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Full text: Berlin und seine Bauten (Public Domain)

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Zweiter Abschnitt. 
1870/71 gewidmet, durch welche die Einigung Deutschlands unter der Führung 
Preussens vorbereitet und vollzogen wurde. 
Nach seiner Gesammtersoheinuug älteren Ehrensäulen verwandt, zeigt das 
Werk in seiner künstlerischen Gestaltung und namentlich in seinen Verhältnissen 
doch ein durchaus selbstständiges und eigenartiges Gepräge. Auf einer 8 Stufen 
hohen Plattform von 44“ oberem Durchmesser, die aus schlesischem Granit be 
steht, erhebt sich zunächst ein quadratischer Unterbau von 8,8 m Seite und 7,2 m 
Höhe, an den Ecken durch postamentartige Vorsprünge gegliedert; er ist mit 
dunkelrothem, polirtem, schwedischen Granit bekleidet und durch 4 grosse Bronze- 
lieliefs (modellirt von den Bildhauern Calandrelli, M. Schultz, K. Keil und A. Wolff) 
geschmückt, welche die Vorbereitungen zum Kampfe, die Erstürmung der Düppeler 
Schanzen, die Schlacht bei Königgrätz, die Kapitulation von Sedan und den Ein 
zug in Paris, endlich den Einzug der Sieger in Berlin, darstellen. — Darüber 
folgt als zweites Geschoss eine kreisrunde Halle von 15,7 m Durchmesser, durch 
monolithe Säulen von 0,94 m Durchmesser und 4,7 m Höhe nach Aussen geöffnet. 
Die äussere Architektur der Halle besteht, wie der Unterbau aus dunkelrothem, polirten 
Granit; die Löwenköpfe der Sima sowie die Träger der aus hellgrauem Granit 
gebildeten Kassettendecke sind in Bronze gegossen. Der runde innere Kern der 
Hallo wird durch ein Gemälde in venetianischem Glasmosaik nach dem Entwürfe 
A. von Wcrner’s — der Ueberfall der Germania durch den gallischen Cäsarismus, 
die Verbrüderung der deutschen Stämme und die Errichtung des deutschen Kaiser 
thums darstellend — geschmückt. — Aus dem Dache der Halle entspringt der 
auf einer mächtigen attischen Basis von 6,7 m Durchmesser ruhende Obertheil des 
Monumentes als ein 20,4 111 hoher, halb thuim-, halb säulenartiger Schaft von feinem, 
weissgrauen Oberkirchner Sandstein. Er wird dreimal gegürtet durch Eeihen 
aufrecht neben einander gestellter, vergoldeter Kanonenrohre, die, mit Lorbeerkränzen 
umschlungen, in den tiefen Kanneluren befestigt sind. Besonders günstig wirkt 
namentlich die unterste Eeihe grosser, eiserner, dänischer Wallgeschütze, welche; 
mit Kupfer überzogen und vergoldet, von Bohr zu Bohr mit Festons verbunden 
sind. — Ein achteckiges Gesims, aus Adlern, welche Lorbeergewinde tragen, ge 
bildet, schliesst den Schaft ab; seine Deckplatte bildet die von einem feinen ver 
goldeten Bronzegitter umhegte, obere Plattform, in deren Mitte auf hohem Posta 
ment die krönende Figur sich erhebt. Das gleichfalls aus vergoldeter Bronze be 
stehende, in der Hauptmasse 8,32 m hohe Bildwerk, von Drake modellirt und von 
Gladebeck gegossen, ist als eine Verschmelzung der Victoria und Borussia gedacht; 
in leichter fliegender Bewegung, scheinbar nur mit einem Fusse aufstehend, hält 
die mit dem Adlerhelm bewehrte Göttin in der Beeilten den Lorbeerkranz, in der 
Linken das Feldzeichen mit dem eisernen Kreuze. — Die Gesammthöhe des Denk 
mals, das durch eine innere Treppe bis zur obersten Plattform zugänglich ist, be 
trägt bis zu dieser 46,14“, bis zur Spitze des Feldzeichens 61,5“. 
Der Entwurf ist von dem Oberhofbaurath Strack aufgestellt, dem auch 
die künstlerische Oberleitung der Ausführung anvertraut war, während der tech 
nische Theil derselben in den Händen des Geh. Oberbauraths Herrmaun lag. Die 
Gesammtkosten des Denkmals haben die Summe von 1,800,000 Mk. erreicht. — 
Als architektonische Denkmale kleineren Maasstabes mögen der im Jahre 1809 
errichtete altarartige Denkstein auf der Louisen-Insel, die Säule an der Ecke der 
Schloss-Terrasse, das Denkmal für den Prinzen August von Preussen im Bellevue-
	        
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