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Full text: Blickpunkt Integration (Rights reserved) Issue2009,2 (Rights reserved)

Integration Quartal 02/2009 2 Blickpunkt Aktueller Informationsdienst zur Integrationsarbeit in Deutschland Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen Aktuelles aus dem Bundesamt Integrationskursbilanz 2008: Sprachförderangebot weiterhin auf Erfolgskurs Integrationslandschaft Deutschland Qualifizierung für den Arbeitsmarkt: Brandenburger Ärzteprojekt Blick über die Grenzen Neue Integrationsstrategie für das Einwanderungsland USA Veranstaltungen Deutsche Islam Konferenz: Neue Studie über muslimisches Leben in Deutschland vorgestellt www.integration-in-deutschland.de Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, Zuwanderinnen und Zuwanderer müssen in Deutschland häufig die Erfahrung machen, dass sie nicht in ihren im Heimatland erlernten Berufen arbeiten können, weil ihre Ausbildungs- oder Studienabschlüsse nicht anerkannt werden. Viele arbeiten daher unter ihrem Qualifikationsniveau oder sind arbeitslos – obwohl Fachkräfte in vielen Bereichen dringend benötigt werden. Die aktuelle Ausgabe des „Blickpunkt Integration“ beleuchtet das SchwerpunktThema „Anerkennung ausländischer Qualifikationen“ aus verschiedenen Perspektiven. Der Fokus-Beitrag geht der Frage nach, warum es in Deutschland für Migranten so schwer ist, in ihrem erlernten Beruf Fuß zu fassen, und zeigt Wege auf, wie der Prozess der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und der beruflichen Integration verbessert werden kann. Darüber hinaus stellt das Magazin ein konkretes Fallbeispiel aus der Anerkennungspraxis vor sowie wissenschaftliche Ergebnisse und einige vielversprechende Projekte zur beruflichen Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern. Ihre Redaktion Inhalt Thema im Fokus ff Anerkennung ausländischer Qualifikationen: Integration in den erlernten Beruf gelingt selten 3 ff Odyssee durch den Behördendschungel 5 ff Interesse an Anerkennung nimmt zu 6 ff Polnische Abschlüsse weniger anerkannt 7 Aktuelles aus dem Bundesamt ff Mitgebrachte Kompetenzen stärken ff Integrationskursbilanz 2008 ff Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen ff Landeskunde für Imame Integrationslandschaft Deutschland ff Anerkennung ausländischer Abschlüsse in Schleswig-Holstein ff Qualifizierung für den Arbeitsmarkt: Brandenburger Ärzteprojekt ff Vom Heben verborgener Schätze ff Chancen für Hochqualifizierte verbessern ff Beim Theaterspiel Sprache erlernen ff Kontakt mit Hand und Wort 9 10 11 12 13 14 15 16 16 18 Blick über die Grenzen ff Berufliche Anerkennung für Bürger aus der EU ff Neue Integrationsstrategie für das Einwanderungsland USA 20 Veranstaltungen ff Integration hat viele Facetten ff „Coole Muslime“ ff SWR-Medienforum Migration ff Deutsche Islam Konferenz ff Grenzüberschreitende Zusammenarbeit 21 22 23 24 25 Literaturhinweise Kurz notiert Internetlinks Impressum 26 28 28 28 19 Thema im Fokus Anerkennung ausländischerQualifikationen: Integration in den erlernten Beruf gelingt selten Nur wenige gut qualifizierte Zugewanderte können in Deutschland in ihrem im Ausland erlernten Beruf arbeiten. Zuwanderinnen und Zuwanderern, die ihren Berufs- oder Hochschulabschluss im Ausland erworben haben, gelingt es häufig nicht, in Deutschland im erlernten Beruf tätig zu werden. Die Wissenschaftlerinnen Dr. Bettina Englmann und Dr. Martina Müller kommen in ihrer Studie „Brain Waste“ aus dem Jahr 2007 zu dem Ergebnis, dass nur 16 Prozent der Zugewanderten mit ausländischen Abschlüssen ihren erlernten Beruf wieder aufnehmen. Nach einer Studie der Uni Oldenburg zur beruflichen Integration von Flüchtlingen in Niedersachsen (2002) sind es sogar nur 11 Prozent. Die Ursachen dafür sind unübersichtliche Zuständigkeiten, die mangelnde Einsehbarkeit von Anerkennungsverfahren sowie die eingeschränkte Verwertbarkeit von Anerkennungsbescheiden zur Nach- und Anpassungsqualifizierung oder zur Aufnahme einer Arbeitsstelle. Die Erschließung der mitgebrachten Qualifikationen von Zuwanderern mit dauerhaftem Aufenthalt in Deutschland ist dabei nicht nur ein wichtiger Beitrag zur beruflichen Integration. Vor dem Hintergrund des bevorstehenden demografischen Wandels und des steigenden Fachkräftemangels ist die Anerkennung von im Ausland erworbenen (akademischen) Abschlüssen auch für die Volkswirtschaft Foto: Paul Glaser von wachsender Bedeutung. Bislang gilt: Wer keinen Abschluss nachweisen kann, ist eine ungelernte Arbeitskraft. Das führt dazu, dass viele zugewanderte Akademikerinnen und Akademiker Berufe ausüben müssen, für die sie überqualifiziert sind. Labyrinth der Zuständigkeiten Nach Erkenntnissen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge stellen vor allem die Beratungsangebote zur beruflichen Integration die Weichen für Erfolg und Misserfolg – lange bevor ein Antrag auf berufliche Anerkennung gestellt werden kann oder eine Bewerbung beim Arbeitgeber erfolgt. Die Vielzahl der zuständigen Stellen erscheint 3 Thema im Fokus Die Vielzahl der für die berufliche Anerkennung zuständigen Stellen ist für Zugewanderte wie ein Labyrinth, in dem sie sich zurechtfinden müssen. Foto: Paul Glaser Zugewanderten häufig wie ein unübersichtliches Labyrinth: Ausländerbehörden, Migrationsberatungsstellen, Agenturen für Arbeit, ARGEn, Bezirksregierungen, Kultusministerien, Berufsverbände, Kammern und Bildungsträger sind nur einige der Stellen. Viele Ansprechpartner Die verschiedenen Einrichtungen beraten dabei zu ganz unterschiedlichen Fragestellungen wie Arbeitsmarktperspektiven, Anerkennungsverfahren oder Angeboten der Nachqualifizierung. Die einzelne Stelle verweist für weiterführende Fragen oft auf weitere Ansprechpartner. Das kostet Zeit und führt mitunter zu widersprüchlichen Informationen. Dies löst bei den Zuwanderern häufig Unverständnis aus und hinterlässt den Eindruck, dass eher ein untergeordnetes Interesse an ihrer zeitnahen Integration in den Arbeitsmarkt besteht. Im Ergebnis kann es dazu kommen, dass der Zugang zum erlernten Beruf versperrt bleibt, 4 weil die notwendigen Informationen nicht erschlossen werden können. Mangelnde Transparenz Die wesentlichen Probleme bei der Verwertung ausländischer Abschlüsse beginnen also bereits bei der Arbeitsmarktberatung und erstrecken sich über die für Zuwanderer mangelnde Transparenz der Anerkennungsverfahren bis hin zur Verwertbarkeit von Anerkennungsbescheiden für die Nach- und Anpassungsqualifizierung oder die Einstellung in ein Arbeitsverhältnis. Verschärft wird diese Situation zudem durch die unzureichende Vernetzung der zuständigen Stellen der Arbeitsvermittlung und Träger der Grundsicherung mit Anerkennungsstellen und Trägern der Nachqualifizierung. Dies provoziert Brüche an den Schnittstellen der beruflichen Integration, vor allem im Hinblick auf die Verzahnung zwischen Anerkennung und Nachqualifizierung. Umfassender Beratungsansatz Der Prozess der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und der beruflichen Integration kann durch einen umfassenden Beratungsansatz verbessert werden, der einzelne Teilaspekte der Arbeitsmarkt-, Anerkennungsund Anpassungsqualifizierung sowohl zeitlich als auch inhaltlich sinnvoll miteinander verbindet. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erarbeitet vor diesem Hintergrund aktuell zur Anerkennung und beruflichen Integration Empfehlungen für eine bessere Organisation und Verzahnung der Beratungsangebote. Diese sollen im Rahmen des bundesweiten Integrationsprogramms veröffentlicht werden. Mit dem bundesweiten Integrationsprogramm wurde ein langfristiger Prozess der Qualitätsentwicklung der Integrationsförderung in Deutschland initiiert. Gesetzlicher Auftrag des Bundesamtes ist, bestehende Integrationsangebote von Bund, Ländern, Kommunen und privaten Trägern festzustellen und Empfehlungen zu ihrer Weiterentwicklung vorzulegen. Servicestelle im Saarland Die Anerkennung ausländischer Qualifikationen für zugewanderte Fachkräfte ist nur ein Teilschritt der beruflichen Integration. Um die Potenziale zugewanderter Fachkräfte besser auszuschöpfen, ist ein umfassender Handlungsansatz erforderlich, der auch die Beratung zur beruflichen Integration, die Möglichkeiten zur Nach- und Anpassungsqualifizierung sowie die Verzahnung der verschiede- Thema im Fokus nen Angebote berücksichtigt. Gemeinsam mit dem saarländischen Ministerium für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie der ARGE Saarbrücken richtet das Bundesamt ab Sommer 2009 in Saarbrücken als Modellprojekt daher eine Servicestelle zur Erschließung ausländischer Qualifikationen ein. Vorrangiges Ziel ist dabei, ein Dienstleistungsangebot für die am beruflichen Integrationsprozess beteiligten Stellen wie Arbeitsverwaltung, Anerkennungsstellen von Ministerien und Kammern, Bildungsträgern und Universitäten zu schaffen. Durch die Bildung eines Netzwerks soll für mehr Transparenz gesorgt und Möglichkeiten zur Kooperation und Verzahnung der Angebote aufgezeigt werden. Das Knowhow der Servicestelle soll zudem für Zuwanderer mit ausländischen Abschlüssen zugänglich gemacht werden. Ihnen soll ein berufliches Coaching angeboten werden. Aufbauend auf einem Profiling soll gezielt an zuständige Stellen vermittelt werden. Die dort erhaltenen Informationen, beispielsweise zu Anforderungen oder Ergebnissen von Anerkennungsverfahren, sollen gemeinsam ausgewertet und in eine Gesamtstrategie zur beruflichen Integration eingebettet werden. Seit Herbst 2008 haben in Saarbrücken bereits zwei Veranstaltungen stattgefunden, um die Stellen der Anerkennung und der Arbeitsmarktberatung systematisch in die Konzeptentwicklung einzubeziehen. Die Idee zur Einrichtung einer Servicestelle ist dabei auf breite Unterstützung gestoßen. Besonders die Anerkennungsstellen erwarten sich dadurch eine Erleichterung ihrer Arbeit. Katharina Koch, Referat bundesweites Integrationsprogramm Odyssee durch den Behördendschungel Anerkennungsbemühungen einer zugewanderten Lehrerin Mit welchen Schwierigkeiten Zuwanderinnen und Zuwanderer kämpfen müssen, wenn sie sich um die Anerkennung ihrer im Heimatland erworbenen Bildungsabschlüsse bemühen, zeigt das Beispiel von Ivana Kulisch*. Die Spätaussiedlerin lebt seit 1998 in Deutschland. Seitdem kämpft sie für die Anerkennung ihres russischen Lehrerdiploms in Deutsch und Englisch und die Möglichkeit, ihren erlernten Beruf wieder ausüben zu können. Ihre erste Anfrage stellt die heute 40-Jährige bei einer Arbeitsagentur in Bayern. Dort kann man ihr nicht weiterhelfen. Ohne auf Möglichkeiten einzugehen, die sich durch ihre Qualifikation eröffnen könnten, bietet man ihr dort Umschulungsmaßnahmen zur Friseurin oder Altenpflegerin an. Auf Hinweis ihres deutschen Mannes, der ebenfalls Lehrer und mit den Strukturen des deutschen Bildungswesens gut vertraut ist, wendet sich Ivana Kulisch an das niedersächsische Kultusministerium, um sich die allgemeine Hochschulreife anerkennen zu lassen. Diese bekommt sie am 30. März 1999 bescheinigt. Auf einen weiteren Antrag bei einer anderen Stelle wird ihre universitäre Ausbildung vom niedersächsischen Kultusministerium bewertet. Über den Anerkennungsbescheid wird ihr mitgeteilt, dass die Möglichkeit bestehe, über eine Kenntnisstandsprüfung die Gleichwertigkeit ihres Deutschstudiums mit den Anforderungen im Fach Deutsch des ersten Staatsexamens nachzuweisen. Für ihr Nebenfach Englisch bestehe diese Möglichkeit nicht. Für Ivana Kulisch, die sich im deutschen Schulsystem nicht auskennt, ist der Bescheid nur schwer verständlich. Sie kann die Unterscheidung zwischen erstem und zweitem Staatsexamen nicht bewerten und ist sich nicht bewusst, dass auch die Anerkennung eines Faches als erstes Staatsexamen lediglich eine Teilanerkennung bedeutet, die 5 Thema im Fokus keinen unmittelbaren Berufseinstieg ermöglicht. Da ihre Bemühungen um Anerkennung ihrer russischen Abschlüsse erfolglos zu bleiben scheinen, schreibt sich Ivana Kulisch 1999 an einer Fachhochschule für ein Architekturstudium ein und beendet dieses erfolgreich. Die spätere Jobsuche scheitert allerdings, was einerseits auf die insgesamt schlechte Arbeitsmarktsituation für Architekten, andererseits auf ihren familienbedingten Wunsch, halbtags zu arbeiten, zurückgeführt wird. Ivana Kulisch macht daher einen erneuten Versuch zur Anerkennung ihres Diploms beim Lehrerprüfungsamt (LPA). In einem weiteren Bescheid verweist man sie zunächst an die Universität. Dort lässt sich jedoch keine zuständige Stelle identifizieren. Allerorts stößt sie auf Ratlosigkeit. Sie wendet sich daher wieder an das LPA im Kultusministerium. Dort gibt man ihr einen handgeschriebenen Zettel, unter Vorlage dessen sie beim Immatrikulationsamt der Universität in das 4. Semester eingestuft wird. Auf die Frage, welche Kurse sie nun zu belegen hätte, verweist man sie an die Professoren. Ihr erstes Semester ist für Ivana Kulisch eine Odyssee durch Sprechstunden, die im Ergebnis immer nur vage mündliche Hinweise oder widersprüchliche Aussagen liefern. So wird ihr beispielsweise von einem Professor Überqualifika- tion beschieden. Nach weiterem energischem Vorsprechen beim LPA des Kultusministeriums und dem Prüfungsamt der Universität wird ihr letztendlich die Zwischenprüfung anerkannt. Dieser Schritt ist für sie nicht nachvollziehbar, schließlich hatte Ivana Kulisch in der Zwischenzeit keinerlei weitere Prüfungsleistungen erbracht. Bis heute – zehn Jahre nach ihrer Einreise – konnte die hochqualifizierte Zuwanderin keine Teilanerkennung bis zum ersten Staatsexamen erreichen. Katharina Koch, Referat bundesweites Integrationsprogramm *Name geändert Interesse an Anerkennung nimmt zu Interview mit Dr. Knut Diekmann, Weiterbildungsexperte des DIHK Für die Anerkennung von Berufsausbildungen sind in Deutschland die Industrie- und Handelskammern (IHKs) sowie die Handwerkskammern (HwKs) zuständig. Die Wirtschaftskammern prüfen auch die Anträge auf Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und bewerten im Ausland erworbene Qualifikationen. Über die derzeitige Anerkennungspraxis und die geplante Weiterentwicklung sprach der „Blickpunkt Integration“ mit Dr. Knut Diekmann, Referatsleiter Grundsatzfragen, Weiterbildungspolitik des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Welche Bedeutung hat das Thema Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen für die IHKs? Die IHKs sind zusammen mit den HwKs schon lange für die Anerkennung in der beruflichen Bildung tätig. Ihre Zuständigkeiten sind nach Berufen und Abschlüssen aufgeteilt. Die IHKs arbeiten auf Grundlage gesetzlicher 6 Bestimmungen (wie Bundesvertriebenengesetz). Aufgrund ihrer Kompetenz in der Berufsbildung erhalten sie zwischenzeitlich aber auch informelle Anfragen, zum großen Teil von Einzelpersonen, aber auch von Unternehmen selbst. Die IHKs können dann Begutachtungen als Dienstleistung anbieten. Welche Relevanz hat das Thema für die Wirtschaft und wie wird sich diese verändern? Noch ist die Anerkennung vor allem ein Thema der Sozial- und Einwanderungspolitik. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass diese Dienstleistung vor dem Hintergrund zunehmenden Fachkräftemangels auch bei Unternehmen auf größeres Aktuelles aus dem Bundesamt Interesse stößt. Noch ist allerdings nicht abzusehen, ob Unternehmen formelle Anerkennungen benötigen, wenn sie Anstellungen vornehmen wollen. Es ist zu vermuten, dass Anerkennungen eine Rolle spielen könnten, soweit es um Fachkräfte geht. Auf dem globalisierten Arbeitsmarkt für Hochqualifizierte werden solche Verfahren kaum benötigt. Als wichtige Felder verbleiben der Anerkennung die sicherheitsrelevanten Berufe und der öffentliche Dienst. Wie ist die Anerkennung im Bereich der IHKs organisiert? IHKs werden sehr unterschiedlich durch Nachfragen beansprucht. Das Anfrageaufkommen ist abhängig vom regionalen Arbeitsmarkt, der geografischen Lage, der internationalen Verflechtung der lokalen Wirtschaft, aber auch von der Größe der jeweiligen IHK. Die Strukturen haben sich dem angepasst: So haben sich bereits Kompetenzzentren formiert (wie an Rhein und Ruhr sowie im Saarland). Der DIHK bildet für die IHK-Spezialisten eine Klammer, indem der Erfahrungsaustausch systematisch vorangetrieben wird. Welche Probleme ergeben sich aus der derzeitigen Anerkennungspraxis? Die Probleme sind vielfältig und grundsätzlich in der Intransparenz begründet, dem Regelungsdickicht der gesetzlichen Grundlagen und den Wissenslücken um die Herkunftsländer der Antragsteller. Gleichzeitig sind die politischen Zuständigkeiten und Interessen nicht nur vielfältig, sondern teilweise auch gegensätzlich. Die Probleme sind bei der sogenannten nachholenden Integration viel gravierender als bei der Anerkennung von Neuzuwanderern. Welche Maßnahmen zur Weiterentwicklung der bestehenden Praxis wären sinnvoll? Grundlage jeglicher Verbesserung ist eine fundierte Vorstellung von der tatsächlichen und potenziellen Größenordnung. Dann ist die thematische und fachliche Aufarbeitung der Grundlagen unerlässlich, wobei die zuständigen Stellen in ihren Bildungsbereichen – im Idealfall über eine einheitliche Informationsbasis – vernetzt werden sollten. Auf ihre Machbarkeit und Aussagekraft hin müssen Kompetenzfeststellungsverfahren und individualisierte Nachqualifizierungen erst noch grundlegend geprüft werden. Andrea Mack-Philipp, Referat Öffentlichkeitsarbeit Integration Polnische Abschlüsse weniger anerkannt Repräsentativbefragung ausgewählter Migrantengruppen Die Anerkennungsquote im Ausland erworbener Berufs- und Studienabschlüsse liegt zwischen 44 Prozent (polnische Zugewanderte) und 64 Prozent (italienische Zugewanderte). Das hat die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2006/2007 durchgeführte Repräsentativbefragung „Ausgewählte Migrantengruppen in Deutschland“ ergeben. Befragt wurden türkische, griechische, italienische und polnische Personen sowie Personen mit einer Staatsangehörigkeit aus einem der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Hinsichtlich der Frage zur Anerkennung wurde die Selbsteinschätzung bei der Teilgruppe der 1.059 Befragten, die einen Berufs- oder Studienabschluss aus dem Ausland mitbrachten (siehe Grafik), erhoben. Nicht erfragt wurde die genaue Berufsbezeichnung der im Ausland erworbenen Qualifikation. Damit kann nicht geprüft werden, ob die im Ausland erworbene Qualifikation in einem in Deutschland reglementierten Beruf liegt, für den eine bestimmte Berufsqualifikation nachgewiesen werden muss , oder in einem unreglementierten. Anhand der Selbsteinschätzung sind es insbesondere polnische und türkische Zugewanderte, die sagten, dass ihr mitgebrachter Berufsabschluss oder das Studium keine Anerkennung in Deutschland fand. Betrachtet man alle im Ausland geborenen Zuwanderinnen und Zuwanderer (rund 3.300 Personen), dann sind zugewanderte Polinnen und Polen mit einem Durchschnittsalter von etwa 38 7 Aktuelles aus dem Bundesamt Anerkennungsquote im Ausland abgeschlossener Berufsausbildungen oder Studien in Deutschland 52,7 Türken 47,3 45,5 Ehem. Jugoslawen Italiener 54,5 35,7 Griechen 64,3 44,7 Polen 55,3 56,5 0% 10% 20% 43,5 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Berufsausbildung/Studium aus dem Ausland wurde in Deutschland nicht anerkannt Berufsausbildung/Studium aus dem Ausland wurde in Deutschland anerkannt Quelle: RAM 2006/2007, gewichtet. Ungewichtete Anzahl: 1059 (nur Zugewanderte mit abgeschlossener ausländischer Berufsausbildung oder einem abgeschlossenen ausländischen Studium). Jahren vergleichsweise jung. Zugewanderte aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien sind älter (rund 44 Jahre). Griechische und italienische Zuwanderinnen und Zuwanderer haben das höchste Durchschnittsalter (etwa 47 Jahre). Durchschnittlich am längsten lebten die polnischen Zuwanderer und die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Personen im Ausland (26 bzw. 22 Jahre). Italienische, griechische und türkische Zuwanderinnen und Zuwanderer verbrachten hingegen im Durchschnitt einen geringeren Teil ihres Lebens außerhalb Deutschlands (19 bis 20 Jahre). Damit ist bei den letzten 8 drei Gruppen die Zeitspanne geringer, die ihnen für eine Berufsausbildung oder ein Studium im Ausland zur Verfügung stand. 16 Prozent der türkischen Zuwanderinnen und Zuwanderer, 21 Prozent der griechischen, 23 Prozent der italienischen sowie 42 Prozent der aus dem ehemaligen Jugoslawien zugezogenen Personen und sogar 69 Prozent der polnischen Zuwanderinnen und Zuwanderer absolvierten eine Ausbildung oder ein Studium im Ausland. Bei der Grafik wurden diese Teilgruppen, die mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem abgeschlossenen Studium nach Deutschland kamen, als Basis für die Berechnung des Anteils der in Deutschland anerkannten Berufsausbildungen/Studienabschlüsse herangezogen. Weitere Informationen zur Repräsentativbefragung „Türkische, griechische, italienische und polnische Personen sowie Personen aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien in Deutschland. Working Paper 11“ gibt es auf der Internetseite www.bamf.de unter Publikationen/Themenbereich Migration. Dr. Christian Babka von Gostomski, Referat Migrations- und Integrationsforschung: Schwerpunkt Empirie Aktuelles aus dem Bundesamt Mitgebrachte Kompetenzen stärken Ein Schwerpunkt der Projektförderung des Bundesamtes Integration bedeutet auch, aus dem Herkunftsland mitgebrachte Qualifikationen, Kompetenzen und Fähigkeiten der Zuwanderinnen und Zuwanderer anzuerkennen und zu stärken. Daher fördert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge schwerpunktmäßig Integrationsprojekte mit ressourcenorientiertem Integrationsansatz. In diesen Projekten werden die Talente und besonderen Fähigkeiten der Zugewanderten aufgegriffen und ihnen zur optimalen Entfaltung verholfen. Dabei stehen vor allem die Stärkung des Selbstwertgefühls, die Aktivierung der Selbsthilfepotenziale und die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements im Vordergrund. Ein gutes Beispiel für die Arbeit in diesem Förderschwerpunkt ist das Projekt „Entdeckungsreise – Mädchen und ihre Eltern werden aktiv“ des Interkulturellen Bildungszentrums in Mannheim. Ausgangsbasis dieses Anfang September 2008 gestarteten Projekts bildet der seit 1999 bestehende offene Treff „QuiSt“ (Qualifizierung im Stadtteil) für Jugendliche mit Migrationshintergrund im Stadtteil NeckarstadtWest in Mannheim. Die Anbindung an „QuiSt“ gewährleistet den Zugang zur Zielgruppe des Projekts „Entdeckungsreise“: Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund zwischen 13 und 20 Jahren, die Einrichtungen im Stadtteil wenig nutzen, sowie deren Eltern. Die Maßnahmen sollen die Mädchen und ihre Eltern ermutigen, die bisherigen traditionellen Vorstellungen der Frauenrolle zu überdenken und die engen Grenzen nachbarschaftlicher sozialer Kontrollen zu überschreiten. Ziel ist dabei, Mädchen den Über- gang in Ausbildung oder höhere Schulbildung gemeinsam mit den Eltern zu ebnen, um ihnen dadurch stabile Perspektiven für eine selbstbestimmte Zukunft zu eröffnen. Das Angebot für die Mädchen umfasst mehrere Bausteine: Mit einem Theaterprojekt sollen die sozialen, kommunikativen und kreativen Kompetenzen der Mädchen gefördert werden. Angeleitet durch Sozialpädagogen und Künstler sollen sie (Konflikt-) Themen aus ihrer Umgebung zu Theaterstücken verarbeiten und diese in ihrem Stadtteil zeigen. Ein Werkstattprojekt verfolgt ähnliche Ziele, dient aber stärker der beruflichen Orientierung der Mädchen über stereotype Berufsfelder hinaus. Die Auseinandersetzung mit handwerklichen Berufen ist dort Thema. Besuche von Handwerksbetrieben, des Berufsinformationszentrums und Gespräche mit Handwerkerinnen sind geplant. Hinzu kommen Ausflüge und Wochen- endübernachtungen außerhalb Mannheims, die den Erfahrungshorizont der Mädchen öffnen sollen. Dadurch, dass sie zwar mit Erlaubnis, aber ohne Eltern oder ältere Brüder an Veranstaltungen teilnehmen, sollen die Mädchen an Freiheit gewinnen. Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Maßnahmen ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. Diese werden als die „Fachleute ihrer Kinder“ miteinbezogen und in die Verantwortung genommen. Unterschiedliche Angebote wie Hausbesuche, Elternabende, Mütterfrühstück und Begleitung der Eltern und ihrer Kinder bei Ämterbesuchen helfen, Vertrauen aufzubauen und ihre Erziehungskompetenz zu stärken. Ein bedeutender Faktor für den Erfolg des Projektes ist auch die Interkulturalität im „QuiSt“Team: Dort arbeiten eine Migrantin türkischer Herkunft und eine deutsche Sozialpädagogin. Die muttersprachliche Mitarbeiterin findet leichter Zugang zu Migrantenfamilien und auch die langjährige deutsche Mitarbeiterin genießt mittlerweile das Vertrauen der Zugewanderten im Stadtteil. Andreas Martin, Referat Förderung von Integrationsprojekten für Zuwanderer 9 Aktuelles aus dem Bundesamt Integrationskursbilanz 2008: Sprachförderangebot weiterhin auf Erfolgskurs 2008 war für die Integrationskurse ein erfolgreiches Jahr: Neben der im Vergleich zum Vorjahr auf 155.504 gestiegenen Zahl an neu ausgestellten Teilnahmeberechtigungen (2007 waren es 141.591), haben im vergangenen Jahr auch mehr Personen (121.275) einen Integrationskurs begonnen als in 2007 (114.365). Erfreulich ist zudem, dass deutsche Staatsangehörige mit geringen Sprachkenntnissen, die seit August 2007 vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zum Integrationskurs zugelassen werden können, rege davon Gebrauch machen. Von den vom Bundesamt ausgestellten 76.405 Teilnahmeberechtigungen gingen 19.198 an Deutsche und 15.411 Deutsche haben in 2008 einen Integrationskurs begonnen. Rechtsänderungen im Jahr 2007 haben zu verbesserten Rahmenbedingungen bei den Integrationskursen geführt, die sich positiv auf die Zahlen ausgewirkt haben. Zu den wesentlichen Änderungen gehört beispielsweise die Erhöhung des Stundenkontingents der Integrationskurse für spezielle Zielgruppen (Jugendliche, Eltern, Frauen und Analphabeten). Dafür stehen jetzt 945 Stunden statt bisher 645 Stunden zur Verfügung. Seither ist der Anteil an speziellen Kursen weiter gestiegen. Am größten ist die Nachfrage nach Eltern- bzw. Frauenintegrationskursen sowie Alphabetisierungskursen. Deren Anteil an der Gesamtzahl der Kurse beläuft sich zusammen auf 27 Prozent. 10 Die Integrationskurse haben sich als unverzichtbares Instrument der Integrationsförderung etabliert. Foto: Claus Felix Ein wichtiger Faktor für die positive Entwicklung bei den Teilnehmerzahlen ist zudem die Neuregelung zur Erstattung der Fahrtkosten. So werden allen finanziell bedürftigen Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern die notwendigen Fahrtkosten voll erstattet oder zumindest ein Fahrtkostenzuschuss gewährt. Im Jahr 2008 wurden 90.169 und damit über dreizehnmal mehr Fahrtkostenanträge als im Vorjahr gestellt. Davon konnten mehr als 80 Prozent auch bewilligt werden. Neu ist auch die Möglichkeit, den Aufbausprachkurs mit 300 Unterrichtsstunden einmal zu wiederholen, wenn trotz ordnungsgemäßer Teilnahme das Sprachniveau B1 nicht erreicht wurde. Letztes Jahr wurden 30.277 Kurswiederholer zugelassen. Davon haben sich 20.396 Personen zur Wiederholung des Aufbausprachkurses angemeldet. Wer innerhalb von zwei Jahren nach Ausstellen der Teilnahmeberechtigung die Abschlussprüfung erfolgreich besteht, kann die Hälfte des gezahlten Kostenbeitrages zurückerhalten. Dies ist nicht nur ein Anreiz, am Integrationskurs teilzunehmen, sondern vor allem auch die Prüfung zu absolvieren. Dies spiegelt sich in der positiven Statistik der Prüfungsteilnehmenden wider. So ist im Jahr 2008 der Anteil der Kursabsolventen, die an der Prüfung teilgenommen haben, im Vergleich zum Vorjahr von 65 Prozent auf rund 83 Prozent gestiegen. Mehr als die Hälfte der Kursabsolventen (50,9 Prozent) hat die Sprachprüfung „Zertifikat Deutsch“ bestanden. Dies entspricht einer Steigerung von 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Katja Carstens, Referat Steuerung der Integrationskurse Aktuelles aus dem Bundesamt Forschungs-Praxis-Projekt mit Workshop gestartet: Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen Erstmals wird die Situation von Migrantinnen und Migranten in den kleineren Städten der ländlich geprägten Räume bundesweit vergleichend untersucht. In zwölf ausgewählten Klein- und Mittelstädten aus acht Landkreisen sollen exemplarisch die Bedingungen für Integration in den Kommunen des ländlich geprägten Raums analysiert und die jeweiligen Potenziale für die Integration von Zuwanderern ermittelt werden. Den Auftakt für das Forschungs-Praxis-Projekt „Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen“ bildete ein Workshop, der Ende Mai 2009 in Nürnberg stattfand. Verfolgen aufmerksam die Eröffnungsvorträge des Auftaktworkshops (v.l.n.r.): Der Vizepräsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Dr. Michael Griesbeck, und die Mitglieder des Lenkungskreises, Kenan Kücük, Sprecher des Forums der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Detlef Bröker, Referatsleiter im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, und Dr. Gerhard Lehnguth, Abteilungsleiter im Bundesinnenministerium a.D. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch einen Vortrag von Prof. Dr. Roland Roth, Hochschule Magdeburg-Stendal, über „Zuwanderung im ländlichen Raum – Annäherung an das Themenfeld“ und Ausführungen von Prof. Dr. Karin Weiss, Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg, zum Thema „Migration und Integration in Ostdeutschland“. Nach einer Diskussion über Herausforderungen, Potenziale und Perspektiven der Integration in kleinen Städten und Landkreisen stellten Vertreterinnen und Vertreter der am Projekt beteiligten Städte und Landkreise den Teilnehmenden aus Wissenschaft und Praxis die einzelnen Regionen, insbesondere unter dem Blickwinkel der Integration, vor. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des Bundesinnenministers und der Integrationsbeauftragten der Bundesre- gierung. Projektträger und -koordinator ist die Schader-Stiftung. Sie führt das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Deutschen Landkreistag durch. Das über drei Jahre (2009 bis 2011) laufende Projekt wird mit Mitteln aus dem Europäischen Integrationsfonds und der Projektförderung des Bundesamtes gefördert. Die Begleitforschung wird vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, Dortmund, in Kooperation mit dem LeibnizInstitut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner, durchgeführt. Drei Ziele stehen dabei im Mittelpunkt: Die strukturellen Bedingungen für Integration sollen verbessert, das Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten gefördert und die Teilhabe der Zuwanderer am gesellschaftlichen und politischen Leben erhöht werden. Unter dem Motto „voneinander lernen“ ist der Erfahrungsaustausch der Städte und Landkreise untereinander ein zentraler Baustein der Projektarbeit. Die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen werden über Veranstaltungen, Publikationen und ein Internetforum öffentlich zur Diskussion gestellt. Detlef Bröker, Referat Koordinierung der fachlichen Steuerung der Regionalkoordinatoren 11 Aktuelles aus dem Bundesamt Landeskunde für Imame Projekte vermitteln Kompetenz für Berlin und München Imame sind auch Ansprechpartner für Alltagsfragen und Probleme. In Seminaren wird ihnen dafür das entsprechende Wissen vermittelt. Foto: Marion Vogel Rund fünfzig Imame und Seelsorger, darunter auch einige Frauen, beschäftigten sich in den vergangenen Monaten mit „ihrer“ Stadt. Auf dem Stundenplan der „Imamseminare“, die seit Herbst 2008 in Berlin und München durchgeführt werden, standen jedoch keine Besuche im Englischen Garten oder des Berliner Fernsehturms, sondern Einblicke in das deutsche Bildungssystem, in kommunale Beratungsstellen und Stadtverwaltungen – harte Arbeit also. Mit diesen Modellprojekten sollen die Imame bei ihrer Arbeit in den Moscheegemeinden unterstützt werden. Das Aufgabengebiet eines Imams umfasst viel mehr als die Leitung der täglichen Gebete und die Freitagspredigt. Die Imame sind auch als Ansprechpartner für alltägliche Fragen und Probleme von ihren Gemeindemitgliedern gefordert. Sie werden als Vermittler 12 bei familiären oder schulischen Fragen angesprochen und sollen wenn möglich auch im interreligiösen und interkulturellen Dialog tätig sein. Für dieses breite Aufgabenspektrum und die damit zusammenhängende integrationsfördernde Rolle bringen die wenigsten schon alle Voraussetzungen mit. Der Großteil von ihnen ist in der Türkei, Bosnien, Ägypten oder Afghanistan sozialisiert. Auch wenn die meisten teilnehmenden Imame gut deutsch sprechen können, haben bisher vertiefte Informationen über Abläufe der kommunalen Verwaltung, Beratungsangebote und Ansprechpartner gefehlt. Um diese Situation zu verbessern, haben die Muslimische Akademie in Berlin und die Stelle für interkulturelle Arbeit der Stadt München ein Programm entwickelt, in dem Referenten verschiedener Institutionen, sei es die Stadtverwaltung, der Bund oder freie Träger, einmal im Monat am Vormittag Informationen vermitteln. Themen sind unter anderem Geschichte und Gegenwart der Stadt, das politische System in Deutschland, das Bildungssystem, berufliche Bildung und Ausbildung, Familie und familiäre Konflikte, Gesundheits- und Altersvorsorge sowie kommunale Strukturen. Nachmittags steht dann ein Besuch zum Beispiel einer Beratungsstelle an. Gerade das gegenseitige Kennenlernen, sich auszutauschen und gemeinsam mit anderen Stellen Projekte und Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren, ist den Imamen besonders wichtig. Auch scheinbar heikle Themen, wie Gewalt in der Familie, werden thematisiert. Besonders spannend ist dabei die entstehende Gruppendynamik, da die Teilnehmer nicht nur vielfältige Hintergründe, sondern auch ein breites Meinungsspektrum mitbringen, das von liberal bis konservativ reicht. Welche konkreten Ergebnisse diese Projekte gebracht haben und was noch verbessert werden kann, wird die Evaluation zeigen. Das Projekt „Berlinkompetenz“ endet im Juni 2009 und „Münchenkompetenz“ im Juli 2009. Beide Projekte werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Europäischen Integrationsfonds gefördert. Steffi Redmann, Referat Religiöse und weltanschauliche Aspekte der Integrationsförderung Integrationslandschaft in Deutschland Leitfaden gibt Orientierungshilfe Anerkennung ausländischer Abschlüsse in Schleswig-Holstein Die Anerkennung ihrer im Herkunftsland erworbenen Schulund Berufsabschlüsse stellt für Migrantinnen und Migranten nach wie vor eine wesentliche Voraussetzung ihrer beruflichen Integration in Deutschland dar, häufig aber auch die größte Hürde. Dies betrifft insbesondere Menschen, mit deren Herkunftsländern die Bundesregierung keine entsprechenden Vereinbarungen getroffen hat oder deren Ausbildungssysteme hier nicht bekannt sind. Doch selbst in den Fällen, in denen eindeutige Vorgaben existieren, sind die Zuständigkeiten und Verfahren für die Betroffenen und oftmals auch für die Beraterinnen und Berater unübersichtlich und Informationen nur verstreut an unterschiedlichen Stellen zugänglich. Einen an der Praxis orientierten Leitfaden zu den Verfahren der Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen hat das Projekt „access“ beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein publiziert. Der Leitfaden entstand in enger Kooperation mit dem Projekt „Integrationslotse Hamburg“ in Trägerschaft des Diakonischen Werks, das einen ähnlichen Leitfaden bereits zuvor für die Hansestadt entwickelt hatte. Access (Agentur zur Förderung der Bildungs- und Berufszugänge für Flüchtlinge- und MigrantInnen in Schleswig-Holstein) ist ein Transferprojekt des Kompetenzzentrums NOBI (Norddeutsches Netzwerk zur beruflichen Integration von Migrantinnen und Migranten), das seit 2008 aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Arbeit gefördert wird. NOBI ist norddeutscher Partner im bundesweiten „Netzwerk IQ – Integration durch Qualifizierung“. In dem überarbeiteten Leitfaden sind Informationen zu Anerkennungsverfahren von Schulabschlüssen (Voraussetzungen, Zuständigkeiten, Antragsverfahren) und Berufsqualifikationen (Grundprinzipien der Anerkennung, Regelungen und Sonderregelungen, Anerkennung von betrieblichen und außerbetrieblichen Ausbildungen etc.) in unterschiedlichen Berufsfeldern in Schleswig-Holstein gebündelt. Darüber hinaus enthält der Leitfaden Informationen zum Zugang zum Hochschulstudium, zur Ausübung von akademischen Berufen und zur Anerkennung von Titeln und Diplomen sowie detaillierte Informationen zu den jeweils zuständigen Stellen. Der Wegweiser schafft mehr Übersichtlichkeit und Transparenz und unterstützt so Beraterinnen und Berater dabei, Migrantinnen und Migranten den Weg zur Anerkennung ihrer Abschlüsse zu erleichtern, und bietet ihnen eine Orientierungs- hilfe im Wirrwarr der Zuständigkeiten. Nachdem die Erstauflage schnell vergriffen war, wurde Ende 2008 eine Neuauflage herausgegeben, in der auch aktuelle Gesetzesänderungen und neue Regelungen berücksichtigt sind. Seit 2009 gibt es den Leitfaden auch auf Türkisch, Englisch und Russisch. Der „Leitfaden zur Anerkennung ausländischer Schul- und Berufsabschlüsse in SchleswigHolstein“ kann kostenlos bezogen werden bei: Projekt access, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein, Oldenburger Str. 25, 24143 Kiel, oder auf der Internetseite www.access-frsh.de heruntergeladen werden. Farzaneh Vagdy-Voß, Projekt access Rainer Biermann, Regionalstelle Lübeck 13 Integrationslandschaft in Deutschland Qualifizierung für den Arbeitsmarkt Brandenburger Ärzteprojekt findet bundesweit Beachtung Für viele zugewanderte Ärztinnen und Ärzte, insbesondere aus Nicht-EU Staaten, ist der Einstieg in den Beruf in Deutschland mit großen Hürden verbunden. Die fehlende Anerkennung des Berufsabschlusses, sprachliche und fachliche Kompetenzdefizite sowie in der jeweiligen persönlichen Lebenssituation begründete Problemlagen verhinderten bisher eine qualifikationsadäquate Beschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland. Das Land Brandenburg hat deshalb gemeinsam mit der Otto Benecke Stiftung ein spezifisches Berufseintrittsprojekt für zugewanderte Ärztinnen und Ärzte entwickelt, für die eine erfolgreiche Berufsintegration bisher nicht möglich war. Mit dem Projekt sollten die Zugewanderten, die aus ihrem Herkunftsland meist schon langjährige ärztliche Berufserfahrung mitbringen, bei der Vorbereitung auf die für ihre Berufsanerkennung notwendige Prüfung durch die Ärztekammer unterstützt und in Kliniken und Arztpraxen des Landes Brandenburg vermittelt werden. Die Qualifizierungsmaßnahme fand vom 1. März bis zum 31. Dezember 2008 statt und wurde aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg gefördert. Nach der Bundesärzteordnung müssen ausländische Ärztinnen und Ärzte eine Prüfung zur Anerkennung der Gleichwertigkeit 14 Die Teilnehmenden des Ärzteprojektes zu Besuch bei Dagmar Ziegler, der Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie des Landes Brandenburg (8.v.l.), sowie der Integrationsbeauftragten Prof. Dr. Karin Weiss (3.v.l.) Foto: Grünert, MASGF ihres im Herkunftsland erworbenen Berufsabschlusses ablegen. Voraussetzungen für das Bestehen der Kenntnisstandsprüfung sind gute deutsche Sprachkenntnisse und medizinische Fachkenntnisse, die dem deutschen Standard entsprechen, für viele eine hohe Hürde. Das zehnmonatige Qualifizierungsprojekt war genau darauf zugeschnitten. So wurden in den ersten drei Monaten vor allem medizinische Fachsprachkenntnisse und Deutsch für den medizinischen Berufsalltag vermittelt. In dem sich anschließenden Praktikum konnten im Verlaufe von vier Monaten berufspraktische Kenntnisse erworben werden. Von Oktober bis Dezember 2008 erfolgte dann eine gezielte Vorbereitung auf die Prüfung. An dem Kurs nahmen 21 Ärztinnen und Ärzte teil, die zumeist als jüdische Immigranten sowie als Spätaussiedler zugewandert sind. Träger des Qualifizierungsprojektes war die Otto Benecke Stiftung in Kooperation mit der Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen in Berlin. Anfang 2009 haben 17 der Teilnehmenden die Prüfung vor der Ärztekammer bestanden. Das Brandenburger Ärzteprojekt hat bundesweit große Beachtung gefunden. Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie hatte bereits 2006 in der bundesweiten integrationspolitischen Debatte darauf hingewiesen, dass Deutschland zunehmend auf die Zuwanderung qualifizierter Migrantinnen und Migranten angewiesen ist und die bisherigen Möglichkeiten für deren berufliche Integration nicht ausreichend sind. Prof. Dr. Karin Weiss, Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg Regina Weiz, Otto Benecke Stiftung Integrationslandschaft in Deutschland Vom Heben verborgener Schätze Kompetenzbilanz hilft bei beruflicher Neuorientierung Für viele Menschen bedeuten Brüche in der beruflichen Entwicklung – wie Arbeitslosigkeit, Erwerbspausen oder auch die Migration in ein anderes Land – eine Um- oder Neuorientierung der eigenen Ziele. Kompetenzfeststellungsverfahren können dabei eine wichtige Hilfestellung bieten und Stärken und Kompetenzen sichtbar machen. Ellen Wild-Blom, Laufbahnberaterin bei „Tür an Tür“ (links), entwickelt im Gespräch mit Lizar Mai berufliche Perspektiven mittels der Kompetenzbilanz. Foto: Tür an Tür Damit der Erfahrungsreichtum und Kompetenzschatz, den Migrantinnen und Migranten mitbringen, nicht weiter ungenutzt bleibt, hat das Deutsche Jugendinstitut in München unter anderem in Kooperation mit „Tür an Tür – Integrationsprojekte“ die „Kompetenzbilanz für Migranten/innen“ entwickelt, die seit 2002 eingesetzt wird. Mit diesem Instrument können formelle und informelle Kompetenzen erkannt und dokumentiert werden. Die Kompetenzbilanz ist ein subjektorientiertes, ganzheitliches Verfahren. Sie stellt das Individuum mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt und beinhaltet einen stark beratenden Anteil. Im Fokus steht die Steigerung der individuellen Beschäftigungsfähigkeit durch die Aktivierung von Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten über die eigentliche fachliche Qualifikation hinaus. Im Sinne einer ressourcen- orientierten Laufbahnberatung werden langfristige Perspektiven für ein Leben in Deutschland entwickelt. Zentral ist vor allem das Erfassen (im Sinne von wahrnehmen, sichtbar machen) und Bewusstwerden von Kompetenzen. „Tür an Tür – Integrationsprojekte“ bietet für Migrantinnen und Migranten berufliche Beratung, Coaching, Laufbahnberatung, Kompetenzfeststellung oder Qualifizierung an. Die Kompetenzbilanzierung erfolgt in mehreren Sitzungen über einen längeren Zeitraum. Der individuelle Lebensweg wird reflektiert, die zentralen Lernerfahrungen identifiziert und die eigenen Stärken herausgearbeitet. Mit der Beraterin oder dem Berater werden darauf aufbauend Ideen und Möglichkeiten für den weiteren beruflichen Werdegang entwickelt. Dabei berücksichtigt die Kompetenzbilanz die Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten: Mehrsprachigkeit wird erfasst und visualisiert. Migrationserfahrung sowie Migrationshintergrund werden als eigene Punkte behandelt und die daraus gewonnenen Kompetenzen reflektiert. Die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen wird thematisiert. Interkulturelle Kompetenz ist ein wichtiger Bestandteil des gesamten Bilanzierungsprozesses. Der Fragenkatalog für die Kompetenzbilanz liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Zur Durchführung wird ein Kenntnisstand B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprache empfohlen. Für Multiplikatoren, die das Instrument einsetzen wollen, bietet „Tür an Tür – Integrationsprojekte“ Schulungen an. Martina Früchtl, Tür an Tür - Integrationsprojekte 15 Integrationslandschaft in Deutschland Chancen für Hochqualifizierte verbessern Informatik-Studienprogramm für zugewanderte Akademiker Die deutsche Wirtschaft beklagt einen großen Mangel an Fachkräften. Auf der anderen Seite sind viele hochqualifizierte Zuwanderinnen und Zuwanderer mit ausländischen Hochschulabschlüssen arbeitslos. Die Universität Oldenburg hat diese paradoxe Situation bereits vor Jahren erkannt und als erste deutsche Hochschule spezielle Studienangebote für hochqualifzierte Migrantinnen und Migranten entwickelt, die laufend ausgebaut werden. Das jüngste, deutschlandweit bislang einmalige Angebot ist ein Studienprogramm „Informatik für Migranten und Migrantinnen“, das seit dem Wintersemester 2008/2009 vom Department für Informatik in Zusammenarbeit mit dem „Interdisziplinären Zentrum für Bildung und Kom- munikation in Migrationsprozessen“ angeboten wird. Zielgruppe des Programms sind Migrantinnen und Migranten, die in ihrem Heimatland einen Hochschulabschluss in Informatik oder in einem verwandten Fachgebiet, wie etwa Mathematik, erworben haben, deren Studium in Deutschland aber nicht anerkannt wurde. Fachkenntnisse, die im Vorfeld – also im Ausland – erworben wurden, werden im Studienprogramm berücksichtigt. In wenigen Semestern werden den Studierenden fehlende beziehungsweise aktuelle Kenntnisse der Informatik vermittelt. Damit können sie die bundesweit anerkannten Abschlüsse „Bachelor of Science“ oder „Master of Science“ in Informatik erreichen. Besonderheit des Studienangebotes ist die individuell zugeschnittene Studienplanung und –begleitung durch einen persönlichen Berater. Dieser hilft bei allen Fragen rund um das Studium oder der persönlichen Integration. Professor Rolf Meinhardt von der Universität Oldenburg schätzt, dass etwa 500.000 der in Deutschland lebenden Zu- wanderinnen und Zuwanderer – in erster Linie jüdische Kontingentflüchtlinge und (Spät-) aussiedler – über einen hohen Bildungsabschluss verfügen. Diejenigen, die ihre Abschlüsse im Ausland erworben haben, sehen sich allerdings mit deutlichen Schwierigkeiten bei der Anerkennung ihrer Abschlüsse konfrontiert und haben damit auch Probleme in den Arbeitsmarkt einzutreten. Angesichts dieses Potenzials an hochqualifizierten Zuwanderern ist das Thema auch für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grund pflegt das Bundesamt vielfältige Kontakte zur Universität Oldenburg und einen regen Informationsaustausch zu Themen der Integration. Beispielsweise besuchen Studiengruppen der Universität die Regionalstelle des Bundesamtes und informieren sich dort über die Arbeit der Behörde. Einige Studenten haben auch schon ein Praktikum im Integrationsbereich des Bundesamtes absolviert. Udo Jaeger, Regionalstelle Oldenburg Beim Theaterspiel Sprache erlernen Zschopauer Projekt geht neue Wege beim Deutscherwerb Ein wesentlicher Bestandteil, wenn nicht sogar der Schlüssel zur Integration von Zugewanderten ist das Erlernen der deutschen Sprache. Um den Lern- 16 prozess beim Spracherwerb zu intensivieren, ist der Verein „Zentrum Neue Arbeit - Mittleres Erzgebirge“ in Zschopau neue Wege gegangen. Im Rahmen des vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderten Projekts „Zschopauer Integrationsportal“ (ZIP) wurde eine Theatergruppe gegründet. Integrationslandschaft in Deutschland Pädagogin waren auch weitere einheimische Frauen an der Vorbereitung und Durchführung von Proben und Auftritten beteiligt. So entstand ein Team, in dem sich Verständnis für die jeweils andere Lebenssituation und Herkunftsmentalität entwickelte. Loriot hilft Sprachbarrieren abzubauen: Die Mitglieder der Theaterwerkstatt des Projekts Zschopauer Integrationsportal haben Loriot-Sketche einstudiert. Im Bild das Stück „Der Feierabend“. Foto: ZIP In Zschopau und Umgebung leben rund 350 Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, die zum Teil nur geringe deutsche Sprachkenntnisse haben. Das soll mit dem Projekt „Zschopauer Integrationsportal“ geändert werden: durch Sprachunterricht, Angebote zum kreativen Arbeiten, sportliche Aktivitäten, Schülerhilfe und Exkursionen. Ein neuer und Erfolg versprechender Ansatz zur Verbesserung der Sprachfähigkeit ist die im September 2008 eingerichtete Theaterwerkstatt. Bei der Entwicklung der Idee kam den Initiatoren entgegen, dass spontan mehrere Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer ihre Bereitschaft erklärten, sich zu engagieren und mitzuarbeiten. Erfreulicherweise waren das Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler der fortgeschrittenen Jahrgänge, die meist mehr Sprachanpassungsprobleme haben als jüngere. Unter Anleitung einer Theaterpädagogin wurden die ersten Schritte in Angriff genommen. Für die mindestens zweimal wöchentlich stattfindenden Proben mussten Texte auswendig gelernt, Bewegungen und Mimik angepasst und über die zu spielende Rolle diskutiert werden. Die Theaterarbeit bietet unterschiedliche Kommunikationsstrukturen an, wie Kommunikation in der Gruppe, im Spiel miteinander, in der Auseinandersetzung mit der zu spielenden Rolle und im Kontakt mit dem Publikum. So lassen sich gezielt Sprachprobleme weiter abbauen. Dazu kommt die Spielfreude, die sich bei den Mitgliedern der Theatergruppe mit jeder gelungenen Übungsstunde oder Aufführung erhöhte. Neben der Ihre ersten öffentlichen Auftritte bestritten die Mitglieder der Theatergruppe bei Weihnachtsfeiern im Dezember 2008. Dabei wurden zwei kleine Stücke nach Loriot „Das Frühstücksei“ und „Der Feierabend“ erfolgreich aufgeführt. Den Darstellerinnen und Darstellern gelang es, ihre Rollen sowohl spielerisch als auch sprachlich zu meistern. Als Fazit kann festgestellt werden, dass mit der Theaterwerkstatt wichtige Ziele erreicht wurden: Die Teilnehmenden machten erkennbare Fortschritte im Gebrauch der deutschen Sprache und wurden dazu motiviert, weitere Schritte zur gesellschaftlichen Integration in der Region zu unternehmen. Hinzu kommt, dass sich die Integrationsbemühungen beider Seiten verbessert haben. Die Projektverantwortlichen gehen davon aus, dass durch das Theaterspiel auch ein beträchtlicher Effekt für die Entwicklung der Persönlichkeit, die Erhöhung des Selbstbewusstseins und die fortschreitende Integration der Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler erreicht wurde. Annelie Kunz Projektkoordinatorin ZIP 17 Integrationslandschaft in Deutschland Kontakt mit Hand und Wort Muslimische Frauen lesen im katholischen Seniorenheim vor Türkische Frauen mit Kopftuch sind im katholisch geleiteten Wohnpark St. Franziskus in Ehingen eher eine Seltenheit. Hier, mitten im Schwäbischen, ist man in dem Seniorenheim eher den Anblick von betriebsamen Ordensschwestern im Habit gewöhnt. Doch seit einigen Monaten wandelt sich das Bild. Denn türkische Frauen kommen ins Haus und lesen den Senioren vor. Und alle Beteiligten profitieren davon. Die alten Menschen bekommen geistige Anregungen und herzliche Umarmungen. Die Türkinnen wenden ihre Lernerfolge im Deutschen praktisch an und können sich in einem geschützten Raum wie dem Altenheim an Öffentlichkeit gewöhnen. Die Idee zu dem Projekt kam aus einem Integrationskurs an der Volkshochschule, zu dem sich zwölf Frauen freiwillig angemeldet hatten. „Ich will nicht immer zu Hause bleiben“, begründet die Türkin Emete Özdemir ihre Teilnahme. „Ich möchte auf dem Elternabend meiner Kinder die Lehrerin verstehen und nicht immer mit einem Dolmetscher ins Rathaus gehen“, sagt sie. Die Mutter von drei Kindern hat bei ihrer Dozentin Meltem Madenschi bereits mehr als 600 Stunden Sprach- und 45 Stunden Orientierungskurs absolviert. Zunächst erst vorsichtig, dann immer sicherer, erkundeten die Türkinnen ihr neues „Arbeitsfeld“. Einfache Märchen waren das Medium zwischen den Seniorinnen und den jungen Frauen. Auch im Türkischen gibt es Figuren wie „Hänsel und Gretel“ 18 Menschen, die voneinander profitieren: In Ehingen lesen türkische Frauen den Bewohnerinnen in einem Seniorenheim aus Märchenbüchern vor. Foto: Christina Kirsch oder „Schneewittchen“. Manche Seniorinnen tauten so weit auf, dass sie „ihrer“ Vorleserin die deutschen Märchen erklärten. Zu Hause sprechen die Türkinnen auch mit ihren Kindern nur türkisch. Das erschwert das Erlernen der deutschen Sprache. Aber der Sprachkurs habe ihr geholfen, die Hausaufgaben ihrer Kinder wenigstens ein bisschen zu verstehen, erläutert Yeter Özyürek. „Aber wir lesen nicht nur, sondern reden hier mit den alten Damen auch über Familie oder andere Sachen“, erklärt sie. „Seitdem die Frauen an dem Kurs teilnehmen, wagen sie es, ihre Angelegenheiten wie Gespräche im Kindergarten selber in die Hand zu nehmen“, berichtet die Lehrerin Meltem Madenschi. Der Lernerfolg sei enorm. „Die kommen ganz happy in den Kurs und berichten, dass sie das erste Mal ohne ihren Mann zum Frauenarzt gegangen sind“, erzählt sie. In Ehingen läuft das Vorlesen in Staffeln jeweils als Abschlussprojekt des jeweiligen Kurses. Im Al- tenheim St. Elisabeth in Senden bei Neu-Ulm machen die Türkinnen mit den Heimbewohnern mittlerweile selber aus, wann sie zum Vorlesen wieder kommen. Auch dort schuf Meltem Madenschi die Initialzündung. Manche Bewohnerin kann sich nach der Vorlesestunde zwar nicht mehr erinnern, was sie vorgelesen bekam, aber alle freuen sich schon auf das Wiedersehen. Denn die Bewohnerinnen genießen nicht nur die Zuwendung durch das Lesen, sondern auch den Körperkontakt. Ganz selbstverständlich nehmen die jungen Türkinnen die alten Menschen bei der Hand oder legen ihnen den Arm um die Schulter. „Körperkontakt ist in unserer Kultur sehr wichtig“, erklärt Meltem Madenschi. Sprechen, Hören, Lesen und Fühlen sind bei dem Projekt eine ganzheitliche Verbindung zu mehr Verständnis eingegangen. Christina Kirsch, freie Journalistin Blick über die Grenzen Berufserfahrung zählt Berufliche Anerkennung für Bürger aus der Europäischen Union Die berufliche Anerkennung innerhalb der Europäischen Union erfolgt auf Grundlage der im Jahr 2005 verabschiedeten Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von Berufsqualifikationen. Diese ist bei beruflichen Tätigkeiten anzuwenden, die innerhalb der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum reglementiert sind. Nach Ablauf der Umsetzungsfrist im Oktober 2007 hat die Richtlinie 15 Richtlinien ersetzt, die bislang in diesem Bereich existierten. Reglementierte Berufe sind Tätigkeiten, bei der die Aufnahme der Berufstätigkeit durch Rechtsvorschriften an bestimmte Berufsqualifikationen gebunden ist. Erhalten die nationalen Behörden einen Antrag auf Anerkennung einer Qualifikation im Hinblick auf den Zugang zu einem reglementierten Beruf, erfolgt die Prüfung dieser Qualifikation ausschließlich auf der Grundlage des durch die Richtlinie geschaffenen Systems, das wie folgt beschrieben werden kann: „„ Bei Berufen, deren Ausbildungsanforderungen harmonisiert wurden (Ärzte, Krankenschwestern und Krankenpfleger, Hebammen, Tierärzte, Zahnärzte, Apotheker sowie Architekten) erfolgt die Anerkennung der Qualifikationen automatisch, das heißt ohne Prüfung der individuellen Ausbildungsinhalte. „„ Bei reglementierten künstlerischen, Handwerks- und Industrieberufen beruht die Anerkennung in erster Linie auf der Berufserfahrung. Sobald die Migrantin oder der Migrant Berufserfahrung hat, deren Dauer in der Richtlinie vorgeschriebenen ist, erfolgt die Anerkennung ebenfalls automatisch. Die vorgeschriebene Zeitspanne der Berufserfahrung kann in den Mitgliedsstaaten unterschiedlich sein. „„ Für Berufstätige in den Bereichen Kunst, Handwerk und Industrie – ohne die in der Richtlinie geforderte Berufserfahrung – und für alle Berufe, deren Ausbildungsanforderungen nicht harmonisiert wurden, erfolgt die Anerkennung grundsätzlich ebenfalls automatisch, wenn keine wesentlichen Unterschiede in den Ausbildungsgängen der einzelnen Mitgliedstaaten bestehen. Weist eine im Ausland absolvierte Ausbildung dagegen wesentliche Unterschiede zur Ausbildung des Aufnahmestaates auf, die nicht durch Berufserfahrung ausgeglichen werden können, kann die Anerkennung mit einer Auflage verbunden sein. Dies kann ein Anpassungslehrgang oder eine Eignungsprüfung sein. Gemäß dieser sogenannten „allgemeinen Regelung“ ist dafür ein Vergleich der Qualifikationen erforderlich. In der Richtlinie 2005/36/EG wurden fünf Qualifikationsniveaus festgelegt, in die die Qualifikationen für diesen Vergleich einzustufen sind. Die zuständige Behörde des Aufnahmestaats ist nicht nur verpflichtet, Qualifikationen anzuerkennen, die im gleichen Niveau eingestuft sind wie die nationale Qualifikation, sondern auch Qualifikationen, die im nächstniedrigeren Niveau der Richtlinie eingestuft sind. Informationen über die Anerkennung von Berufsqualifikationen aus der EU vermitteln die jeweiligen nationalen Informationsstellen, die so genannten ENIC– NARIC–Zentren. In Deutschland ist das die in Bonn ansässige „Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen im Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland“. In Frankreich besteht die Besonderheit, dass das ENIC–NARIC– Zentrum seit September 2004 an das Internationale Zentrum für pädagogische Studien angegliedert ist. Dadurch ist es in der Lage, landesweit alle Anträge auf Anerkennung ausländischer Diplome direkt zu bearbeiten und darüber zu entscheiden, was die internationale Mobilität im akademischen Bereich erleichtert. Bettina Scheer, Referat Grundsatzangelegenheiten und konzeptionelle Fragen der Integration 19 Blick über die Grenzen Vielfalt in der Einheit Neue Integrationsstrategie für das Einwanderungsland USA Obwohl die USA ein klassisches Einwanderungsland sind, war die Integration von Migrantinnen und Migranten bis vor kurzem kaum ein gesellschaftspolitisches Thema. Mit Hilfe von Familienangehörigen und Nichtregierungsorganisationen lernten Einwanderinnen und Einwanderer Englisch und sich an die amerikanische Lebensweise anzupassen, ohne dass die Regierung sich darum in besonderer Weise bemüht hat. Warum also eine Amerikanisierungsbewegung wie im frühen 20. Jahrhundert - der Zeit der großen Einwanderungsströme - initiieren? In den Vereinigten Staaten liegt der Ausländeranteil derzeit bei rund 12,6 Prozent. Anfang des 20. Jahrhunderts betrug er knapp 15 Prozent. Nach einem Rückgang des Ausländeranteils ist seit den 1990er Jahren wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Amerikanische Bevölkerungsstatistiker schätzen, dass der bisherige Höchststand von 15 Prozent in den Jahren zwischen 2020 und 2025 überschritten wird. Bis 2050 wird ein Ausländeranteil von 19 Prozent erwartet. Hinzu kommt eine Veränderung in den 20 Siedlungsgewohnheiten der Zuwanderinnen und Zuwanderer. Seit Jahrzehnten zieht es Einwanderer in die großen Einwanderungsstaaten wie Kalifornien und New York. Allerdings werden inzwischen auch andere USStaaten für Zuwanderer attraktiver, vor allem im Süden und Westen der USA, beispielsweise South Carolina, Nevada, Arkansas und andere Bundesstaaten mit wenig Zuwanderungsgeschichte. Task Force gegründet Mit Blick auf den stetigen Zuwachs von Einwanderinnen und Einwanderern und den genannten Veränderungen im Siedlungsverhalten wurde im Jahr 2006 die „Task Force on New Americans“ gegründet. Darin sind 20 Bundesbehörden vertreten. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Einwanderer seitens der Regierung unterstützt werden können, sich mit den Werten der amerikanischen Zivilgesellschaft zu identifizieren, Englisch zu lernen, und letztlich Amerikanerinnen und Amerikaner zu werden. Ende 2008 hat die per Präsidentenerlass eingerichtete Task Force US-Präsident Bush ihren Abschlussbericht vorgelegt. Dieser Bericht mit dem Titel “Building an Americanization Movement for the Twenty-first Century” ist das Ergebnis von zwei Jahren Beratung mit Vertretern der Zivilgesellschaft. Er gilt als Wegweiser für Politiker und Meinungsbildner. Der Bericht nimmt Bezug auf die amerikanische Geschichte. Er weist darauf hin, dass die Amerikaner als Volk nicht durch ethnische Herkunft oder Religion verbunden sind, sondern durch die Grundwerte der Demokratie sowie durch Rechtstaatlichkeit und Menschenrechte. Aus diesem Befund werden im Bericht zwei Grundprinzipien abgeleitet, die die amerikanische Einwanderungsgeschichte prägen: Diversity within Unity (Vielfalt in der Einheit): Vielfalt macht die USA stark, aber Einigkeit macht den Erfolg Amerikas aus. Staatsangehörigkeit ist eine Frage der Identität und nicht eine Frage bloßer individueller Vorteile: Wenn ein Zuwanderer sich selbst als Amerikaner fühlt und von der Mehrheitsgesellschaft als Amerikaner betrachtet wird, ist dies ein wichtiger Indikator für Integration. Empfehlungen vorgelegt Vor diesem Hintergrund hat die Task Force dem Präsidenten einige Empfehlungen vorgelegt. Die Hauptthese ist, dass die USA eine Art Amerikanisierungsbewegung für das 21. Jahrhundert benötigen, um alle Bereiche der Zivilgesellschaft zu motivieren, Einwanderer willkommen zu heißen und sie beim Spracherwerb und der politischen Bildung zu unterstützen. Nur mit gemeinsamer Anstrengung aller Bereiche der Zivilgesellschaft und mit Koordination durch die Bundesregierung können sich Einwanderer erfolgreich integrieren. Veranstaltungen Weiterhin wird vorgeschlagen, eine bundesweite Infrastruktur von koordinierenden Integrationsräten auf Ebene der Bundesstaaten aufzubauen. Diesen soll die Aufgabe zufallen, Fördermittel zu verwalten und best practice zu koordinieren und zu ermöglichen. Hinzu kommen Vorschläge zur Aufwertung von amerikanischen Einbürge- rungsfeiern, für Initiativen zum Ausbau von Sprachförderprogrammen und allgemein für ein stärkeres Engagement der Gesellschaft im Bereich Integration. Insgesamt betrachtet, hat die Task Force mit ihrem Bericht Bausteine einer Integrationsstrategie für die USA vorgelegt – für ein Einwanderungsland, das sich lange Zeit nicht mit der Frage der Integration befassen musste. Der komplette Bericht ist in englischer Sprache im Internet verfügbar: www.uscis.gov/files/ nativedocuments/M-708.pdf. Adam Hunter, U.S. Department of Homeland Security Integration hat viele Facetten Tagung des Bundesamtes und der Evangelischen Akademie Tutzing Integration ist in der politischen Diskussion inzwischen ein Thema mit vielen Facetten. Nicht allein ausreichende Sprachkenntnisse, sondern auch persönliche Erfahrungen und Vorstellungen von Integration, religiöse Haltungen und kulturelle Identität spielen eine wichtige Rolle im Eingliederungsprozess von Zuwanderern. Diesen unterschiedlichen Einflussfaktoren auf Integrationsprozesse widmete sich Ende Mai eine gemeinsame Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing und des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Dabei kamen sowohl die Perspektive der Aufnahmegesellschaft als auch die persönlichen Erfahrungen von Migranten zur Sprache. Ein Themenblock setzte sich mit Fremdheitserfahrungen auseinander. Prof. Marina Münkler von der Humboldt-Universität zu Berlin skizzierte dabei exemplarisch Wahrnehmung und Verarbeitung von Fremdheit an historischen Beispielen aus dem Mittelalter. So sind bereits von Teil- nehmern der Kreuzzüge Berichte überliefert, die Anpassungsprozesse europäischer Christen im zunächst für sie fremden Orient beschreiben. Seine in Form von Gedichten und Erzählungen verarbeiteten persönlichen Fremdheitserfahrungen stellte Nevfel A. Cumart, Lyriker und Schriftsteller aus Bamberg, vor. Prof. Dr. Elisabeth Beck-Gernsheim von der Universität Erlangen kritisierte die zuweilen starke Vereinfachung und Defizitorientierung in der Berichterstattung der Medien. Das Migrantenbild sei in Deutschland im Wesentlichen vom „Problemblick“ geprägt. So würde beispielsweise der Bildungserfolg von Jugendlichen mit Migrationshintergrund nicht ausreichend gewürdigt. In Deutschland lebende Migrantinnen und Migranten, die eine erfolgreiche Bildungskarriere vorweisen, hätten dies in erster Linie durch „Selbstplatzierung“, das heißt ohne Unterstützung ihrer oftmals bildungsfernen Eltern, erreicht. Mit Blick auf die Bedeutung der Religion für die Integration von Migranten identifizierte Prof. Dr. Wolfgang Stegemann von der Hochschule Neuendettelsau religiöse Rituale und Praktiken als Problembereiche. Er forderte eine Auseinandersetzung mit der Frage, bis zu welchem Punkt hier Muslimen Einschränkungen und Verzicht abverlangt werden können und wo für sie die Grenze liege, die sie nicht ohne Identitätsverlust überschreiten können. Der Frage der politischen Integration widmete sich Prof. Dr. Heinrich Oberreuter, Direktor der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. Seiner Ansicht nach setzen das Grundgesetz, insbesondere die Grund- und Menschenrechte, den Maßstab für die von Zuwanderern zu erbringende Integrationsleistung. In diesem Rahmen hätten Migranten ein Anrecht darauf, ihre kulturelle Identität leben zu dürfen. Dr. Michael Griesbeck, Vizepräsident des Bundesamtes, wies darauf hin, dass zukunfts- 21 Veranstaltungen orientierte Integrationsarbeit nicht nur Integrationsleistungen von Zuwanderern, sondern auch Veränderungsleistungen der Aufnahmegesellschaft erfordert. Die Bevölkerung sei bislang zu wenig auf Vielfalt vorbereitet worden. Erforderlich sei es, Ängste und wechselseitige Vorurteile abzubauen. In der abschließenden Podiumsdiskussion betonte der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Martin Neumeyer die Notwendigkeit zur Etablierung einer Anerkennungskultur für gelungene Integrationsprozesse in Deutschland. Auf der anderen Seite dürfe es keine Tabuisierung in der Debatte um Migration und Integration geben. Andernfalls würden sich Rechtsextremisten des Themas annehmen. Dr. Oliver Steinert, Referat Öffentlichkeitsarbeit Integration „Coole Muslime“ Tagung zeigt Vielfalt muslimischer Jugendorganisationen auf Muslimische Jugendorganisationen präsentierten sich während einer Tagung der evangelischen Akademie in Loccum als sehr vielfältig. Die Bandbreite der Jugendorganisationen, die sich Mitte Mai 2009 vor der Kulisse eines evangelischen Klosters zusammenfanden, reichte von einer islamisch motivierten Organisation mit Charity-Elementen wie den „Lifemakers Germany“ über eine klassische (religiöse) Jugendorganisation wie der „Muslimischen Jugend in Deutschland“ (MJD) hin zu einer Hochschulgruppe wie dem „Rat der muslimischen Studierenden und Akademiker“ – um nur einige Beispiele zu nennen. Die „Lifemakers Germany“ engagieren sich im Sinne des Pfadfindermottos „Jeden Tag eine gute Tat”. Eine der ersten und immer noch beliebtesten Aktionen ist es, gemeinsam Butterbrote zu schmieren und diese an Obdachlose zu verteilen. Begonnen hat die Bewegung im Jahr 2004 in Bonn – mittlerweile gibt es Ortsgruppen in vielen deutschen Großstädten. Der Name der Gruppe stammt aus einer vielbe- 22 So vielfältig wie die muslimischen Jugendlichen selbst sind auch die muslimischen Jugendorganisationen, in den sie sich engagieren. Foto: Katy Otto achteten Sendereihe des ägyptischen Fernsehpredigers Amr Khaled. „Lifemaker“-Gruppen gibt es in vielen europäischen und arabischen Ländern, allerdings sind die Gruppen nach eigenen Angaben nicht organisatorisch verbunden. Die „Lifemakers Germany“ wollen aus der Opferrolle der Muslime heraustreten und etwas tun gegen das negative Bild der Muslime in weiten Teilen der deutschen Gesellschaft. Die „Muslimische Jugend in Deutschland“ macht klassische Jugendarbeit mit Jugendgruppen und Zeltlagern. Sie wird vom Verfassungsschutz beobachtet und hat daher Schwierigkeiten Fördergelder zu beantragen. Allerdings bemühen sich insbesondere in Baden-Württemberg sowohl der Verfassungsschutz als auch die MJD um einen Dialog. Heiß diskutiert wurde immer wieder das Thema der interkul- Veranstaltungen turellen Öffnung von Behörden und Jugendorganisationen, wie etwa dem Landesjugendring in NRW. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass die interkulturelle Öffnung wichtig sei und dass den Behörden und Organisationen in Deutschland noch ein weiter Weg bevorstehe. Ein immer wiederkehrendes Thema war die Durchführung der Aktivitäten für Jugendliche auf rein ehrenamtlicher Basis – daher fehle es häufig an Zeit und Geld. Professor Hans-Jürgen von Wensierski und Claudia Lübcke von der Universität Rostock stellten ihre Studie „Jugendkulturen junger Muslime in Deutschland“ vor, die die Vielfältigkeit muslimischer Jugendlicher bestätigt. In der Studie stehen persönli- che Biografien muslimischer Jugendlicher im Vordergrund, die verschiedenen Jugendkulturen zugeordnet werden. Ein Ergebnis ist zum Beispiel, dass muslimische Jugendliche in der Punk-Szene nur selten zu finden sind – aber eben doch auch dort vertreten sind. Iris Exo, Religiöse und weltanschauliche Aspekte der Integrationsförderung Zuwanderung hat Programme verändert 11. Medienforum Migration beim Südwestrundfunk in Stuttgart Diskutierten die Frage, ob Integration gescheitert ist: (v.l.n.r.) Dr. Reiner Klingholz (Direktor Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung), Kenan Kolat (Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland), Gari Pavkovic (Integrationsbeauftragter der Stadt Stuttgart), Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun (Integrationsbeauftragter des SWR), Ulrich Neuwöhner (SWR Medienforschung), Filiz Kükrekol (SWR Zentrale Information) und Bodo Flaig (Sinus Sociovision). Foto: Marko Lederer/SWR International „60 Jahre Bundesrepublik Deutschland – 60 Jahre Einwanderungsland Deutschland“ lautete das Motto des 11. Medienforums Migration, das Mitte Mai 2009 vom Südwestrundfunk (SWR) in Stuttgart veranstaltet wurde. In „Integration ist kein Nischenthema, sondern hat seinen Platz in der Mitte unseres Programms“, betonte SWR-Intendant Peter Boudgoust bei der Eröffnung der traditionsreichen Fachtagung. Der demografi- verschiedenen Gesprächsforen zogen namhafte Experten eine Bilanz zur Einwanderungspolitik in den vergangenen Jahrzehnten und erörterten die Bedeutung von Migration für Medien, Politik und Gesellschaft. sche Wandel und die steigende Mobilität von Menschen werde dazu beitragen, dass die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund weiter steige. Deshalb sei es für die ARD selbstverständlich, wie Boudgoust erklärte, dass sie auch dieses Publikum mit einem vielfältigen Programmangebot erreichen müsse. Die Integrationsbeauftragten der Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, Professor Ulrich 23 Veranstaltungen Goll und Maria Weber, hoben die Bedeutung der Medien bei der Integration hervor. „Deutschland ist längst ein Einwanderungsland. Diese Erkenntnis ist auch wichtig, um allen Menschen unabhängig von Herkunft und Kultur gleiche Chancen zu bieten“, sagte Goll. Für Maria Weber ist die Teilhabe hier lebender Migrantinnen und Migranten eine Hauptaufgabe für Politik und Gesellschaft. Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob die Integration in Deutschland gescheitert ist. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Forschungsergebnisse von zwei neueren Studien des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung sowie des Heidelberger Instituts Sinus Sociovision. Auf Kritik stieß vor allem die Studie „Ungenutzte Potenziale – Zur Lage der Integration in Deutschland“ des Berlin-Instituts. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem die Herkunft über den Integrationserfolg entscheidet, wie Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts, erläuterte. Mit Abstand die schlechtesten Integrationswerte wurden den Zuwanderinnen und Zuwanderern mit türkischem Migrationshintergrund bescheinigt. „Die Studie hat die Vorurteile der Gesellschaft wissenschaftlich belegt, dass Türken integrationsunwillig sind“, kritisierte Kenan Kolat, Bundesvorsitzender der türkischen Gemeinde in Deutschland. Er bemängelte vor allem, dass bei der Auswahl der 20 Indikatoren für Integration keine sozialen Indikatoren berücksichtigt worden sind. Dass Migrantinnen und Migranten keine homogene Gruppe sind, diese Schlussfolgerung zieht die von Bodo Flaig vorgestellte Sinus-Milieu-Studie. Darin werden acht verschiedene Migranten-Milieus unterschieden, bei denen weniger die ethnische Herkunft als gemein- same Wertvorstellungen und Lebensstile eine Rolle spielen. Die Konsequenzen dieser Studie für die Medien erläuterte Ulrich Neuwöhner von der SWR Medienforschung. Bei einer Sonderauswertung der Sinus-Studie für den SWR wurde festgestellt, dass die verschiedenen MigrantenMilieus bei der Mediennutzung - abhängig von Bildung und sozialer Lage - deutlich auseinanderdriften. Damit unterscheiden sich die Migranten kaum von der deutschen Bevölkerung. Professor Karl-Heinz MeierBraun, Leiter der Redaktion SWR International, konnte im Rahmen des 11. Medienforums auch ein persönliches Jubiläum feiern: Er wurde dafür geehrt, dass er seit 30 Jahren im Dienste der hier lebenden Migrantinnen und Migranten forscht und arbeitet. Andrea Mack-Philipp, Referat Öffentlichkeitsarbeit Integration Muslimisches Leben in Deutschland Neue Studie bei der Deutschen Islam Konferenz veröffentlicht Am 25. Juni 2009 hat das Plenum der Deutschen Islam Konferenz den Dialog zwischen Muslimen und deutschem Staat fortgesetzt – zum letzten Mal in dieser Legislaturperiode. Die Konferenz habe viel bewegt, sagte Dr. Angela Merkel, als sie alle rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Empfang im Bundeskanzleramt begrüßte. Unter der Leitung von Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble beriet das Plenum, bestehend aus 15 staatlichen und 15 muslimischen Teilnehmern, über die im vergangenen Jahr von den Arbeitsgruppen erarbeiteten Vorschläge. Bei der anschließenden Pressekonferenz wurden unter anderem Empfehlungen zur besseren Integration in der Schule und zur Ausbildung von Imamen und religiösem Personal an deutschen Hochschulen vorgestellt. 24 Veranstaltungen Bislang konnten überwiegende Mehrsich die Teilnehmer heit (93 Prozent) musder Deutschen Islimischer Mädchen lam Konferenz bei nimmt am gemischtihrer Arbeit kaum geschlechtlichen auf empirische DaSport- und Schwimmten stützen. Mit der unterricht teil. vom Bundesamt Nur circa 20 Prozent für Migration und der Muslime sind in Flüchtlinge im Aufreligiösen Vereinen trag der Deutschen und Gemeinden orgaIslam Konferenz nisiert und weniger als Das Plenum der Deutschen Islam Konferenz tagte am 25. Juni 2009 in Berlin. erstellten Studie 25 Prozent der MusliFoto: Katy Otto/Deutsche Islam Konferenz „Muslimisches Leme fühlen sich ohne ben in Deutschland“ liegt nun rationshintergrund sind bereits Einschränkung von den in der die erste repräsentative Datendeutsche Staatsangehörige. DefiDeutschen Islam Konferenz präbasis vor. Sie gibt mit rund 6.000 zite ermittelt die Studie vor allem senten islamischen Verbänden befragten Personen aus 49 musim Bereich der strukturellen Invertreten. limisch geprägten Herkunftstegration. Insbesondere mit Blick Die Studie belegt, dass auch ländern einen umfassenden auf höhere Schulabschlüsse und weiterhin ein Dialogprozess notÜberblick über die Anzahl der Erwerbstätigkeit besteht noch wendig ist, der die Vielfalt musliMuslime in Deutschland, GlauNachholbedarf. Bei den nachfolmischen Lebens in Deutschland bensrichtungen, religiöse Praxis genden Generationen, vor allem widerspiegelt. Die muslimischen und verschiedene Aspekte der bei jungen Musliminnen, ist und staatlichen Teilnehmer haIntegration. jedoch bereits ein deutlicher Bilben sich für die Fortsetzung der Ausgehend von einer Telefondungsaufstieg festzustellen. Deutschen Islam Konferenz ausbefragung unter Einbeziehung Die soziale Integration ist besgesprochen. des Ausländerzentralregisters ser, als vielfach angenommen Die Ergebnisse der DIK finden Sie konnte erstmals verlässlich die schlussfolgern die Autorinnen unter www.deutsche-islam-konZahl der Muslime in Deutschland Dr. habil. Sonja Haug, Dr. Anja ferenz.de und die Studie unter geschätzt werden. Zwischen 3,8 Stichs und Stephanie Müssig. www.bamf.de/forschung. und 4,3 Millionen Muslime leben Mehr als die Hälfte aller über Steffi Redman, Nilden Vardar, demnach in Deutschland, fast 16-Jährigen sind Mitglieder in Bundesamt für Migration die Hälfte der Muslime mit Migdeutschen Vereinen und die und Flüchtlinge Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) verstärken ihre Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt eines eintägigen Workshops in Nürnberg stand die Bedeutung der emotionalen Dimension für die Integrationsarbeit und die Frage, wie die Aufnahmegesellschaft besser erreicht und in den Integrationsprozess miteinbezogen werden kann. Unter dem Titel „Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Parameter und Impulse“ erörterten Expertinnen und Experten von BAMF und ÖIF gemeinsame Herausforderungen und Lösungsstrategien. Österreich und Deutschland haben aufgrund vergleichbarer Zuwanderergruppen ähnliche Aufgaben beim Thema Integration zu bewältigen. Deswegen sei der verstärkte Austausch von großer Bedeutung, waren sich Dr. Michael Griesbeck, Vizepräsident des BAMF, und ÖIF-Geschäftsführer Alexander Janda einig. Im Herbst wird der Erfahrungsaustausch fortgesetzt. Dann treffen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ÖIF, BAMF und dem Bundesamt für Migration der Schweiz in Wien, um über Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation mit Migranten und Aufnahmegesellschaft zu diskutieren. 25 Literaturhinweis Das Integrationspanel Das Working Paper 23 des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge untersucht im Rahmen des Forschungsprojekts „Integrationpanel“ die Fortschritte der Integrationskursteilnehmerinnen und -teilnehmer hinsichtlich ihrer alltagsrelevanten Sprachfertigkeiten und Sprachkompetenzen im Kursverlauf. Im ersten Teil wird analysiert, in welchen Bereichen der alltagsrelevanten Sprachfertigkeiten starke Zuwächse zu verzeichnen sind (zum Beispiel dabei sich selbst vorzustellen) und welche Bereiche den Teilnehmern eher schwer fallen (beispielsweise telefonieren). Der zweite Teil betrachtet die Entwicklung der allgemeinen Sprachkompetenz. Dabei wird der Einfluss wichtiger Faktoren wie Alter, Schulbildung, soziale Kontakte und Herkunftsland auf die Sprachkompetenz zu Kursbeginn, am Kursende und hinsichtlich des Zuwachses an Sprachkompetenz untersucht. Abschließend werden Handlungsempfehlungen gegeben, in welchen Bereichen die Kursteilnehmenden stärker gefördert werden sollten. Ausbildung von Migranten Einen umfassenden Überblick zu den beruflichen Qualifikationen von Zuwanderinnen und Zuwanderern im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung gibt das Working Paper 22 des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge mit dem Titel „Berufliche und akademische Ausbildung von Migranten in Deutschland“. Untersucht wird darin die Beteiligung von jungen Ausländerinnen und Ausländern im dualen System der Berufsausbildung, ihre Präsenz an beruflichen Schulen sowie an (Fach-) Hochschulen und Universitäten in Deutschland. In allen Bereichen zeigt sich, dass bei der beruflichen Qualifikation nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen zugewanderter und einheimischer Bevölkerung bestehen. Die Publikationen stehen unter www.bamf.de zum Download bereit oder können über den Publikationsservice des Bundesamtes angefordert werden. Zwei Jahrzehnte Politik für Aussiedler Allein während der letzten beiden Jahrzehnte wurden 3 Millionen Aussiedlerinnen und Aussiedler - circa 2,2 Millionen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und 800.000 aus den ostmitteleuropäischen Staaten - in der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. Ihr zentraler Ansprechpartner ist der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der sich durch zahlreiche Fördermaßnahmen für ihre Integration einsetzt. Der Band dokumentiert die Referate und Diskussionen der Tagung „Zwei Jahrzehnte Politik für Aussiedler und nationale Minderheiten – Bilanz und Perspektiven“, die anlässlich des Jubiläums des Aussiedlerbeauftragten im September 2008 in Berlin stattfand. 26 Christoph Bergner; Matthias Weber (Hg.) Ausssiedler- und Minderheitenpolitik in Deutschland Bilanz und Perspektiven Oldenbourg Verlag, 2009 350 Seiten, 34,80 Euro Literaturhinweis Deutsch-türkische Kulturgeschichte Türkheim, Türkenstraße oder Türkeiplatz – türkische Spuren sind in vielen deutschen Städten allgegenwärtig. Auf den ersten Blick scheint die Geschichte der Türken in Deutschland eine sehr junge zu sein, denn die Mehrzahl der heute in Deutschland lebenden türkischstämmigen Menschen kam im letzten halben Jahrhundert als „Gastarbeiter“. Doch bei genauem Hinsehen reichen die türkischen Spuren rund 500 Jahre zurück. Wo diese Spuren sichtbar werden und welche geschichtlichen Ereignisse damit verbunden sind, zeigt der Autor an vielen Beispielen anschaulich auf. Mit seinem zweisprachigen Buch will der in der Türkei geborene und heute in Deutschland lebende Historiker Latif Celik eine Brücke bauen und zu einem besseren Verständnis zwischen Deutschen und Türken beitragen. Latif Celik Türkische Spuren in Deutschland Logophon Verlag, 2008 268 Seiten, 15,95 Euro Perspektivenwechsel Ulrike Bartels, Daniela Ristau, Claudia Heib Deutschland mit anderen Augen Erfahrungsberichte von Menschen mit Migrationshintergrund Horlemann-Verlag 14,90 Euro „Deutschland mit anderen Augen“ macht sich auf die Suche nach „deutschen Identitäten“ und fragt nach, was Deutschland heute im Vergleich mit und im Kontext anderer Länder und Kulturen ist. Es enthält zwanzig Porträts von Menschen mit Migrationshintergrund, die aus Ländern wie dem Senegal, Nepal, China, Bolivien und Russland stammen. In persönlichen Erfahrungsberichten erzählen die Menschen davon, wie und warum sie ihr Heimatland verlassen haben, welche Vorstellungen von Deutschland sie dabei hatten und wie sie sich in ihrer neuen Heimat Deutschland etabliert und integriert haben. Die Porträtierten sind Akademiker und Studierende, Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren. Viele von ihnen sind dabei im interkulturellen Bereich tätig, die Arbeit an interkultureller Verständigung und Kommunikation gehört somit zu ihrer täglichen Aufgabe. Ein- und Auswanderung in Baden-Württemberg In Baden-Württemberg leben etwa 2,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Damit liegt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in Baden-Württemberg mit 25 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt mit 19 Prozent. Die Zuwanderung hat im Südwesten Tradition. Wanderungsbewegungen haben von jeher die Geschichte Südwestdeutschlands geprägt. Am Beispiel Baden-Württembergs werden zentrale Themen der Ein- und Auswanderung beschrieben. Karl-Heinz Meier-Braun; Reinhold Weber Kleine Geschichte der Ein- und Auswanderung in Baden-Württemberg DRW-Verlag 192 Seiten, 16,90 Euro 27 Kurz notiert EU-Integrationsportal Seit Kurzem ist die neue Website www.integration. eu der Europäischen Kommission online. Sie will Informationen aus ganz Europa bieten und zur Vernetzung der Akteure der Integrationsarbeit beitragen. Auf der Internetseite können Besucher bewährte Integrationsansätze austauschen, neue Finanzierungsmöglichkeiten erkunden, sich über aktuelle Entwicklungen in der EU, auf nationaler und lokaler Ebene informieren und mit anderen Akteuren Kontakt aufnehmen. Parallel dazu wurde auch das Europäische Integrationsforum online gestellt. Diese nicht allgemein zugängliche Seite bietet Vertretern von Nicht-Regierungsorganisationen Gelegenheit, sich zu Fragen der Integrationspolitik zu äußern und untereinander zu diskutieren. Jugendintegrationspreis Für ihr Engagement für die Integration von Menschen aus Zuwandererfamilien und für Chancengleichheit sind 16 Projekte mit dem Jugendintegrationspreis „respekt 2009“der Bundesregierung ausgezeichnet worden. Aus jedem Bundesland wurde eine Initiative ausgewählt, die sich für ein gutes Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft einsetzt. Die Bandbreite der Siegerprojekte reicht von Sprachintegrationskursen für minderjährige Flüchtlinge über Patenschaften für Kinder aus Zuwandererfamilien bis zur selbstproduzierten Radiosendung. Insgesamt hatten sich mehr als 4.000 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland mit 250 Projekten am Wettbewerb beteiligt. Kulturmagazin Internetlinks >> Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse: Studie Brain Waste www.berufliche-anerkennung.de/brain-waste.html Studie der Uni Oldenburg: www.ibkm.uni-oldenburg.de/download/Soziale_und_berufliche_Integration_hoeher_qualifizierte_Fluechtlinge_in_Niedersachsen_durch_die_Aktivierung_von_Humanressourcen.doc www.berufliche-anerkennung.de www.kmk.org/zab.html >> Berufliche Anerkennung in der EU: www.ec.europa.eu/internal_market/qualifications/ index_de.htm www.ciep.fr/de/enic-naricfr/ Impressum Blickpunkt Integration 02/2009 Erscheinungsweise vierteljährlich Herausgeber: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 90343 Nürnberg Redaktion: Dr. Oliver Steinert (verantwortlicher Leiter) Andrea Mack-Philipp Katja Carstens Jan Entrich E-Mail: „Puzzle“ heißt das erste interkulturelle Kulturmagazin im deutschen Fernsehen, das seit 2009 einmal im Monat vom Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Unter dem Motto „Viele Kulturen – ein Land“ stellt die Journalistin Özlem Sarikaya Kulturschaffende mit Zuwanderungsbiografien vor, die mit ihrer Kunst und ihrem Wirken die Kultur dieses Landes mitprägen. Präsentiert werden aktuelle Themen aus unterschiedlichen Kunstgattungen wie Musik, Tanz, Theater und Literatur. Die nächste Sendung ist am 13. August 2009 um 23.00 Uhr im Bayerischen Fernsehen zu sehen. 28 info.buerger@bamf.bund.de Internet: www.integration-in-deutschland.de Layout: Gertraude Wichtrey Druck: Bonifatius GmbH Druck-Buch-Verlag Karl-Schurz-Str. 26 33100 Paderborn Titelfoto: Claus Felix Auflage: 8000 Exemplare
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