Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjahr 1910.
M 13
WerichL 6er AepuLaLion für Statistik.
Tätigkeit unterblieb zu Gunsten der Verwendung von Hilfskräften des
Statistischen Amts mit dem Erfolg einer nicht unwesentlichen Ver
minderung der bisher für diesen Teil der Organisation aufgewandten
Kosten. Die Prüfung der Zählmaterialien durch die Polizeireviere,
welche früher die Regel war, unterblieb, womit vielfachen Wünschen
des Publikums entsprochen wurde. Die Gewinnung der erforderlichen
rund 27 200 Zähler erfolgte unter dem Einfluß der für diesen Zweck
getroffenen besonderen Maßnahmen ohne Schwierigkeiten, lvie ein
Gleiches auch bezüglich der Beschaffung der rund 3 400 Zählkommissare
gilt. Unter den Zählern befanden sich 1310 städtische Lehrer,
740 sonstige städtische und 2 025 Reichs- und Staatsbeamte, unter
den Zählkommissaren außer 299 Reichs- und Staatsbeamten
580 städtische Lehrer und 205 sonstige städtische Beamte. Mit der
Volkszählung war wie bei den früheren Erhebungen dieser Art eine
Aufnahme der Wohnungsverhältnisse verbunden unter Anwendung
eines die vollständigere Erfassung des Wohnungsinhalts mehr ver
bürgenden Formulars. Auch bei der am 15. Oktober 1910 erfolgten,
teilweise auch der Vorbereitung für die Volkszählung selbst dienenden
Grundstücksaufnahme griff eine wesentliche Reform des Erhebungs
verfahrens Platz. Eine die frühere Beteiligung übersteigende Zahl
von Vororten schloß sich den diesseitigen Erhebungen über die Be
völkerung, Wohnungen und Grundstücke an.
Die am 1. Dezember 1910 gleichfalls vorgenommene staatliche
Viehzählung erfolgte in gleicher Art wie früher.
Am 1. Januar 1911 schied mit seinem Austritt aus der städtischen
Verwaltung überhaupt Herr Stadtrat Dr. Weigert auch aus der
Deputation für Statistik, deren Vorsitz er mehrere Jahre hindurch in
erfolgreicher Weise geführt hat. An seine Stelle trat Herr Stadlrat
Professor Dr. Preuß in die Deputation ein, deren Vorsitz Herr
Stadtrat Fischbeck übernahm.
Berlin, den 25. Oktober 1911.
Deputation fürs Statistik.
Fischbeck.
Nach Erledigung umfangreicher organisatorischer und technischer
Vorbereitungen ist das 1. Heft der vom Statischen Amt der Stadt
Berlin unter Mitwirkung der Statistischen Aemter von Charlottenburg,
Schöneberg, Wilmersdorf und Rixdorf herausgegebenen Monatsschrift:
„Groß-Berlin Statistische Monatsberichte" im Juli 1910 er
schienen. Regelmäßig werden daselbst die Bevölkerungs-, Arbeits
markts- und Verkehrsverhältnisse von Groß-Berlin behandelt, außerdein
in besonderen Aufsätzen die Statistik des Standes der Bevölkerung,
die Gewerbe-, Wohnungs-, Wohnungsmarkts- Steuerstatistik usw.
mehrfach auch unter Beigabe graphischer Tafeln. Aufnahme, wie
Absatz der neuen Monatsschrift, welche auch durch den Buchhandel zu
beziehen ist, entsprachen durchaus der Erwartung.
Auf der Städtebauausstellung Berlin 19l0 war das Statistische
Amt durch eine größere Zahl neuartiger graphischer Tafeln vertreten
über die nähere örtliche Verteilung der größeren Gewerbebetriebe
Berlins nach einzelnen Grundstücken, über die Gliederung des
Gewerbes von Berlin und Vororten nach den Hauptgruppen der
Gewerbestatistik, über den Personen- und Wagenverkehr auf einigen
Hauptstraßen, sowie auf dem Potsdamer Platz, über die Wohnungs
und Haushaltungsverhältnisse usw. Ein Teil der Tafeln wurde den
Städtebauausstellungen von Düsseldorf, London und Zürich auf deren
besonderen Wunsch zur Verfügung gestellt. Auch die Hygieneaus
stellung Dresden 1911 wurde vom Statistischen Amt mit mehreren
Tafeln aus den Gebieten der internationalen Bevölkerungs-, sowie
der Säuglings- und Waisenstatistik beschickt. Endlich war das
Statistische Amt auch aus der Weltausstellung Turin 1911 vertreten.
Die Ergebnisse der Volkszählung, sowie der Grundstücks- und
Wohnungsaufnahme von 1905 gelangten nach eingehender sachlicher
und örtlicher Gliederung teilweise in neuartiger Bearbeitung in
zwei umfangreichen Heften zur Veröffentlichung. Von weiteren Ver
öffentlichungen sind die die Bcvölkerungsvorgänge des Jahres 1909, sowie
die Arbeiterkrankenversicherung 1909 behandelnden Hefte zu nennen.
Die Volkszählung vom 1. Dezember 1910 wurde nach einein
in wesentlichen Punkten vereinfachten Organisationsplan durchgeführt.
Die früher übliche Heranziehung von Assistenten in nebenamtlicher
Druck von W. & S. Loewenthal, Berlin.