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Zweiter Abschnitt.
werden einer weiteren Erläuterung nicht bedürfen; nur möchte darauf aufmerksam
zu machen sein, dass der Hörsaal durch Hinzunahme eines Theils vom Korridor
eine etwas abweichende Grundform und eine , bedeutendere Grösse erhalten hat.
Der Sehuldiener erhält im Souterrain des Lehrergebäudes an der Fruchtstrasse
Wohnung; in diesem Hause wird zugleich ein grösseres Konferenz-Zimmer für
beide Schulen angelegt. Die Gesammtkosteu einschliesslich aller Nebenbaulich
keiten sind auf 432000 Mk. veranschlagt.
4. Die 74. und 79. Gemeindeschule in der Pappelallee, welche gleich
zeitig mit einem nach demselben Plane angelegten Schulhause in der Scharnhorst
strasse erbaut und im Herbst 1874 in Benutzung genommen ist, gehört zu den
grössten bisher in Berlin ausgefUhrten Gemeindesehulhäusem. Das- Gebäude ent
hält 2 mal 16 Klassen und eine gemeischaftlichc Aula, 2 Amt- und 2 Konferenz-
Zimmer, 2 Hauptlehrerwohnungen im Erdgeschoss und die Schuldienerwohnung
im hohen Souterrain. Auf dem Knabenhofe ist die Turnhalle angelegt. Der Bau
kostet einschliesslich der Nebengebäude und der ziemlich ausgedehnten Bewäh
rungen, des Brunnens u. s. w. ca 450000 Mk.
Die hier vorliegende Grundriss-Disposition wird von der Schulverwaltung als
besonders günstig angesehen, wiewohl die Hauptlehrerwohnnngen sehr beschränkt
und nicht gerade vortheilhaft angelegt sind. Bei zwei anderen nach derselben
Idee neuerdings entworfenen Plänen konnte, da keine Durchfahrt durch das Haus
erforderlich war, dieser Fehler vermieden werden und es sind zugleich die Treppen
etwas zweckmässiger zu beiden Seiten des Mittelbaues augeordnet worden.
111. Turnhallen.
Unter den für Schulzwecke errichteten Gebäuden haben die Turnhallen eine
besondere Bedeutung dadurch erlangt, dass in neuerer Zeit auf das Turnen,
namentlich seitens der städtischen Behörden, grosses Gewicht gelegt wird. Nachdem
das Turnwesen wieder zu Ehren gekommen war, boten lange Zeit neben einigen
räumlich beschränkten Privatanstalten nur die beiden Turnplätze in Moabit und
in der Hasenheide Gelegenheit zum Unterricht, der aber, abgesehen von den
weiten Entfernungen, auf die Sommermonate und regenfreie Tage beschränkt
blieb. Mit der Gründung geschlossener Hallen ging zunächst der Staat vor.
1. Die Zentral-Turnhalle in der Seharnhorststrasse,*) im Jahre 1850
durch den Baurath Drewitz mit einem Kosteuaufwande von 55500 Mk. erbaut,
ist ausschliesslich zur Ausbildung von Turnlehrern für die Armee bestimmt. Das
Gebäude enthält ausser den erforderlichen Nebenräumlichkeiten einen Turn- und
einen Feehtsaal von 309 bezw. 182 □“ Grundfläche.
2. Die städtische Zentral-Turnhalle in der Prinzenstrasse,**) 1863
bis 64 erbaut, war die erste Anstalt, welche auch auf die Bedürfnisse des Turn
unterrichts au den Schulen Rücksicht nahm. In derselben sollte die Ausbildung
der Turnlehrer an den städtischen Schulen erfolgen, der Turnunterricht für die
Schüler der höheren Lehranstalten ertheilt und ausserdem den in Berlin bestehenden
zahlreichen Vereinen Gelegenheit gegeben werden, gegen eine massige Miethe in
*) Abbildung und Beschreibung im Jhrg. 1851 der Zeitschrift für Bauwesen.
**) Abbildung und Beschreibung im Jhrg. 1864 der Zeitschrift für Bauwesen.