9fr. 8. Schuldeputation.
t
li) Stiftungen und Legate.
1. E r w e r b s ch u l st i f t u n g.
Aus dem Vermögen der früheren Erwerbschulen ist ein Betrag
von 45 000 M unter dem Namen „Erwerbschulstiftung" ausge
sondert worden, dessen Zinsen zu Prämien für fleißige Handarbeits--
schülerinnen verwendet werden sollen.
Das Vermögen betrug am l. April 1912 81200 M.
Alljährlich am Schlüsse des Sommerhalbjahrs gelangen in
etwa 00 Gemeindeschulen an je 2 würdige Schülerinnen Prämien
im Werte von mindestens 12 bzw. 5 M (zusammen höchstens
20 M) zur Verteilung. — Außerdem wird .jedem Schulkreise
jährlich ein Betrag von 150 für Prämien überwiesen, die nach
dem Ergebnis eines Preisnähens zu verteilen sind. Ter 1. Preis
besteht in einer guten Nähmaschine.
2. Reichenheimsches Vermächtnis.
Das Vermögen betrug am 1. April 1912 150 000 J6.
Aus der Stiftung werden an Witwen und Waisen ehemaliger
im hiesigen Gemeindeschuldienst angestellter Lehrer laufende und
auch Einzelunterstützungen gewährt.
Bewilligt wurden 1912:
a) laufende Unterstützungen in Höhe von 80—240 ,M an 35
Witwen im Gesamtbeträge von 4345 M;
b) einmalige Unterstützungen in Höhe von 25—75 M an 45
Witwen im Gesamtbeträge von 2300 M.
3. W e i s h anstiftung.
Am 1. April 1912 betrug das Vermögen 189 807 M.
Tie verfügbaren Mittel sind zu lebenslänglichen Unterstützungen
an bedürftige ehemalige Privatlehrer und Privatlehrerinncn be
stimmt, die mindestens 59 (Lehrerinnen 40) Jahre alt sind und
10 Jahre an hiesigen Privatschulen unterrichtet haben.
Unterstützt wurden 1912 3 ehemalige Lehrer und 11 ehemalige
Lehrerinnen mit zusammen 5735 M.
4. Rudolffonds.
Das Stiftungskapital betrug am 1. April 1912 27 239 M.
Tie Zinsen werden zur Beschaffung von Frühstück für arme
Schüler und Schülerinnen verwendet.
Bedacht wurden 1912 20 Schulen mit rund 939 M.
5. Fickertsch e s Legat.
Vermögen am 1. April 1912 13157 M.
Das Legat ist zu Unterstützungen für Kinder bestimmt, pic
die Gemeindeschule gut absolviert haben und eine höhere Schule
oder Bildungsanstalt besuchen.
Es tonnten 11 ehemalige Gemeindeschüler bzw. --schülerinnen
mit Unterstützungen von je 40 M bedacht werden.
0. Für st s ch e s L e g a t.
Tie Zinsen des Kapitals von 5000 M, sollen für Schulkinder
der hiesigen Gemeindeschulen bei den von den Schülern veran
stalteten Klassenausflügen verwendet werden.
Die verfügbaren Mittel wurden mit Betrügen von 15—20 M
auf 9 Schulen verteilt.
7. L e v h - R u b v - F o n d s u n d vereinigte Stiftungen
von S p a tz i c r-, Eothcnius, Cosmar, Wester m a n n.
Das Vermögen betrug am 1. April 1912 8924 bzw. 4790 M.
Tic Zinsen werden zur Beschaffung von Kleidung und Schuh
zeug für arme Schulkinder verwendet. In 52 Fällen konnten
Unterstützungen im Betrage von 6—25 M gewährt werden.
i) Das städtische Schulmuseum.
Tie Bücherei des städtischen Schulmuseums wurde im Berichts
jahre um 1054 Bände vermehrt; davon gingen 770 Bände als
Geschenke ein. Außer den Ueberweisungen einzelner Verleger und
Verfasser (354 Bünde) sind als Zuwendungen besonders hervor
zuheben :
144 Bünde von Herrn Stadtschulrat <Dr. F i s ch e r,
20 - - - Schulrat Dr. Jonas,
121 - Schulinspcktor Dr. Dickhoff und
131 - - - Lehrer Schaeffer.
Tie Lehrmittelsammlung ist um 117 verschiedene Nummern
mit 354 einzelnen Lehrmitteln vergrößert worden. Besonderer Fleiß
ivnrde auf die Instandsetzung und die Ergänzung der vorhandenen
Sammlungen verwendet mit dem Erfolge, daß jetzt bei Neuan
schaffungen für Schulen die vollständigen Sammlungen vorgelegt
werden können. Durch das Aufziehen sämtlicher Bilder auf Lein
wand und durch deren Unterbringung in Mappen ist für die Er
haltung der Sammlungen das Notwendige geschehen und ihre Be
nutzung wesentlich erleichtert worden.
Aus Anlaß des Lehrertages fand vom 24. bis 30. Mai in
sämtlichen Räumen des Schulmuseums und in 14 Klassenräuinen
der angrenzenden 47. Gemcindeschule eine Ausstellung von Lehr
Mitteln statt, die sich auf .alle Gebieie des Schullebens erstreckte.
Sie zeigte nicht nur den für jede Schule notwendigen Grund
stock an Lehrmitteln, sondern gab zugleich ein möglichst vielseitiges
Bild des Lehrmittelmarktes. Wie umfassend die Ausstellung war,
geht daraus hervor, daß nicht weniger als 207 Landkarten zur
Ansicht aufgehängt Ivarcn und daß allein die Abteilung für Schul
schmuck 383' verschiedene Nummern umfaßte. Diese Abteilung war
vorher zu einer Sondcrausstcllung vereinigt worden.
Später fand eine Ausstellung von Lehrmitteln statt, die ein
Bild von Land und Leuten in unsern Kolonien bot. Daran
reihte sich eine Ausstellung von Lehrmitteln für astronomische, phy
sische, biologische Geographie und Kulturgeographie, bei der ein
zelne Lehrmittel von ihren Erfindern vorgeführt wurden.
Das Schulmuseum wurde im Laufe des Jahres von 0080
Lehrpersonen besucht; zu den Besuchern gehörten auch einzelne Klassen
aus den Seminaren in Berlin, Spandau und Köpenick. Auch
Lehrerkollegien einzelner Schulen besichtigten die Sammlungen des
Museums.
Tie Zahl der entliehenen Bücher betrug 10184; dabei sind
die Verlängerungen der Leihfrist und die in den Arbeitszimmern
und im Lesesaal benutzten Bücher und Zeitschriften nicht mitgezählt
worden.
k) Kosten des Gemcindeschulwesens.
Die Kosten betrugen 1912/13 25 829 048 M.,
- - - 1911/12 . 25 307 902 -
mithin im Berichtsjahre mehr 521 740 M.
Die Kosten für ein Kind betrugen — ohne Berücksichtigung der
Grunderwerbskosten für die Schulgebäude und ohne Lehrerpensiouen,
Witwen- und Waisengelder —
im Jahre 1900 .... 65,« M,
1905 .... TG,« -
1910 .... 110,6i -
1911 .... 112,77 -
1912 . . . . 115,21 -
II. Städtische Taubstummenschule.
Am 1. April 1912 wurde durch das Gesetz vom 7. August 1911
die Schulpflicht auch auf taubstumme Kinder ausgedehnt. Jiisolge-
desfen ist eine Steigerung der Schülerzahl an der städtischen Taub-
stumnienschule zu erwarten.
Das Lehrerkollegium bestand aus dem Direktor, 14 Lehrern
und 3 Lehrerinnen; außerdem waren noch 4 Hilfskräfte in den
technischen Fächern tätig.
Tie Hilfskräfte hatten bisher keinerlei besondere Vorbildung
für den Unterricht Taubstummer und den Verkehr mit ihnen. Die
Städtische Schuldeputation har deshalb durch den Direktor 15 Damen,
die ihre technischen Prüfungen bestanden hatten, für den Unter
richt in den technischen Fächern der Taubstummenschule vorbereiten
lassen. Tie Kosten für den Kursus wurden zur Hälfte von der
Schuldeputation, zur andern Hälfte von der Deputation für die
städtischen Fach- und Fortbildungsschulen getragen, da diese Lehr
kräfte in Zukunft auch in technischen Fächern der Fortbildungsschule
für Taubstumme unterrichten sollen.
Das Schuljahr begann mit 103 Schülern, am Ende des Jahres
waren 184 Schüler vorhanden, die in 17 Klassen unterrichtet wurden.
Von den Ostern 1913 entlassenen 0 Knaben erlernen 5 ein Hand
werk, von den entlassenen 14 Mädchen werden 2 Schneiderinnen,
3 Stickerinnen, 3 Wäschenäherinnen, 6 lernen zunächst die Wirt
schaft im Elternhause, wollen sich aber später auch einem Berufe
zuwenden.
Für den Unterricht ist ein neuer Lehrplan ausgearbeitet und
der Behörde zur Genehmigung eingereicht worden.
Tie im vorigen Jahre begonnene Fürsorgetätigkeit ist im Be
richtsjahr energisch weiter geübt worden, besonders im Hinblick aus
äugen-, lungen- und zahnkranke Kinder. Eine besondere Kom
mission will sich der taubstummen Waisenkinder annehmen.
Von besonderer Bedeutung für die körperliche Ertüchtigung
unserer Schüler wird der im Januar d. Js. gegründete Verein
zur gesundheitlichen Förderung der Taubstummen wirken. Er will
die Taubstummen in körperlicher Hinsicht so tüchtig machen, daß
sic nach ihrer Entlassung aus der Schule am wirtschaftlichen Leben
erfolgreich teilnehmen können. In Ausführung dieses Zweckes wird
der Verein insbesondere bestrebt sein, Taubstumme in geeigneten
Ferienkolonien, Erholungs- und Pjlegeftätten unterzubringen.
Tie hinsichtlich der räumlichen Verhältnisse bestehenden Unzu.
länglichkeiten haben die Schuldeputation veranlaßt, eine anderweitige
Unterbringung der Schule ins Auge zu fassen.
Berlin, den 27. September 1913.
Städtische Schuldeputation.
Hirsekorn.
Bruck von W. & S. Locwcuthal, Berlin L. 19.