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Full text: Gewalt und ihre Prävention in Marzahn-Hellersdorf (Rights reserved)

Gewalt und ihre Prävention in Marzahn-Hellersdorf Ein Bezirksprofil ARBEITSSTELLE JUGENDGEWALTPRÄVENTION (HRSG.) BE RLI N 2 01 7 Im Auftrag der Landeskommission Berlin gegen Gewalt 1 EINLEITUNG 4 1.1 Zentrale Befunde 6 2 MARZAHN-HELLERSDORF 7 2.1 Kriminalitäts- und Gewaltbelastung 2.2 Risiko- und Kontextfaktoren 11 2.3 Gewaltpräventive Angebote 14 2.4 Fazit: Ansatzpunkte zur Ausgestaltung kommunaler Prävention 15 3 ANHANG 18 4 LITERATURVERZEICHNIS 24 7 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf 1 EINLEITUNG Angesichts neuer Entwicklungen und Herausforderungen zielt das Land Berlin auf eine Stä rkung der Prävention ab. Eine zentrale Bedeutung bei der Spezifizierung von Bedarfen und der Steuerung gewaltpräventiver Anstrengungen kommt der lokalen Ebene der Bezirke zu. Der Koalitionsvertrag für die laufende Legislaturperiode sieht daher vor, „ unter der Koordination der Landeskommission gegen Gewalt in allen Bezirken Präventionsbeiräte ein[zu]richten und mit den erforderlichen Mitteln aus[zu]statten.“ Die Landeskommission Berlin gegen Gewalt unterstützt daher den Aufbau bzw. die Fortsetzung lokaler Präventionsstrukturen und fördert Angebote, die auf in diesem Rahmen erkannte Bedarfe reagieren. Zur Etablierung und Fortschreibung bezirklicher Netzwerke legt die Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention einen „Han dlungsleitfaden zur bezirklichen Prävention“ vor. Das vorliegende Bezirksprofil ergänzt diesen Handlungsleitfaden. Es stellt Informationen zur kommunalen Gewalt- und Kriminalitätsbelastung vor und beschreibt ausgewählte Schutz- und Risikofaktoren in den Bereichen Nachbarschaft, Familie und Schule sowie bereits bestehende Präventionsansätze. Als Impuls für die Ausgestaltung der bezirklichen Präventionsarbeit und die Einrichtung von bezirklichen Präventionsbeiräten werden damit datenbasierte Grundlagen zur Situationsanalyse bereitgestellt, auf deren Grundlage wiederum konkrete Zielstellungen der Präventionsarbeit festgelegt werden können. Die Profile beruhen weitgehend auf Studien der im Auftrag der Landeskommission Berlin g egen Gewalt tätigen Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention — insbesondere auf dem „Berliner Monitoring Jugendgewaltdelinquenz“. Dessen Ausgabe für das Jahr 2017 wird zudem erweiterte und wesentlich aktualisierte Fassungen der Profile enthalten sowie Daten zur Gewalt und Kriminalitätsbelastung bis ins Jahr 2016 umfassen. Um aus statistischen Daten zur G ewalt- und Kriminalitätsbelastung sinnvolle Präventionsmaßnahmen abzuleiten, ist eine vertiefende Einordnung und Bewertung durch Akteure mit lokaler Expertise geboten. Das vorliege nde Profil sollte insofern als Impuls für eine bezirkliche Reflexion dienen, diese aber nicht e rsetzen. Für die Bezirksprofile wurden unterschiedliche Quellen zugrunde gelegt, die nach Möglichkeit bis auf die sozialräumliche Ebene der Bezirksregionen differenzieren. Um möglichst aktuelle Daten bereitstellen zu können, wurden z.T. unterschiedliche Bezugsjahre zugrunde gelegt. Die Angaben zur Kriminalität mit Bezug auf alle Altersgruppen stammen aus dem „Kriminalitätsatlas“ der Berliner Polizei (Der Polizeipräsident in Berlin 2015a, Bezugsjahr 2015). Die Daten zur Jugendgewalt beruhen auf dem „Monitoring Jugendgewaltdelinquenz“ (Lüter et al. 2016, Bezugsjahr 2014) sowie ergänzend auf aktuellen Fallzahlen der Berliner Polizei aus den Jahren 2015 und 2016 (Der Polizeipräsident in Berlin 2017). Unter Jugendgewaltdelinquenz wird, sofern nicht anders bezeichnet, die Zahl der polizeilich registrierten Rohheitsdelikte mit Tatverdächtigen (TV) im Alter von 8 bis unter 21 Jahren g efasst. Es handelt sich somit um eine Statistik der Fälle bezogen auf die Tatorte. Rohheitsdelikte umfassen, vereinfacht gesagt, Körperverletzungen, Raubtaten und die Delik tgruppe der Nötigungen und Bedrohungen, entsprechend der polizeilichen Schlüsselsystematik (Der Polizeipräsident in Berlin 2015b, 158f.). Kiezbezogene Straftaten umfassen Delikte, bei denen es wahrscheinlich ist, dass Tatort und Wohnort weitgehend übereinstimmen. Enthalten sind dabei u.a. Fälle häuslicher Gewalt, „Ind ikatoren von Verwahrlosungstendenzen“ und eine „erkennbare Nichtachtung staatlicher Autorität“ (Der Polizeipräsident in Berlin 2015a, 5f). Kiezbezogene Straftaten umfassen daher so unterschiedliche Delikte wie z.B. Keller- und Wohnungseinbrüche, Bedrohungen, Körperverletzungen auf Straßen, Wegen und Plätzen, Misshandlung von Kindern, Sachbeschädigung an KfZ oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. 4 CAMINO EI NLEI TUNG Die Häufigkeitszahl (HZ) gibt die Zahl der Fälle pro 100.000 Einwohner/innen an, bei Jugendgewalt an Schulen pro 100.000 Schüler/innen eines Bezirks bzw. einer Region. Der Grad der Belastung mit Jugendgewalt in einzelnen Bezirksregionen bemisst sich am Median, der mittleren Häufigkeitszahl aller Bezirksregionen. Als „weit überdurchschnittlich“ gelten statistische Ausreißer, als „hoch“ Werte im oberen, also ersten Quartil der Verteilung. Als „leicht erhöht“ werden Werte bezeichnet, die ins zweite Quartil fallen, als „unterdurchschnit tlich“ Werte, die unter dem Median liegen (Lüter et al. 2016, 26f.). Der Grad der Belastung mit Rohheitsdelikten an Schulen, häuslicher Gewalt bzw. Kindesmisshandlung, die Fehlquoten und die Beteiligung an Schulen bemessen sich in Quartilen, als „hoch“ gelten Werte im ersten Quartil, als „eher hoch“ solche im zweiten, als „eher niedrig“ solche im dritten, als „niedrig“ Werte im vierten Quartil (Lüter et al. 2016, 26f.). Als Risikofaktor im sozialen Bereich wurde die soziale Statusgruppe einbezogen, wobei 1 e iner sehr niedrigen, 4 einer sehr hohen Belastung mit sozialen Problemlagen wie Arbeitslosigkeit und Kinderarmut entspricht. Weitere Hintergrundinformationen zu den verwendeten Daten können dem „Monitoring Jugendgewaltdelinquenz“ entnommen werden (Lüter et al. 2016, 19ff.). CAMINO 5 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf 1.1               6 Z E NT R AL E B EF UN D E Marzahn-Hellersdorf hat im Berliner Maßstab eine unterdurchschnittliche altersunspez ifische Kriminalitätsbelastung, die sich entgegen des Landestrends in den letzten Jahren noch verringert hat. Hinsichtlich der Belastung mit Jugendgewalt finden sich — gemessen an den polizeilich registrierten Rohheitsdelikten — erhöhte Werte, die im Schulbereich sogar sehr stark erhöht sind. Der Bezirk besetzt berlinweit Rang 1 bezüglich der Belastung mit polizeilich registrierter Schulgewalt. Seit dem Jahr 2007 zeigt sich eine rückläufige Belastung mit Jugendgewalt, allerdings mit starken jährlichen Schwankungen. Die im Bezirk registrierten Fallzahlen steigen in den Jahren 2015 und 2016 aktuell wieder deutlich an. Das entspricht dem Landestrend, ist hier jedoch besonders stark ausgeprägt. Die Zahl der absolut registrierten Gewaltvorfälle an Schulen steigt im Jahr 2016 auf den höchsten Wert seit Beginn des Untersuchungszeitraums im Jahr 2006. Mit Jugendgewalt weit überdurchschnittlich belastet ist die Region Marzahn Nord. Auch die Regionen Hellersdorf Nord, Marzahn Mitte und Hellersdorf Ost verfügen über eine hohe Belastung. Der Anteil der tatverdächtigen Kinder ist gegenüber Berlin insgesamt deutlich erhöht. Risikofaktoren sind in Marzahn-Hellersdorf in zentralen Einflussbereichen (soziale Lage der Kieze, Familie, Schule) zum Teil erheblich höher ausgeprägt als in Berlin. Insofern zeigt sich ein mehrschichtiges Risikoprofil. Der Bezirk zeigt eine starke soziale Spaltung, sowohl in Hinsicht auf die Gewalt- und Kriminalitätsbelastung wie auch in Bezug auf die soziale Lage. Es finden sich Regionen mit im Berliner Vergleich sowohl extrem erschwerten wie auch extrem förderlichen Bedingungen. Der Anteil von Jugendarbeitslosigkeit und Kinderarmut ist gegenüber dem Land erhöht. Alleinerziehende Haushalte und häusliche Gewalt sind weiter verbreitet als in Berlin insgesamt. Der Anteil schuldistanzierter Schüler/innen und die Quote an Fehltagen an Schulen sind erhöht. In Marzahn-Hellersdorf besteht seit 2005 ein Präventionsrat, der beim Bezirksamt angesiedelt ist. In den Ortsteilen Marzahn und Hellersdorf sind auch jeweils Partnerschaften für Demokratie (ehemals: Lokale Aktionspläne) tätig, die sich der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit widmen. Im Bezirk arbeiten im Jugendbereich neben verschiedenen AGs auch zahlreiche Vernetzungsrunden mit sozialräumlichem Fokus. Im Schulbereich sind viele Angebote weiter verbreitet als im Berliner Durchsc hnitt, womit auf die besonderen Ausprägungen sozialer Benachteiligung reagiert wird. Allerdings sind verhältnismäßig wenige Schulstationen eingerichtet und an einer gegenüber Berlin unterdurchschnittlichen Zahl von Schulen Krisenteams etabliert. Im Jugendbereich berücksichtigen verschiedene Jugendeinrichtungen sowie Angebote der mobilen Jugendarbeit in unterschiedlicher Form präventiv wirksame Ansätze. CAMINO MARZAHN-HELLERSDORF 2 2.1 MARZAHN-HELLERSDORF K R I MI N A LIT Ä T S - UN D G E W AL T B EL A S TU NG Marzahn-Hellersdorf hat im Berliner Vergleich eine unterdurchschnittliche und im Zeitverlauf leicht abnehmende Kriminalitätsbelastung, während in der Stadt insgesamt leichte Zunahmen zu verzeichnen sind. Abbildung 1: Straftaten mit Tatverdächtigen aller Altersgruppen 2015 (HZ) 20.000 14.390 14.419 9.954 9.859 10.000 15.383 15.926 9.539 9.041 Berlin (gesamt) Marzahn-Hellersdorf 0 2012 2013 2014 2015 Datenquelle: Kriminalitätsatlas Berlin 2015 (Der Polizeipräsident in Berlin 2015a). Innerhalb des Bezirks fallen neben Hellersdorf Nord auch Marzahn Mitte und Marzahn Süd durch Werte der altersunspezifischen Belastung mit Straftaten auf, die gegen über dem bezirklichen Durchschnitt erhöht sind. Insbesondere Kaulsdorf und Mahlsdorf, aber auch Hellersdorf Süd und Marzahn Nord zeigen demgegenüber erheblich geringere Belastungen. Abbildung 2: onen (HZ) Straftaten mit Tatverdächtigen aller Altersgruppen 2015 nach Bezirksregi- Marzahn-Hellersdorf 9.041 Hellersdorf Nord 11.886 Marzahn Mitte 10.300 Marzahn Süd 9.955 Biesdorf 8.637 Hellersdorf Ost 8.434 Marzahn Nord 7.913 Hellersdorf Süd 7.552 Kaulsdorf 5.869 Mahlsdorf 4.258 Berlin (gesamt) 15.926 0 5.000 10.000 15.000 Datenquelle: Kriminalitätsatlas Berlin 2015 (Der Polizeipräsident in Berlin 2015a). Der Befund einer eher unterdurchschnittlichen Belastung Marzahn-Hellersdorfs erstreckt sich relativ gleichmäßig auch über verschiedene Deliktgruppen (gemessen anhand der Häufigkeitszahlen). Dabei ist insbesondere das Aufkommen an Diebstählen in Marzahn-Hellersdorf gegenüber dem Landesdurchschnitt deutlich verringert. Leicht unterdurchschnittliche Werte CAMINO 7 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf finden sich auch für sogenannte kiezbezogene Straftaten, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen sowie Nachstellungen und Nötigungen. Abbildung 3: (HZ) Verschiedene Deliktgruppen mit Tatverdächtigen aller Altersgruppen 2015 9.041 Straftaten (gesamt) 3.743 Diebstahl (gesamt) 15.926 7.846 2.225 3.013 Kiezbezogene Straftaten Körperverletzung (gesamt) 1.105 1.195 Sachbeschädigung (gesamt) 1.033 1.232 Nachstellung, Nötigung, Freiheitsberaubung, Bedrohung Marzahn-Hellersdorf Berlin (gesamt) 340 409 0 5.000 10.000 15.000 Datenquelle: Kriminalitätsatlas Berlin 2015 (Der Polizeipräsident in Berlin 2015a). Im Gegensatz zur altersunspezifischen Kriminalitätsbelastung ist Marzahn-Hellersdorf im Bereich der polizeilich registrierten Jugendgewalt deutlich überdurchschnittlich belastet. Im B ezirksvergleich liegt der Bezirk zuletzt kontinuierlich im Spitzenfeld und besetzt jeweils Rang 2 oder 3. Zuvor, in den Jahren 2006 bis 2009, war er im Berliner Vergleich noch geringer belastet und lag auf Platz 3 oder 4.1 Dies schlägt sich, wie im Weiteren näher ausgeführt wird, jedoch nicht in allen Regionen gleichermaßen nieder. Abbildung 4: Rohheitsdelikte mit Tatverdächtigen im Alter von 8 bis unter 21 Jahren 2006 bis 2016 1.009 1.000 907 929 824 860 796 829 848 756 829 872 Marzahn-Hellersdorf Anzahl 500 367 410 381 337 350 320 329 333 295 332 337 314 292 278 262 249 228 216 Marzahn-Hellersdorf HZ Berlin (gesamt) HZ 0 Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016c; 2017), Daten des Amts für Statistik (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2016), eigene Berechnungen. Die Häufigkeitszahlen für die Jahre 2015 und 2016 liegen noch nicht vor. Im Vergleich zur Entwicklung in Berlin insgesamt zeigt sich in Marzahn-Hellersdorf eine im Langzeitvergleich ebenfalls tendenziell rückläufige Entwicklung der Belastung, die jedoch deutlichere Schwankungen aufweist. Nach einer Spitzenbelastung im Jahr 2007 zeigten sich insbesondere in den unmittelbaren Folgejahren 2008 und 2009 besonders starke Rückgänge. 1 Siehe Tabelle 3 im Anhang. 8 CAMINO MARZAHN-HELLERSDORF Seit diesem Zeitpunkt ist die erhöhte Belastung mit jahresspezifischen Schwankungen deutlich stabiler. Bemerkenswert ist jedoch aktuell ein erneuter Anstieg in den Jahren 2015 und 2016, der auch in Berlin insgesamt zu verzeichnen ist, sich aber in Marzahn-Hellersdorf besonders deutlich abzeichnet.2 Dass in Marzahn-Hellersdorf in einzelnen Regionen soziale Problemlagen in stärkerem Maß auftreten als andernorts, macht sich auch hinsichtlich der Gewaltbelastung im Jugendbereich bemerkbar. So ist eine im Berliner Vergleich weit überdurchschnittliche Belastung in der von Großsiedlungsstrukturen geprägten Region Marzahn Nord zu verzeichnen. Auch in Hellersdorf Nord, Marzahn Mitte und Hellersdorf Ost, die ähnliche Gebietsmerkmale aufweisen, sind hohe Belastungen zu finden. Gebiete wie Biesdorf, Mahlsdorf oder Kaulsdorf zeigen demgegenüber stark unterdurchschnittliche Werte. Marzahn-Hellersdorf zeigt im Bereich der Belastung mit Jugendgewalt insofern eine stark polarisierte, von deutlichen Kontrasten und Unterschieden geprägte Struktur, die sich bei altersunspezifischer Betrachtung nicht in gleicher Deutlichkeit abzeichnet. Fünf der neun Bezirksregionen haben eine leicht erhöhte, eine hohe oder eine weit überdurchschnittliche Belastung (liegen also über dem Median der 138 Berliner Sozia lräume), vier Regionen eine unterdurchschnittliche. Abbildung 5: Rohheitsdelikte mit Tatverdächtigen im Alter von 8 bis unter 21 Jahren nach Bezirksregionen 2014 (HZ) Grad 4 Marzahn-Hellersdorf 295 Marzahn Nord 576 Grad 3 Hellersdorf Nord 448 Marzahn Mitte 429 Hellersdorf Ost 352 Grad 1 Grad 2 Marzahn-Süd 205 Hellersdorf Süd 151 Biesdorf 125 Mahlsdorf 77 Kaulsdorf 75 Berlin (gesamt) 216 0 250 500 Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016c), Daten des Amts für Statistik (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2016), eigene Berechnungen. Die Grade neben den Bezirksregionen geben die Belastung mit Jugendgewalt wieder. Bezugsgröße ist der Median der Bezirksregionen (HZ = 160): 1 = unterdurchschnittlich, 2 = leicht erhöht, 3 = hoch, 4 = weit über durchschnittlich. Eine Besonderheit in Marzahn-Hellersdorf besteht darin, dass der Anteil der Kinder an den 8bis unter 21-jährigen Tatverdächtigen für Rohheitsdelikte besonders hoch ist (Marzahn Hellersdorf: 29,8%, Berlin: 18,5%). Umgekehrt ist der Anteil der jungen Heranwachsenden deutlich kleiner als in Berlin (Marzahn-Hellersdorf: 32,3%, Berlin: 43,5%). Der Anteil der deutschen Tatverdächtigen liegt bei 89,4% und damit erheblich über dem Berliner Durchschnitt, 2 Für die Jahre 2015 und 2016 liegen bisher nur die absoluten Zahlen vor. CAMINO 9 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf was angesichts der Bevölkerungsstruktur des Bezirks jedoch zu erwarten ist. Der Anteil der weiblichen Tatverdächtigen ist mit 27,7% gegenüber Berlin (23,1%) leicht erhöht. mind. ein/e mind. ein/e Fälle mit TV im TV TV Alter von … Jahren Abbildung 6: 2014 in % Anteil der Fälle nach Geschlecht, Altersgruppen und Staatsangehörigkeit 8 bis unter 14 18,5 29,8 42,9 44,1 14 bis unter 18 32,3 18 bis unter 21 43,5 deutsch 76,8 13,2 nicht deutsch 89,4 Marzahn-Hellersdorf Berlin (gesamt) 28,7 79,6 82,4 männlich 27,7 23,1 weiblich 0% 50 % 100 % Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016c), Daten des Amts für Statistik (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2016), eigene Berechnungen. Schulen sind zugleich ein Schauplatz möglicher Gewalttaten und ein Ansatzpunkt für Präve ntionsarbeit. In den Marzahn-Hellersdorfer Schulen lernen über 26.000 Schüler/innen. 18,9% von ihnen — und damit deutlich weniger als in Berlin (32,2%) — verfügen über eine nicht deutsche Herkunftssprache. 41,0% kommen aus Elternhäusern mit Lernmittelbefreiung, mehr als im Landesdurchschnitt (34,1%). Tabelle 1: Zahl der Schüler/innen im Bezirk Schüler/innen Marzahn-Hellersdorf Berlin 26.413 417.158 Anteil NDH in % 18,9 32,2 Anteil LMB in % 41,0 34,1 Gesamt Datenquellen: Daten der SenBJW (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2016a; 2016b), eigene Berechnungen. Zahl der Schüler/innen in Bezug auf allgemeinbildende und berufliche Schulen; NDH: nicht deutscher Herkunftssprache, LMB: Lernmittelbefreiung (jeweils bezogen auf Schüler/innen allgemeinbildender Schulen). Schulische Gewalt ist in Marzahn-Hellersdorf im Berlinvergleich nochmals stärker erhöht als die Jugendgewalt insgesamt (gemessen an den von der Polizei registrierten Rohheitsdelikten). Zu den Regionen, die eine hohe Belastung mit schulischer Gewalt aufweisen, gehören Mar3 zahn Nord, Marzahn Mitte, Marzahn Süd, Hellersdorf Ost und auch Mahlsdorf. Die Gewaltbelastung der Schulen in Marzahn-Hellersdorf stieg insbesondere im Jahr 2007 und im Jahr 2012 jeweils sprunghaft stark an. Während in den Jahren 2013 und 2 014 eine Trendumkehr und erhebliche Rückgänge zu verzeichnen waren, steigen die registrierten Fal lzahlen aktuell erneut deutlich an: Im Jahr 2016 verzeichnet der Bezirk einen Spitzenwert i nnerhalb des zurückliegenden Zehnjahreszeitraums. Zwar entspricht die aktuelle Trendumkehr 3 Siehe Tabelle 2 im Anhang. 10 CAMINO MARZAHN-HELLERSDORF auch der Entwicklung im Land, sie prägt sich in Marzahn-Hellersdorf jedoch besonders stark und überproportional aus. Abbildung 7: An Schulen registrierte Rohheitsdelikte mit 8- bis unter 21-jährigen Tatverdächtigen 2006 bis 2014 1.047 1.000 883 667 746 702 Berlin (gesamt) HZ 573 542 550 Marzahn-Hellersdorf HZ 500 247 243 182 298 336 355 349 355 259 0 71 172 145 140 139 162 306 224 Marzahn-Hellersdorf Anzahl 272 196 231 261 Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016b), Daten der SenBJW (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2016a; 2016b), eigene Berechnungen. Die Häufigkeitszahlen für die Jahre 2015 und 2016 liegen noch nicht vor. 2.2 R I S I KO - U ND KO N T EX T FA K TO R E N Erfolgreiche Präventionsarbeit sollte die Risiko- und Kontextfaktoren in ihrer sozialräumlichen Verbreitung in den Blick nehmen. Die hier vorgestellte Auswahl soll als Anregung für die vertiefte Beratung unter den verschiedenen vor Ort tätigen Professionen dienen. Die soziale Lage gilt als ein Umstand, der das Auftreten von Jugendgewalt und damit entspr echende Präventionsbedarfe ggf. beeinflusst. Angesichts der stark polarisierten Sozialstruktur von Marzahn-Hellersdorf stehen alle Aussagen zu Durchschnitten auf bezirklicher Ebene jedoch unter Vorbehalt. So weisen drei der neun Bezirksregionen einen sehr niedrigen Sozialstatus, drei andere aber einen sehr hohen Sozialstatus auf. Soziale Problemlagen konzentrieren sich dabei insbesondere in den Großsiedlungen Marzahn Nord, Marzahn Mitte und He llersdorf Nord, mit Einschränkungen auch in Hellersdorf Ost. 4 Auch angesichts der vorhandenen Regionen mit sehr hohem Sozialstatus, wie Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf, zeigen einschlägige Sozialindikatoren im bezirklichen Durchschnitt erhöhte Belastungen an: Die Arbeitslosenquote, der Anteil Langzeitarbeitsloser, die Jugendarbeitslosigkeitsquote und der Anteil der Transferbezieher/innen sind gegenüber dem Landesdurchschnitt jeweils erhöht. Dies gilt insbesondere auch für die Verbreitung von Kinderarmut — gemessen am Anteil von Kindern unter 15 Jahren aus Haushalten mit Transfereinkommensb ezug: Während landesweit 32,1% der Kinder betroffen sind, handelt es sich in MarzahnHellersdorf um 40,6%. 4 Siehe Tabelle 2 im Anhang. CAMINO 11 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf Abbildung 8: Soziale Problemlagen und Kontextfaktoren 2014 9,0 7,9 Anteil Arbeitslose 2,9 2,6 Anteil Langzeitarbeitslose 5,9 4,1 Jugendarbeitslosigkeit Marzahn-Hellersdorf Berlin (gesamt) 15,8 13,5 Transferbezieher/innen Transferbezieher/innen im Alter von unter 15 Jahren 40,6 32,1 0% 25 % 50 % Datenquellen: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2015 (Bodelschwingh et al. 2015), Transferbeziehende unter 15 Jahren nach SGB II. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund beträgt im Bezirk MarzahnHellersdorf 24,7% (Berlin: 45,7%). Auch im Bereich der Risikofaktoren aus dem familiären Kontext fallen in Marzahn -Hellersdorf erhöhte Werte auf. Der Anteil der alleinerziehenden Haushalte liegt auch im bezirksweiten Rahmen deutlich über dem Berliner Durchschnitt (Marzahn-Hellersdorf: 37,2%, Berlin: 31,1%). Auch häusliche Gewalt und Misshandlungen von Kindern und Schutzbefohlenen werden im Bezirk deutlich häufiger als in Berlin insgesamt festgestellt. Im Jahr 2014 lag Marzahn Hellersdorf im Vergleich aller Berliner Bezirke bezüglich der registrierten häuslichen Gewalt auf Rang 2. 5 Hoch belastet sind insbesondere die Regionen Marzahn Nord, Marzahn Mitte, Marzahn Süd, Hellersdorf Nord, Hellersdorf Ost und Hellersdorf Süd. Misshandlungen von Kindern und Schutzbefohlenen werden in besonderem Umfang in Marzahn Nord, Marzahn Mitte, Hellersdorf Nord sowie in Hellersdorf Süd registriert.6 Abbildung 9: Anteil der alleinerziehenden Haushalte 2014 Alleinerziehende Haushalte 31,1 0% 37,2 Marzahn-Hellersdorf Berlin (gesamt) 25 % 50 % Datenquellen: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2015 (Bodelschwingh et al. 2015). Abbildung 10: Kindesmisshandlung und häusliche Gewalt 2014 (HZ) 27 21 Misshandlung von Kindern und Schutzbefohlenen Marzahn-Hellersdorf 583 Häusliche Gewalt 422 0 250 Berlin (gesamt) 500 Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016a; 2016c), Daten des Amts für Statistik (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2016), eigene Berechnungen. 5 6 Siehe Tabelle 6 im Anhang. Siehe Tabelle 2 im Anhang. 12 CAMINO MARZAHN-HELLERSDORF Die Risikofaktoren im Bereich Schule zeigen in Marzahn-Hellersdorf erhöhte Ausprägungen. Der Anteil der Schuldistanzierten liegt hier deutlich über dem Berliner Durchschnitt (MarzahnHellersdorf: 7,9%, Berlin: 5,3%). Auch die Quote unentschuldigter Fehltage und der Anteil der Fehltage insgesamt sind in Marzahn-Hellersdorf höher als im Landesdurchschnitt. Abbildung 11: Schuldistanz und Fehlquoten 2014 7,9 Schuldistanzierte (% der Schüler/innen) 5,3 1,6 1,3 Fehlquote unentschuldigt (% der Tage) Marzahn-Hellersdorf Berlin (gesamt) 7,7 Fehlquote insgesamt (% der Tage) 6,4 0% 5% 10 % Datenquelle: Daten der SenBJW (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2015). Die Fehlquoten beziehen sich auf den Anteil der Schülerfehltage an allen Unterrichtstagen eines Schulhalbjahrs. Als schuldistanziert gelten Schüler/innen mit mehr als 20 Fehltagen pro Schulhalbjahr. Einige Regionen fallen durch hohe Anteile schuldistanzierter Schüler/innen auf. 7 Während in Berlin an den Integrierten Sekundarschulen (ISS) 7,6% der Schüler/innen als schuldistanziert gelten, sind es in   Marzahn Nord 12,9%, in Hellersdorf Nord und Hellersdorf Ost 10,5%. Die Möglichkeiten zur Beteiligung für Schüler/innen und Eltern gelten als ein möglicher Schutzfaktor für Jugendgewalt. Sie sind in Marzahn-Hellersdorf laut Schulinspektion über alle Schulen hinweg deutlich unterdurchschnittlich ausgeprägt. Marzahn-Hellersdorf ist, gemessen an den Möglichkeiten, sich am Schulleben zu beteiligen, damit der Bezirk mit der am schwächsten entwickelten Schulkultur in Berlin. Abbildung 12: Beteiligung der Schüler/innen und Eltern laut Schulinspektion 2014 2,3 Beteiligung der Schüler/innen und Eltern Marzahn-Hellersdorf 2,7 1 2 3 Berlin (gesamt) 4 Datenquellen: Daten der SenBJW (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2016c). Skala von 1 bis 4: Ein hoher Wert entspricht ausgeprägten Beteiligungsmöglichkeiten für Schüler/innen und Eltern. Angesichts der ausgeprägten Vielfalt des Bezirks lassen sich die Befunde zu Marzahn Hellersdorf nur sehr eingeschränkt für alle Regionen pauschalisieren. Umso auffälliger ist, dass eine Reihe zentraler Risikofaktoren auch bei Betrachtung des gesamtbezirklichen Durchschnitts in erhöhtem Maß zu registrieren sind. Die Belastungen im Bereich der Kinderarmut, der häuslichen Gewalt und der Verbreitung alleinerziehender Haushalte sowie die schwach entwickelte Schulkultur und eine überdurchschnittlich ausgeprägte Schuldistanz verdeutlichen einen entsprechenden Handlungsbedarf für die Prävention. 7 Auf der kleinräumigen Ebene wurden aus Gründen der Vergleichbarkeit nur die ISS einbezogen. Siehe Tabelle 5 im Anhang. CAMINO 13 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf 2.3 G E W A LT P R Ä V ENT I V E A NG E BO T E In Marzahn-Hellersdorf besteht seit 2005 ein Präventionsrat, der beim Bezirksamt angesiedelt ist. In den Ortsteilen Marzahn und Hellersdorf sind auch jeweils Partnerschaften für Demokratie (ehemals: Lokale Aktionspläne) tätig, die sich der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit widmen. Im Aufgabenbereich des Jugendamts sind neben verschiedenen themenbezogenen Arbeitsgemeinschaften überdies auch zahlreiche Vernetzungsrunden eingerichtet, die eine sozialraumbezogene Ausrichtung haben. Ein Überblick über die Verbreitung verschiedener Präventionsangebote an Schulen zeigt, dass in Marzahn-Hellersdorf viele Angebote weiter verbreitet sind als im Berliner Durchschnitt. Das gilt angesichts der besonderen sozialen Herausforderungen in einigen Regionen auch für so lche Programme, die Aspekte der sozialen Benachteiligung — insbesondere die Quote lernmittelbefreiter Schüler/innen — zur Teilnahmevoraussetzung haben: etwa das Bonus-Programm zur Unterstützung von Schulen in schwieriger Lage oder die Jugendsozialarbeit an Schulen. Bezüglich der Umsetzung zentraler struktureller Präventionsansätze an Schule n wie der Einrichtung von Krisenteams oder Schulstationen finden sich jedoch auch deutlich unterdurchschnittliche Verbreitungsgrade. So verfügen nur sehr wenige Schulen über Schulstationen (Marzahn-Hellersdorf: 3,8%, Berlin: 10,7%) und nur gut die Hälfte der Schulen hat Krisenteams eingerichtet (Marzahn-Hellersdorf: 53,6%, Berlin: 72,3%). Das medienpädagogische und gewaltpräventive Projekt CUT 126 ist im Jahr 2015 seitens des schulpsychologischen Beratungszentrum Marzahn-Hellersdorf initiiert worden. Im außerschulischen Bereich sind im Bezirk zahlreiche Einrichtungen und Angebote für Jugendliche etabliert, deren Angebotsspektrum in mehr oder minder expliziter Form auch die Gewaltprävention umfasst oder an einschlägigen Schutz- und Risikofaktoren ansetzt. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Jugendfreizeiteinrichtungen Jugendzentrum Betonia (sozialräumliche Jugendarbeit), das Kinder- und Jugendhaus Bolle (Deeskalationstraining, regelmäßiges präventives Konflikt- und Antigewalttraining), den Jugendclub Wurzel (Sozialraum Marzahn West: offene Arbeit, Peerhelper-Projekt usw., hinausreichende Arbeit), das Jugendhaus UNO (offene Kinder- und Jugendarbeit in Marzahn Nordwest), das Kulturhochhaus Marzahn (offene Kinderarbeit, Projekte, Ferienreisen, Kulturarbeit, Elterncafé bzw. Anwohnercafé usw.) und das Haus der Begegnung M3 (Peerhelper-Ausbildung mit Gewaltprävention als Ausbildungsbaustein). Mit geschlechtssensiblem Fokus arbeitet der HELLA-Klub für Mädchen und junge Frauen (Empowerment und Unterstützung von Eigenständigkeit und Selbstbehauptung, AG Selbstbehauptung, kulturpädagogische Angebote auch zu Mobbing). Verschiedene Träger bieten auch hinausreichende und mobile Arbeit mit Teams für die Regi onen Marzahn Mitte und Marzahn Süd, Marzahn Nord und Marzahn Süd/Biesdorf, Hellersdorf Nord, Hellersdorf Ost/Mahlsdorf, Hellersdorf Süd/Kaulsdorf (Gangway, Outreach, Streetwork Hellersdorf). Dabei spielen sportorientierte Angebote eine prominente Rolle (z.B. Fair-PlayTurnier). Auch schulunterstützende und kultur- und medienpädagogische Arbeit findet hier ihren Platz (z.B. Filmprojekt Mobbing, Projekt Toleranzpyramide, Projekt Mobile Filmbox). Sportbezogene Jugendarbeit steht im Fokus des KICK-Projekts der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit am Standort Marzahn, das auch einzelfallbezogene Arbeit mit Straffälligen umfasst (Präventionswoche mit der Polizei, Bleibe FAIR, Judo macht Schule). Verschiedene Projekte richten sich zudem spezifisch an schuldistanzierte Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Alters- und Klassenstufen. Das bezirkliche Medienkompetenzzentrum Helliwood media & education vermittelt Medienkompetenz, was auch medienpädagogische Projekte mit Schulen umfasst (Datenschutz, Cybermobbing usw.). Auch das Jugendwerk Aufbau Ost unterstützt Jugendliche und deren Eltern, z.B. mit der Umsetzung von Eltern-AGs (Stärkung der Erziehungsfähigkeit) oder dem Projekt Klassencoach an drei Kooperationsschulen in Marzahn Nordwest (Soziales Lernen als Unterrichtsfach, Klassenrat, Coaching einzelner Schüler/innen usw.). 14 CAMINO MARZAHN-HELLERSDORF Abbildung 13: Verbreitung ausgewählter Präventionsangebote an Schulen Bonus-Programm 28,7 42,3 ETEP 32,7 24,4 Jugendsozialarbeit 33,9 27,4 3,8 7,4 Klasse2000 53,6 Krisenteams Marzahn-Hellersdorf 72,3 Berlin (gesamt) 5,4 2,3 MindMatters Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage 5,4 7,6 3,8 Schulstationen 0% 10,7 50 % Datenquellen: Daten der SenJBW (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2016a; 2016b) , Projektdaten (siehe Tabelle 7 im Anhang), eigene Berechnungen. Bonus-Programm, ETEP und Jugendsozialarbeit im Jahr 2014, Klasse2000, Krisenteams, MindMatters und Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage im Schuljahr 2014/15, Schulstationen im Jahr 2013. 2.4 F A ZIT : A N S ATZ P UN KT E Z UR AU SG E S T AL TU NG KO M MU N AL E R P R Ä V E NT IO N Der hohe Stellenwert kommunaler und kiezorientierter Prävention ist in Berlin bereits frühzeitig erkannt worden. Bereits im Endbericht der Unabhängigen Kommission zur Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt aus dem Jahr 1994 heißt es: „Ort der Prävention in Berlin muß — ohne dabei Bezirks- und Landesebene außer Acht lassen zu können — der Kiez sein. … Im Kiez liegen wichtige Determinanten für die Entstehung von Gewaltproblemen, dort werden sie vir ulent und dort bieten sich Ansatzpunkte für … die Prävention“ (Senatsverwaltung für Inneres 1994, 374). Die Stärkung der Prävention auf kommunaler und sozialräumlicher Ebene macht sich insofern mittelfristig bezahlt, erfordert aber auch durchdachte Strategien und den Einsatz angemess ener Ressourcen. Die im aktuellen Koalitionsvertrag für die Legislaturperiode von 2016 — 2021 vorgesehene, auch finanziell unterlegte Stärkung der Prävention trägt diesem Umstand Rechnung. Die Situation in Berlin hat sich zugleich gegenüber früheren Ansätzen kommunaler Prävention mittlerweile dynamisch verändert und umfasst daher neue Herausforderungen. Das vorliege nde Bezirksprofil soll vor diesem Hintergrund eine aktuelle und datenbasierte Diskussionsgrundlage für den Ausbau oder die Weiterentwicklung von Präventionsaktivitäten bieten. Die präsentierten Daten bieten erste Ansatzpunkte, um u.a.     die sozialräumliche Ausrichtung der Prävention zielgenau auf besonders hochbelastete Regionen auszurichten, Handlungsbedarfe in Hinsicht auf bestimmte Deliktbereiche (z.B. kiezorientierte Straftaten, Diebstahl, Sachbeschädigung oder Gewalt/Körperverletzung) wahrzunehmen, die Relevanz altersübergreifender Maßnahmen gegenüber einer primär auf Kinder und Jugendliche ausgerichteten Prävention einzuschätzen, Zielgruppen der Prävention im Jugendbereich in Hinsicht auf Alter, Geschlecht usw. zu konkretisieren, CAMINO 15 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf   die Reflexion über die Ursachen von Gewalt und Kriminalität in Form von Schutz- und Risikofaktoren in Kiez, Familie und Schule zu stärken, anhand ausgewählter Maßnahmen einen Einstieg in die Auseinandersetzung über Stand und Ausrichtung bereits bestehender Präventionsmaßnahmen zu finden. Es wird empfohlen, ausgehend vom vorliegenden Profil und unter Nutzung weiterer kommunaler Monitoring- und Berichtssysteme bezirkliche Antworten auf diese Fragen auch in die Planung der Prävention einfließen zu lassen. Dabei ist auch die Expertise derjenigen Akteure einzubeziehen, die nahe an der Situation vor Ort arbeiten und die Ressourcen und Probleml agen der Berliner Kieze genau kennen. Folgende Aspekte verdienen hier besondere Aufmer ksamkeit. Die Kriminalitäts- und Gewaltbelastung in Marzahn-Hellersdorf konzentriert sich insbesondere im Bereich der Kinder und Jugendlichen, sodass Schwerpunktsetzungen der Prävention genau in diesen Bereichen zu empfehlen sind. Aus altersunspezifischer und deliktübergreifender Perspektive ist Marzahn-Hellersdorf demgegenüber deutlich unterdurchschnittlich belastet und verzeichnet in den letzten Jahren im Unterschied zu Berlin eine rückläufige Entwicklung. Die besondere Belastung von Kindern und Jugendlichen zeichnet sich — gemessen an den polizeilich registrierten Delikten — zudem im Schulbereich nochmals verstärkt ab, der daher in der Prävention deutlich stärker bedacht werden sollte. Außerdem sollte vor allem die Altersgruppe der Kinder von 8 bis unter 14 Jahren besonders berücksichtigt werden, weil sie im Bezirk überproportional häufig als Tatverdächtige registriert werden. Gleiches gilt in der Tendenz auch für Mädchen. Bezüglich gebotener sozialräumlicher Schwerpunkte lassen sich, gemessen jeweils am bezir klichen Durchschnitt, bei altersunspezifischer Betrachtung drei Regionen mit erhöhter Belastung identifizieren: Hellersdorf Nord, Marzahn Mitte und Marzahn Süd. Zu beachten ist alle rdings auch, dass diese Regionen deutlich geringer als der Berliner Durchschnitt belastet sind und insofern kein deutlich erhöhter Handlungsbedarf besteht. Gemessen sowohl am bezirklichen wie auch am Berliner Durchschnitt deutlich erhöhter Handlungsbedarf besteht demg egenüber im Bereich der Jugendgewalt in den Regionen Marzahn Nord, Hellersdorf Nord, Ma rzahn Mitte und Hellersdorf Ost. Genau diese Regionen sollten aufgrund ihrer erhöhten Belastung auch Schwerpunkt einer Stärkung schulischer Prävention werden. Im Übrigen zeichnet sich nach einer phasenweise rückläufigen Belastung in den Jahren 2015 und 2016 aktuell wieder ein nicht unerheblicher Anstieg der Fallzahlen ab, was die relative Dringlichkeit der Prävention unterstreicht. Auch mit Blick auf die soziale Lage und weitere Risiko- und Schutzfaktoren bietet sich eine sozialräumlich klar abgegrenzte Schwerpunktsetzung an. Marzahn-Hellersdorf ist nämlich in besonderem Maß polarisiert in Gebiete mit benachteiligter und begünstigter Einwohnerschaft. In den benachteiligten Regionen zeichnet sich dabei ein mehrdimensionales Risikoprofil ab. So finden sich erhöhte Belastungen neben der allgemeinen sozialen Lage (Kindera rmut) auch in Elternhäusern und Schule. Gewalterfahrungen im häuslichen Umfeld (Misshandlungen von Kindern und Schutzbefohlenen, häusliche Gewalt) sollten auch in präventiver Hinsicht berüc ksichtigt werden. Die Reduzierung der Schuldistanz und die Entwicklung der Schulkultur stellen ebenfalls empfehlenswerte Ansatzpunkte dar. Angesichts ihrer hohen Verbreitung im Bezirk sollte auch die Unterstützung alleinerziehender Haushalte Beachtung finden, insbesondere wenn dieser Familienstatus durch Einkommensarmut überlagert wird. Insgesamt erscheinen elternbezogene Angebote zur Stärkung der Erziehungskompetenz geboten, auch an der Schnittstelle zur Schule. Angesichts einer gut entwickelten sozialen Infrastruktur und eines zumindest formell best ehenden Präventionsrats bietet sich in Marzahn-Hellersdorf eine Nutzung bereits bestehender Netzwerke anstelle einer Neugründung von Gremien an. Kriminal- und gewaltpräventive Aspekte sollten also in bestehenden Runden verstärkt integriert und damit Synergien genutzt 16 CAMINO MARZAHN-HELLERSDORF werden. Für den Schulbereich stellt sich die Frage nach bisher unausgeschöpften Möglichke iten zur Aufnahme in Landesprogramme wie das Bonus-Programm oder die Jugendsozialarbeit an Schulen. Angesichts der besonderen Situation in einigen Regionen wäre auch eine Grü ndung weiterer Schulstationen, die in Marzahn-Hellersdorf nur in geringer Zahl bestehen, zu begrüßen. Empfehlenswert ist aber auch die Berücksichtigung von Themen und Handlungsfeldern, die unabhängig von der jeweiligen Situation in den vielfältigen Berliner K iezen auf mitunter spannungsreiche Prozesse sozialen Wandels Bezug nehmen. Das Berliner Präventions- und Sicherheitspaket, das Antworten auf den Anschlag vom 19.12.2016 und auf weitere Gewalttaten zum Ende des Jahres 2016 formuliert, umfasst neben stärker auf die Weiterentwicklung der Sicherheitsarchitektur und der Sicherheitsbehörden gerichteten Ansätzen Themen der Präve ntion, die auch auf bezirklicher Ebene unterlegt werden sollten. Dazu gehören folgende Punkte:     Werte und Rechtskunde vermitteln, frühzeitige Integration junger Geflüchteter in den Bereichen Jugend, Familie, Schule und Sport, Stärkung der städtebaulichen Prävention, Deradikalisierung und Radikalisierungsprävention. Die Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention sieht Handlungsbedarf auch aufgrund der engen Verschränkung von Ausgrenzung, Benachteiligung und Gewalt, der gewachsenen Aufgaben der Schulen in Hinsicht auf Sozialisation und Erziehung, der gestiegenen Zahl geflüchteter Menschen in oft schwierigen Lebenssituationen, des gewachsenen Stellenwe rts von OnlineInteraktion insbesondere in jugendlichen Lebenswelten sowie anspruchsvoller Herausford erungen in der Auseinandersetzung mit Phänomenen der Diskriminierung und der Radikalisi erung. Diese Herausforderungen, die auch in der bezirklichen Prävention Beachtung verdienen, hat die Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention in einem Zehn-Punkte-Programm zusammengefasst. Die zehn Punkte lauten: 1. Jugendgewalt und sozialer Benachteiligung auf sozialräumlicher und Individualebene en tgegenwirken, 2. Schulen als Ankerpunkte für die Primärprävention stärken, 3. integrierte Konzepte für Ausgehviertel entwickeln und umsetzen, 4. Geflüchtete als Zielgruppe der Jugendgewaltprävention in den Blick nehmen, 5. Modellprojekte und Netzwerke strategisch angelegter Prävention fördern , 6. problematische Online-Interaktion konsequent in den Blick nehmen, 7. die Perspektive des Opferschutzes in der Jugendgewaltprävention verankern , 8. Demokratieverständnis fördern und Extremismus entgegenwirken, 9. Integration und Antidiskriminierung als Querschnittsaufgaben verankern, 10. Vernetzungen zielgerichtet gestalten und bündeln. Eine überblickshafte Beschreibung dieser empfehlenswerten Schwerpunktsetzungen ist dem „Handlungsleitfaden Bezirkliche Prävention“ der Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention zu entnehmen, der die vorliegende Situationsanalyse in Richtung einer konkreten Strategieentwic klung und Maßnahmenplanung erweitert und ergänzt. CAMINO 17 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf ANHANG k.A. hohe Beteiligung hoch 1 niedrig niedrig unterdurchschnittlich Mahlsdorf k.A. k.A. k.A. 1 eher hoch unterdurchschnittlich Kaulsdorf niedrig niedrig hohe Beteiligung eher niedrig 1 niedrig unterdurchschnittlich Biesdorf eher niedrig k.A. k.A. k.A. 2 hoch unterdurchschnittlich Hellersdorf Süd hoch sehr geringe Beteieher hoch ligung hoch hoch eher niedrig Hellersdorf Ost hoch 3 sehr geringe Beteieher hoch ligung eher hoch 4 hoch hoch hoch eher niedrig leicht erhöht Marzahn Süd Hellersdorf Nord k.A. hohe Beteiligung hoch sehr geringe Beteieher hoch ligung hoch Marzahn-Hellersdorf Jugendgewalt (HZ der Rohheitsdelikte) Bezirksregion hoch hoch Misshandlung von Kindern oder Schutzbefohlenen (HZ) Marzahn Mitte hoch Häusliche Gewalt (HZ) 2 4 Soziale Statusgruppe (4 = sehr hohe Belastung) eher hoch hoch Rohheitsdelikte an Schulen (HZ) hoch Beteiligung der Schüler/innen und Eltern (laut Schulinspektion) 4 Fehlquote unentschuldigt (an ISS) hoch sehr geringe Beteieher hoch ligung Übersichtstabelle der Bezirksregionen weit überdurchschnittlich Tabelle 2: Marzahn Nord 3 Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016c; 2016b; 2016a), Daten der Senatsverwaltung für Bildung (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2016a; 2016b; 2016c; 2015), Daten des Amts für Statistik (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2016; Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, berechnet auf Basis der Daten der Bundesagentur für Arbeit 2016), eigene Berechnungen. Die farbliche Hervorhebung verdeutlicht die Klassifizierung der Bezirksregionen in vier Gruppen (siehe Einleitung). Eine dunkelblaue Färbung beschreibt eine hohe bzw. weit überdurchschnittliche Ausprägung der Variablen. Bei der Beteiligung an Schulen beschreibt eine dunkelblaue Färbung ein geringes Maß entsprechender Möglichkeiten. 18 CAMINO ANHANG Tabelle 3: Rangliste der Jugendgewaltbelastung aller Bezirke (HZ) 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 FriedrichshainKreuzberg 5 4 6 6 6 6 5 4 1 Mitte 1 1 1 1 1 1 1 1 2 MarzahnHellersdorf 4 3 3 4 2 3 2 2 3 Reinickendorf 6 6 4 3 5 4 4 5 4 Neukölln 3 5 5 5 4 5 6 6 5 Spandau 2 2 2 2 3 2 3 3 6 CharlottenburgWilmersdorf 7 7 7 7 7 7 7 7 7 TempelhofSchöneberg 9 10 10 9 9 8 9 9 8 Lichtenberg 8 8 8 8 8 9 8 8 9 TreptowKöpenick 11 9 9 11 10 12 12 10 10 SteglitzZehlendorf 12 12 12 12 12 10 10 12 11 Pankow 10 11 11 10 11 11 11 11 12 Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016c), Daten des Amts für Statistik (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2016), eigene Berechnungen. CAMINO 19 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf Tabelle 4: Bezirksregionen mit besonders hoher Gewaltbelastung an Schulen (HZ der Rohheitsdelikte pro 100.000 Schüler/innen) Bezirksregion Bezirk HZ 2014 HZ 2013 HZ 2012 Rang 2014 Schüler/innen nicht dt. Herkunft (%) Marzahn Nord MarzahnHellersdorf 1.788 2.283 2.478 1 26,9 Hellersdorf Ost MarzahnHellersdorf 1.239 1.248 2.181 3 22,9 Marzahn Mitte MarzahnHellersdorf 1.131 1.041 815 4 13,4 Moabit Ost Mitte 854 608 560 5 72,8 NeuHohenschönhausen Nord Lichtenberg 816 609 1.090 6 24,5 Köllnische Heide Neukölln 791 * * 7 84,3 Gropiusstadt Neukölln 765 1.041 825 8 65,3 Friedrichsfelde Süd Lichtenberg 733 690 463 9 30,2 NeuHohenschönhausen Süd Lichtenberg 727 860 1.353 10 32,7 Prenzlauer Berg Ost Pankow 713 770 657 11 15,8 Reuterstraße Neukölln 620 533 501 13 87,3 Tegel/Tegeler Forst — ReinickenWest 5 dorf 603 668 1.311 14 26,9 Märkisches Viertel — ReinickenMV 1 dorf 594 453 696 15 47,0 Rixdorf 574 683 431 16 77,5 Neukölln Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016b), Daten der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2016b, 2016c), eigene Berechnungen. Bezirksregionen mit weniger als vier Schulen sind nicht ausgewiesen bzw. mit Sternchen (*) gekennzeichnet. Die Regionen mit Rang 2 und Rang 12 wurden daher nicht in die Tabelle aufgenommen. 20 CAMINO ANHANG Tabelle 5: Bezirksregionen mit erhöhter Quote an unentschuldigten Fehltagen bzw. an Schuldistanz und ihre Gewaltbelastung Bezirk Bezirksregion Mitte Osloer Straße Moabit Ost Parkviertel Brunnenstraße Nord Brunsbütteler Damm Heerstraße Nord Siemensstadt Köllnische Heide Spandau Neukölln Anteil distanzierter Schüler/innen (in %) 23,9 13,3 12,4 10,2 16,3 16,0 11,3 24,2 Fehlquote unentschuldigter Tage (in %) 9,5 4,0 2,7 3,5 4,6 2,5 3,5 8,7 Buckow 12,9 2,6 Reuterstraße Neuköllner Mitte/ Zentrum 10,2 4,3 hoch hoch leicht erhöht hoch leicht erhöht leicht erhöht leicht erhöht hoch unterdurchschnittlich leicht erhöht 8,6 3,8 hoch 12,9 2,3 10,5 10,5 2,2 2,0 weit überdurchschnittlich hoch hoch 14,1 4,2 hoch 14,0 10,4 2,2 2,9 10,2 3,2 leicht erhöht leicht erhöht unterdurchschnittlich 8,1 2,6 hoch 16,2 14,1 6,1 5,0 West 2 10,4 2,5 Nord 1 10,3 2,0 Lankwitz 14,8 1,9 hoch hoch unterdurchschnittlich unterdurchschnittlich unterdurchschnittlich Schloss Charlottenburg 13,4 4,5 Friedrichshagen 10,9 1,5 Oberschöneweide 9,4 2,8 Südliche Luisenstadt 8,2 3,2 7,6 1,9 MarzahnMarzahn Nord Hellersdorf Hellersdorf Nord Hellersdorf Ost LichtenNeu-Hohenschönberg hausen Süd Alt-Lichtenberg Friedrichsfelde Süd Alt-Hohenschönhausen Nord Neu-Hohenschönhausen Nord Reinicken- Nord 2 dorf West 5 Einzelne Regionen anderer Bezirke Berlin (nur ISS) Gewaltbelastung leicht erhöht unterdurchschnittlich leicht erhöht weit überdurchschnittlich Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016c), Daten des Amts für Statistik (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2016), Daten der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2015), eigene Berechnungen. Aufgenommen wurden Bezirksregionen, deren Quote unentschuldigter Fehltage im oberen Quartil aller vorliegenden Werte liegt bzw. deren Anteil Schuldistanzierter mehr als 10% beträgt (bezogen auf ISS). Die Gewaltbelastung bezieht sich auf die Häufigkeitszahl der Rohheitsdelikte mit 8- bis unter 21-jährigen Tatverdächtigen. Das Ausmaß der Belastung wird in vier Kategorien ausgewiesen. CAMINO 21 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf Tabelle 6: Rangfolge der Bezirke hinsichtlich ihrer Belastung mit Rohheitsdelikten, häuslicher Gewalt, Kindesmisshandlung und Kindeswohlgefährdung Region Rohheitsdelikte mit 8- bis unter 21jährigen TV Häusliche Gewalt Misshandlung von Kindern/Schutzbefohlenen Kindeswohlgefährdung nach §8a SGB VIII pro 1.000 MinderRang jährige HZ Rang HZ Rang HZ Rang FriedrichshainKreuzberg 325 1 366 9 9 12 19,6 1 Mitte 323 2 562 3 33 2 15,1 2 MarzahnHellersdorf 295 3 583 2 27 3 14,6 3 Reinickendorf 269 4 537 4 20 6 12,4 7 Neukölln 247 5 487 5 26 4 7,8 9 Spandau 238 6 585 1 33 1 14,3 4 181 7 422 6 15 8 12,0 8 179 8 368 8 14 9 6,3 11 178 9 395 7 19 7 12,5 6 133 10 308 10 24 5 13,7 5 116 11 207 12 10 11 6,7 10 Pankow 103 12 247 11 13 10 4,7 12 Berlin 216 CharlottenburgWilmersdorf TempelhofSchöneberg Lichtenberg TreptowKöpenick SteglitzZehlendorf 422 21 11 Datenquellen: Polizeiliche Daten (Der Polizeipräsident in Berlin 2016a, 2016c), Statistik der Verfahren zur Einschätzung der Kindeswohlgefährdung (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2015), Daten des Amts für Statistik (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2016), eigene Berechnungen. Die Ränge beruhen auf rechnerischen Werten, die hier gerundet angegeben werden. 22 CAMINO ANHANG Tabelle 7: Zentrale gewaltpräventive Maßnahmen — erfasste Zeiträume, Vergleichsgrößen und Datenquellen Projekt bzw. Maßnahme Stichtag bzw. Zeitraum Vergleichsgröße Datenquelle Bonus-Programm Januar 2015 Anteil der am Programm teilnehmenden Schulen a Abgeordnetenhaus Berlin 2015a; 2015b Schulstationen April 2013 Anteil der allgemeinbildenden Schulen mit Schulstationen a Abgeordnetenhaus Berlin 2013 Krisenteams Schuljahr 2014/15 Anteil der Schulen mit Krisenteamsa/b Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2016a Anteil der am Programm teilnehmenden Schulen a/b Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 2016e ETEP (Entwicklungstherapie/Entwicklungspädagogik) 2014 Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage Schuljahr 2014/15 Anteil der am Programm teilnehmenden Schulen a/b Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage, Landeskoordination Berlin 2016 Klasse2000 Schuljahr 2014/15 Anteil der am Programm teilnehmenden Schulen a Klasse2000 2014 MindMatters Schuljahr 2014/15 Anteil der am Programm teilnehmenden Schulen a MindMatters Programmzentrum Lüneburg 2016 Anmerkung: a/b: bezogen auf allgemeinbildende und berufliche Schulen, a: bezogen auf allgemeinbildende Schulen. CAMINO 23 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf 4 LITERATURVERZEICHNIS Abgeordnetenhaus Berlin (2013): Wie steht es um die Schulsozialarbeit in Berlin? Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz (GRÜNE) und Antwort. Drucksache 17/11813. Berlin. http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/17/KlAnfr/ka1711813.pdf, 27.04.2015. Abgeordnetenhaus Berlin (2015a): Ausweitung des erfolgreichen Brennpunktschulen Programms auf OSZ und Privatschulen. Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Joschka La ngenbrinck (SPD) vom 10. Dezember 2015 und Antwort. Drucksache 17/17630. http://bit.ly/1rgwEPn, 10.06.2016. Abgeordnetenhaus Berlin (2015b): Ein Jahr Brennpunktschulen-Programm: Bundesweiter und erfolgreicher Meilenstein! Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Joschka Langenbrinck (SPD) und Antwort. Drucksache 17/15360. Berlin. http://pardok.parlamentberlin.de/starweb/adis/citat/VT/17/SchrAnfr/s17-15360.pdf, 27.04.2015. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2015): Statistischer Bericht KV 10-j/14. Jugendhilfe in Berlin 2014. Gefährdungseinschätzungen nach § 8a SGB VIII. http://bit.ly/1YVw5 pf, 27.04.2016. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2016): Einwohnerregisterstatistik Berlin. Stichtag jeweils 31.12. https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/statis/login.do?guest=guest&db=EWRBEE, 01.02.2016. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, berechnet auf Basis der Daten der Bundesagentur für Arbeit (2016): Personen in Bedarfsgemeinschaften zur Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem SGB II in Berlin im Dezember (2012 bis 2014). Unveröffentlichte Statistik. Berlin. Bodelschwingh, Arnt von/Wieland, Simon/Dettmann, Marleen/Hausmann, Patrick/Abstiens, Lena (2015): Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2015. Senatsverwaltung für Stad tentwicklung und Umwelt Berlin. http://bit.ly/2ayVhip, 22.09.2016. Der Polizeipräsident in Berlin (Hg.) (2015a): Kriminalitätsbelastung in öffentlichen Räumen (Kriminalitätsatlas Berlin 2015). Karten zur Kriminalitätsverteilung in Berlin. http://bit.ly/2aJ4Mk1, 01.08.2016. Der Polizeipräsident in Berlin (2015b): Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatist ik Berlin 2014. https://www.berlin.de/polizei/verschiedenes/polizeiliche-kriminalstatistik/, 31.10.2014. Der Polizeipräsident in Berlin (2016a): Häusliche Gewalt, Misshandlung von Kindern, Mis shandlung von Schutzbefohlenen (2010 bis 2014). Unveröffentlichte Statistik auf Basis der Verlaufsstatistik der Berliner Polizei. Stichtag 29.01.2016. Berlin. Der Polizeipräsident in Berlin (2016b): Rohheitsdelikte an Schulen mit Tatverdächtigen im Alter von 8 bis unter 21 Jahren (2006 bis 2014). Unveröffentlichte Stat istik auf Basis der Verlaufsstatistik der Berliner Polizei. Stichtag 01.02.2016. Berlin. Der Polizeipräsident in Berlin (2016c): Rohheitsdelikte mit Tatverdächtigen im Alter von 8 bis unter 21 Jahren (2006 bis 2014). Unveröffentlichte Statistik auf Basis d er Verlaufsstatistik der Berliner Polizei. Stichtag 21.01.2016. Berlin. Der Polizeipräsident in Berlin (2017): Rohheitsdelikte mit Tatverdächtigen im Alter von 8 bis unter 21 Jahren (2006 bis 2016). Unveröffentlichte Statistik auf Basis der Verlaufsstatist ik der Berliner Polizei. Stichtag 06.03.2017. Berlin. Klasse2000 (2014): Liste der Berliner Schulen im Programm Klasse2000. Schuljahre 2012/13 und 2013/14. Unveröffentlichte Statistik. Nürnberg. 24 CAMINO ANHANG Lüter, Albrecht/Schroer-Hippel, Miriam/Bergert, Michael (2016): Berliner Monitoring Jugendgewaltdelinquenz. Dritter Bericht 2016. Risikofaktoren in Schule und Erziehung. In: Berliner Forum Gewaltprävention, H. 58. Berlin. MindMatters Programmzentrum Lüneburg (2016): Materialbestellungen der Schulen und and erer Institutionen der Stadt Berlin 2014/15. Unveröffentlichte Statistik. Lüneburg. Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage, Landeskoordination Berlin (2016): Übersicht der SOR-SMC-Schulen in Berlin. Unveröffentlichte Statistik. Berlin. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (2015): Statistische Erhebung der Fehlzeiten der Schülerinnen und Schüler im 1. Schulhalbjahr 2014/15 an den öffentlichen al lgemein bildenden Schulen. Berlin. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (2016a): Anzahl der Krisenteams an Berliner Schulen im Schuljahr 2014/15. Unveröffentlichte Statistik. Berlin. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (2016b): Eckdaten aus der IST Statistik der allgemein bildenden Schulen im Schuljahr 2006/07 bis 2014/15, Stichtag jeweils ca. 6 Wochen nach Schuljahresbeginn. Unveröffentlichte Statistik. Berlin. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (2016c): Eckdaten aus der IST Statistik der beruflichen Schulen im Schuljahr 2006/07 bis 2014/15. Stichtag jeweils ca. 6 Wochen nach Schuljahresbeginn. Unveröffentlichte Statistik. Berlin. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (2016d): Qualitätsprofile der zweiten Runde Schulinspektion in Berlin: Unterrichts- und Qualitätsprofile der von 2011 bis 2015 inspizierten 478 Schulen. Unveröffentlichte Statistik. Berlin. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (2016e): Übersicht der am ETEP Programm teilnehmenden Schulen im Schuljahr 2014/15. Unveröffentlichte Statistik. Berlin. Senatsverwaltung für Inneres (Hrsg.) (1994): Endbericht der Unabhängigen Kommission zur Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt in Berlin. Berlin. CAMINO 25 Gewalt und ihre Prävent ion in Marz ahn -Hellersdorf
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