Nr. 16. Waisenpflege.
I
Die im Berichtsjahre ausgeschiedenen Kinder, hatten jvir während
ihrer Pslegezeit in die Kostpflege (Familie oder private Anstalt)
ausgegeben:
Zahl der Kinder
mit <L
in Berlin
stellen
auswärts
1 mal
2116
980
1136
2 -
477
443
511
3 -
152
211
245
4 -
42
79
89
5 -
21
49
56
6 -
2
5
7
ohne Angabe
11
—
zufammmen
2 821
1 767
2 044
Dagegen sind nur in der
3 811 Stellen.
Pflege einer unserer An-
stalten gewesen ....
977
Summe
3 798
Etwa 34 aller Kinder (2116: 2 821) hatten die Kostpflege
stelle also nicht gewechselt.
Von den 2 821 ausgeschiedenen Kindern hatten wir erstmalig
in der Kostpslege untergebracht im Jahre:
1.
April 1910/11 .
... 1165,
1.
April 1901/02 ....
28,
1.
-
1909/10 .
. . . 779,
1.
- 1900/01 ....
21,
1.
-
1908/09 .
. . . 270,
1.
- 1899/1900 . . .
12,
1.
-
1907/08 .
. . . 159,
1.
- 1898/99 ....
13,
1.
-
1906/07 .
. . . 143,
1.
- 1897/98 ....
16,
1.
-
1905/06 .
... 63,
1.
- 1896/97
10,
1.
-
1904/05 .
. . . 57,
1.
- 1895/96 ....
4,
1.
-
1903/04 .
. . . 46,
ohne Angabe
4,
1.
-
1902/03 .
... 31,
7. Verbleib der entlaffenen^Kinder.
Von den 3 268 Kindern sind entlassen:
zu den Eltern uud sonstigen Verwandten
einen Dienst . . .
zum Vormund ....
in Fürsorgeerziehung .
entlaufen
anderweit untergebracht
ohne Angabe ....
Davon Kinder
unter 1 Jahr
. 2 339
338
151
68
406
40
. 184
—
111
—
13
3
22
—
10
—
32
5
ne 3 268
454
8. Sterblichkeit.
Es sind von all unseren Waisenkindern verstorben:
in der
Kostpflege
in
Anstalten
zusammen
im 1. Lebensjahre
48
289
337
# 2 --
26
96
122
-> 3.—6. -
17
41
58
- 7—15. - '
5
8
13
Summe
96
434
530
Von den 96 in der Kostpslege verstorbenen Kindern waren 31
in Berlin untergebracht, 65 außerhalb. Die 434 Todesfälle in
den Anstalten verteilen sich auf:
Kinderasyl Kürassierstraße niit 45 Kindern,
Waisenhaus Rummelsburg mit 149 -
- Alte Jakobstraße mit ... . 128
verschiedene Krankenhäuser mit 63
andere Pflegeanstalten mit ...... . 49 -
Bei der geringeren Zahl der Todesfälle in der Berliner Kost
pflege gegenüber derjenigen in der auswärtigen ist zu berücksichtigen,
daß die hiesigen Pflegemütter die Waisenkinder bei drohendem Ab
leben zum letzten Versuch vielfach noch in das Waisenhaus zurück
bringen.
9. Fickerschr Pflegestelle».
Mit den Mitteln der Fickerschen Stiftung sind wir in der
Lage, für besonders gute Familienpslegestellen einen Zuschuß von
12 M monatlich zu dem Kostgelde zu gewähren. Die Ausnahme
in die Stiftung ist beschränkt auf Kinder unter 6 Jahren, die ganz
verwaist oder doch mutterlos sind. Da nach den testamentarischen
Bestimmungen des Fräulein Ficker eine Aufseherin diese Kinder
besonders beaufsichtigen und sie monatlich wenigstens einmal be
suchen soll, ist es nur möglich, für Kinder, die in Berlin oder den
Vororten untergebracht sind, diesen Zuschuß zu bewilligen. Am
1. April 1910 erhielten 9 Pflegemütter den Zuschuß; es schied
im Laufe des Jahres 1 Kind aus und es traten 3 neu hinzu,
so daß am 1. April 1911 an 11 Pflegemütter der Zuschuß zum Kost
gelde gezahlt wurde. Die Aufseherin erhielt eine Entschädigung von
150 M jährlich, ebenfalls auf Grund testamentarischer Bestimmung.
10. Beschäftigung.
JSie größeren Mädchen des Waisenhauses wurden außerhalb
der Schulzeit mit Haus- und Handarbeiten beschäftigt. Die größeren
Knaben wurden unter Anleitung des Lehrers in allerlei Hand
fertigkeiten unterwiesen.
II. Gesundheitspflege.
Aerztltcher Bericht des Professors Or. Fin k e l st e i ».
Waisenhaus, Berlin.
Die Zahlen in Klammern beziehen stch auf das vorige Etatsjahr. (1909)
a) Säuglingsabteilung.
Zu Beginn des Berichtsjahres 1910 wurde die Säuglings
abteilung in ihrem jetzigen Umfang in Betrieb genommen. Am
1. April 1910 betrug der Bestand 138 Säuglinge, am 31. März
1911 befanden sich 160 Säuglinge in der Abteilung.
Im Laufe des Berichtsjahres wurden im ganzen 2552 Kinder
ausgenommen. Von diesen insgesamt 2690 Kindern schieden während
des Jahres 2530 aus, nämlich: 1339 wurden in Außenpflege ge
geben, davon 364 in Rekonvaleszentenpflege, 353 wurden der
Rummelsburger Säuglingsabteilung, 281 dem Kindcrasyl über
wiesen, 367 wurden der Heimatbehörde oder den Eltern über
geben, 67 wurden in Krankenhäuser verlegt, 123 sind im Haufe
gestorben. Es befanden sich demnach am 1. April 1911 160 Kinder
in Anstaltspflege.
Aufnahmeziffer, Entlassungsziffer und durchschnittliche Beleg
zahl gehen aus folgender Tabelle hervor.
Monat
Auf
genommen
Entlassen
einschl.
Gestorbene
Gestorben
Durchschnittliche
tägliche Belegzahl
(ohne die Ammen-
kinder)
April 1910
221
244
13
131
Mai
238
226 .
17
136
Juni -
214
202
11
156
Juli
215
232
13
127
August -
222
204
5
130
Septemb. -
186
189
6
122
Oktober -
202
199
14
138
Novemb. -
206
210
7
122
Dezemb. -
198
208
10
122
Januarjl911
203
190
10
118
Februar -
201
195
7
134
März -
247
231
10
143
Summe
2 552
2 530
123
Durchschnitt
213
211
10
131
Bei der Aufnahme und während des Aufenthalts im Hause
wurden folgende häufigere Erkrankungen festgestellt.
Akute Ernährungsstörung. . 121
Chronische Ernährungsstörung 244
Gelbsucht 70
Mundentzündung 27
Rachenkatarrh 34
Schnupfen 53
Bronchialkatarrh 73
Lungenentzündung • . . . . 64
Krämpfe 65
Blasenentzündung 62
Ekzem 54
Wundsein ........ 77
Pemphigus 33
Skrofulus 28
Nabeleiterung 48
Nabelbruch 33
Mittelohrentzündung ... 74
Einfache Bindehautkrankheit. 53
Englische Krankheit .... 122
Neigung zu Krämpfen ... 92
Exsudative Diathese .... 56
Allgemeine Schwäche . . . 314
Frühgeburten .61
Angeborne Syphilis .... 32
Windpocken 68
Sepsis 11
Diphtherie 52
Stridor inspiratoris .... 27
Größere Epidemien sind nicht vorgekommen. Die im letzten
Winter in Berlin herrschende Diphtherceepidemie blieb nicht ohne