Nr. 44. Gaswerke.
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3. Qualität des Gases.
Die periodischen Untersuchungen des sogenannten Straßengases
durch unser Laboratorium zeigten, daß es stets frei von Schwefel-
masserstoss war. Der Gehalt an Kohlensäure, Ammoniak,"anderen
Schwefelverbindungen als Schwefelwasserstoff und Naphtalin blieb
in den zulässigen Grenzen. Der Heizwert des Gases wurde fort
laufend mit Hilfe registrierender Kalorimeter überwacht und daraus
gehalten, daß das Mischgas bei 0° C. und 760 mm Barometer
stand einen oberen Heizwert von nicht weniger als 5300 Kalorien
im Mittel besaß.
4. Gasabgabe.
(Bergl. Tabelle 1 und 2.)
Die Gasabgabe ist von 295 252 000 cbm im Vorjahre aus
299 662 800 cbm, d. h. um 4 410 800 cbm oder um 1,5 (6,6) v. H.
gestiegen. Diese Zunahme ist'hinter der durchschnittlichen Steigerung
der vorhergehenden drei Jahre von rund 14 Millionen um rund
9,8 Millionen cbm zurückgeblieben. Die geringe Steigerung des
Gasverbrauchs ist im wesentlichen auf die abnornien Witterungsver
hältnisse des Berichtsjahres zurückzuführen. In welchem Maße der
Gasabsntz durch andauernd Helles nnd heißes Wetter beeinträchtigt
wurde, ist .daraus ersichtlich, daß die Konsumdifferenz zwischen
einem hellen und trüben Wochentage 40 000 bis 60000 cbm, in
einigen Fällen ca. 100 000 cbm betragen hat und daß nur 30
v. H. der Zunahme gegen 50 v. H. im Vorjahre auf die .Be
leuchtungsstunden, d. h. auf die Zeit vom Anzünden bis Löschen
der öffentlichen Beleuchtung entfielen. Zieht man ferner in Be
tracht, daß die verbesserten Apparate für Koch, Heiz und Leucht
zwecke eine Gasersparnis erzielen, die zum Teil 20—70 v. H.
gegen früher ausmacht, daß vielfach auch die elektrische Beleuch
tung neben dem Gasbezug bei der besser situierten Bevölkerung Ver
Wendung findet, so erscheint die geringe Zunahme des Gasverbrauchs
erklärlich. Auch in früheren Zeitperioden waren außergewöhnlich
geringe Steigungen zu verzeichnen; so hatte die Zunahme in den
5 Jahren 1876 bis 1880 durchschnittlich 1,? v. H., in den 3 Jahren
1892 bis 1894 sogar nur 0,2 v. H. betragen, lvährend in der
-darauffolgende» 14 jährigen Periode die jährliche Zunahme im
Durchschnitt 7 v. H. betragen har.
Zu Besorgnissen für die Zukunft dürfte somit kaum Veranlassung
vorliegen, vielmehr berechtigt der bedeutende Zuwachs von Kon
sumenten (vergl. LI 5) zu der Erwartung, daß der Gasabsap
unter normalen Witterungsverhältnissen wieder die frühere Steige
rnng erfahren wird.
Von der Mehrabgabc entfallen 2 849 503 cbm aus bezahltes Gas,
1578581 cbm aus die Straßenbeleuchtung und 48 805 cbm auf
den Selbstverbrauch im Bereiche der eigenen Verwaltung.; das
nicht zur Berechnung gekommene Gas ist gegen das Vorjahr um
66 089 cbm gefalle».
Der Borortskonsum ist um 2 060 949 cbm oder um 11,2 (15,s)
v. H. gestiegen, im Weichbilde Berlins betrug die Steigerung des
zur Anrechnung gekommenen Gases (Tabelle 1 Spalte 7 bzw. 5)
837 359 cbm oder 0,3 (4,s) v. H.
Die Marimalabgabe am 22. Dezember 1911 hat 1357 500 cbm,
d. h. 30 000 cbm oder 2,3 (3,9) v. H. mehr gegen den Maximaltag
des Vorjahres betragen. Das Verhältnis des Maximalkonsums
zum .Jahreskonsum verhielt sich wie 1:220 (222,i).
5. G a s m e s s e r.
Die Zahl der im Betriebe befindlichen Gasmesser hat sich im
Berichtsjahre um 11199 (im Vorjahre 14 435) gewöhnliche und
um 31 508 <17 206, Münzgasmesser vermehrt.
Am 31. März 1912 waren (einschließlich der 765 Eigentums
gasmeffer 283 035 gewöhnliche und 95125 Münzgasmesser, zu
sammen 378160 Gasmesser im Betriebe. Die Zahl der Eigentums
gasmesser ist um 8. zurückgegangen.
Die Zahl der Gasmotoren hat sich infolge des Mitbewerbes
der elektrischen Kraftmaschinen weiter um 79 verringert. Die Ge
samtleistung der ausgestellten Gasmotoren hat eine Abnahme von
1237V2 Pferdekräften erfahren.
Am 31. März 1912 waren 343 Motoren mit nominell 5350
Pferdestärken im Betrieb.
Die Durchschnittsleistung des einzelnen Gasmotors ist gegen
das Vorjahr von 15,« auf 15,5« Pferdestärken gefallen.
6. Gasrevierinspektionen.
Infolge der starken Bautätigkeit und der Vermehrung der Kon
sumentenzahl in dem von uns mit Gas versorgten Vorort Reinicken
dorf hat eine besondere Revierinspeklion, die 38 te, in diesem Qrte
eingerichtet werden müssen. Die Eröffnung erfolgte am 26. Juni 1911.
' Aus den gleichen Gründen wird die Einrichtung mehrerer In
spektionen im Nordwesten, und Norden Berlins für das nächste Jahr
notwendig werden.
Die von den 38 Revierinspektionen eingezogenen Geldbeträge
belaufen sich auf 7 703 939,9» M.
Am Ende des Berichtsjahres betrugen die Endsummen der
in den Revierinspektionen geffihrten .Hauptkassenbücher:
Einnahme 8 646 731,e; M,
Ausgabe 8 632 373,7« -
demnach am 31. März 1912 Bestand 14 357,« M.
Während des Berichtsjahres wurden erledigt:
145 672 kleine Reparaturen,
37 726 Gasmesserumtausche,
47 418 Umzüge,
117 398 Eröffnungen und Absperrungen,
97 874 Gasmesserausstellungen (gewöhnliche u. Automaten,
55 167 Gasmesserabnahmcn (desgl. >.
Die Revierinspektionen haben ferner 836 Neubauten einge
richtet; 46 Neubauten waren am Schlüsse des Berichtsjahres noch
in der Ausführung begriffen.
Am Ende des Berichtsjahres waren in den Revierinspektionen
außer 78 Beamten (38 Revierleitern und 40 Technikern), 301 Schreiber
und Hilfsschreiber, 45 Hilfsschreiberinnen und 1430 Arbeiter be
schäftigt, gegen 79 Beamte, 279 Schreiber und 1142 Arbeiter
im Vorjahr.
Als Ersah für abgegangene oder zur Entlassung gekommene
Hilfsschreiber wurden im letzten Quartal versuchsweise Schreibcrinnen
eingestellt.
Außerdem waren noch 2 besonders vorgebildete Vortragsdamen
i» den im letzten Vierteljahr des Berichtsjahres eingerichteten Pro-
pagandavorträgen über die Verwertung des Gases im Haushalt tätig.
Solche Vorträge sollen im Etatsjahr 1912 noch zahlreicher ge
halten werden, da sich ergeben hat, daß sie geeignet sind, das große
Publikum über die Annehmlichkeiten und Vorzüge des Gases aufzu
klären.
An die Schreiber, Schreiberinnen, Rohrleger und Arbeiter wurden
Löhne gezahlt im Jahre:
1911 2 454 901,2« M,
1910 2 000 097,83 -
1911 454 803,43 M mehr als im Vorjahre.
Tie Menge des durch Gasmesser abgegebenen Gases bat betragen:
1911 258 443 374'cbm,
1910 256 189 246 -
1911 2 254 128 cbm mehr als im Vorjahre
Bei 378160 Gasmessern entfallen somit aus einen Gasmesser
rund 684 cbm Verbrauch.
Münzgasmesseranlagrn sind im Berichtsjahre 53 594 einge
richtet worden.
In dieser Zahl sind enthalten:
1. Neueröffnungen bereits vorhandener, aber außer Benutzung
gekommener Anlagen,
2. Umzüge,
3. Späterer Ersatz der Automatanlagen durch gewöhnliche Gas
messer,
4. Die wirkliche Vermehrung (31 508 Stück 1.
Die Kosten für diese Anlagen betrugen 4967 830,3» ,% oder für
eine Anlage 92,«» .ff.
Werden hiervon die von den Antragstellern gezahlten Beitrüge
mit 32 808,25 - ff und der Erlös aus den angekauften Leitungen
im Betrage von 17 848,44 M abgerechnet, so betragen die von
den Gaswerken zu tragenden Einrichtungskosten 4 917 173,«x As oder
für eine Anlage 91,75 .M gegen 102,53 ,ff im Vorjahre.
Die durchschnittlichen Einrichtungskosten einer Anlage haben
sich demnach um 10,7« M verringert.
Dies ist darauf zurückzuführen, daß die Preise für das Röhren
material herabgesetzt wurden und die Beleuchtungsgegenstände zu
niedrigere» Preisen beschafft werden konnten.
Die Ausbreitung des Gasverbrauchs durcki Müuzgasinesscr in
den kleinen Wohnungen hat auch in diesem Jahre wieder wesent
lich zugenommen. Dadurch ist der schon im Vorjahr bemerkte Rück
gang des jährlichen Durchschnittsverbrauchs noch mehr in Erschei
nung getreten.
.Es sind durch einen Münzgasmesser durchschnittlich 372 cbm
Gas geliefert worden gegen 425 cbm im Vorjahre. Der monatliche
Durchschnitt stellt sich demnach auf 31 cbm gegen 35,4 cbm im
Vorjahre.
De» Höchstverbrauch hat eine Anlage im 2. Revier im Dezember
1911 mit 635 cbm erreicht.
Die Gesamtabgabe durch Münzgasmesser hat 28 059 623 cbm
gegen 22 302 294 cbm im Vorjahre betrage».
7. D i e A u s b e u t e a n N e b e n p r 0 d u k t e n.
re) Der Gewinn an Koksmasse (Koks, Breeze, Asche hat ein
schließlich eines bei Räumung von Kokslagern in Anstalt II und
VI ermittelten Uebermaßes 546 056 (568954) t, das sind 71,9
(71) v. H. der vergasten Kohlen, betragen. Zuzüglich des am 1. April
1911 vorhandenen Lagerbestandes von 114 910,so? t und Zier aus
den Feuerungen zurückgewonnenen Koksmasse von 27 871,»»»
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