Verwaltungsbericht
des
Magistrats zu Berlin
für
das Ctatsjahr 1909
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Werrcht der städtischen Kunstöeputation.
Die von der Stadtverordnetenversammlung gewählten Bürger-
deputierten Bildhauer Professor Sch aper und Kunstmaler S korb in a
wurden in der Sitzung vom 24. April 1909 als Mitglieder in die
Deputation eingeführt.
Für das verstorbene Deputationsmitglied, den früheren Stadt
verordnetenvorsteher Nr. Langerhans hatte die Stadtverordnetenver
sammlung den Stadtverordneten Justizrat Galland abgeordnet,
welcher in der Sitzung vom 20. November eingeführt worden ist.
1. Ausschmückung des Einganges zum Friedrichshain am
Königstor (Märchenbrunnen).
Die nachgesuchten Genehmigungen für die Anlage der Abfluß-
leitungen und deren Abführung in die Spree sind unter dem
27. September bezw. 2. Dezember des Berichtsjahres von den zu
ständigen Behörden erteilt worden. Auf Ersuchen der Deputation hat
die städtische Kanalisalionsverwaltung die Ausführung der Abfluß-
leitungen bei Eintritt gelinder Witterung Mitte März 1910 in Angriff
genommen und kurz nach Schluß des Berichtsjahres vollendet. Die
Arbeiten an den Modellen für den Brunnenschmuck sind im Laufe des
Jahres in den Werkstätten der damit beauftragten Künstler weiter ge
fördert worden.
2. Ausschmückung des Pappelplatzes.
Die zur Auswahl eines der preisgekrönten Wettbewerbsentwürfe
eingesetzte Subkommission hatte in der Sitzung vom 24. April 1909
den Entwurf des Bildhauers Ernst Wenck mit dem Kennwort
„Handgeld" zur Ausführung empfohlen. Die Deputation stimmte
diesem Vorschlag bei und übertrug dem genannten Künstler die Aus
führung. Diese wird nach dem abgeschlossenen Vertrage etwa
1 Va Jahre in Anspruch nehmen.
3. Wahrzeichen der Stadt Berlin für die große Halle des
Stadthauses.
Die Modelle für das Postament und für den Bären sind nahezu
vollendet. Die Ausführung der Werkstein- und Bronzegußarbeiten
und deren Aufbau an Ort und Stelle ist im Laufe der nächsten
Monate zu erwarten.
4. Gemälde von Professor Leistikow.
Die Deputation hatte im Vorjahre das Gemälde „Seeufer bei
Grünheide" erworben. — Durch eine Stiftung Berliner Kunstfreunde
sind der Stadtgemeinde aus dem Nachlaß des Künstlers außerdem
3 Werke von dessen Hand — märkische Landschaften darstellend —
geschenkt worden.
5. Gemälde von Geißler.
Der Genremaler Wilhelm Geißler hat der Stadtgemeinde
Berlin 3 von ihm gemalte Bilder aus dem Berliner Straßenleben
geschenkweise übereignet. Die Bilder wurden der Rathauskommission
zur Verwendung an geeigneten Stellen überwiesen.
6. Preisausschreiben für Monumentalmalerei.
Die Deputation beschloß in der Sitzung vom 20. November 1909
dem Verein Berliner Künstler für die Ausschreibung eines Jdeenwett-
bewerbs unter den in Groß-Berlin ansässigen Künstlern zur Erlangung
von Entwürfen für die Ausmalung der Aula des Königstädtischen
Gymnasiums in der Elisabethstraße einen Betrag von 7 500 Jt zur
Verfügung zu stellen. Die preisgekrönten Entwürfe sollen in das
Eigentum der Stadtgemeinde Berlin übergehen, welche sich die Be-
stimmnng über die Ausführung eines Entwurfes vorbehält. Die er-
forderlichen Vorarbeiten hierfür find soweit erledigt, daß die Aus-
schreibung demnächst erfolgen wird.
7. Städtische Ehrenpreise für die große Berliner Kunst
ausstellung und für die Ausstellung der Berliner Sezession.
Auf Grund eines Gesuches des Vereins Berliner Künstler beschloß
die Deputation in ihrer Sitzung vom 24. April 1909 für die Große
Berliner Kunstausstellung 1909 vier Ehrenpreife in Höhe von je
3 000 Jt aus dem städtischen Kunstfonds zur Verfügung zu stellen.
In gleicher Weise wurde auf Grund von Anträgen der Großen Ber
liner Kunstausstellung 1910 und der Berliner Sezession in der Sitzung
vom 20. November 1909 der erstgenannten Ausstellung 4 Ehrenpreise
von je 3000 Jt und der Berliner Rezession für das Jahr 1910
— mit Rücksicht auf die geringe Anzahl von Ausstellern — 2 Ehren
preise von je 3 000 Jt bewilligt.
Für die Verteilung dieser Ehrenpreise sind seitens der Deputation
in die Aussiellungskommissionen je 3 Mitglieder abgeordnet worden.
8. Preisausschreiben für eine Plakette zur Verwendung
für Ehrenpreise der Stadt Berlin.
In der Sitzung vom 20. November,1909 beschloß die Deputation,
ein künstlerisches Modell zu beschaffen und für die Herstellung von
Plaketten bereit zu halten, die von der Stadtgemeinde in geeigneten
Fällen — bei Ausstellungen, sportlichen Wettbewerben usw. — als
Ehrenpreise verliehen werden könnten. Zur Erlangung von Entwürfen
hierfür soll zunächst ein Preisausschreiben veranstaltet werden,
dessen Vorbereitungen einer Subkommissiön übertragen wurde. Der
von ihr inzwischen vorgelegte Ausschreibungsentwurf hat die Zu
stimmung der Deputation gefunden. Der Gesamtbetrag der Preise
wurde hierbei auf 8000 Jt festgesetzt.
9. Beschaffung eines Gobelins.
Zur Förderung der heimischen Gobelinweberei hat die Deputation
in der Sitzung vom 20. November 1909 beschloffen, der Berliner
Gobelinmanufaktur W. Ziesch & Co. einen Auftrag zu erteilen. Die
Vorarbeiten hierfür wurden einer Subkommission von 6 Mitgliedern
übertragen.
10. Außerdem beschäftigte die Kunstdeputation auch in diesem
Jahre eine Reihe von Anträgen auf Erwerbung von Kunstwerken,
deren Ablehnung jedoch erfolgte.
Berlin, den 18. August 1910.
Städtische Kunstdeputation.
R e i ck e.
Druck von W. & S. Loewcnthal, Berlin.