Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjahr 1911.
M 2.
Wericht 6cr stäötifchen Kunstöeputation.
Im Laufe des Berichtsjahres hat die Deputation ein Mit
glied durch den Tod verloren: Am 20. Februar 1912 ist der
Stadtverordnete August Mentel, welcher der Deputation seit
ihrer Begründung angehört hatte, gestorben.
Außerdem ist der Stadtverordnete F ö r st e r als Mitglied der
Deputation ausgeschieden. Tie Stadtverordnetenversammlung hat den
Stadtverordneten D u p o n t an seiner Stelle in die Deputation
gewählt. Seine Einführung erfolgte in der Sitzung vom 17. Februar
1912. Für den Stadtverordneten Mentel ist der Stadtverordnete
vr. Hellwig in die Deputation eingetreten.
1. Ausschmückung des Ein gang esKum Friedrichs Hain
am KöniLstor (Märchenbrunnen).
Die im Vorjahre in Angriff genommenen Werksteinvcrsctzarbeiten
an den beiden Torbauten und am Arkadenrundbau sind vollendet
worden. Auch die Werksteinbossen für 4 große Hermen an den
seitlichen Zugängen zur Brunnenanlage wurden angeliefert und ver
setzt. Gegen den Schluß des Berichtsjahres >var auch die künst
lerische Ausarbeitung dieser Hermen nahezu fertiggestellt.
Im Herbst des Berichtsjahres begann die Bodenbewegung für
die Umgestaltung der gärtnerischen Anlagen in der Umgebung des
Brunnens, die, soweit die Witterung es zuließ, den Winter hindurch
fortgesetzt worden ist. — Im Frühjahr 1912 konnten dann die
umfangreichen Neupslanzungen vorgenommen werden. Ebenso wurden
nebenher die Sprengleitungen für die Gartenanlagen verlegt.
Inzwischen ist die Befestigung der Wege um die Brunnenanlage
und auf den neuangelegten 2 Spielplätzen in Angriff genommen und
nahezu vollendet worden. Auch wurde mittlerweile die Werkstein
einfassung des großen Brunnenbeckens aufgebaut, schließlich ist im
Berichtsjahr auch mit dem Einbau der sehr umfangreichen Druck
wasferrundlaufleitung für den Brunnenbetrieb begonnen worden. Tic
Aufstellung des unterirdischen Pumpwerks wird demnächst in Angriff
genommen werden.
2. Zierbrunnen auf demPappelplatz.
Nachdem der Bildhauer W c n ck die Modelle für den Brunnen
fertiggestellt hatte, und damit die Abmessungen der einzelnen Teile
der Anlage feststanden, konnten im Februar 1912 die Erd- und
Fundierungsarbeitcn in Angriff genommen werden. Sie wurden
am Ende des Berichtsjahres vollendet. Inzwischen sind die Werk
steine der Stusenanlagen und des Brunnenaufbanes versetzt worden.
Auch die Wasserzuflußleitnngcn für das Brunnenspiel wurden verlegt.
Tic gärtnerifchen Arbeiten der Umgebung sind bereits hergerichtet.
3. Wahrzeichen der Stadt Berlin für die große
Halle des Stadthauses.
Wie im Bericht über das Vorjahr in Aussicht genommen war,
wurde das Bildwerk im Spätsommer 1911 an seinem Bestimmungsort
ansgestellt. Es ist bei der Einweihung des Stadthauses im Oktober
1911 der Öffentlichkeit übergeben worden.
4. Preisausschreiben für Monumentalmalerei.
Tie Deputation hatte gegen Ende des Vorjahres beschlossen,
den aus dem Wettbewerb für die Ausmalung der Aula des König-
städtischcn Gymnasiums mit dem I. Preise hervorgegangcnen Entwurf
des Professors K. K ö p p i n g nach Zustimmung der Gemeinde
behörden zur Ausführung zu bringen. Diese Zustimmung ist in
zwischen ausgesprochen worden. Zur Zeit werden noch Verhand
lungen mit dem Künstler über die Ausführung seines Entwurfes
gepflogen.
5. Preisausschreiben für eine Plakette zur Ver
wendung für Ehrenpreise der Stadt Berlin.
Das Ergebnis des Wettbewerbs ist im vorjährigen Bericht
niedergelegt worden. Außer den verteilten Preisen und den ehrenden
Erwähnungen hatte die Deputation noch die Entwürfe mit den
Kennzeichen AP und XP — Verfasser Friedrich und Otto
Pöhlmann in Nürnberg — erworben. Der Magistrat hat hiernach
den Bildhauer Adolf Amberg, den einen der beiden ersten
Preisträger, beauftragt, seinen Entwurf für die Ausführung in
Silber auszuarbeiten. Dies ist geschehen. Die ersten Silberplaketten
sind inzwischen fertiggestellt worden.
6. Beschaffung von Gobelins.
Die im Vorjahre von 4 Kunstmalern eingeholten Entwürfe
der Kartons für die Gobelins waren gegen 'Anfang des Berichts
jahres eingegangen. Die Beurteilung der Entwürfe durch die Kunst-
deputarion hat jedoch zu einem abschließenden Ergebnis noch nicht
geführt, vielmehr ist einer der Wettbewerber, nämlich der Maler
Professor Max Koch, ersucht worden, einen neuen Entwurf zu
fertigen, der sich der Gobclintechnik noch enger anschließt.
Gruppe „Mutter, ihr Kind unterrichtend", von
Calandrelli.
Es war beabsichtigt, das vor längerer Zeit von der Depu
tation erworbene Gipsmodell der Gruppe in Bronze gießen und auf
einem Werkstcinsockel im Garten des in der Erweiterung begriffenen
Kaiser und Kaiserin Friedrich-Kinderkrankenhauses aufzustellen. Mit
dem Fortschreiten der Bauarbeiten in diesem Krankenhaus kann diesem
Vorhaben nunmehr Folge gegeben werden. Der Bronzeguß des
Bildwerkes ist vollendet. Seine Aufstellung in den Gartenanlagen der
Anstalt soll demnächst erfolgen.
8. Städtische Ehrenpreise für die Große Berliner
Kunstausstellung und für die Ausstellung der Ber
liner Sezession.
'Tic TeMtation hatte für das Berichtsjahr beschlossen, >vie
im Vorjahre der Großen Berliner Kunstausstellung 12 000 M und
der Berliner Sezession für deren Ausstellung 6000 M zur Ver
fügung zu stellen. Diese Beträge sollten jedoch nach Wahl der
Deputation für Ehrenpreise von nicht unter 3000 M oder zum
ehrenden Ankauf ausgestellter Kunstrverke verwendet werden. Auf
der Großen Berliner Kunstausstellung wurden hiernach die Gemälde
„Legende" von Herbert Arnold und „Alt Berlin" von L v u i s
L e j e u n e zum Preise von je 3000 M angekauft, während den Kunst
malern Ernst Pfannschmidt in Anerkennung seines Gemäldes