Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjahr 1910.
M 12.
Wericht über die Werwattung der KLaöLbiMiotheK und öer ltäötischen
WorksbibttotHeken und LefeHcrilen.
1. Kuratorium der Stadtbibliothek.
Am 25. Januar 1911 starb Stadtrat Dr. Muensterberg. An
seine Stelle trat Stadtrat Panofsky.
2. Stadtbibliothck.
Die Benutzung der Stadtbibliothek ist auch im Jahre 1910 wesentlich
stärker gewesen als im vorausgegangenen Jahr.
Nach Hause verliehen wurden:
unmittelbar aus der Stadtbibliothek.... 167 937 Bände,
durch Vermittlung der Volksbibliotheken . . 2 922 -
zusammen 170 859 Bände,
im Jahre 1909 139 212 -
d. i. gegen das Vorjahr mehr rund 22 v. H.
Aus die einzelnen Abteilungen verteilen sich die verliehenen Bände
in folgender Weise: Bände
Geschichte 15 028
Erdkunde 10 025
Literatur 98 040
Kunst 5 700
Rechtswissenschaft . 1782
Staatswissenschaft 1012
Volkswirtschaft und Sozialwissenschaft 1 556
Philosophie 3 704
Mathematik 1 274
Naturwissenschaft und Medizin 6 683
Technik usw 5 277
Handel usw 2 202
Landwirtschaft 809
Friedlaendersche Bibliothek zur Geschichte von 1848 282
Ohne Signatur 17 485
zusammen 170 859.
Die Zahl der im Jahre 1910 ausgestellten Leihkarten betrug 2 668
(1909:2589). Nach ihrem Berufe sind von den neu eingetretenen Ent
leihern :
Beamte 206
Aerzte, Juristen, Redakteure usw 172
Künstler 43
Lehrer 166
Studierende 238
Schüler 369
Militärpersonen 14
Kaufleute 46
kaufmännische Angestellte und Lehrlinge 790
.Handwerker 348
Arbeiter • 87
ohne Beruf 189
zusammen 2 668.
Darunter 606 Frauen.
Auch der Lesesaal ist weit lebhafter besucht worden als bisher.
Besucht haben ihn:
, 92 629 Männer,
4 916 Frauen,
zusammen 97 545 Personen
gegen 80 389 Personen im Jahre 1909.
Tie Zahl der im Lesesaal eingesehenen Bände der Handbibliothek
betrug 55 239 (1909 41 597). Außerdem wurden noch 17 513 Bände
des Büchcrmagazins benutzt (1909:7 934 Bände): hier beträgt die
Steigerung also mehr als 100 v. H.
Seitdem wir im Januar 1911 im Lesesaal eine Garderobe
eingerichtet haben, hat der Betrieb zu keinen Klagen Anlaß gegeben.
Unsre Bemühungen, ein für den Bau eines Hauses für die
Stadtbibliothek geeignetes Grundstückzu einem annehmbaren Preise
zu finden, sind leider auch im verflossenen Jahre erfolglos geblieben. Wir
hatten geglaubt, den Gemeindebehörden vorschlagen zu können, einen dem
Stadthause gegenüberliegenden Gebäudekomplex an der Parochialstraßc
zu erwerben, um auf diesem Terrain das Bibliotheksgebäude auszuführen,
aber dieser Plan ist an den außergewöhnlich hohen Forderungen der
Eigentümer gescheitert. ' Auch von andern Projekten haben wir aus
zwingenden Gründen abstehen müssen. Unter diesen Umständen haben
wir dem Magistrat den Vorschlag gemacht, das Haus der Stadtbibliothek
auf denr Jnselspeichergrundstück zu erbauen, sobald es in das städtische
Eigentum übergegangen sein wird. Die Sache drängt zur Entscheidung:
die Räume in der Zimmerstraße sind so eng und dürftig, daß sie dem
steigenden Andrang nicht standhalten. Auch der Raum für die Bücher--
unterbringung ist so knapp, daß wir uns genötigt sehen, einen Teil
die Bücher in den Keller zu schaffen.
Veröffentlicht haben wir eine zweite, vermehrte Auflage des Ver
zeichnisses der im Lesesaal ausliegenden Zeitschriften und Zeitungen.
Die Stadtbibliothek, die am 1. April 1910 einen Bücherbestand
von 106 672 Bänden hatte, vermehrte sich durch Kauf und Schenkungen
um 5 536 Bände (1909 4 379) und hatte am 1. April 1911 einen
Bestand von 112 208 Bänden. Die Nachschlagewerke des Lesesaals
hatten einen Zuwachs von 63 Bänden und bestanden am 1. April 1911
aus 3 917 Bänden.
Verkauft wurden: 212 Katalogbände, 222 720 Qnittungs-
formulare, 4 261 Formulare zu Büchcrbestellungen (Postkarten). An
Mahngeldern gingen 1 291,«5 M ein. Die Gesamteinnahme betrug
2 830 ,M, gegen den Voranschlag mehr 330 M.
3. Lesehallen.
Der Besuch der Lesehallen hat sich ungefähr auf der Höhe des
Jahres 1909 gehalten. Gezählt wurden 141 107 Leser (131053
Männer, 10 054 Frauen). Die geringe Differenz gegenüber dem vorigen
Jahre (144 848 Leser) ist dadurch zu erklären, daß die 2. Lesehalle in
der Ravenestraße wegen baulicher Arbeiten zwei Monate geschlossen war
und daher rund 4 000 Leser weniger als im Jahre 1909 hatte.
Die 1., 4., 5., 6., 10. und 14. Lesehalle haben eine größere Be
sucherzahl als im vorigen Jahre gehabt.
Die Zahl der Nachschlagewerke in den Lesehallen stieg von 10 894
Bänden am 1. April 1910 auf 11148 Bände am 1. April 1911.
Von den Bücher- und Zeitschristenverzeichnissen der 2. und 3. Lese
halle erschienen neue und vermehrte Auflagen.
4. Bolkshibliothekcn.
Die Benutzung der Volksbibliotheken hat wiederum zugenommen.
Verliehen wurden 1 544 581 Bände gegen 1 504 445 Bände im Jahre
1909. Mehr verliehen haben die 7. Volksbibliothek 27 000, die 9. 13 000,
die 17. und 18. je 12 000, die 13. 10 000, die 25. 5 000, die 8. und 16.
je 4 000 Bände. Die 20. Volksbibliothek war wegen Erneuerung
ihrer Räume zwei Monate geschlossen, hat aber in zehn Monaten fast