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Zweiter Abschnitt.
Die architektonische Gestaltung: des Facadensystems gilt bekanntlich als die
reifste und originellste Schöpfung Schinkels. Das zum klaren Ausdruck ge
langende mittelalterliche Strukturprinzip verbindet sich in vollendeter Harmonie
mit dem feinen, in freier Weise behandelten hellenischen Detail und beide sind
auf das Glücklichste dem Charakter des Backsteinmaterials angepasst. Der dem
letzteren angemessene Grad des Reliefs, die klare Sonderung zwischen dem struk-
tiveu Backsteingerlist und der als Einsatz ausgebildeten Terrakotta-Dekoration, die
Rücksicht auf die farbige Wirkung des Materials — sind in keinem späteren Werke
der Berliner Schule so bedeutsam hervorgetreten wie in diesem ersten, bahn
brechenden Versuche ihres Grossmeisters.
2. Das Gebäude der Gewerbe-Akademie, Klosterstrasse 35 und 36,
setzt sich aus einer Mehrzahl zu verschiedenen Zeiten entstandener Bauten
zusammen. Den linken Haupttheil desselben bildet das 1721 von Böhme erbaute,
ehemals Creutz’sche Palais, das für die Zwecke der Anstalt eingerichtet wurde.
Der in entsprechenden Formen gestaltete, rechte Flügel ist 1861—65 durch einen
umfangreichen Erweiterungsbau hergestellt, der Mitteltheil ist von 1827—3lau Stelle
des ehemaligen Pagcuhauses geschaffen worden; die Seiten- und Quergebäude im
Hofe gehören einer im Jahre 1824 bewirkten Bau-Ausführung an. Im Ganzen
sind für die Bauten des 1820 gestifteten Instituts in den ersten 50 Jahren seines
Bestehens etwa 960000 Mk., für den Ankauf der betreffenden Grundstücke
385000 Mk. ausgegebeu worden.
Unter den Auditorien und Zeichensäleu, den Räumen für die sehr ausge
dehnten Sammlungen der Akademie, den Laboratorien etc. ist der zuletzt erbaute
grosse Hörsaal mit seinen eigenthümliehen, sehr gelungenen Einrichtungen für
eine wirkungsvolle Beleuchtung erwähnenswerth; auch die Aufstellung eines
Experimentirtisches zur Unterstützung der Vorträge über Kinematik ist von Inter
esse. — Ein näheres Eingehen auf die Anlage verlohnt nicht, da für die Gewerbe-
Akademie im Laufe der nächsten Jahre ein Neubau auf einer anderen Baustelle
errichtet werden soll, während ihr gegenwärtiges Gebäude zur Erweiterung des
Stadtgerichtes bestimmt ist.
3. Das Gebäude der Berg-Akademie, im Lustgarten neben dem Gam-
posanto, bat bis zum Jahre 1861 als Börse gedient und ist 1801—2 von dem
Ober-Baurath Bechcrcr mit einem Kostenaufwande von 270000 Mk. erbaut worden.
Es enthält einen grösseren Saal und an der Hauptfagade eine Kolonnade, welche
ehemals als Sommerbörse benutzt wurde; im Uebrigen ist es nach Konzeption
wie nach Detaildurchführung ein ziemlich phantasieloses Werk. Die Berg-Akademie
hat hier mir eine provisorische und ungenügende Unterkunft gefunden; ein ihren
speziellen Bedürfnissen entsprechender Neubau wird, in Verbindung mit den An
lagen für das geologische Laudes-Institut und das Museum für Bergbau und
Hüttenwesen, auf dem Grundstücke der ehemaligen Eissengiesserei in der Invaliden
strasse, ausgeführt werden.
4. Das Gebäude der Krieg-Akademie, Burgstrasse 19, ist im Jahre
1765 für die mit 15 Eleven eröffnete adelige Ecolc militaire errichtet worden und
entspricht daher trotz mehrfacher Umänderungen und Erweiterungen in keiner
Weise mehr dem Bedürfnisse der Akademie, welche nach 1866 bereits von 160
Offizieren besucht wurde, gegenwärtig aber auf eine noch erheblich grössere
Frequenz eingerichtet werden muss. Es ist daher beschlossen worden, das baulich