V er waltimgsbericlit
des
Magistrats zu Berlin
für das Etatsjahr 1910.
1 46.
Bericht über die Verwaltung der Feuerwehr,
In dem Berichtsjahre, am 22. März, konnte die Berliner Feuer
wehr auf ein 60 jähriges Bestehen zurückblicken. Ein aus diesem Anlaß
herausgegebener Nachtrag zur Geschichte der Berliner Feuerwehr für
die letzten 10 Jahre enthält auch die wichtigeren Ereignisse der vor
liegenden Berichtsperiode! Nachfolgend sollen daher, außer den üblichen
statistischen Angaben, nur die Neuerungen und Versuche mitgeteilt
werden, die in jener Schrift nicht oder nicht ausführlich berücksichtigt
werden konnten.
Der Autopark der Berliner Feuerwehr.
Der Autopark, der um 14 Fahrzeuge vermehrt wurde, besteht
gegenwärtig aus 38 Fahrzeugen, und zwar:
6 elektrisch betriebenen Löschzügen zu je 4 Fahr
zeugen 24
Benzinmotorstabswagen für den Branddirektor . . 2
Benzinmotoroffizierwagen 9
Benzinmotorwagen mit Rundlaufpumpe 1
Benzinmotorgerätewagen 1
Elektrisch betriebener Übungswagen 1
Zusammen 38 Fahrzeuge.
Der Automobil betrieb hat sich auch weiter ausgezeichnet bewährt.
Der Pferdepark besteht zur Zeit noch aus 118 Pferden; er würde,
wenn Kraftfahrzeuge nicht zur Einführung gelangt wären, 174 betragen,
was einen Unterschied von 56 Pferden ergibt.
Benzinuiotorwngeii mit Kundlaiifpuuipe.
Die Versuche mit der in ein Daimler Benzinchassis eingebauten
Rundlaufpumpe sind fortgesetzt worden.
Die Pumpe hat 98 Mal aus Brunnen und Zisternen trocken, d. h.
ohne besondere Füllung der Saugeleitung oder Anwendung von Evakuier
vorrichtungen angesaugt. Außerdem bot sich wiederholt Gelegenheit,
die Pumpe im Dauerbetrieb arbeiten zu lassen. Bei der Überschwemmung
am 1. August 1910 hat sie 28 Stunden ohne Unterbrechung schmutziges
Wasser aus dem Keller der Germaniabrauerei, Frankfurter Allee 53,
gesaugt.
Bei dem großen Brande der Benzintanks in Rummelsburg, vom
28. November bis 3. Dezember 1910, hat die Pumpe 85 Stunden ohne
jede Störung gearbeitet. Die Saugeleitung hatte eine Länge von 3 m
in der Vertikalen und von 2,5 m in der Horizontalen. Die Länge der
Druckleitung betrug 500 in. Der Druck wurde fast ständig auf 8 Atm.
gehalten.
Bei einer später vorgenommenen Revision der Schieber zeigte sic
trotz einer Arbeitszeit von 85 Stunden, keine Abnutzung an ihnen.
Das von der Daimler-Motorengesellschaft in Marienfelde bei Berlin
zu Probezwecken kostenlos zur Verfügung gestellte Fahrzeug wurde
angekauft. Es soll, nach Vornahme einiger Änderungen an der Karosserie,
in den Betrieb eingestellt und unter normalen Verhältnissen erprobt
werden. Wenn sich das Fahrzeug weiter gut bewähren sollte, würden
eventuell später die zweiten Dampfspritzenzüge der Kompagnien durch
derartige Wagen zu ersetzen sein.
Bemerkenswert ist noch eine an der Rundlaufpumpe vorgenommene
Konstruktionsänderung. Bei der alten Konstruktion, der eigentlichen
Pittierpumpe, wurden nur die Räume zwischen den Stirnflächen des
Rotationskörpers und den kurvenförmigen Innenseiten der Lagerdeckel
als Arbeitsräume benutzt. Bei der neuen Konstruktion, die von der
Rundlaufpumpen - Aktiengesellschaft als „R. A. G.-Pumpe“ bezeichnet
wird, ist der Rotationskörper mit kreisförmigen Nuten versehen. Die
Nuten dienen, wie die Seitenwände der Pittierpumpe, als Arbeitsräume.
Hierdurch kann die Leistung der Pumpe ganz wesentlich erhöht werden.
Die Wirkungsweise der R. A. G.-Pumpe ist folgende;
In die oben erwähnten kreisförmige Nuten sind am Gehäuse be
festigte Widerlager eingepaßt. Die Schieber die bei der Pittierpumpe
durch die kurvenförmigen Lagerdeckel gesteuert werden, sind mit Schlitzen
versehen, um das Passieren der Widerlager zu ermöglichen. Zu beiden
Seiten der Widerlager befinden sich im Pumpengehäuse entsprechende
Schlitze, die als Saug- und Drucköffnungen dienen. Bewegt sich der
Rotationskörper, so tritt auf der einen Seite der Widerlager eine Ver
größerung und auf der anderen Seite eine Verkleinerung der Arbeits
räume, entsprechend der Saug- und Druckwirkung einer doppeltwirkenden
Kolbenpumpe, ein.
Durch die beschriebene Konstruktionsänderung ergeben sich
folgende 3 ganz wesentliche Vorteile:
1. Die Leistung der Pumpe ist, bei Zugrundelegung gleichen Ge
wichtes und gleicher Abmessungen ganz bedeutend erhöht worden
gegenüber der alten Pittler’schen Konstruktion.
2. Die Abdichtung der in den Nuten des Rotationskörpers liegenden
Arbeitsräume ist von einer eventuellen Abnutzung der Schieber
enden ganz unabhängig.
3 Die Dichtung erfolgt nicht mehr, wie früher, durch schmale,
sondern durch große, breite Flächen, wie z. B. bei Schiebern einer
Dampfmaschine.
In neuester Zeit hat man auf die Kurven ganz verzichtet und ein
an einer Seite gelegenes Organ zur Steuerung der Schieber angebracht.
Außerdem ist eine Vorrichtung zur Aufhebung der Schieberzentrifugal
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