Verwaltungsbericht
der
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjahr 1911.
M 13.
Wericht 6cr Deputation für Statistik.
Mit dem 1. Februar 1912 kamen die von den Polizeirevieren
seit langen Jahren gelieferten Listen der Zu- sowie der Fortgezogenen
in Fortfall. Zum Ersatz gelang es, Vorkehrung dahin zu treffen,
daß die Originalmeldungen selbst von den Polizeihanptmannschaften
unmittelbar dem Statistischen Amt zugestellt werden, das sie nach
erfolgter Bearbeitung, meist schon nach Verlauf weniger Stunden,
an das Wahlbureau weiter zu leiten hat. Was die Bearbeitung
anlangt, so war sie nunmehr den völlig veränderten Verhältnissen
entsprechend in durchgreifender Weise umzugestalten. Wurden bisher
die demographischen Merkmale der Zu- wie der Fortziehenden der
Bearbeitung unterworfen, so erfolgt diese nunmehr nach den ob
jektiven Merkmalen der Wanderungsvorgänge, wobei insbesondere
der Bevölkerungsaustausch zwischen Berlin und den Vororten Be
rücksichtigung findet. Die Bearbeitung geschieht ferner in der durch
das Vorliegen hauswirtschastlicher Selbständigkeit bestimmten Glie
derung. Es steht zu hoffen, daß mit dieser neueren Behandlung
der Wanderungsstatistik bei längerer Fortdauer wichtige Materialien
für die Erkenntnis der Wanderungsverhältnisse sowie über ihren
Einfluß auf den Wohnungskonsum werden gewonnen werden. Die
Ergebnisse sind erstmals für den Januar 1912 in den Monats
berichten des Statistischen Amtes mitgeteilt, und zwar in der Glie
derung nach 20 im einzelnen unterschiedenen Vororten, und ferner
insofern nach der Zugehörigkeit zum engeren^ Familienkreise, als
die Dienstboten und die die Abmieter mit umfassenden „sonstigen"
Haushaltungsgenossen besonders herausgehoben werden.
Die Bearbeitung der Volkszählung vom 1. Dezember 1910
nahm ihren Fortgang. Dem Königlichen Statistischen Landesamt
wurden die für die staatliche Statistik bestimmten Uebersichten über
die Zusammensetzung der Haushaltungen, über die Bevölkerung nach
dem Religionsbekenntnis, der Staatsangehörigkeit, der Muttersprache,
nach dem Alter, ferner über die Anstalten, deren Personal u. a. m.
geliefert. Zugleich wurden die Materialien der mit der Volkszäh
lung verbundenen Wohnungserhebungen und der Grundslücksaus-
nahme für Berlin sowie für zahlreiche größere Vororte den not
wendigen Prüfungsarbeiten unterzogen. Weiter wurden die für die
in Aussicht genommene Verwendung der elektrischen Zählmaschine
erforderlichen Vorarbeiten begonnen. Das bei der Volkszählung be
schäftigte Hilfspersonal stellte sich bei Beginn des Berichtsjahres
auf 41 männliche und 129 weibliche, zusammen 170 Personen.
Der Höchstbestand war Anfang Juni mit 246 erreicht; am Ende
des Berichtsjahres stellte sich die Ziffer noch auf 93.
Am 8. Februar waren 50 Jahre vergangen, seit bei der städti
schen Verwaltung ein zunächst provisorisches statistisches Amt er
richtet wurde, zu welchem die erste Anregung schon durch einen vom
9. Oktober 1856 datierten Antrag des damaligen Vorsitzenden der
Armendirektion, des Bürgermeisters N a u n y n, gegeben worden
war. Aus diesem Anlaß wurde eine vom Direktor des Statistischen
Amtes verfaßte Denkschrift herausgegeben, welche die Arbeiten und
Leistungen des Amtes in kurzem Abriß zur Darstellung brachte.
Beigegeben waren der Festschrift u. a. eine vom wissenschaftlichen
Assistenten Ür. Moritz verfaßte Darstellung über die Entwicklung
der Amtsbibliothek, ferner eine Bibliographie der bisherigen Ver
öffentlichungen des Statistischen Amtes, endlich ein vom damaligen
Volontär vr. Ergänz angefertigtes Verzeichnis der vom Statisti
schen Amt für zahlreiche Ausstellungen des In- und Auslandes
hergestellten graphischen Tafeln.
Von den sonstigen Veröffentlichungen seien die über die Arbeiter
krankenversicherung im Jahre 1910 sowie über die Bevölkerungs
vorgänge im gleichen Jahre genannt.
Ilm 1. Dezember 1911 fand in gleicher Art wie im Vorjahre
eine Viehzählung statt, deren Organisation gleichfalls in der bis
herigen Weise erfolgte.
Berlin, den 26. Oktober 1912.
Deputation für Statistik.
Straßmann.