Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ltatsjahr 1909.
M 47.
WerichL des Kuratoriums der städtischen Zentrute Wuch.
1. Seelsorge.
Die seelsorgerischcn Pflichten für die Insassen der 3. Irrenanstalt
und der Heimstätte in Buch wurden bisher von dem Ortsgcistlichen
in Buch ausgeübt. Nachdem nun aber auch das Hospital eröffnet
worden ist, und der bisherige Geistliche wegen anderweiter amtlicher
Mehrarbeit diese nebenamtliche Tätigkeit ausgegeben hatte, mußte eine
Neuregelung der Seelsorge für die evangelischen Pfleglinge sämtlicher
städtischen Anstalten in Buch erfolgen. Im Einverständnisse mit dem
Königlichen Konsistorium und mit Genehmigung der städtischen Ge
meindebehörden ist vom 1. April 1909 ab ein Anstaltsgeistlicher mit
der Verpflichtung eingestellt worden, in den beiden großen Anstalten
— Irrenanstalt und Hospital — sonntäglich, in der Heimstätte monatlich
einmal Gottesdienst und die damit verbundenen Amtshandlungen aus
zuüben und für gestorbene Pfleglinge die Begräbnisfeier abzuhalten.
Weitere Amtshandlungen, wie Taufen, Trauungen usw. für die An
gestellten und Bediensteten der städtischen Anstalten hat er dagegen nicht
zu vollziehen, so daß die Anstalten als selbständige Parochieen nicht
anzusehen sind.
2. Erweiterungen der Zentrale.
Der seit Frühjahr 1905 in Betrieb befindliche erste Bauteil der
Zentrale reichte infolge Hinzutritts neuer Anstalten und größerer
Produktionstätigkeit der Zentrale nicht mehr aus. Die Anlage be
durfte daher einiger Erweiterungen, welche umfassen:
a) die maschinellen Anlagen zur Erzeugung des elektrischen Licht-
und Kraststromes, einschließlich der Rückkühlanlage und der er-
forderlichen Leitungen,
d) die Warmwafferbercitungsanlage,
c) die Wasserversorgungsanlage,
d) die Waschkücheneinrichtung,
e) die Zentesimalwage und
k) die Abwässerpumpstation in Buch.
Zu a. Der Erweiterung der elektrischen Licht- und Kraftstrom
anlagen wurden die Ermittelungen des städtischen elektrotechnischen
Bureaus zugrunde gelegt. Danach ist der Maximalstrombedarf sür
das Hospital <während der Wintermonate) auf 300 KW. festgestellt
worden. Ein gleicher Bedarf von 300 KW. wird für die projektierte
4. Irrenanstalt in Buch auftreten.
Aus wirtschaftlichen Gründen empfahl es sich, die Erweiterung
der elektrischen Station nicht ausschließlich für den zunächst auftretenden
Bedarf des Hospitals vorzunehmen. Es war vielmehr zur Herab
minderung der Anlagekosten zweckmäßiger, die begleitenden Anlagen
für Rückkühlung usw. von vornherein derartig zu bemessen, daß sie
auch dem erweiterten Bedarf für die 4. Irrenanstalt zu dienen ver
mögen. Dazu kam, daß der landwirtschaftliche Betrieb des Gutsbezirks
Buch versuchsweise mit elektrischer Kraft versehen werden sollte, weil
die einschläglichen landwirtschaftlichen Sachverständigen von dieser
Elektrisierung einen besonders rationellen Betrieb erwarteten.
Die Erweiterung der Zentrale war daher so groß vorgesehen, wie
sie für den Anstaltsbetrieb sein muß, jedoch die neue Maschiuenanlage
gleichzeitig so zu wählen, daß sie imstande ist, die den Kanalisations
werken für die versuchsweise Einführung des elektrischen Betriebes für
landwirtschaftliche Zwecke erforderliche Strommenge zur Verfügung zu
stellen, soweit und solange die Maschine nicht für die Zwecke des An
staltsbetriebes gebraucht wird.
Sollte es sich später erweisen, daß die erwarteten Erfolge für die
Landwirtschaft eintreten, so kann rechtzeitig für die Schaffung einer
endgültigen Stromquelle für diese Zwecke gesorgt werden.
Unter diesen Voraussetzungen wurde die elektrische Station nur
um 300 KW. erweitert und hierfür ein Aggregat vor 300 KW. für
Drehstrom und außerdem ein Gleichstrom - Drehstromumformer vor
gesehen. Hierdurch war cs möglich, durch den Umformer eine volle
Reserve für die Gleichstrom- und Drehstromzentrale zu schaffen und
den sür weiterabliegende landwirtschaftliche oder eigene Betriebe er
forderlichen Drehstrom zu produzieren.
Die erforderlichen Aggregate konnten im vorhandenen Maschinen
hause Aufstellung finden, nur für die Transformatoren und Hoch-
spannungsschaltanlagen mußte eine Erweiterung der Unterkellerungen
vorgenommen werden. Der elektrische Betrieb im Gutsbezirk umfaßt
auch die zu diesem gehörigen Anlagen in Hobrechtsfelde. Die Trace
hierfür wurde von der Kanalisationsverwaltung festgestellt, und zwar
sind die Leitungen von der Zentrale bis jenseits der Berlin—Stettiner
Eisenbahn als Erdkabel, in ihren weiteren Teilen als Freileitungen
an Holzmasten geführt worden. Im Zusammenhang hiermit wurde die
Rückkühlanlage durch Aufstellung eines zweiten Rückkühlturmes erweitert.
Zu b. Für den vollen Warmwafferbedarf des Hospitals war es
notwendig, im Kesselhaus der Zentrale an der dafür bereits vor
gesehenen Stelle einen dritten Warmwasserkeffel aufzustellen, welcher
derart bemessen ist, daß er gleichzeitig eine Reserve sür die bereits in
stallierten zwei Kessel bildet.
Zu c und d. Die Erweiterung der Wasserversorguugsanlage und der
Waschkücheneinrichtung istbereits im Verwaltungsbericht für 1908 erwähnt.
Zu e. Zum Abwiegen der zur Reinigung eingelieferten Wäsche
stücke der Bücher Anstalten und einiger anderer städtischen Heimstätten,
sowie der an die Anstalten in Buch zu liefernden Brennmaterialien
hat sich die Errichtung einer Zentesimalwage als notwendig erwiesen,
sie wurde am 1. April 1909 in Betrieb genommen und dient neben
den vorstehend erwähnten Zwecken jetzt zugleich zur Feststellung des
Gewichts der nach Kündigung des Anschlußgleises seitens der Guts
verwaltung zu befördernden Kohlcnmengcn.
Zu k. Die im Berichtsjahre in Betrieb genommene neue Ab-
Wässerpumpstation in Buch ist in der Hauptsache für die städtischen
Anstalten (Irrenanstalt, Hospital, Heimstätte und Zentrale) bestimmt,
während die Gutsverwaltung nur in geringem Maße beteiligt ist.
Mit Rücksicht darauf, daß die Zentrale die elektrische Betriebskraft für
die Pumpstation zu liefern hat, sie auch am ehesten in der Lage ist,
eine ausreichende Leitung und Beaufsichtigung auszuüben, ist die neue
Anlage in Uebereinstimmung mit der Kanalisationsdeputation der
Zentrale angegliedert worden.
3. Betriebsverwaltung.
A. Wärmeeinheiten.
Für die Lieferung von Dampf zu Heizzwecken usw. sind zuver
lässige Feststellungen bisher nicht möglich gewesen, da geeignete Meß-
apparate erst nach Beendigung der diesjährigen Heizperiode eingebaut
werden konnten.
Die bisherige Berechnungsari, wonach die Kosten im Verhältnis
der Verpflegungstage auf die beteiligten Anstalten verteil! wurden,
bildete aber insofern keinen richtigen Maßstab, als die zu beheizenden
Räume in den einzelnen Anstalten ganz verschieden ausgenutzt werden.
Die Berechnung ist daher für dies Jahr nach dem Verhältnis der beim
Projektieren der Dampfanlagen vom städtischen Hochbauamt für Heiz
anlagen für die einzelnen städtischen Anstalten in Buch vorgesehenen
Wärmeeinheiten aufgestellt worden.
B. Andere Gestaltung der Betriebskostenberechnung.
Im Betriebsjahre sind zum ersten Male die Anlage- und Ver-
waltungskosten den laufenden Betriebskosten hinzugerechnet worden,
und zwar wurden berücksichtigt: