Integration
2
02/2011
Blickpunkt
Aktueller Informationsdienst zur Integrationsarbeit in Deutschland
Thema im Fokus
Debatte um Willkommenskultur
Integrationslandschaft Deutschland
50 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei
Veranstaltungen
Nürnberger Tage für Integration
www.bamf.de
Editorial
Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser,
Thema im Fokus
Herzlich willkommen! Das
sagen wir vielleicht unseren
Gästen, neuen Nachbarn oder
Arbeitskollegen – aber sagen
oder zeigen wir es auch Zu
wanderern? Der Ruf nach einer
„Willkommenskultur“ macht
derzeit in der deutschen Migra
tionsdebatte die Runde. Doch
was steckt eigentlich hinter
diesem Schlagwort? Ist es nur
ein Modebegriff oder schlicht
eine Notwendigkeit, um den
gesellschaftlichen Zusammen
halt zu stützen, zu stärken?
50 Jahre nach der Ankunft der
ersten Gastarbeiter aus der Tür
kei haben wir uns auf die Suche
nach Wurzeln und Früchten
der Willkommens- und Aner
kennungskultur in Deutsch
land gemacht. In den Fokus
rückt dabei vor allem die Auf
nahmegesellschaft: Denn um
Integration langfristig erfolg
reich zu gestalten, müssen wir
eine Kultur aufbauen, die den
Menschen auch den Eindruck
vermittelt: Ihr seid hier will
kommen. Erste Ideen und Pro
jekte sprießen bereits aus dem
Boden – wie etwa Welcome
Center an Universitäten oder
Kommunen. Einige Beispiele
stellt die aktuelle Ausgabe des
Blickpunktes Integration vor. Ich
wünsche Ihnen eine unterhalt
same Lektüre.
Claudia Möbus
Redaktionsleitung
f
f
f
f
f
f
Gesucht: Willkommenskultur
3
„Ich atme Vielfalt und Weltoffenheit“
6
Visitenkarten einer Stadt
7
Schifffahrt gibt Ideen für Willkommenskultur 8
Welcome Centre an der Universität
10
Projekte zur Vorintegration in der Türkei
11
Aktuelles aus dem Bundesamt
f Integrationsbeauftragte im Bundesamt
f 3 Fragen – 3 Antworten
f Was hilft, was nicht? Studie zu Tandem
projekten
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13
14
Integrationslandschaft Deutschland
f 50 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei
f Austellung zu türkischer Migration
nach Nürnberg
f Vorbildliche Projektideen
f Frische Ideen für den Zusammenhalt
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Blick über die Grenzen
f Österreich: Weniger Emotion,
mehr Information
f Einwanderung als Problem und Chance
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Veranstaltungen
f Nürnberger Tage für Integration
f „Tag der offenen Tür“ der Bundesregierung
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26
Literaturhinweise
f Spagat zwischen Nikolaus, Osterhase
und Opferfest
f So vielfältig sind Projekte zur Integration
f Mehr Migranten in die Hörsäle
f Was tun? Handbuch zur Migrationsarbeit
f Premiere für umfassendes Zahlenwerk
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28
29
30
31
Kurz notiert
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Impressum
32
Thema im Fokus
Wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: eine Willkommenskultur, die einen entspannten Umgang mit Vielfalt ermöglicht.
Foto: Marion Vogel
Gesucht: Willkommenskultur
Den Inhalten eines neuen Modebegriffs auf der Spur
Die deutsche Integrationsdebatte ist reich an bildhaften Begriffen: Sie schuf die „Gastarbeiter“, begab
sich auf die Suche nach einer „deutschen Leitkultur“ und fürchtete sich vor „Parallelgesellschaften“.
Und jetzt also „Willkommenskultur“? Der neue Begriff mag nicht so recht in die Reihe seiner Vorgänger
passen. Er impliziert schließlich kein Integrationsdefizit der Migranten, sondern fragt im Gegenteil ganz
offen nach der Integrationsleistung der Aufnahmegesellschaft. „Willkommenskultur“ steht für ein Um
denken: Nicht nur Migranten sollen attraktiv werden für Deutschland, sondern auch die deutsche Ge
sellschaft soll attraktiv werden für Menschen mit Migrationshintergrund. Kann es gelingen, den schil
lernden Begriff mit konkreten Inhalten und Konzepten zu füllen?
Schon beim Aufbau staatlicher
Integrationsangebote ab dem
Jahr 2005 wurde Integration als
wechselseitiger Prozess verstanden, der sowohl Zuwanderer
als auch Aufnahmegesellschaft
einschließt. Allerdings war es
zunächst vordringlich, diejenigen Maßnahmen und Programme zu etablieren, die darauf
abzielen, Zuwanderern schnell
notwendige Unterstützung zur
selbstständigen Teilnahme am
gesellschaftlichen Leben zu bie
ten – zum Beispiel durch Integrationskurse oder Migrationsberatung. Die Aufnahmegesellschaft
konnte erst in den Fokus rücken,
nachdem sich diese Programme
in der Praxis bewährt hatten.
3
Thema im Fokus
Ein weiterer Grund für die späte
Frage nach der Rolle der Auf
nahmegesellschaft im Integra
tionsprozess ist das Selbstver
ständnis Deutschlands als starke
Wirtschaftsnation. Lange ging
man davon aus, für Zuwanderer
ohnehin attraktiv zu sein. Doch
angesichts des demografischen
Wandels und der damit einher
gehenden Prognose eines mögli
chen Fachkräftemangels hat ein
Diskussionsprozess eingesetzt,
der die vermeintliche Attrakti
vität Deutschlands als „Lebens
standort“ grundlegend in Frage
stellt. Deutschland scheint im
Wettbewerb um die besten Köp
fe deutliche Standortnachteile zu
haben. Als Hürden werden unter
anderem eine vergleichsweise
schwierige Sprache, hohe Steuer
sätze oder bürokratische Struktu
ren genannt.
Die Herausforderungen liegen
aber nicht nur im strukturellen
Bereich: Verschärft wurde die ne
gative Wahrnehmung Deutsch
lands durch die Integrationsde
batte des vergangenen Jahres.
Schließlich kann die Frage, ob
Migration möglicherweise dazu
beitragen würde, Deutschland
„abzuschaffen“, kaum als beson
deres Zeichen von Wertschät
zung kultureller Vielfalt inter
pretiert werden.
Angesichts dieser Entwicklungen
ist der Ruf nach einer Willkom
menskultur mit der Hoffnung
verbunden, Deutschland möge
doch endlich „gewollt“ attraktive
Rahmenbedingungen für Zu
wanderer bereitstellen. Als Vor
bild dienen immer wieder „klas-
4
Präsident des
Bundesamtes für
Migration und
Flüchtlinge,
Dr. Manfred Schmidt
„Eine Willkommenskultur
zeichnet sich aus durch gewollt
attraktive Rahmensetzung für
Zuwanderinnen und Zuwande
rer. Wir brauchen aber auch eine
Anerkennungskultur für all die
Zuwanderer, die schon seit Jahren
hier leben. Anerkennung der kul
turellen Identität, der Fähigkei
ten und Leistungen fördert auch
das Gefühl des Dazugehörens.“
sische“ Einwanderungsländer
wie Kanada. Dort können sich
einheimische Familien beispiels
weise im „Host Program“ als Inte
grationslotsen für „Newcomers“
bewerben. Die Erstorientierung
basiert damit auf dem Engage
ment der Zivilgesellschaft und
vermittelt ein persönliches Will
kommen.
Derartige Aktivitäten der „wel
coming society“ beeindrucken
Fachleute aus aller Welt. Doch
sollte man bei aller Bewunde
rung nicht vergessen, dass Kana
da sehr klar formuliert, wer will
kommen ist und wer nicht. Die
Segnungen der Willkommens
kultur sind vornehmlich qualifi
zierten Fachkräften und ihren Fa
milien vorbehalten. Dafür sorgt
das kanadische Punktesystem.
Die Immigrationsrealität in
Deutschland ist dagegen geprägt
von Zuwanderung aus humani
tären Gründen – in der öffent
lichen Wahrnehmung noch
stärker als in den offiziellen Stati
stiken. Gleichzeitig konzentriert
sich die Debatte um eine Will
kommenskultur fast ausschließ
lich auf Hochqualifizierte. Ver
treter von Wohlfahrtsverbänden
sprechen daher bereits von einer
„Auslese-Willkommenskultur“.
Die Diskussion um Zielgruppen
einer Willkommenskultur zeigt
sich besonders deutlich, wenn
man die Aktivitäten von Aus
länderbehörden zum Thema
betrachtet. Der Sachverständi
genrat deutscher Stiftungen für
Integration und Migration (SVR)
nennt Ausländerbehörden in ei
nem Gutachten die „Visitenkarte
einer Stadt“, da sie für Ausländer
meist den ersten Berührungs
punkt mit den lokalen Behörden
darstellen. Doch die Attraktivität
dieser „Visitenkarten“ hält sich
aus Sicht der meisten Zuwande
rer eher in Grenzen.
Um dieses Bild zu ändern, schla
gen Ausländerbehörden im
Wesentlichen zwei Wege ein:
Einerseits entstehen zunehmend
so genannte Welcome Center für
hochqualifizierte Zuwanderer.
Diese sind meist Teil der Auslän
derbehörde und fungieren als
„One-Stop-Shop“, also als allge
meine Erstanlaufstelle mit einer
Vielzahl an Informations- und
Integrationsangeboten. Als na
tionales Vorzeigemodell und als
Inspiration für weitere Kommu
nen dient dabei das „Hamburg
Welcome Center“ (siehe Artikel
auf Seite 8).
Andere Ausländerbehörden
verzichten dagegen auf einen
speziellen Bereich für Fachkräfte
Thema im Fokus
und treiben stattdessen die inter
kulturelle Öffnung der gesamten
Behörde voran. Die BertelsmannStiftung hat hier mit dem Projekt
„Ausländerbehörde – Ihr Part
ner!“ einen Austausch ermög
licht und erste Handlungsemp
fehlungen entwickelt (siehe Arti
kel auf Seite 7).
Unabhängig von der gewählten
Strategie zeigen die Entwicklun
gen in Ausländerbehörden einen
Ansatzpunkt zur Verwirklichung
von Willkommenskultur, näm
lich: die Bündelung und Vernet
zung von Angeboten zur Erst
orientierung und Erstintegra
tion. Das Bundesamt wird diese
Entwicklungen unterstützen und
noch im Herbst 2011 eine entspre
chende Arbeitsgruppe ins Leben
rufen. Ziel sind Handlungsemp
fehlungen für eine attraktive
Ausgestaltung der Zusammenar
beit von Migrations- und Arbeits
beratung, Ausländerbehörden
und Fachkräfteallianzen.
Die Unterstützung einer Will
kommenskultur beginnt jedoch
nicht erst bei der Einreise nach
Deutschland. Internetportale
und so genannte Vorintegrati
onsprojekte können bereits im
Herkunftsland die Integration
unterstützen, indem sie Sprachund Informationsangebote zur
Verfügung stellen. Fachleute
empfehlen, diese Angebote künf
tig weiter auszubauen. Darauf
weist auch die EU-Kommission
in einem jüngst veröffentlich
ten Strategiepapier hin. Zu einer
realistischen Beurteilung der
eigenen Chancen in Deutschland
wird auch die Einführung eines
Özlem Sarikaya,
Bayerischer
Rundfunk
„Willkommenskultur ist für mich
hauptsächlich eine emotionale
Sache, also dass die Menschen, die
hier sind, das Gefühl haben, hier
her zu gehören, hier willkommen
zu sein. Und dass wir hier auch
endlich EINE Gesellschaft werden.
Da sind wir leider noch viel zu oft
zu weit weg.“
Gesetzes zur Anerkennung aus
ländischer Berufsqualifikationen
beitragen.
Doch strukturelle Verbesserun
gen alleine werden Menschen
nicht langfristig an Deutschland
binden können. So emigrieren
immer wieder in Deutschland
ausgebildete Menschen mit Mi
grationshintergrund, weil sie das
Gefühl haben, hier nicht wirklich
„willkommen“ zu sein. Es muss
also zusätzlich zu strukturel
len Maßnahmen darum gehen,
Menschen mit Migrationshinter
grund als gleichberechtigten Teil
dieser Gesellschaft anzuerken
nen. Hier spricht das Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge
nicht von Willkommens-, son
dern von „Anerkennungskultur“.
Um diese zu fördern, ist es wich
tig, die Integrationsdebatte zu
versachlichen und Begegnungen
zwischen Menschen verschiede
ner Herkunft zu ermöglichen.
Ein Instrument kann – neben
vielen seit Jahren erfolgreich lau
fenden Projekten und Maßnah
men – die politische Bildung sein.
Dabei gilt es, die Befürchtungen
der Mehrheitsgesellschaft ernst
zu nehmen. Das Bundesamt wird
auch hier mit der Einrichtung
eines Expertengremiums erste
Impulse setzen.
Integration ist ein wechselseiti
ger Prozess und die Debatte um
Willkommenskultur möglicher
weise der Auftakt zu einer „nach
holenden Integration“ unter be
sonderer Berücksichtigung der
Aufnahmegesellschaft. Es geht
dabei keineswegs nur um Fach
kräfte, sondern um die Stärkung
des gesellschaftlichen Zusam
menhalts insgesamt. Was zählt,
Dr. Günther
Schauenberg,
Geschäftsführer
Grundsicherung,
Bundesagentur
für Arbeit,
Regionaldirektion
Bayern
„Unsere ganze Arbeitslandschaft
wird in Zukunft aufgrund des
demografischen Wandels von
Fachkräftemangel gekennzeich
net sein. Wir merken sehr deut
lich: ohne Willkommenskultur ist
es sehr schwierig, Menschen dazu
zu gewinnen, nach Deutschland zu
kommen, um hier langfristig eine
Existenz aufzubauen und damit
auch für unseren Wohlstand mit
zuarbeiten.“
ist die Attraktivität des „Lebens
standortes“. Ein weiterer bildhaf
ter Begriff – aber wir befinden
uns ja auch mitten in der deut
schen Integrationsdebatte.
Hannes Schammann
Referat Grundsatzangelegenheiten
der Integration
5
Thema im Fokus
„Ich atme Vielfältigkeit und Weltoffenheit“
Vom Flüchtlingskind zur erfolgreichen Trainerin für
interkulturelle Kommunikation: Sosan Azad im Interview
Heute erfolgreiche Trainerin für interkulturelle Kommuni
kation: Sosan Azad, die als kleines Mädchen von Afghanistan
nach Deutschland flüchtete.
Fotos: Robert Ullinger
6
„
Heute arbeiten Sie mit dem Ziel
Denn: Viele Missverständnisse
einer besseren Integration von Zu
liegen daran, dass wir uns zu
wanderern in die Gesellschaft. Was wenig kennen und zu wenig in
ist Ihr Leitge
Kontakt sind.
danke?
Auf beiden Sei
Sosan Azad:
ten herrscht
Integration funktioniert nur,
„Integration
manchmal die
wenn sowohl Aufnahmege
sellschaft als auch die Men
funktioniert
Erwartung: der
schen, die hier her kommen,
nur, wenn
andere soll den
aufeinander zugehen.
sowohl Auf
ersten Schritt
nahmegesell
machen.“
schaft als auch
die Menschen, die hier her komWo sehen Sie kulturelle Unterschiemen, aufeinander zugehen. Diede zwischen Deutschland, Ihrem
ses Aufeinander-Zugehen muss
Herkunftsland und anderen Längut organisiert werden – damit
dern?
nicht falsche Erwartungen beste
Sosan Azad: „Wenn ich Bekann
hen und Missverständnisse ent
te in Kanada besuche und nach
stehen. Das sollte also professio
Deutschland zurückkomme,
nell begleitet werden; man muss
denke ich mir oft: Ich atme hier
Rahmenbedingungen und Kon
Vielfältigkeit und Weltoffen
zepte für Begegnungen schaffen.
heit. Die Menschen setzen sich
„
Was war Ihr Eindruck von Deutsch
land, als Sie vor rund 20 Jahren
ankamen – wie wurden Sie aufge
nommen?
Sosan Azad: „Mit einer Mi
schung aus Mitleid, einer Art
Hilflosigkeit, aber auch dem
Bedürfnis, mir Schutz zu geben.
Und mit der Frage: Was machen
wir mit ihr jetzt? … (lacht). Es war
aber eine gute Startposition für
mich, weil ich noch sehr jung war
und viel Unterstützung bekom
me habe durch Behörden. Ich
hatte die Möglichkeit, Deutsch
zu lernen. Das war wichtig. Das
ist auch das, was ich heute emp
fehle: Jungen Menschen gleich
am Anfang einen guten Rahmen,
eine gute Orientierung geben,
damit sie erst gar nicht in einer
Verzweiflungsszene landen.“
Sie kam mit einer kleinen Tasche mit Kleidung,
rund 80 Deutschen Mark und keiner Vorstellung
davon, was sie erwartet: Als Sosan Azad 1984 aus
dem Krieg in Afghanistan flüchtete und als so ge
nannter unbegleiteter minderjähriger Flüchtling
in Deutschland Asyl beantragte, hatte sie zum
ersten Mal überhaupt alleine ihr Dorf verlassen.
Deutsch sprach sie nicht. Aus dem scheuen Mäd
chen von damals ist eine selbstbewusste Frau
geworden, die heute unter anderem als Trainerin
für interkulturelle Kommunikation und anerkann
te Mediatorin arbeitet.
Dem Blickpunkt Integration hat sie in einem In
terview Einblick gegeben in ihren faszinierenden
Lebensweg, ihre Eindrücke von Deutschland und
Ideen für eine Willkommenskultur.
Thema im Fokus
Eins, zwei, drei – und der Knoten ist gelöst. Mit kreativen Ideen will Sosan Azad auch Probleme zwischen Menschen unterschiedlicher
Herkunft lösen. Denn: „Viele Missverständnisse liegen daran, dass wir uns zu wenig kennen.“
mit Ereignissen auch außerhalb
ihres Landes auseinander. Auch
das Zusammenleben von Deut
schen und Migranten ist ein
Thema, das bewegt. Ich nehme
die Ernsthaftigkeit in der Aus
einandersetzung mit wichtigen
Themen wahr. An der deutschen
Mentalität gefallen mir außer
dem die gute Disziplin, eine ziel
orientierte Haltung und der Qua
litätsanspruch auf jeder Ebene
im Leben. An der afghanischen
Kultur schätze ich das Bestreben,
aus jeder schwierigen Situation
eine menschliche Situation zu
machen.“
Was macht für Sie Willkommens
kultur, wie sie derzeit immer wie
der diskutiert wird, aus?
Sosan Azad: „Es liegt in der Ver
antwortung von Einheimischen
und bereits gut integrierten
Menschen mit Migrationshin
tergrund, neuen Zuwanderern
zu zeigen: Ihr seid willkommen.
Wir – Migranten, die die Sprache
gelernt haben, eine Ausbildung
gemacht haben, Geld verdienen
und beide Kulturen mit ihren
Ressourcen und sensiblen Ecken
kennen – wir sind wichtige Brü
ckenbauer.“
Claudia Möbus,
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Integration
Visitenkarten einer Stadt
Empfehlungen für serviceorientierte Ausländerbehörden
Ausländerbehörden sind „Visi
tenkarten“ ihrer Stadt und für
Neuzuwanderer oft das „erste
amtliche Gesicht“ einer Gemein
de – daher sollten sie ihre Lot
senfunktion besser zur Geltung
bringen: Diese und andere Emp
fehlungen haben Experten bei
einer Tagung auf Anregung der
Bertelsmann-Stiftung in Koope
ration mit der Stadt Essen aufge
stellt. Im Mittelpunkt stand die
Frage: Wie können sich Auslän
derbehörden (ABH) als service
orientierte „Allroundbehörde“
aufstellen?
Zunächst sollten Ausländerbe
hörden einen Paradigmenwech
sel hin zu einer Dienstleistungs
behörde vollziehen – das heißt,
von einer reinen Ordnungsbe
hörde zum kommunalen Dienst
leister für Menschen mit auslän
dischem Pass werden. Außerdem
gelte es, eine umfassende Will
kommenskultur als kommunales
Ziel zu etablieren. Dies könne
sich vom gesamtstädtischen Leit
bild bis hin zu symbolischen Will
kommenszeichen und -gesten
durchziehen.
Die Tagungsteilnehmer hoben
zudem hervor, dass eine serviceo
rientierte Ausrichtung eine Füh
rungsentscheidung sein sollte.
Dabei waren sich die Experten
einig, dass Motivation, Ressour
censteuerung und die Ausschöp
fung rechtlicher Handlungsmög
lichkeiten durch klare Vorgaben
erleichtert werden können. Die
Einbeziehung der Verwaltungs
mitarbeiter aller beteiligten Ak
teure ermögliche außerdem die
Berücksichtigung verschiedener
Perspektiven und erleichtere die
Akzeptanz und Einbindung in
kommunale Netzwerke.
Und wie kommt man vom Leit
bild zur fachübergreifenden Ge
samt-Strategie? Auch hierfür hat
te die Runde einen Tipp: Aus Leit
bild und datengestützter Analyse
ließen sich konkrete Ziele und
7
Thema im Fokus
Maßnahmen ableiten. Die räum
liche Nähe von ABH und anderen
Verwaltungsressorts, beispiels
weise der Integrationsstelle oder
dem Bürgerbüro, könne hierbei
Vorteile bieten. Ein großes An
liegen war der Servicegedanke:
„Serviceorientierung heißt auch
Service garantieren“, so das Mot
to. Wenn zunächst Anliegen
der Kunden durch qualifiziertes
Personal präzise aufgenommen
würden, könnten Gesprächspart
ner besser vermittelt und die Vor
bereitung des Beratungsgesprä
ches erleichtert werden.
Durch enge persönliche Zusam
menarbeit mit dem örtlichen
Jobcenter, der Agentur für Ar
beit und Unternehmern werde
die Möglichkeit, Menschen in
Lehrstellen und Arbeitsplätze
zu vermitteln, erleichtert. Diese
Vermittlungsarbeit sollte durch
Sprachförderung und Berufs
orientierung für Jugendliche
Servicegedanke und Freundlichkeit werden großgeschrieben: Die Ausländerbe
hörde in Düren zeigt dies auch äußerlich durch „Willkommens-Schriftzüge“ auf
den Eingangstüren.
Foto: Kreisverwaltung Düren
sowie eine zielgruppenorientier
te Beratung und Qualifizierung
flankiert werden. Darüber hin
aus sind laut Expertenmeinung
Schulungen zu Themen wie
Bürgerfreundlichkeit und inter
kulturelle Kompetenz Eckpunkte
einer interkulturellen Orientie
rung. Alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der ABH sollten an
entsprechenden Weiterbildungs
angeboten teilnehmen, hieß es.
Weitere Informationen unter
www.bertelsmann-stiftung.de
Hannes Schammann,
Referat Grundsatzangelegenheiten
der Integration
Schifffahrt gibt Ideen für Willkommenskultur
Welcome Center will qualifizierte Arbeitskräfte locken
Wedel an der Elbe vor den Toren
Hamburgs begrüßt Schiffe kurz
vor ihrer Einfahrt in den Hafen
mit dem Willkomm-Höft, einer
„Schiffsbegrüßungsanlage“. Ge
spielt wird die jeweilige Natio
nalhymne. In der Schifffahrt ist
8
schon lange bekannt, wie wich
tig ein Begrüßungsritual und
Willkommensgefühl für gute
(Wirtschafts-)Beziehungen ist.
Ein paar Kilometer elbaufwärts,
beim Hamburger Rathaus, heißt
Hamburg seit 2007 in den lich
ten, großzügigen und modernen
Räumlichkeiten des Hamburg
Welcome Center (HWC) Neu
bürgerinnen und Neubürger
willkommen.Wie schon in den
Vorjahren kamen 2010 mehr
als 80.000 Menschen neu nach
Thema im Fokus
Hamburg. Ein Viertel davon
zog aus dem Ausland zu. Der
Netto-Zuwanderungsgewinn lag
bei mehr als 10.000 Menschen.
Brauchen diese wirklich eine
Willkommenskultur? Und wenn
ja, was versteht man darunter
überhaupt? Google liefert zu die
sem Stichwort ungefähr 32.500
Treffer - die wissenschaftlichen
Bibliotheken in Hamburg keinen
einzigen. Was macht diesen wei
chen kulturellen Faktor also aus?
Ein Beispiel: Die Amtssprache ist
auch im Hamburg Welcome Cen
ter Deutsch. Allerdings ist es dort
ebenso selbstverständlich, alle
Dienstleistungen auch in engli
scher Sprache anzubieten, um
Zuwanderern aus dem Ausland
gerade in den ersten Tagen und
Wochen sprachlich entgegen zu
kommen. Nach Erledigung „al
les Amtlichen“ dürfen sich die
Kunden über ein „Welcomebag“
freuen und über die Einladung
zum nächsten Hamburg Wel
come Club, den das HWC monat
lich veranstaltet.
Standortstärken
Es ist offensichtlich, dass in der
Phase der ersten Orientierung
die vermeintlich „kleinen“ Hilfe
stellungen vieles erleichtern. Das
HWC will damit vor allem Ham
burgs Position im internationa
len Wettbewerb um qualifizierte,
kreative Arbeitskräfte und ihre
Familien stärken. Neubürgerin
nen und Neubürger finden in der
Einrichtung Informationen und
Beratung zu Fragen rund um den
Start in Hamburg. Ausländische
Fach- und Führungskräfte, Fir
mengründer, Wissenschaftler,
Gelebte Willkommenskultur durch fachliche Kompetenz und freundliches Ambiente:
Im Hamburg Welcome Center erhalten Neubürgerinnen und Neubürger wichtige Informa
tionen „aus einer Hand“.
Foto: Hamburg Welcome Center
Studierende, Hochqualifizierte,
Künstler und Sportler können
ihre Aufenthalts- und Meldean
gelegenheiten in der One-StopAgency HWC erledigen. Geplant
ist außerdem, dort eine „Zentrale
Anlaufstelle zur Anerkennung
ausländischer Abschlüsse“ einzu
richten.
Auftreten und Verfahrenstrans
parenz als Pluspunkte. Noch
wichtiger ist den Kunden, dass
das Team des HWC freundlich
und verlässlich ist und sich trotz
hohen Arbeitsdrucks offen für
alle Mentalitäten und Fragen
zeigt. Gelebte Willkommenskul
tur eben.
Kompetenz und Freundlichkeit
Das Hamburg Welcome Center
interpretiert damit Willkom
menskultur im Überschnei
dungsbereich von Rechtsstaats
prinzip und Dienstleistungs
orientierung. Das Feedback
der Kunden bestätigt uns, dass
dieses Angebot sinnvoll ist und
gebraucht wird: Sie nennen fach
liche Kompetenz, verbindliches
Weitere Informationen im
Internet unter:
www.welcome.hamburg.de
Birte Steller, Leiterin und
Christian Steimker,
Leitungsassistenz
des Hamburg Welcome Center
9
Thema im Fokus
Klimawandel, ja bitte!
„Welcome Centre“ an der Universität
Erlangen-Nürnberg schlüpft in Vorreiterrolle
Sie sprießen vielerorts und wol
len für einen Klimawandel der
besonderen Art in Deutschland
sorgen: bundesweit richten
Hochschulen derzeit so genann
te Willkommenszentren ein und
präsentieren sich als weltoffe
ne Einrichtung. Das „Welcome
Centre“ der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg
(FAU) nimmt dabei eine Vor
reiterrolle ein. „Internationali
sierung hat für die Universität
Erlangen-Nürnberg Priorität.
Unser Ziel ist es, herausragende
Forscher aus dem Ausland zu
uns an die Universität zu holen“,
betont Hochschulpräsident Prof.
Karl-Dieter Grüske. „Deshalb
spielt das Welcome Centre für
unsere Attraktivität bei Gastwis
senschaftlern eine ganz wesentli
che Rolle“.
Ziel ist es, ausländischen For
schern bei Startschwierigkeiten
im neuen Umfeld unter die Arme
zu greifen – diese Unterstützung
nahm auch Katrina Binger dank
bar an: Als die Australierin im
April diesen Jahres nach Deutsch
land kam, hatte sie den halben
Globus umrundet, um ihre neue
Arbeitsstelle anzutreten. Vor
allem die eingeschränkten La
denöffnungszeiten waren für
die junge Frau aus Melbourne
anfangs gewöhnungsbedürftig.
„Manchmal war der Kühlschrank
am Sonntag leer, weil ich verges
10
sen hatte, für das ganze Wochen
ende einzukaufen“, erzählt sie
lächelnd. „Dann musste ich mit
tags und abends im Restaurant
essen.“
Die vier Mitarbeiter des „Wel
come Centre“ in Erlangen, das
im Jahr 2007 eingerichtet wur
de, wollen Neuankömmlingen
die Umstellung auf die fremde
Kultur erleichtern. „Wir vermit
teln Kindergartenplätze, helfen
bei der Wohnungssuche und
dolmetschen bei der Kontoeröff
nung“, erläutert Leiter Nikolas
Kretzschmar. Die Einrichtung
versteht sich als Dienstleister für
alltägliche Probleme, berät aus
ländische Forscher schon vor ih
rer Ankunft – zum Beispiel in Fra
gen rund um Visum, Einreise und
Aufenthaltsrecht – und kümmert
sich auch darum, soziale Kon
takte zu vermitteln. „Wir stellen
den Kontakt zu Landsleuten her,
falls das gewünscht wird, weil
wir gemerkt haben, dass diese
Gemeinschaften bei der Einge
wöhnung enorm hilfreich sein
können. Außerdem veranstalten
wir Stammtische, an denen sich
unsere Gäste mit Einheimischen
treffen können“, berichtet Kretz
schmar.
Für ihr Service-Konzept zur Be
treuung ausländischer Forscher
haben die Mitarbeiter des „Wel
come Centre“ in Erlangen bereits
einen mit 10.000 Euro dotierten
Preis der Alexander-von-Hum
boldt-Stiftung erhalten. „Den
Preis verdanken wir dem per
sönlichen Engagement unserer
Angestellten – und der Tatsache,
„Das Welcome Centre steigert unsere Attraktivität für Gastwissenschaftler“: der Hoch
schulpräsident der Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Karl-Dieter Grüske (links) mit
dem Vizepräsidenten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Dr. Michael Gries
beck (2. von links). Daneben: Kerstin Sommer, Mitarbeiterin des Welcome Centres der
Universität , Dr. Brigitte Perlick, Leiterin des Referats für Internationale Angelegenheiten
und Nikolas Kretzschmar, Leiter des Welcome Centres.
Foto: Timo Weith
Thema im Fokus
dass wir über ausreichend Perso
nal verfügen“, hebt Kretzschmar
hervor. Wie wichtig der persönli
che Einsatz ist, zeige sich immer
wieder in der täglichen Arbeit.
Beeindruckt von der individuel
len Betreuung der Gäste zeigte
sich vor Kurzem auch der Vize
präsident des Bundesamtes für
Migration und Flüchtlinge, Dr.
Michael Griesbeck, bei seinem
Besuch im „Welcome Centre“
der FAU. „Es ist enorm wichtig,
die richtigen Rahmenbedingun
gen zu schaffen, damit sich Men
schen aus dem Ausland bei uns
wohlfühlen“, betonte er.
Katrina Binger hat sich mittler
weile ganz gut in ihrer neuen
Umgebung eingelebt. Ihr Kühl
schrank ist jetzt auch am Sonntag
immer gut gefüllt. Eine pauscha
le Einschätzung von Deutschen
und Australiern möchte sie nicht
vornehmen – eines sei ihr in den
ersten Monaten aber schon auf
gefallen. „Die Deutschen arbei
ten sehr konzentriert, aber sie
unterhalten sich wenig während
der Arbeitszeit. In Australien
haben wir auch hart gearbeitet,
aber wir hatten trotzdem Zeit
für eine kurze Unterhaltung“,
erzählt sie. Vielleicht hilft also
ab und an schon ein kleines Ge
spräch für ein besseres Klima
und eine „gelebte“ Willkom
menskultur.
Timo Weith,
Freier Autor
Mehr als Deutschlernen
Wie sich junge Türken auf ihre neue Heimat vorbereiten
Der Präsident des Bundesamtes,
Dr. Manfred Schmidt, trifft engagierte
Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines
Projektes zur Vorintegration in der Tür
kei. „Erste Sprachkenntnisse und Infor
mationen über das Leben in Deutschland
noch vor der Einreise sind wichtig“,
betont Dr. Schmidt.
Foto: Mehmet Zagli
Sie wollen meist zu ihrem Ehe
mann oder ihrer Ehefrau nach
Deutschland und dafür nicht nur
Deutsch lernen, sondern sich
schon vorab möglichst gut über
das Land informieren: Junge
Frauen und Männer bereiten sich
in so genannten Vorintegrati
onsprojekten, die das Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge in
der Türkei fördert, auf die Einrei
se in ihre neue Heimat vor. Der
Präsident der Behörde, Dr. Man
fred Schmidt, hat sich bei einem
mehrtägigen Besuch im Septem
ber in der Türkei selbst ein Bild
von den Kursen gemacht.
Einwanderungsrealität in
Deutschland vermitteln
Ausländer, die zu ihrem Ehepart
ner nach Deutschland ziehen
wollen, müssen vor der Einreise
einfache Deutschkenntnisse er
werben, um möglichst schnell
Kontakte in Deutschland knüp
fen und sich verständigen zu
können. Aber nicht nur erste
Sprachkenntnisse, auch Informa
tionen über das Land sind hilf
reich, um den Start in Deutsch
land zu erleichtern. In Kursen,
die die Türkische Gemeinde in
Deutschland e.V. (TGD) in Gazi
antep im Südosten der Türkei
durchführt, konnte sich
11
Thema im Fokus/Aktuelles aus dem Bundesamt
Dr. Schmidt aus erster Hand ei
nen Eindruck davon verschaffen,
wie wichtig solche Angebote für
die künftigen Zuwanderer sein
können.
Das mit Mitteln der EU und des
Bundesamtes gemeinsam finan
zierte Projekt zielt darauf, Ausrei
sewilligen, die im Familiennach
zug nach Deutschland ziehen
möchten, neben den gesetzlich
vorgeschriebenen Sprachkennt
nissen auf freiwilliger Basis er
gänzend Informationen über das
Leben und die Lebensverhältnis
se in Deutschland zu vermitteln.
Neben Informationen über das
politische System und die Gesell
schaft stehen dabei auch ganz
praktische Tipps zur Integration
auf dem Programm.
Auch die Schwierigkeiten, die
sich bei der Eingewöhnung und
Integration in Deutschland erge
ben können, werden angespro
chen. Ganz besonders profitieren
die Teilnehmer von der eigenen
Migrationserfahrung der Dozen
ten. Das Projekt der TGD wird an
fünf Standorten durchgeführt.
wichtig, dass wir Migration und
Integration in einem umfassen
den Ansatz zusammendenken“,
bilanzierte der Präsident des
Bundesamtes die Erfahrungen
der Gespräche in der Türkei:
In zwei Vorintegrationskursen
und bei der Vergabe der Ab
schlusszertifikate an die Teilneh
mer konnte Dr. Schmidt sich per
sönlich von der Professionalität
des Projekts und dem Engage
ment der Teilnehmer überzeu
gen.
„Erste Sprachkenntnisse und In
formationen über das Leben in
Deutschland noch vor der Einrei
se, eine schnelle Verbesserung
der Deutschkenntnisse im Inte
grationskurs und individuell ab
gestimmte Beratung direkt nach
der Ankunft sowie eine zügige
Integration in den Arbeitsmarkt
sind wichtige Schritte hierzu.
Hinzukommen muss aber auch
eine Willkommenskultur, die
Neuzuwanderern signalisiert:
‚Ihr seid hier willkommen.’ Hier
an müssen wir gemeinsam arbei
ten.“
Katrin Hirseland,
Referat Grundsatzangelegenheiten
der Integrationsförderung
„Migration und Integration
zusammendenken“
Beeindruckend war dabei insbe
sondere auch der Enthusiasmus
der zumeist jungen Teilnehmer,
die mit ihrer Entscheidung, nach
Deutschland zu gehen, große
Erwartungen für das eigene Vo
rankommen in Bildung, Ausbil
dung und Beruf verbinden. „Es ist
Willkommenskultur gemeinsam voranbringen
Integrationsbeauftragte Prof. Böhmer im Bundesamt
„Das Thema Willkommenskul
tur ist nicht nur ein Thema, das
uns bewegt, sondern das wir
gemeinsam voran bringen müs
sen“: Das hat die Integrationsbe
auftragte der Bundesregierung,
Staatsministerin Prof. Dr. Maria
Böhmer, bei einem Besuch im
Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge in Nürnberg betont.
Auch das Bundesamt misst die
sem Bereich besondere Bedeu
tung bei. Es gehe dabei nicht nur
darum, den Wirtschaftsstandort
Deutschland zu stärken, sondern
12
vor allem darum, den Lebens
standort Deutschland zu stär
ken, hieß es im Gespräch . „Will
kommenskultur bedeute auch,
die interkulturelle Öffnung der
Verwaltung voranzubringen“,
betonte der Präsident des Bun
desamtes, Dr. Manfred Schmidt.
Bei dem Arbeitstreffen in Nürn
berg vereinbarten der Präsident
des Bundesamtes, Dr. Schmidt,
und die Integrationsbeauftrag
te auch, dass Mitarbeiter beider
Häuser zu einem Erfahrungs
austausch zur Entwicklung der
Integrationsvereinbarungen
zusammen kommen werden. In
diesen Vereinbarungen, die an 18
Modellstandorten auf den Weg
gebracht wurden, wird indivi
duell festgehalten, mit welchen
Voraussetzungen Zuwanderer
nach Deutschland kommen und
welcher Nachholbedarf besteht
– etwa bei Spracherwerb, Ausbil
dung oder Schulbesuch .
Claudia Möbus,
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Integration
Aktuelles aus dem Bundesamt
??
1. Vor Kurzem hat das neue Schul
jahr begonnen – Eltern und Kinder
starten mit Spannung in die Bil
dungsreise. Denn Fakt ist: Väter und
Mütter spielen eine Schlüsselrolle
für den Bildungserfolg ihrer Kinder.
Wo liegt die besondere Herausforde
rung bei Eltern mit Migrationshin
tergrund?
Rosenbach: „Die Bedeutung der
Eltern für den Bildungsweg und
die Berufswahl ist enorm, das be
legen Studien immer wieder – in
Deutschland noch mehr als an
derswo. Gerade für Kinder, die
Deutsch nicht als Muttersprache
lernen, ist die Unterstützung der
Eltern besonders wichtig. Viele
von ihnen zeigen dabei großes
Engagement. Nicht alle jedoch
haben ausreichende Sprachkennt
nisse und nicht alle finden sich
im deutschen Bildungssystem
zurecht, es fehlen ihnen Informa
tionen – über das Bildungssystem,
aber auch über die Rechte und
Pflichten, die sie als Eltern haben.
Aber: wir sehen oft nur die Bei
spiele, in denen es nicht klappt
– dabei gibt es auch viele erfolgrei
che Beispiele.“
2. Wo setzt das BAMF an, um Unter
stützung zu leisten – damit es noch
mehr erfolgreiche Beispiele gibt?
Rosenbach: „Wenn man sich
die Integration als Perlenkette
vorstellt, dann gibt es große und
kleine Perlen – zu den großen
3 Fragen — 3 Antworten
Integration und Bildung sind untrennbar —
Wie werden Eltern einbezogen?
Antworten von Michael Rosenbach, Gruppenleiter für Integrations
förderung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
inhaltlichen Schwerpunkt auf
Elternkompetenz: Ziel ist, Eltern
zu informieren, wie Bildung und
Schule in Deutschland funktionie
ren. Was ist überhaupt der Eltern
sprechtag? Und wieso ist es wich
tig, dass Kinder an gemeinsamen
Schulausflügen teilnehmen? Wo
kann ich selbst mitwirken?“
3. Ein wichtiger Partner sind Mi
grantenorganisationen, wie der
spanische Elternverein, die über
jahrzehntelange Erfahrungen in der
zählen beispielsweise die Integ
Elternarbeit verfügen. Wie werden
rationskurse oder das Programm
diese eingebunden?
„Integration durch Sport“. Der
Rosenbach: „Migrantenorganisa
Faden in der Mitte, der alle Perlen tionen haben ein enormes Poten
zusammenhält, ist die Migrations zial. Und die Zusammenarbeit mit
beratung. Hier wollen wir zu einer ihnen birgt einen doppelseitigen
noch stärkeren Vernetzung der
Effekt: die beiderseitige Gelegen
Beratungsangebote für erwachse heit zur interkulturellen Öffnung
ne und jugendliche Zuwanderer
und das bessere Erreichen der
oder Kinder kommen. Deshalb
Eltern verschiedener Nationali
starten das Bundesinnenministe
tät als wichtige Zielgruppe. Wir
rium, das Bundesfamilienminis
wollen Eltern animieren, aktiv
terium und das Bundesamt eine
mitzuarbeiten. Damit investiere
gemeinsame Aktion: Familienbe
ich nicht nur in die Gegenwart,
ratung aus einer Hand. Es ist wich sondern auch in die Zukunft: Ich
tig, in der Migrationsberatung
nehme die Eltern mit und erhöhe
auch das Thema Bildung anzu
gleichzeitig die Chance, dass ihre
sprechen und die Weichen richtig Kinder erfolgreich Schule und
zu stellen. In den Integrations
Ausbildung meistern. Migranten
kursen erfolgt der zweite Schritt:
organisationen und Elternvereine
Mit besseren Deutschkenntnissen sind dabei ganz wichtige Partner.“
können Eltern ihre Kinder auch
sprachlich unterstützen. In einem
Das Interview führte
dritten Schritt setzen viele der
Claudia Möbus, Referat Öffentlich
Projekte, die wir fördern, ihren
keitsarbeit Integration
Michael Rosenbach,
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Foto: Robert Ullinger
13
Aktuelles aus dem Bundesamt
Was hilft, was nicht?
Studie „Kooperation mit Migrantenorganisationen“
untersucht Integrationsarbeit vor Ort
Probleme, etwa bei der zeitlichen
Planung von Arbeitstreffen. Auch
eine ungleiche Ausstattung mit
Ressourcen ist eine Herausforde
rung für eine echte Kooperation
auf Augenhöhe, so ein Fazit der
Wissenschaftler.
Autor der Studie
Dr. Uwe Hunger
Universität Münster
Wie können Kooperationen zwi
schen Migrantenorganisationen
und anderen Trägern erfolgreich
und gleichberechtigt gestaltet
werden? Dieser Frage ist eine Stu
die im Auftrag des Bundesamts
für Migration und Flüchtlinge
auf den Grund gegangen. In der
von Dr. Uwe Hunger (Universität
Münster) und Stefan Metzger
erstellten empirischen Untersu
chung wurden unterschiedliche
Kooperationsformen und -pro
jekte analysiert, die durch das
Berliner Aktionsprogramm „Viel
falt fördern – Zusammenhalt
stärken“ unterstützt wurden. Sie
reichten von Kooperationen im
Dachverband, über fachliche Hil
fe bei der Projektkonzeption oder
der Qualifizierung bis hin zu en
gen Kooperationen im Rahmen
eines konkreten Projekts.
„Was hilft? Was hindert?“ Diese
zwei Fragen standen, vereinfacht
gesagt, im Mittelpunkt der Stu
14
die. Ziel der Wissenschaftler war
es, förderliche und hinderliche
Faktoren für gelingende Koope
rationen zu identifizieren und
Empfehlungen für Fördermittel
geber einerseits und für (poten
zielle) Kooperationspartner an
dererseits zu entwickeln.
Ganz deutlich zeigt die Studie:
„Kooperationsprojekte“ haben
sich – trotz des damit verbun
denen Aufwands für alle Part
ner – bewährt. Um die positiven
Lernprozesse auf beiden Seiten
zu stärken, sollte auch künftig
die Zusammenarbeit von Mi
grantenorganisationen und
anderen Akteuren der Integra
tionsförderung durch Förder
mittel unterstützt werden. Die
Ehrenamtlichkeit vieler Migran
tenorganisationen ist jedoch ein
Aspekt, der die Kooperation mit
Trägern, die hauptamtlich arbei
ten, erschweren kann und stellt
Partner auch vor ganz praktische
Eine wachsende Zahl von Mi
grantenorganisationen steht
an der Schwelle zur Speziali
sierung als Fachträger, etwa in
der Jugendarbeit. Dieser Schritt
kann durch eine Kooperation
mit einem langjährigen Träger
erleichtert werden. Auch der
Partner kann dabei durch die
Kooperation an Know-How hin
zugewinnen, etwa im Bereich
der interkulturellen Sensibilisie
rung. Kooperationen zwischen
Migrantenorganisationen und
anderen Trägern können folglich
bei gleichberechtigter Ausgestal
tung ein Gewinn für beide Part
ner sein.
Die Studie ist ein Beitrag zur
Umsetzung der Empfehlungen
des bundesweiten Integrations
programms (§ 45 Aufenthaltsge
setz). Sie ist als Download erhält
lich im Bereich Publikationen auf
der Internetseite des Bundesamts
für Migration und Flüchtlinge,
www.bamf.de/Kooperationsstu
die.
Katrin Hirseland,
Referat Grundsatzangelegenheiten
der Integrationsförderung
Integrationslandschaft in Deutschland
Koffer in der Hand und Hoffnung im Herzen
50 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei –
Blick zurück und nach vorn
Angekommen, angenommen: Vor 50 Jahren kamen die ersten so genannten Gastarbei
ter aus der Türkei nach Deutschland. In diesen Tagen ist das Jubiläum vielerorts Anlass
für Feierlichkeiten und Rückblicke.
Foto: dpa/Picture Alliance, Beynelmilel
Mit Koffern in der Hand und Hoffnungen im Herzen sind türkische
Frauen und Männer vor fünfzig Jahren nach Deutschland gekom
men. Gastarbeiter wurden sie genannt – rund 650.000 von ihnen
sind seit der Unterzeichnung des Anwerbeabkommens mit der Tür
kei 1961 bis zum Anwerbestopp 1973 nach Deutschland gekommen,
um hier zu arbeiten. „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Men
schen“, stellte der Schweizer Schriftsteller Max Frisch einmal fest.
„Heute sind wir froh und dankbar, dass diese Menschen geblieben
sind und maßgeblich zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft
beigetragen haben und beitragen“ – sagt der Präsident des Bundes
amtes für Migration und Flüchtlinge, Dr. Manfred Schmidt. Für den
Blickpunkt Integration wirft er einen Blick zurück und nach vorn:
50 Jahre sind seit Unterzeich
nung des Anwerbeabkommens
vergangen – eine lange Zeit, in
der sich vieles verändert hat – in
Deutschland und der Türkei. 1961
wurde in Deutschland die Berli
ner Mauer gebaut und die Türkei
hatte gerade einen Militärputsch
hinter sich. Heute sind Deutsch
land und die Türkei erfolgreiche
Nationen mit zahlreichen Ver
flechtungen, seien sie wirtschaft
licher, kultureller oder menschli
cher Art.
Zum „Wirtschaftswunder“ ha
ben die heute rund 2,5 Millionen
Menschen türkischer Herkunft
in Deutschland einen erhebli
chen und oft nur unzureichend
gewürdigten Beitrag geleistet.
Die Gastarbeiter der ersten Stun
de kamen mit dem Ziel nach
Deutschland, für ihre Familien
und ein besseres Leben aufzu
bauen. Das haben die meisten
von ihnen geschafft, auch wenn
viele anfänglich nicht gedacht
hatten, dass dieses Leben in
Deutschland stattfinden würde.
Wie auch? Hier mussten die ers
ten Gastarbeiter viele Strapazen
und Entbehrungen auf sich neh
men: schwere körperliche Arbeit
in Berg- und Stahlbau oder an
den Fließbändern der Autoindus
trie. Die Familie war weit weg,
viele Kinder wuchsen ohne ihre
Eltern auf.
Integrationskurse, Migrations
beratungsstellen, Integrations
projekte oder die Entwicklung
einer Willkommenskultur – all
das, was heute Integrationspro
zesse unterstützen soll und was
das Bundesamt heute zu seinen
Kernaufgaben zählt, gab es nicht.
Damit haben wir erst mit dem
Zuwanderungsgesetz 2005 be
gonnen, fast 44 Jahre nach dem
Beginn der Arbeitsmigration
aus der Türkei. Viele der ersten
Gastarbeiter sind zu dieser Zeit
bereits aus dem aktiven Arbeits
15
Integrationslandschaft in Deutschland
leben ausgeschieden und teilwei
se in die Türkei zurückgekehrt.
Viele sind aber geblieben, da
mittlerweile ihre Kinder und En
kelkinder in Deutschland leben
und sie sich hier eine neue oder
zweite Heimat aufgebaut haben.
Vieles hat die erste Generation
erreicht, was jetzt von der zwei
ten, dritten und vierten Generati
on fortgeführt wird.
So ist beispielsweise ein deutli
cher Bildungsaufstieg der nach
folgenden Generationen zu
verzeichnen, es gibt über 80.000
türkischstämmige Unternehmer,
erfolgreiche Politiker, inzwi
schen auch Minister und Partei
vorsitzende und eine Vielzahl an
Kulturschaffenden. Unaufgeregt
und pragmatisch sollten die Her
ausforderungen der Integration
gemeinsam gelöst werden.
Kaum eine andere Gruppe von
Zuwanderern ist wissenschaft
lich in Deutschland so gut er
forscht wie die der türkischen Migranten. Die Forschungsergeb
nisse des Bundesamtes zeigen
beispielsweise, dass Bildungsni
veau und Erwerbsquote türki
scher Migranten leider noch hin
ter dem anderer Gruppen liegen.
Sprachliche Schwierigkeiten, der
Zugang zu Bildung und Arbeit,
aber auch bewusste oder unbe
wusste Benachteiligung zählen
zu den wesentlichen Ursachen.
Hier will das Bundesamt für Mi
gration und Flüchtlinge unter
dem Stichwort „nachholende
Integration“, unter anderem mit
türkisch geprägten Organisatio
nen, in den kommenden Jahren
weiterhin einen gemeinsamen
16
„Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen“ – so stellte der Schriftsteller Max
Frisch einmal fest. Rund die Hälfte aller zwischen 1961 und 1973 angeworbenen Ar
beitskräfte aus der Türkei blieb in Deutschland.
Foto: dpa/Picture Alliance, Hermann Schlosser
Beitrag zur Verbesserung dieser
Situation leisten.
Vieles ist hierzu schon auf den
Weg gebracht. An den Integra
tionskursen des Bundesamtes
haben seit 2005 mehr als 740.000
Menschen teilgenommen; davon
rund 140.000 türkische Staatsan
gehörige. Zahlreiche Projekte zur
Integrationsförderung laufen
erfolgreich mit vielen türkisch
stämmigen Teilnehmern und
türkischen Organisationen als
Partnern, sei es im Bereich der
Sprach- und Bildungsförderung,
Zusammenarbeit mit Eltern oder
der Gewinnung von Migranten
für bestimmte Berufe.
Deutsche Islam Konferenz
Einen besonderen Schwerpunkt
bildet dabei die Integration der
rund vier Millionen Muslime
in Deutschland, von denen im
merhin 63 Prozent türkischer
Herkunft sind. Auch hier lassen
sich zahlreiche Erfolge auf
zählen. Diese Entwicklung wird
auch durch die Einrichtung der
Deutschen Islam Konferenz un
terstützt, ein institutionalisier
tes Dialogforum zwischen dem
deutschen Staat und Muslimen.
All dies zeigt, dass wir 50 Jahre
nach Beginn der Arbeitsmigrati
on trotz einiger Schwierigkeiten
und Versäumnisse insgesamt
auf einem guten Weg sind. Feh
ler der Vergangenheit wurden
erkannt und pragmatische Lö
sungsansätze erarbeitet, die es
jetzt kontinuierlich weiterzu
verfolgen gilt. Ich hoffe, dass
die vielen Feiern in diesem Jahr
ihren Beitrag zu noch mehr Ver
ständnis und auch Sensibilität
im Umgang miteinander leisten
werden.
Dr. Manfred Schmidt,
Präsident des Bundesamtes
für Migration und Flüchtlinge
Integrationslandschaft in Deutschland
50 Jahre türkische Migration nach Nürnberg
Ausstellung von Bundesamt und Stadtarchiv Nürnberg
geht auf Zeitreise in die Vergangenheit
„Dageblieben! Zuwanderung
nach Nürnberg gestern und
heute“: so lautet der Titel ei
ner aktuellen Ausstellung des
Stadtarchivs Nürnberg unter
Beteiligung des Bundesamtes
für Migration und Flüchtlinge.
Sie wird zunächst bis Januar
2012 im Stadtarchiv Nürnberg,
anschließend im Bundesamt
in Nürnberg gezeigt. Anlass
ist das 50-jährige Bestehen des
Anwerbeabkommens zwischen
Deutschland und der Türkei.
Mit dem Abkommen aus dem
Jahr 1961 begann auch die tür
kische
Arbeitswanderung nach Nürn
berg und die durch den Anwer
bestopp 1973 ausgelöste Famili
enmigration in den 1980er und
1990er Jahren. Die Ausstellung
soll diese Migration in ihrer
gesellschaftlichen, wirtschaft
lichen und sozialen Bedeutung
für die Kommune darstellen.
Zu dieser Ausstellung steht ein
Ausstellungskatalog zur Verfü
gung – ein Artikel beschäftigt
sich mit dem Einfluss der Migra
tion und Integration von Türkin
nen und Türken sowie türkisch
stämmigen Deutschen auf die
wirtschaftliche, soziale und ge
sellschaftliche Entwicklung und
den Strukturwandel in der Stadt
Nürnberg.
Dieser Beitrag unterstreicht:
Fünfzig Jahre türkische Zuwan
Blick auf türkische Zuwanderer in Nürnberg: Eine Ausstellung in Stadtarchiv und Bundes
amt zeigt in einer Zeitreise auch alte Fotos wie dieses eines türkischer Gemüsehändlers in
Lichtenhof.
Foto: Horst Schäfer 1996, Stadtarchiv Nürnberg
derung ist eine Erfolgsgeschichte
für Wirtschaft und Gesellschaft
in Deutschland und in der Tür
kei insgesamt. Dieses Ergebnis
bedeutet auf Nürnberg und dar
über hinaus auf die Europäische
Metropolregion bezogen mehr
Wertschöpfung für die lokale
Wirtschaft und mehr Offenheit
der Stadtgesellschaft. Davon pro
fitierten die Arbeitsmigranten
mit ihren Familien, wie auch alle
Ansässigen, so dass man mit Fug
und Recht insgesamt von einer
Situation sprechen kann, in der
alle Beteiligten gewannen.
Spürbare Defizite und weitere
Anpassungslasten, vor allem im
städtischen Bildungs- und be
ruflichen Ausbildungsbereich,
bleiben trotz längerfristiger
Fortschritte bei der strukturel
len Integration noch zu bewäl
tigen. Hier liegen viele unaus
geschöpfte Potenziale, die mit
ressourcenorientierten Ansätzen
schon kurzfristig zum Abbau des
zunehmenden konjunkturbe
dingten Fachkräftemangels und
längerfristig auch zur Abfede
rung der demografischen Her
ausforderungen einer alternden
Stadtbevölkerung sowie zur Ver
meidung von sonst drohenden
sozialen und gesellschaftlichen
Kosten der Nicht-Integration ge
hoben werden sollten.
Dr. Hans-Dietrich von Loeffelholz,
Forschungsfeld III, Wirtschaftswis
senschaftliche Zusammenhänge
17
Integrationslandschaft in Deutschland
Kreativität schafft Selbstvertrauen
Vorbildliches Projekt: Interkulturelles
Freizeitangebot für Mädchen in Berlin
Sie sind Spitze: Aus der großen Zahl bundesge
förderter Projekte zur sozialen und gesellschaft
lichen Integration von Zuwanderern hat das
Bundesamt 29 Maßnahmen ausgewählt, die be
sonders erfolgreich arbeiten, und sie in seinem
„Projektjahrbuch“ speziell gekennzeichnet . In
einer neuen Serie stellt der Blickpunkt Integration
nun einige dieser vorbildlichen Ideen vor.
Den Auftakt macht das Projekt „Al Banat“ (ara
bisch „die Mädchen“) des Evangelischen Jugendund Fürsorgewerks, das Mädchen und junge
Frauen mit arabischen Wurzeln im Berliner Be
zirk Nord-Neukölln durch kreative und weiterbil
dende Freizeitangebote fördert und unterstützt.
Arabischstämmige Mädchen und
junge Frauen haben oftmals Vor
behalte gegenüber deutschen
Institutionen, weiß Projektleite
rin Warkaa Al-Radhi. Das Projekt
Al Banat versucht daher, ihnen
einen Raum zu bieten, in dem sie
sich wohlfühlen und ihre Wün
sche frei äußern können. Das
Deutsch-Arabische Zentrum für
Bildung und Integration (DAZ) in
Neukölln, wo das dreijährige Pro
jekt seit Herbst 2009 angesiedelt
ist, bietet dafür ein vertrautes
Umfeld.
Ziel ist, das Selbstbewusstsein
und die Selbstständigkeit der
Mädchen zu stärken und eine
Veränderung der Haltung der
Familien gegenüber den Lebensentwürfen ihrer Töchter zu errei
chen. Darüber hinaus setzt sich
18
Erfolgreiches Konzept: Durch künstlerische Aktivitäten entwickeln
die Mädchen im Projekt „Al Banat“ Selbstvertrauen.
Fotos: Warkaa Al-Radhi
Al Banat für die Gleichberechti
gung der Mädchen und jungen
Frauen in allen gesellschaftli
chen Bereichen ein.
Das Projekt umfasst zwei Mäd
chengruppen und eine Frauen
gruppe, die von arabischspre
chenden Sozialarbeiterinnen ge
leitet und von rund 40 Mädchen
und Frauen regelmäßig besucht
werden. Die Mädchengruppen
bieten Aktivitäten, die ganz nach
den Wünschen der Mädchen
gestaltet werden. Sie erkunden
gemeinsam Berlin, gehen tan
zen, schwimmen, kochen oder
lernen, mit dem Computer um
zugehen.
In der Frauengruppe werden
Vorträge zu Themen wie Ge
sundheits- oder Schulsystem in
Deutschland, frühkindliche Ent
wicklung und Erziehung sowie
Beratung und lebenspraktische
Hilfen wie ein Nähkurs angebo
ten. Im Projekt wird auch großer
Wert auf eine künstlerische Frei
zeitgestaltung gelegt. So fand ein
Kreativ-Workshop mit dem an
gesehenen Neuköllner Künstler
Ercan Arslan statt.
Die Mädchen haben erstmals ge
lernt, ihre Kreativität zu nutzen
und Kunst als expressive Aus
drucksweise zu sehen. Bei der
ersten Sitzung, in der ein Selbst
bildnis erstellt wurde, war die
jüngste Teilnehmerin Scheima
(7) anfangs nicht von ihrem Kön
nen überzeugt. „Das sieht doch
blöd aus“, sagte sie deprimiert.
Als die Mädchen jedoch ermutigt
wurden, aus den Farbresten und
Integrationslandschaft in Deutschland
den misslungenen Bildern neue,
kreative und abstrakte Kunstwer
ke zu schaffen, änderte sich die
kritische Haltung. Sie fingen an,
aus den zum Teil wirren Bildern
ganze Geschichten zu erzählen
und Landschaften zu entdecken.
Die anfängliche Skepsis und das
geringe Selbstvertrauen in ihre
Fähigkeit, ein Kunstwerk selbst
zu erstellen, konnten bereits
nach den ersten Sitzungen abge
legt werden.
Warkaa Al-Radhi,
Deutsch-Arabisches
Zentrum Berlin
„Kneten für die Integration“: Ein vorbildliches Projekt für Mädchen mit Migrationshinter
grund in Berlin stellt das Bundesamt im Projektjahrbuch näher vor.
Frische Ideen für den Zusammenhalt
Bundesamt fördert auch im Jahr 2012 innovative Projekte
Den interreligiösen Dialog vo
ran bringen und Migrantenor
ganisationen stärken: Das sind
zwei Ziele in der Projektförde
rung des Bundesamtes für Mig
ration und Flüchtlinge im kom
menden Jahr.
Frische Projektideen für den
Förderzeitraum sind bereits
eingegangen und werden der
zeit begutachtet – rund 50 neue
Jugend- bzw. altersunabhängi
ge Projekte zur gesellschaftli
chen und sozialen Integration
von Menschen mit Migrations
hintergrund sollen im Jahr 2012
unterstützt werden. Insgesamt
werden bundesweit rund 400 In
tegrationsprojekte gefördert.
Im Mittelpunkt steht das soziale
Miteinander vor Ort. Dabei wird
zwischen „Jugendprojekten“ und
„altersunabhängigen Projekten“
unterschieden. Die Schwerpunk
te der kommenden Förderperi
ode für den Jugendbereich sind
die Stärkung des Selbstbewusst
seins und der Selbstentwicklung
junger Menschen mit Migrati
onshintergrund. Die altersun
abhängigen Projekte sollen vor
allem auf die Etablierung einer
Willkommenskultur und die
Unterstützung interkultureller
Öffnungsprozesse abzielen. Mit
diesen Schwerpunkten wird die
Einbeziehung der Aufnahme
gesellschaft in den Integrati
onsprozess betont.
Nähere Informationen zur Pro
jektförderung des Bundesam
tes gibt es unter www.bamf.de/
Projektfoerderung.
Monika Seiler,
Referat Förderung von
Integrationsprojekten
19
Blick über die Grenzen
Weniger Emotion, mehr Information
Der Österreichische Integrationsfonds setzt bei der interkulturellen Öffnung der
Aufnahmegesellschaft auf sachliche Aufklärung
Migranten auch die österreichi
sche Aufnahmegesellschaft als
Zielgruppe zu verstehen. Ange
sichts der oft polemisch geführ
ten Integrationsdebatte ist es
dabei unser Ziel, den Diskurs mit
nüchterner Information zu ver
sachlichen.
Autorin: Mag. Ursula Schallaböck
Österreichischer Integrationsfonds
Fotos: ÖIF
Die Österreicher stehen der In
tegration in ihrem Land skep
tisch gegenüber. Dass diese eher
schlecht oder sogar sehr schlecht
funktioniere, denken laut einer
Umfrage des Marktforschungsin
stituts GfK Austria 54 Prozent der
Bevölkerung. Gefragt nach den
wichtigsten Voraussetzungen für
gelungene Integration, nennen
die Teilnehmer „mehr konkrete
Hilfe beim Deutsch-Lernen und
Sich-Zurechtfinden“ (90 Prozent),
gefolgt von „mehr Offenheit und
Verständnis“ bei der Mehrheits
bevölkerung (80 Prozent).
Für den Österreichischen Inte
grationsfonds (ÖIF) ergibt sich
daraus die Aufgabe, neben sei
nen zahlreichen Angeboten für
die sprachliche, berufliche und
gesellschaftliche Integration von
20
Ein Beispiel: Das Thema „Asyl“ ist
in Österreichs Medien sehr prä
sent: Flüchtlinge sind pauschal
Täter oder Opfer, Asyl erscheint
vielen als Integrationsherausfor
derung Nummer Eins. Die tat
sächlichen Zahlen sprechen eine
andere Sprache: Von den insge
samt 1,5 Millionen Menschen mit
Migrationshintergrund – mit
18,6 Prozent knapp ein Fünftel
der Bevölkerung – sind nur weni
ge Zehntausend
oder unter 1 Pro
zent im Rahmen
eines Asylverfah
rens nach Öster
reich gekommen.
Für gelungene
Integration wäre
es wichtiger, etwa
über die Proble
me der zweiten
Generation ex
jugoslawischer
oder türkischer
Gastarbeiter zu
diskutieren.
Um die Debatte
auf eine sachliche
Grundlage zu stellen, veröffent
licht der ÖIF relevante Zahlen
und Integrationsindikatoren in
einem Statistischen Jahrbuch.
Enthalten sind über 100 Statis
tiken zu den Themen Bevölke
rung, Wanderung, Sprache und
Bildung, Beruf, Soziales und Ge
sundheit, Sicherheit, Wohnen,
Identifikation, subjektive Einstel
lungen sowie Bundesländersta
tistiken. Um das Jahrbuch als Ba
sis einer sachlichen Integrations
debatte zu verbreiten, schicken
wir es nicht nur allen Interessier
ten kostenlos zu, sondern bewer
ben es offensiv unter Medien und
Multiplikatoren. 2011 erschien
erstmals ein Ableger des Jahr
buchs mit Statistiken nur zu Frau
en mit Migrationshintergrund.
Mit gut aufbereiteten Informationen – auch in Broschüren, Dos
siers und Zeitungsartikeln – will der Österreichische Integrati
onsfonds zu einer sachlicheren Integrationsdebatte beitragen.
Blick über die Grenzen
An besonders Interessierte, etwa
Studenten oder Journalisten,
richten sich die ÖIF-Dossiers
und Länderinfos. In diesen
wissenschaftlichen OnlinePublikationen widmen wir uns
unterschiedlichen Aspekten des
Integrationsthemas, zuletzt etwa
der Lebenssituation alt gewor
dener Gastarbeiter. Speziell an
Unternehmen richtet sich eine
aktuelle Broschüre für den sen
siblen Umgang mit Mitarbeitern
muslimischen Glaubens.Direkt
an den sprichwörtlichen „Mann
von der Straße“ richtet sich wie
derum „Integration im Fokus“.
Die Zeitungsbeilage erscheint
vierteljährlich im „Kurier“, einer
großen Tageszeitung. Mit einer
Auflage von 200.000 Stück infor
mieren wir eine breite Öffentlich
keit sachlich über Themen, die
den Menschen unter den Nägeln
brennen. So haben wir zuletzt
den Dauerbrenner „Integration
im Klassenzimmer“ aufgegrif
fen und anhand neuer Zahlen
Klischees wie „Migranten sind
gewalttätiger“ oder „Migranten
haben weniger Ehrgeiz“ hinter
fragt.
Mag. Ursula Schallaböck,
Pressesprecherin des Öster
reichischen Integrationsfonds,
dem zentralen Integrationsdienst
leister der österreichischen
Bundesregierung
Einwanderung als Problem und Chance
Studie gibt Aufschluss über
Einstellungen in der Bevölkerung
Einwanderung wird in Europa
und Nordamerika mehrheitlich
als Problem wahrgenommen.
Das ist ein Ergebnis der inter
nationalen Vergleichsstudie
„Transatlantic Trends: Immig
ration 2010“. Die repräsentative
Studie der amerikanischen Stif
tung „German Marshall Funds“
beleuchtet die Einstellungen der
einheimischen Bevölkerung zu
Zuwanderung und Integration
in den folgenden Ländern: USA,
Kanada, England, Frankreich, Ita
lien, Deutschland, Niederlande
und Spanien.
So betrachten beispielsweise 65
Prozent der einheimischen Be
völkerung in England und 52
Prozent der Befragten in den
USA Einwanderung als Problem.
In Deutschland stimmen dieser
Aussage 44 Prozent der Befrag
ten zu. Deutschland liegt
mit diesem Wert im euro
päischen Mittel (48,8 Pro
zent).
In den USA und Europa
überschätzte die Mehrheit
der Befragten auch die
Zahl der Einwanderer im
eigenen Land. Amerikaner
glauben, dass knapp 40
Prozent ihrer Mitbürger
aus dem Ausland stam
men. Die tatsächliche Zahl be
trägt nur 14 Prozent. Deutsche
glauben, dass 24 Prozent ihrer
Mitbürger im Ausland geboren
sind – tatsächlich liegt der Anteil
bei 13 Prozent.
Mehr als die Hälfte der Befragten
in Europa bewerten die Integra
tion von Einwanderern als nicht
gelungen. Im Gegensatz dazu
war die Mehrheit der Befragten
in Kanada (65 Prozent) und den
USA (rund 60 Prozent) der An
sicht, dass Einwanderer sich gut
in die Gesellschaft integrieren.
Befragt wurden in jedem Land
rund 1000 Männer und Frauen
durch computergestützte Tele
foninterviews.
Dr. Ebru Tepecik,
Referat Grundsatzangelegenheiten
der Integration
21
Veranstaltungen
Mittendrin und doch aneinander vorbei?
Thematischer Volltreffer: „Nürnberger Tage für Integration“
„Spannende Integrationsdebatte in Nürnberg“: so lautete nicht nur die Schlagzeile einer Zeitung, ein
solches Fazit haben auch viele der rund 200 Teilnehmer der zweiten „Nürnberger Tage für Integration“
gezogen. „Mittendrin und doch aneinander vorbei?“ – unter diesem prägnanten Titel griff das Bundes
amt für Migration und Flüchtlinge vor einigen Wochen das breit diskutierte Thema des gesellschaftli
chen Zusammenhalts auf. Mit der Auswahl des Themas und gleichermaßen unterhaltsamen wie kom
petenten Rednern und Diskutanten stieß die Veranstaltung auf großes Interesse.
Experten aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Migrantenorganisationen und Integrationspraxis im
In- und Ausland beleuchteten dabei vor allem Aspekte einer interkulturellen Öffnung der Aufnahme
gesellschaft und der Willkommens- und Anerkennungskultur.
Die Ergebnisse von insgesamt fünf Workshops spiegeln die Bandbreite der Themen wider:
Workshop 1:
„Willkommenskultur“
Das Thema bot reichlich Spiel
raum für interessante Diskus
sionen – am Ende schließlich
waren sich die Teilnehmer des
Workshops einig: Eine Willkom
menskultur kennzeichnet eine
Gesellschaft, die „gewollt“ at
traktive Rahmenbedingungen
für Zuwanderer bietet. Mit dem
Begriff „Willkommenskultur“
wird das integrationspolitische
Ziel formuliert, Deutschland als
attraktiven „Lebensstandort“ für
Menschen mit Migrationshinter
grund zu profilieren.
Das Thema steht auch weiterhin
auf der Agenda des Bundesamtes
und wird Gegenstand eines Ex
pertenforums im Rahmen eines
„Runden Tisches“ sein, den das
Bundesamt bis Ende des Jahres
einberufen wird.
bereits heute einen relevanten
Beitrag zur interkulturellen Öff
nung leistet. Die Themen Mig
ration / Integration sind bereits
Bestandteil von Trägerprogram
men. Allerdings wurden auch ei
nige Bedarfe festgestellt: Es fehle
beispielsweise an einer Gesamt
schau der bisherigen Praxis hin
sichtlich Angeboten, erreichten
Zielgruppen und Maßnahmeer
folg beziehungsweise Nachhal
tigkeit. Darüber hinaus mangelt
es nach Ansicht der WorkshopTeilnehmer im Bereich der po
litischen Erwachsenenbildung
an einer Gesamtstrategie, einem
systematischen Ansatz, der auch
innovative Formate und Formate
der Begegnung einschließt.
Es wurde daher als notwendig
erachtet, eine Strategie zu entwi
ckeln, wie politische Bildung ins
gesamt gesellschaftlich breiter
verankert werden kann. Migran
Workshop 2:
tenorganisationen sollten dabei
„Potenziale politischer Bildung“
stärker als bisher in die politische
In der Diskussion stellte sich he
Bildungsarbeit einbezogen wer
raus, dass die politische Bildung
den.
22
Prominenter Gast bei den „Nürnberger
Tagen für Integration“ – die deutsch
vietnamesische Schauspielerin Minh-Khai
Phan-Thi: „‘Du bist Deutschland‘ ist ein
Lebensgefühl, das manchmal schwer ist zu
leben.“
Workshop 3:
„Umgang mit religiöser
Vielfalt“
Nach Vorträgen zum religiösen
Pluralismus in Deutschland und
zum Umgang mit dem „Kultur
begriff“ in der öffentlichen De
batte erarbeiteten die Teilneh
mer einen konkreten Vorschlag:
Strategien aus der AntirassismusArbeit sollen zu einer gleichbe
Veranstaltungen
rechtigten Wahrnehmung des
Islams in der Öffentlichkeit bei
tragen. Denn „Islamophobie“
oder „Muslimfeindlichkeit“ stellt
nach Meinung einiger Teilneh
mer durch die Zuschreibung
einer kollektiven, nicht ablegba
ren Identität, auch eine gewisse
Form des Rassismus dar. Der Staat
könne hier Signale setzen sowie
eine offene Debattenkultur anre
gen, in der auch Problempunkte
thematisiert werden.
Als mögliche Handlungsfelder
zum Abbau von Vorbehalten
gegenüber religiösen Minder
heiten, insbesondere Muslimen,
kristallisierten sich folgende
Punkte heraus: persönliche Be
gegnungsmöglichkeiten von
Menschen unterschiedlicher re
ligiöser Zugehörigkeit schaffen
– und zwar vor Ort, auf Augenhö
he und dauerhaft sowie Multipli
katoren zur Wissensvermittlung
fortbilden.
Workshop 4:
„Chancen und Nutzen von
Vielfalt in Wirtschaft und
Verwaltung“
Zuwanderer sorgen für neue Ide
en und vermitteln Wissen und
Kenntnisse über Bedarfe in an
deren Ländern: Dieses Fazit zog
der Workshop 4. Eine mangelnde
Vielfalt am Arbeitsmarkt aber be
deute oft den Verlust von Ideen,
Erneuerung und Dynamik. Damit
werde Vielfalt zu einer „Standort
frage“ für Deutschland, der sich
noch nicht alle Unternehmen ge
stellt hätten. Dies verringere den
Entwicklungsvorsprung der Bun
desrepublik Deutschland, waren
sich die Teilnehmer der Runde
einig. Wür
den Poten
ziale der
Zuwande
rer nicht in
angemesse
nem Maße
anerkannt,
so könnte
dies dazu
führen, dass
Arbeits
Angeregte Diskussionen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusam
suchende
menhalts: Die Workshops der „Nürnberger Tage“ gaben neue Impulse.
beispiels
weise im
Herkunftsland ihrer Eltern ihre
ehrenamtliches Engagement von
in Deutschland erworbenen Qua
Bürgern war ein Kernthema des
lifikationen gewinnbringender
Workshops. Ebenfalls diskutiert
einsetzen können. In das dem
wurden die Möglichkeiten der
nächst in Kraft tretende Aner
politischen Partizipation, des
kennungsgesetz für im Ausland
Engagements unterhalb der Ebe
erworbene Berufsabschlüsse
ne des kommunalen Wahlrechts
würden daher hohe Erwartun
durch Beteiligungsformen wie
gen gesetzt, hieß es.
einer Bürgerplattform sowie die
Rolle der Lokalpolitik. Einige He
Gleichzeitig wurde deutlich: Die
rausforderungen, mit denen sol
interkulturelle Öffnung von Un
che Projekte vor Ort konfrontiert
ternehmen und der Verwaltung
sind, stellten die Teilnehmer als
ist eine grundlegende Voraus
typisch für Projekte im Bereich
setzung für die Erschließung von
Engagementförderung fest:
Ressourcen. Ebenso wichtig ist
sie auch für einen besseren Um
eine geringe finanzielle Aus
gang mit „Diversity“ am Arbeits
stattung und ein Mangel an
platz, so dass sich Mitarbeiter un
verfügbaren Ressourcen,
terschiedlicher Hintergründe an
fehlendes ehren- oder haupt
ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen.
amtliches Engagement,
Interkulturelle Öffnung sollte
zum Teil geringe politische
nach Ansicht der Workshop-Teil
Unterstützung und
nehmer als Chefsache behandelt
bürokratische Hindernisse,
werden.
zum Beispiel verschiedene Zu
ständigkeiten innerhalb einer
Workshop 5:
Behördenstruktur.
„Stärkung des gesellschaftli
chen Zusammenhalts vor Ort“
Claudia Möbus,
Die Verbesserung von Lebens
Referat Öffentlichkeitsarbeit
qualität im direkten Lebensum
Integration
feld durch gemeinsames,
23
Veranstaltungen
Impressionen von den
„Nürnberger Tagen für Integration“
Integration vermitteln:
Politologin Dr. Naika Foroutan
im Gespräch mit einer Tagungs
teilnehmerin (Bild links), Mode
ratorin Claudia Möbus
(Bild unten).
Wissenswertes:
„Markt der Möglichkeiten“ mit Informationsständen
24
Gespräche und Teamarbeit:
Abteilungsleiterin Integration, Regina Jordan, und Mitarbeiter im
Gespräch mit Prof. Heitmeyer (Bild oben). Teamarbeit als Grundla
ge für eine gelungene Organisation der „Nürnberger Tage“ – die
Mitarbeiter nach erfolgreichem Abschluss der Tagung (Bild unten).
Veranstaltungen
Austausch:
Der Präsident des Bundesamtes, Dr. Manfred Schmidt,
und Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly
(Bild links).
Musiker als Spiegelbild kultureller Vielfalt:
Abendprogramm mit der Band „Town Under“
Vortrag:
Prof. Wilhelm Heitmeyer,
Universität Bielfeldt,
referierte zum Thema
„Gesellschaftlicher Zusammenhalt“
Polit-Prominenz:
Staatssekretär im Bundesinnen
ministerium, Klaus-Dieter Fritsche
Kamera läuft:
Der Präsident des Bundesamtes, Dr. Manfred Schmidt, im Fernsehinterview.
Diskussion:
Pitt von Bebenburg (Frankfurter Rundschau) in der Diskus
sionsrunde mit Cigdem Akkaya, Gründerin des RückkehrerStammtisches in Istanbul
Fotos: Michael Schmider, Kurt Völkel, Robert Ullinger
25
Veranstaltungen
Blick hinter die Kulissen
13. „Tag der offenen Tür“ der Bundesregierung –
Mitarbeiter des Bundesamtes mit Infostand vor Ort
Ein kompetentes Team gab beim „Tag der offenen Tür“ der Bundesregierung in Berlin Einblicke in die Arbeit des
Bundesamtes. Von links: Antje Krüger, Viola Ketzel (Außenstelle Berlin), Präsident Dr. Manfred Schmidt, Jennifer
Baumbach, Gabriele Höllriegl (beide Referat Öffentlichkeitsarbeit Integration).
Foto: Robert Gölz
Einmal im Jahr lässt das Bundes
ministerium des Inneren, ge
meinsam mit seinen nachgeord
neten Behörden, in Alt-Moabit
Interessierte hinter die Kulissen
blicken: Am „Tag der offenen
Tür“ im August konnten Besu
cher an Gebäudeführungen teil
nehmen, Bootsfahrten mit dem
Technischen Hilfswerk auf der
Spree gewinnen oder sich durch
ein bunt gemischtes Programm
mit Tanz, Musik und Kabarett
unterhalten lassen.
26
Schon traditionsgemäß nahm
auch das Bundesamt für Migrati
on und Flüchtlinge – als eine der
Behörden im Geschäftsbereich
des Ministeriums – die Gelegen
heit wahr, sich zu präsentieren.
Gedankenaustausch und Quiz
Mitarbeiter aus der Abteilung
Integration sowie der Präsident
des Amtes persönlich informier
ten Besucherinnen und Besucher
über die Spannbreite des Auf
gabengebietes und ließen sich
auf einen Gedankenaustausch
zu Fragen rund um Themen der
Migration und Integration von
Zuwanderern ein. Besonders gro
ßen Anklang fand das Integra
tionsquiz, bei dem es für richtig
ausgefüllte Bögen Preise zu ge
winnen gab.
Gabriele Höllriegl /
Jennifer Baumbach,
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Integration
Literaturhinweis
Spagat zwischen Nikolaus,
Osterhase und Opferfest
50-mal „Happy End“: Geschichten
erfolgreicher Integration
Die Integration von Türken in die deutsche Gesellschaft ist
gelungen: Das möchten der Bundesvorsitzende der Grünen,
Cem Özdemir, und Stuttgarts Oberbürgermeister Wolf
gang Schuster als Herausgeber des Sammelbands „Mitten
in Deutschland. Deutsch-Türkische Erfolgsgeschichten“
zeigen. Sie lassen 50 türkischstämmige Menschen zu Wort
kommen, die über ihre Erlebnisse in der deutschen Gesell
schaft berichten.
Die Lebensgeschichten vieler Autoren im Buch ähneln ein
ander: Meist kamen sie als Kinder von türkischen Gastarbei
tern ins Land oder wurden hier geboren. Einige mussten sich
gegen Widerstände in einer fremden Kultur und Sprache
durchsetzen.
Weil sie bald besser deutsch sprachen als ihre berufstätigen
Eltern, halfen sie ihnen beim Schriftverkehr mit Ämtern
oder Banken. Einige mussten Integrationshemmnisse über
winden und sind schließlich Autoren und Künstler, Politiker
und Unternehmer geworden.
Trotzdem stellt sich auch für manche der deutsch-türkischen
Autoren selbst die Frage nach ihrer Identität und ihrer Ak
zeptanz in der Aufnahmegesellschaft. Autorin und Pädago
gin Betül Durmaz und ihr deutscher Mann beispielsweise
schaffen den Spagat zwischen Orient und Okzident, zwi
schen Christentum und Islam: Sie feiern Zuckerfest, Niko
laus, Opferfest, Ostern und Weihnachten – zur Freude ihres
Sohnes, der sich somit über zahlreiche Geschenke freuen
darf.
Timo Weith,
Freier Autor
27
Literaturhinweis
So vielfältig sind Projekte zur Integration
Projektjahrbuch gibt Überblick über bundesweites Engagement
Sie lotsen Zuwanderer durch den Alltag, fördern
die Erziehungskompetenz von Eltern mit Migra
tionshintergrund oder verbessern die interkultu
relle Kompetenz: Zahlreiche Integrationsprojekte
engagieren sich für ein gutes Zusammenleben von
Einheimischen und Migranten.
Eine Übersicht über die Vielfalt der vom Bundes
amt für Migration und Flüchtlinge geförderten
Projektarbeit in Deutschland gibt das Projekt
jahrbuch 2010. Aus den rund 400 Projekten zur
sozialen und gesellschaftlichen Integration von
Zuwanderern hat das Bundesamt 29 Maßnahmen
ausgewählt, die sich als besonders erfolgreich er
wiesen haben und im Jahrbuch als „Best Practice“
gekennzeichnet sind.
Damit will das Bundesamt zur Verbreitung heraus
ragender Ansätze beitragen und Orientierungshil
fe für die Entwicklung neuer Projektideen geben.
Das Projektjahrbuch des Bundesamtes ist als
Download verfügbar oder kann bestellt werden
unter: www.bamf.de
Vorgestellt werden auch spezielle Maßnahmen,
denen das Bundesamt bei der Integrationsförde
rung einen hohen Stellenwert beimisst. Dazu gehö
ren Modellprojekte im Rahmen des bundesweiten
Integrationsprogramms, integrationskursergän
zende Maßnahmen, Projekte zur Integration von
Zuwanderern mit jüdischem oder muslimischem
Hintergrund sowie Projekte, die aus Mitteln des Eu
ropäischen Integrationsfonds gefördert werden.
Andrea Mack-Philipp,
Referat Grundsatzangelegenheiten
der Integrationsförderung
28
Literaturhinweis
Mehr Migranten in die Hörsäle
Universitäten engagieren sich für Integration –
Workshop zur Vernetzung
Junge Menschen mit Migrationshintergrund sind
an deutschen Hochschulen unterrepräsentiert und
schließen ihr Studium seltener erfolgreich ab als
Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Diese
Beobachtungen geben Anlass zur Auseinanderset
zung mit der Frage: Welche spezifischen Ansätze
existieren an Hochschulen, um die Bildungserfol
ge dieser Gruppe zu fördern?
Das Bundesamt veranstaltete daher den Workshop
„Integration von Studierenden mit Migrationshin
tergrund an Hochschulen – Bestandsaufnahme
und Vernetzung“ in Kooperation mit der Stiftung
Universität Hildesheim. Er beinhaltete eine IstAnalyse der Situation von Studierenden mit Mig
rationshintergrund sowie der Initiativen zur indi
viduellen Steigerung ihrer Bildungschancen auf
Hochschulebene.
Der Workshop bot ein Forum für interessierte
Hochschulen, Stiftungen und andere, engagierte
Akteure. Die Teilnehmenden stellten verschiede
ne Ansätze vor, diskutierten zukünftig wichtige
Themen im Bereich der Hochschulintegration und
bekamen die Gelegenheit, sich untereinander zu
vernetzen.
Die vorliegende Dokumentation umfasst die Inhal
te der Fachvorträge und Projektpräsentationen.
Sie ist unter www.bamf.de als Download erhältlich
oder kann über integrationsprogramm@bamf.
bund.de als Printversion bestellt werden.
Nadya Srur,
Referat Bundesweites Integrationsprogramm,
Integration durch Bildung und Anerkennung
ausländischer Berufsabschlüsse
29
Literaturhinweis
Was tun?
Handbuch Migrationsarbeit gibt Empfehlungen zur
gesellschaftlichen Teilhabe Zugewanderter
dargestellt. Zum einen wird die Migrantenbevöl
kerung anhand soziodemografischer Merkmale
beschrieben, zum anderen wird die soziale und
politische Teilhabe näher erläutert. Ein weiterer
Artikel befasst sich mit gesellschaftlicher Teilhabe
als Indikator für Integration. Es folgen zwei weitere
Aufsätze zur interkulturellen Arbeit und zu Migran
tenorganisationen als Motoren der Integrationsar
beit.
Obwohl viele Zugewanderte schon lange in
Deutschland leben, ist die gesellschaftliche Teilha
be und Chancengleichheit für Migrantinnen und
Migranten nicht immer gegeben. Damit stellen
sich stets aufs Neue folgende Fragen: Wie können
Benachteiligungen abgebaut werden? Und welche
Maßnahmen müssen in den einzelnen Lebensbe
reichen ergriffen oder verändert werden, um eine
Integration durch gesellschaftliche Partizipation zu
erreichen?
Diesen Fragen geht ein kürzlich von der Erzie
hungswissenschaftlerin Britta Marschke und dem
Politologen Heinz Ulrich Brinkmann herausgege
benes „Handbuch Migrationsarbeit“ in mehr als
30 Artikeln und Praxisberichten nach.
In einem ersten theoretisch-statistischen Teil wer
den Fakten zur Situation von Zugewanderten
30
Im zweiten Teil wird auf die Aktivierung von Zuge
wanderten in verschiedenen sozialen Bereichen
eingegangen. Der größte Block befasst sich mit dem
Thema Bildung. Behandelt werden die frühkind
liche, schulische und berufliche Bildung sowie die
Elternbildung. Es folgen die Bereiche Freizeit, Islam
und ethische Erziehung, Altenarbeit sowie politi
sche Bildung. In ihrem Fazit stellen die Herausge
ber die Handlungsansätze einer gelungen Integra
tion heraus, wobei der Integration durch politische
Bildung besondere Bedeutung zukommt. Ein alle
Artikel umfassendes Literaturverzeichnis, eine Auf
listung der Autorinnen und Autoren sowie ein Per
sonen- und Sachregister runden den Band ab.
Das Handbuch zeigt Gründe für Benachteiligungen
auf und gibt Empfehlungen für die praktische Um
setzung von Konzepten, deckt ein weites Feld der
sozialen Praxis ab und befasst sich mit Kindern und
Älteren gleichermaßen. Es verknüpft theoretische
Handlungsansätze mit Praxisbeispielen sowie Ide
en zur Nachahmung. Der Band wendet sich damit
an Personen, die wissenschaftlich, administrativ
und praktisch in der Integrationsarbeit tätig sind.
Insofern kann das Handbuch einem weiten Leser
kreis empfohlen werden.
Dr. habil. Peter Schimany,
Internationale Forschungskontaktstelle
Literaturhinweis
Premiere für umfassendes Zahlenwerk
Broschüre „Das Bundesamt in Zahlen 2010“ erschienen
Erstmalig bietet eine neue Broschüre des Bundes
amtes für Migration und Flüchtlinge einen umfas
senden Überblick über relevante Daten im Bereich
Migration und Integration. Wie viele Asylbewerber
kommen nach Deutschland? Wie viele Menschen
wandern aus? Wie viele Migranten besuchen Integ
rationskurse? Antworten auf diese und weitere Fra
gen gibt die 128-seitige Publikation „Das Bundes
amt in Zahlen 2010 – Asyl, Migration, ausländische
Bevölkerung und Integration“.
In dem Bericht werden die bisherigen Publikatio
nen „Asyl in Zahlen“, „Ausländerzahlen“ sowie die
so genannte Integrationskursbilanz, in der Infor
mationen zur Teilnahme und zum Erfolg der Be
sucher von Integrationskursen vermittelt wurden,
miteinander verschmolzen.
Neu hinzugekommen ist ein Kapitel zur Zu- und
Abwanderung, in dem auf entsprechende Auswer
tungen des Ausländerzentralregisters (AZR), ins
besondere zu den Zwecken des Aufenthalts, Bezug
genommen wird. Das Werk soll – in Ergänzung zum
jährlich erscheinenden Migrationsbericht der Bun
desregierung – eine Grundlage für eine sachliche
Diskussion um das Migrations- und Integrationsge
schehen in Deutschland bilden.
Der Bericht ist unter www.bamf.de abruf- und be
stellbar. In diesem Kontext sei auf die jeweils aktu
ellen Statistiken hingewiesen: www.bamf.de/DE/
Infothek/Statistiken/statistiken-node.html.
Dr. Harald Lederer,
Migrationsforschung
31
Kurz notiert
Zukunft zählt -
nicht Herkunft
Mehr Lehrer und Journalisten mit Migrationshin
tergrund, Kita-Pflicht ab drei Jahren und Steuer
vorteile für Unternehmen mit gutem Diversity Ma
nagement: Das sind einige der Ideen, die 125 junge
Leute nach mehrmonatiger Diskussion zum The
ma „Miteinander in Vielfalt in Deutschland“ Mitte
September vorgestellt haben. Das Projekt „Junges
Forum - Generation Zukunft“ wurde vom Bundes
innenministerium und der Bertelsmann- Stiftung
unterstützt. Das Motto: „Zukunft zählt - nicht Her
kunft“.
In einer zweitägigen Schlussrunde in Berlin hatten
sich die Teilnehmer – davon etwa zwei Drittel mit
Migrationshintergrund – auf zehn besonders dring
liche Vorschläge geeinigt. Sie wurden dem Parla
mentarischen Staatssekretär beim Bundesminister
des Innern, Dr. Ole Schröder, übergeben: „Integrati
on ist das Zukunftsthema. Ich finde es toll, dass eine
so große und heterogene Gruppe am Ende ein ge
meinsames Ergebnis erzielt hat.“
Komödie „ALMANYA“
auf DVD
Die Komödie „ALMANYA
– Willkommen in Deutsch
land“ hat sich in diesem
Jahr in die Herzen vieler
Zuschauer gespielt und
wurde mit dem deutschen
Filmpreis ausgezeichnet.
Am 13. Oktober kommt
die DVD / Blu-ray des Films
in den Handel. Der Film der beiden deutsch-türki
schen Regisseurinnen Yasemin und Nasrin Sam
dereli erzählt mit Humor und Einfühlungsvermö
gen die Geschichte von Hüseyin Yilmaz und seiner
Familie, die ihre Heimat Türkei verlassen, um als
Gastarbeiter das deutsche Wirtschaftswunder zu
unterstützen.
32
Impressum
Blickpunkt Integration 02/2011
Herausgeber:
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Referat 313, Öffentlichkeitsarbeit Integration
90343 Nürnberg
Tel:
0911 - 943 - 5313
Fax:
0911 - 943 - 5007
E-Mail:
info.buerger@bamf.bund.de
Internet:
www.bamf.de
Redaktion:
Claudia Möbus (verantwortliche Leiterin)
Hannes Schammann
Schlussredaktion:
Marianne Lotter-Keim
Bildredaktion:
Robert Ullinger, Marianne Lotter-Keim
Layout:
Gertraude Wichtrey
Druck:
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Druck-Buch-Verlag
Karl-Schurz-Str. 26
33100 Paderborn
Titelfoto:
Marion Vogel
Auflage:
9000 Exemplare
Die Artikel von Gastautoren und Gastautorinnen drücken
deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den
Positionen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
entsprechen.