im innigen Zusam 
menhänge mit der sozialen Lage der arbeitenden Klassen und lassen sich immer 
auf deren Arbeit- und Wohnungsverhältnisse zurückfilhren; sie lassen aber auch 
erkennen, dass es in einer Stadt wie Berlin stets einen gewissen Prozentsatz 
von Individuen giebt, die eines Instituts, wie die Asyle es sind, durchaus bedürfen, 
und dass dieser Prozentsatz nur wenig wechselnd, der Einwohnerzahl gegenüber 
aber im hohen Grade gering ist. — 
Das in der Füsilierstrasse neu erbaute Frauenasyl*), ein einfaches im Roh 
bau ausgeführtes Gebäude hat eine Frontlänge von 17 111 bei einer Tiefe von 8,8 m ; 
es ist ein Kellergeschoss und 3 Stockwerke hoch, enthält im Kellergeschoss eine 
Volkküche, 2 Speisezimmer und eine Waschküche; im Erdgeschoss die kleine 
Wohnung des Hausvaters, ferner eine grosse Küche, in welcher die Suppe und 
der Kaffee für die Obdachlosen bereitet werden, eine Badestube mit 3 Badewannen 
nebst einem zur Vertilgung des in den Kleidern der Bewohner nistenden Unge 
ziefers bestimmten sogenannten Insektenofen, ein Waschzimmer mit 8 Waschbecken, 
ein Krankenzimmer, eine auf halber Höhe mit Wandpolstern versehene Isolirzelle 
für Geisteskranke und ein geräumiges Vorstandzimmer. In den oberen Stock 
werken liegen die Schlafsäle, deren lichte Höhe 4,4 m beträgt. 
k) Gebäude für Heilanstalten.**) 
I. Krankenhäuser. 
Die zahlreichen öffentlichen und Privat-Krankenhäuser Berlins zeigen, je nach 
der Zeit ihrer Entstehung, die verschiedenartigsten Systeme in ihrer baulichen 
Anlage. Man findet in den älteren Theileu des Charite-Krankenhauses eine 
kasernenartige Disposition in mehren Geschossen mit Zimmerreihen auf beiden 
Seiten eines Mittelkorridors, dann wieder eine Reihe grösserer und kleinerer 
Anstalten mit zweckmässig angelegten, gut lüftbaren Korridoren undKrankeuräumen 
an c 'ner Seite derselben (Korridorsystem), endlich aber auch Anstalten von 
*) Abbildung und Beschreibung im Jhx-g. 1870 der Baugewerkzeitung. 
*0 Bearbeitet durch die Herren Baumeister Schmieden und von Weltzien.
	        
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