Path:

Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain)

184 
Zweiter Abschnitt. 
Die architektonische Gestaltung: des Facadensystems gilt bekanntlich als die 
reifste und originellste Schöpfung Schinkels. Das zum klaren Ausdruck ge 
langende mittelalterliche Strukturprinzip verbindet sich in vollendeter Harmonie 
mit dem feinen, in freier Weise behandelten hellenischen Detail und beide sind 
auf das Glücklichste dem Charakter des Backsteinmaterials angepasst. Der dem 
letzteren angemessene Grad des Reliefs, die klare Sonderung zwischen dem struk- 
tiveu Backsteingerlist und der als Einsatz ausgebildeten Terrakotta-Dekoration, die 
Rücksicht auf die farbige Wirkung des Materials — sind in keinem späteren Werke 
der Berliner Schule so bedeutsam hervorgetreten wie in diesem ersten, bahn 
brechenden Versuche ihres Grossmeisters. 
2. Das Gebäude der Gewerbe-Akademie, Klosterstrasse 35 und 36, 
setzt sich aus einer Mehrzahl zu verschiedenen Zeiten entstandener Bauten 
zusammen. Den linken Haupttheil desselben bildet das 1721 von Böhme erbaute, 
ehemals Creutz’sche Palais, das für die Zwecke der Anstalt eingerichtet wurde. 
Der in entsprechenden Formen gestaltete, rechte Flügel ist 1861—65 durch einen 
umfangreichen Erweiterungsbau hergestellt, der Mitteltheil ist von 1827—3lau Stelle 
des ehemaligen Pagcuhauses geschaffen worden; die Seiten- und Quergebäude im 
Hofe gehören einer im Jahre 1824 bewirkten Bau-Ausführung an. Im Ganzen 
sind für die Bauten des 1820 gestifteten Instituts in den ersten 50 Jahren seines 
Bestehens etwa 960000 Mk., für den Ankauf der betreffenden Grundstücke 
385000 Mk. ausgegebeu worden. 
Unter den Auditorien und Zeichensäleu, den Räumen für die sehr ausge 
dehnten Sammlungen der Akademie, den Laboratorien etc. ist der zuletzt erbaute 
grosse Hörsaal mit seinen eigenthümliehen, sehr gelungenen Einrichtungen für 
eine wirkungsvolle Beleuchtung erwähnenswerth; auch die Aufstellung eines 
Experimentirtisches zur Unterstützung der Vorträge über Kinematik ist von Inter 
esse. — Ein näheres Eingehen auf die Anlage verlohnt nicht, da für die Gewerbe- 
Akademie im Laufe der nächsten Jahre ein Neubau auf einer anderen Baustelle 
errichtet werden soll, während ihr gegenwärtiges Gebäude zur Erweiterung des 
Stadtgerichtes bestimmt ist. 
3. Das Gebäude der Berg-Akademie, im Lustgarten neben dem Gam- 
posanto, bat bis zum Jahre 1861 als Börse gedient und ist 1801—2 von dem 
Ober-Baurath Bechcrcr mit einem Kostenaufwande von 270000 Mk. erbaut worden. 
Es enthält einen grösseren Saal und an der Hauptfagade eine Kolonnade, welche 
ehemals als Sommerbörse benutzt wurde; im Uebrigen ist es nach Konzeption 
wie nach Detaildurchführung ein ziemlich phantasieloses Werk. Die Berg-Akademie 
hat hier mir eine provisorische und ungenügende Unterkunft gefunden; ein ihren 
speziellen Bedürfnissen entsprechender Neubau wird, in Verbindung mit den An 
lagen für das geologische Laudes-Institut und das Museum für Bergbau und 
Hüttenwesen, auf dem Grundstücke der ehemaligen Eissengiesserei in der Invaliden 
strasse, ausgeführt werden. 
4. Das Gebäude der Krieg-Akademie, Burgstrasse 19, ist im Jahre 
1765 für die mit 15 Eleven eröffnete adelige Ecolc militaire errichtet worden und 
entspricht daher trotz mehrfacher Umänderungen und Erweiterungen in keiner 
Weise mehr dem Bedürfnisse der Akademie, welche nach 1866 bereits von 160 
Offizieren besucht wurde, gegenwärtig aber auf eine noch erheblich grössere 
Frequenz eingerichtet werden muss. Es ist daher beschlossen worden, das baulich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.