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Verwaltungsbericht
-es
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjahr 1912.
.HA 18.
MerichL 6cr Deputation für öie städtischen Krunkenanstatten
und die öffentliche HefunöHeitspflege.
A. Allgemeiner Teil.
II. (Gesamtbild der Berwaltuna.
I. Organisation und Allgemeines.
Es fanden 10 Deputationssilzungen und eine Anzahl Kom
missionssitzungen statt.
An Stelle der bisherige», für alle Krankenhäuser geltenden
Bestiinrnungeu über die Errichtung und Tätigkeit von Arbeiter-
ausschüssen sind für jedes Krankenhaus besondere Bestimmungen
aufgestellt worden, die der Magistrat unter dem 28. Januar 1918
genehmigt hat.
Ans unsern Vorschlag genehmigte der Magistrat, daß auch weitcr-
hin bis Ende Juli 1913 unter den bisherigen Bedingungen eine
Anzahl Betten im Rudolf-Virchow-Krankenhause zur Fortsetzung der
Versuche mit der Tuberkulinbehandluug zur Verfügung gestellt wer
den. Der Herr Direktor des Königlichen Instituts für Jnfettionslrank-
hciten „R o b e r t Koch" ist ersucht worden, uns den ärztlichen Be
richt über die wissenschaftlichen Ergebnisse der Versuche zugänglich
zu machen.
Hinsichtlich der im vorjährigen Bericht erwähnten Maßnahine»
zur Entlastung der bestehenden Krankenhäuser durch Unterbringung
von Patienten (Siechen, Tuberkulösen und Leichtkranken) in anderen
geeigneten Anstalten ist das Folgende zu bemerken:
1. Sicchkranke werden, ihre Zustiinmung vorausgesetzt, durch die
Krankenhäuser unmittelbar, d. h. ohne Vermittelung der Armen
direktion und des Kuratoriums der Hospitäler und Sicchen-
anstalten nach dem Depot der Siechenanstalt Fröbelstraßc
verlegt. Hierdurch wird nicht nur in den Krankenhäusern
mehr Platz gewonnen, sondern die Siechen erlangen auch
schneller Unterkunft in einer für sie geeigneten Anstalt.
2. Der Vorentwurf zum Neubau einer Pflegestätte für Lungcn-
und Kehlkopfkranke in Buch ist von der Hochbaudeputation
vorgelegt und von uns mit einigen Abänderungsvorschlägen
angenommen worden. Der Magistrat hat zu seiner Vor
beratung eine besondere Kommission eingesetzt, deren Arbeiten
am Schlüsse des Etatsjahres noch nicht beendet ivaren. Das
etwa 225 360 gm umfassende Baugelände wird von der De
putation für die Kanalisationswerke und Güter Berlins zum
Preise von 0,8» M für ein Quadratmeter abgetreten.
3. Die Herrichtung einer Anstalt sür Leichtkranke auf dem Ge
lände des ehemaligen Johannesstifts in Plötzensee unter ent
sprechendem Ausbau der vorhandenen Gebäude hat der Ma
gistrat am 17. Januar 1913 beschlossen."
Es bleibt noch zu erwähnen, daß im Berichtsjahre ein den
Bedürfnissen genügender Vorentwurf zu einem Pavillon für
Diphtherie- und Beobachtungskranke auf dem Grundstücke des ehe
malige» Erziehungshauses am Urban wegen der Terrainschwierig-
keiten noch nicht hat geschaffen werden können. Auch ein geeignetes
Grundstück für das neue Kinderkrankenhaus (Säuglingskrankenhaus)
ist »och incht gefunden worden, und die Arbeiten der Magistrats
kommission zur Vorberatung der Angelegenheit, betreffend die Er
richtung eines Krankenhauses für gcschlechtskranke Prostituierte, find
ebenfalls noch nicht beendet worden.
Im Krankenhause im Fricdrichshain hat sich der Neubau eines
Diphtheriepavillons sowie die Erweiterung des Badehauses als not
wendig erwiesen; die zur Aufstellung der Borentwürfe erforderlichen
Unterlagen sind der Hochbaudeputation übermittelt worden.
Nach der Zusammenstellung 1 im Abschnitt 1 unter II (Ge
samte Krankcnbewcgung) sind im Berichtsjahre in den städtischen
Krankenhäusern insgesamt 60578 Personen behandelt worden gegen
62 870 in 1911 und 59 253 in 1910. Es ist also gegen 11)11 mit
seinem besonders ungünstigen Krankheitsstande ein Rückgang in der
Belegung um 2292 Personen zu verzeichnen, gegen 1910 dagegen
noch eine Zunahme um 1325 Personen.
Ein ähnliches Bild ergibt die Gegenüberstellung der nach dem
Jahresdurchschnitt errechneten täglichen BclegungSziffcrn und der
Gesamtzahl der Verpflegungstage für die 3 Jahre. Diese haben
betragen:
cv , Durchschnittliche tägliche Gesamtzahl der
'' 9 Belegung der Krankenhäuser Verpflegungstage
1910 4 165 1519 531
1911 4 394 1 609 002
1912 4 196 1 536 700
Das ist
gegen 1911 weniger .198 73 212
gegen 1910 mehr 31 16 259
Den Etats der Krankenhäuser war für 1912 eine durchschnitt
liche tägliche Belegungsziffer von 4340 zugrunde gelegt, hinter der
die tatsächliche Belegungsziffer (4196) um 144 zurückgeblieben ist.
Anschließend an unsere in den Berichten aus den Vorjahren gemachten
Mitteilungen stellen wir fest, daß die Zahl der außerhalb Berlins
wohnhaften Kranken weiter wesentlich zurückgegangen ist (vergl. Zu-
snntmcnstellung 4).
1900 sind in den städtischen Krankenhäusern 31 731 Personen ver
pflegt worden, 1912 60 578 Personen. Die Zahl der Patienten
hat sich in diesem Zeitraum also nahezu verdoppelt.
III. Wichtige Ereignisse «nd Personalnachrichten.
Zu Beginn des Berichtsjahres gehörten der Deputation als Mit
glieder an die Stadträte Selb erg (Vorsitzender), Dr. Straß
mann, Gehricke und Runge, die Stadtverordneten G a l l a n d,
Körte, Dr. Landau, Bamberg, Sachs, Witkowski,
Dr. Wehl und Koblenzer, die Bürgcrdeputierten K a r l b a u m
und W i e n st r u ck, sowie als juristisches Mitglied gemäß § 2 des Orts-
statuts vom 10. März 1892 der Magistratsrat Dr. Gordan.
Für den im Laufe des Jahres ausgeschiedenen Bürgerdeputierten
K a r l b a u m ist der Bürgerdeputierte Kamp eingetreten.
». Besonderer Teil.
I. Bauten.
I. Krankenhaus im Friedrichshain.
Die im vorjährigen Bericht erwähnte Erweiterung des Operations
gebäudes und deS Röntgenlaboratoriums wurde im Berichtsjahre
fertiggestellt.
Ein Vorentwurf sür den Neubau zweier Personalwohngebäude
(vergleiche deit Bericht für 1909) wurde von der Bauverwaltung
vorgelegt und von uns sowie von den Gemeindebehörden genehmigt.
Ein Gebäude ist für weibliches Pflege- und Wartepersonal, das
andere für männliches Warte- und Dienstpersonal sowie sür einige
Assistenzärzte bestimmt. In dem letzteren soll auch das Aerzte-
kafino untergebracht werden.